Herstellung eines Armbandes in 35 Bildern

  • Hallo zusammen,


    auf mehrfachen Wunsch habe ich eine Fotoserie zum Thema „Herstellung eines Armbandes“ erstellt.
    Vorweg möchte ich noch sagen, dass dies keine Anleitung sein soll, die einen Anspruch auf Richtigkeit erhebt –
    so stelle ich zurzeit meine Bänder her. Sicher kann man noch einiges anders machen. Deshalb würde ich mich auch über Tipps und Anregungen freuen.


    Hier nun aber die Bilder mit meinen Anmerkungen:


    Vorweg ein Vorher-Nachher-Bild, damit Ihr wisst wohin die Reise geht.


    Am Anfang war das Leder. Ich bekomme es entweder vom Lederhöker aus der Restekiste, kaufe Farbproben der Schuhindustrie
    (wir haben eine Schuhfabrik in der Nähe), oder kaufe alte Patronen- oder Kartentaschen.


    Viel Werkzeug benötigt man nicht. Mindestens aber ein sehr scharfes Cuttermesser, ein Lineal und idealerweise eine Armbandschablone aus Kunststoff,
    damit alle Bänder später gleich werden (wird später auch zum ausschneiden benötigt).


    Das Leder ist zu dick, um es doppelt übereinander zu kleben.


    Daher kommt der Hobel zum Einsatz. Man kann aber auch ein Cutter und Schleifpapier nehmen – dauert aber länger.


    Wichtig, der Hobel muss sauscharf sein. Also ab und an die Klinge wechseln.


    Das Ende, an dem später der Bandanstoß entsteht, wird spitz zulaufend heruntergehobelt.


    Nun wird das zu verklebende Stück mit Lederkleber bestrichen (Dieser Kleber bleibt auch ausgehärtet noch schön flexibel und bröselt nicht beim Knicken des Bandes).
    Das bestrichene Stück trocknet nun einige Minuten an der Luft.


    Jetzt wird das angetrocknete Stück umgeschlagen und festgedrückt. Entscheidend ist der Anpressdruck, nicht die Dauer.
    Ich stecke eine Nähnadel dazwischen, damit später der Stift zum Anbringen an die Uhr noch durchgeführt werden kann.


    Anschließend schneide ich das Stück grob zurecht, damit ich nicht zu viel von dem Innenleder verschwende.


    Das Innenleder, das sich das Armband extrem geschmeidig auf der Haut anfühlen lässt, wird abgemessen.


    Es wird wieder bestrichen, angetrocknet und geklebt.


    Da hier großflächig gepresst wird, lege ich ein dickes Stück Leder darüber und stelle mich dann darauf (Anpressdruck bei mir etwa 100 Kilo).


    Jetzt wird geschnitten. Dazu nehme ich die Schablone und ein scharfes Cuttermesser.


    Nun lässt sich bereits ein Armband erahnen.


    Hier kann man ganz gut erkennen, weshalb das Leder angehobelt wurde. Es trägt dann nicht so dick auf.


    Das Band wird jetzt mit Bienenwachsschuhcreme gewachst. Vorher teste ich an einem Reststück, wie es aussehen wird,
    und ob ich es überhaupt gewachst haben möchte. Hier möchte ich.


    Jetzt folgt die Qual der Wahl. Welche Nahtfarbe?


    Zur Hilfe (nicht immer) mache ich ein paar Teststiche, oder ich frage meine Frau, was Sie schön findet. Hier haben wir uns für Gelb entschieden.


    Vor dem Nähen wird die Naht angezeichnet.


    Mit einem Werkzeug, das ich mir gebaut habe, steche ich die Löcher vor. Immer 3 mm Abstand.


    Jetzt kann genäht werden. Ich verwende Ein Polyestergarn, da dieses nicht so schnell ausfranst und schön reißfest ist.
    Dazu nehme ich zwei stumpfe Sattlernadeln und nähe „achten“. Den Faden schön stramm ziehen, damit die Naht gleichmäßig wird.


    Die Innenseite sollte natürlich auch einigermaßen gleichmäßig sein.


    Nach dem letzten Stich wird doppelt verknotet. Dabei achte ich darauf, dass der Faden einmal vorne und beim zweiten Knoten hinten entlanggeführt wird.


    Die überstehenden Enden führe ich mit einer spitzen Nadel irgendwo durch und aus dem Band.


    Nun noch die Fadenenden abschneiden.


    Es fehlen nur noch die Löcher. Die Abstände übertrage ich von bereits fertigen Bändern.


    Es ist geschafft.



    Ein neues Band gesellt sich zu den anderen und ist bereit für den täglichen Gebrauch.


    Das zweite Teil – mit der Schließe - wird in den gleichen Schritten hergestellt. Für die Fotodokumentation belasse ich es aber bei dem einen Teil. Für ein komplettes Band benötige ich etwa 10 Stunden. Der Materialeinsatz liegt etwa bei 10 EUR. Die Schließe (hier 24 mm) bekomme ich bei ebay (30 EUR). Keine Originale, sehen aber genau so aus.


    Ich hoffe Ihr fandet diesen Beitrag interessant. Bitte gebt mir Rückmeldungen. Was macht Ihr anders, einfacher, besser,… Sagt mir wo man die Farbe bekommt, mit denen man die Flanken lackieren kann. Etc…
    Zeigt mir Bänder, die Ihr erstellt habt.


    Liebe Grüße


    Ingo

  • :gut: SUPER Geschichte!! :gut:


    Vielen Dank für die Mühe (Klasse Erklärung, tolle Bilder) :blume:


    Solche Mitglieder (auch ein Dank an alle anderen Profis die uns Laien derart offen und transparent teilhaben lassen :blume: ) machen die Lounge zum echten Highlight! :jump:

    Ich sitze am Straßenrand. Der Fahrer wechselt das Rad. Ich bin nicht gern, wo ich herkomme. Ich bin nicht gern, wo ich hinfahre. Warum sehe ich den Radwechsel mit Ungeduld? B.Brecht.


  • Hallo gr20,


    danke für den interessanten und anregenden Bericht. :gut: Macht Mut, es auch mal selbst zu versuchen. Bis jetzt hab ich mich da nicht ´rangetraut, aber...


    Die Schließen bekommst du im Internet bei BOB (waccex) oder beim Uhrenband-Versand günstiger.


    Viele Grüße und weiter so!!!

  • nur Mut, die ersten sahen bei mir auch nicht so doll aus, aber es macht Spass sich zu entwickeln.
    Ingo