Wie alles begann: IWC Cal. 65 Taschenuhr

    • Offizieller Beitrag

    Liebe IWC-Freunde,


    nachdem wir hier ja des öfteren recht lebhaft diskutieren, wie man eine Marke dem Kunden näher bringt und welche Geschichten und Attribute dabei zählen, hier mal die Geschichte, die mich selbst zu IWC brachte. Sie hat ihren Ursprung in einer Zeit, als "cool" noch kalt war - übrigens war auch der Begriff "Marketing" damals noch nicht geläufig.


    Ich hatte ja in der Vintage-Ecke von meinen Ausflügen in den Bereich des Altmetalls berichtet - insofern ist das dann gleich Teil 1 der Sammlungsvorstellung.


    Der Beginn meines Uhren-Interesses erstrahlt nach einer Revision im vergangenen Jahr wieder in neuem Glanz: Die alte IWC Taschenuhr meines U(h)rgroßvaters, eine Lépine Caliber 65 (19/6), die sich nun seit genau 85 Jahren im Familienbesitz befindet. Laut IWC Stammbuchauszug wurde sie 1925 bei Stüwen & Spann in Ulm gekauft - den Laden gibt es wohl heute noch, allerdings mit leicht verändertem Sortiment (Pokale etc.). Die Uhr wurde bis nach dem 2. Weltkrieg von meinem Großvater getragen und hat da einiges erlebt, bis sich Mitte der 50er Jahre während eines Urlaubs in Oberbayern der Sekundenzeiger löste - und der blinde Kurpfuscher von einem "Uhrmacher" bei seinen Reparaturversuchen das Zifferblatt zerstörte (sieht man noch in der Großaufnahme). Die großväterliche Reaktion auf diese grobmotorische Missetat hat sich über drei Generationen überliefert (er war not amused :motz: :maul: ...).


    In der Folge wurde das gute Stück durch eine Eterna-matic (die noch der Revision harrt...) ersetzt und verschwand über Jahrzehnte in der sprichwörtlichen Schreibtischschublade. Und dort fiel sie mir zu Beginn der 80er Jahre mal in die Hände. Ich war damals (als kleiner Junge) schwer beeindruckt: Uropas gute Uhr, von IWC aus der Schweiz, echtes Silber, gold-glänzendes Werk mit vielen Rubinen drin - und funktioniert hatte sie damals auch noch (nach mindestens 30 Jahren ohne Service). Fortan linste ich regelmäßig bei unseren Großstadt-Visiten in die Konzi-Auslagen, natürlich beim IWC-Fenster immer voller Besitzerstolz. Ich meine mich zu entsinnen, dass es damals noch silberne Taschenuhren von IWC im Fenster gab, so um ca. 5000,- DM (kann das sein?).


    Und so wurde vor ein paar Jahren auch meine erste "richtige" Uhr eine IWC (die Portofino unten, ist noch die kleinere Version), war ja wie bekannt auch nicht die letzte ;) ...


    Aber nun ein paar Bilder des guten Stücks - das Zifferblatt wurde im Original-Zustand belassen (Narben gehören zum Leben), das Zeigerspiel war im Original Gold, ließ sich aber nicht mehr auftreiben und wurde durch die gebläute Version ersetzt (die alten Zeiger habe ich noch, wenn ich mal zuviel Geld habe, kümmer ich mich da vielleicht noch drum):












    ... die fehlende Schraube muss ich immer nochmal ersetzen lassen, ist bei der Revision abhanden gekommen.





    Es ist ein bisschen so wie beim Fußball - wenn man seinen Verein gefunden hat, bleibt man dabei. Auch wenn man mal den Trainer nicht mag oder das Trikot sch...e aussieht...


    Gruß,
    Christian

  • Hallo Christian,


    vielen Dank für diese tolle Schilderung! Und die Taschenuhr hat auch etwas, speziell wenn sie ihre
    eigene Geschichte in Deiner Familie hat!
    Sowas ist doch wirklich klasse und ich bin mir sicher, das Du die Uhr auch gerne in der Familie weiter
    geben wirst wenn die Zeit reif ist.
    Und sie wird sicher noch da sein, wenn die AT oder die Portofino vielleicht schon nicht mehr da sind!
    Ich liebe solche Geschichten!



    Gruß!


    Sascha

  • Ich meine mich zu entsinnen, dass es damals noch silberne Taschenuhren von IWC im Fenster gab, so um ca. 5000,- DM (kann das sein?).


    Ich werd mal gelegentlich nachschauen.


    Ich habe auch noch die goldene Taschenuhr von meinem Opa.
    585'er Rosegold, drei Deckel und verglaster (!) Boden, nummerngleich.
    Ist leider keine IWC, Werk so um 1910 - 1920, ein verschraubter Chaton, schöne blaue Breguet-Spirale.
    Aufbau der Brücken so ähnlich wie bei der IWC.


    Gruss


    Karl

  • Ich meine mich zu entsinnen, dass es damals noch silberne Taschenuhren von IWC im Fenster gab, so um ca. 5000,- DM (kann das sein?).


    Hallo Christian,


    hab mal ein wenig nachgesehen.


    Dann betrachten wir die Ref. 5201 (weil auch Lepine), die es bereits Anfang der 80'er Jahre gab und die sich bis - man möchte es kaum glauben - 2007 (!) gehalten hat.


    1982: 3.400,00 DM in Sterling, 7.200,00 DM in 18 kt
    1989: 3.700,00 DM / 8.400,00 DM
    1992: 4.850,00 DM / 11.600,00 DM
    1994: 7.250,00 DM / 11.600,00 DM
    1998: Sterling fliegt raus
    2002: --- / 6.700,00 EUR
    2007: --- / 7.500,00 EUR


    Interessant finde ich diese Entwicklung schon, wenn ich mir im Gegenzug die Preise für IWC-Taschenuhren in der Bucht vor Augen führe.


    Gruss


    Karl

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Karl,


    danke für die Infos! Da lag ich ja mit meiner Erinnerung gar nicht so weit daneben.


    Die Preissetzung für die TUs war tatsächlich erstaunlich - wahrscheinlich war das auch ein Grund, die aus dem Sortiment zu nehmen. Denn wenn man qualitativ vergleichbare Stücke für 10-20% gebraucht bekommt (mit entsprechender Historie, die ja auch einen Wert hat), dann bleiben wenig Argumente für einen Neukauf. Und wenn man gleichzeitig die Stahl-Einsteigeruhren bei 3-5k angesetzt hat, kann man ja schlecht eine "Manufaktur"-Taschenuhr in Edelmetall für weniger verkaufen. Dass dann der ohnehin kleine Markt komplett zur Vintage greift, ist nicht überraschend...


    Gruß,
    Christian

    • Offizieller Beitrag

    ... ich hol das nochmal hervor: Ich hatte ja geschrieben, dass laut Stammbuchauszug von IWC die Taschenuhr durch Stüwen & Spann in Ulm verkauft wurde.


    Vom heutigen Eigentümer des Unternehmens, Hans Layer (der als Uhrensammler wohl zufällig auf diesen Post gestoßen war), erhielt ich dazu folgende Hintergrundinformationen:


    "Kurze Info, die sicher auch für andere IWC Besitzer interessant ist, Sie können sie gerne in Foren weitergeben:


    Sie schreiben, dass Sie von IWC die Fa. STÜWEN & SPANN als Verkäufer genannt bekommen haben -
    es ist aber genau genommen wie folgt:


    STÜWEN & SPANN ist als Uhrengrosshandel seit 1815 in Ulm / Donau tätig.
    Ich bin heute der Firmeninhaber in siebter Generation, wir betreiben jedoch heute keinen Uhrenhandel mehr.


    Zu der von Ihnen genannten Zeit war STÜWEN & SPANN , Hafenbad 18 in Ulm, exklusiv Importeur und Grosshändler für IWC mit Schwerpunkt Süddeutschland, Österreich und Ungarn. STÜWEN & SPANN war damals die grösste Uhrengrosshandlung in Süddeutschland und hatte etwa 40 Mitarbeiter. U.a. war STÜWEN & SPANN der Vertragslieferant für ZentRa Uhren - der Handelsmarke des Zentralverbandes des Deutschen Uhrenhandels.


    Deshalb ist unsere Firma als Käufer bei IWC im Stammbuch für Ihre Uhr eingetragen - entsprechend oft taucht der Name dort auf und wir erhalten - zunehmend ! - mehr Anfragen dazu. STÜWEN & SPANN hat die IWC Uhren an Uhrenfachgeschäfte weiterverkauft. Leider ist das alte Stammhaus im Krieg im Dezember 1944 völlig zerstört worden, sodass es keine Aufzeichungen mehr gibt, welche Uhr wohin verkauft wurde.


    Mit freundlichen Grüssen aus Ulm"


    Stüwen & Spann findet man tatsächlich relativ häufig in IWC-Stammbuchauszügen (ist mir auch schon mehrfach aufgefallen), das würde sich ja durch diese Großhandelsfunktion erklären.


    Gruß,
    Christian


    P.S.: Auch wenn das Unternehmen heute keinen Bezug mehr zu Uhren hat, hat der Eigentümer offenbar schon in jungen Jahren Interesse am Thema gezeigt


    http://de.wikipedia.org/w/inde…etimestamp=20051106154058

  • Hallo Christian,


    wirklich interessante Informationen. Wo die Lounge überall hinkommt.


    Bei der Gelegenheit, man weis ja nie wer hier reinschaut, kennt jemand Rosenmayr in Wien, da gingen viele IWC hin, bis Anfang der 70'er Jahre konnte ich das jetzt verfolgen.


    Gruss


    Karl