Mechanik von Sea-Gull aus China - besser als man denkt

  • Hallo!
    Beobachte schon seit längerer Zeit die Qualität von Sea-Gull-Uhren aus China. Beruflich komme ich schon seit 20 Jahren regelmäßig ins Reich der Mitte. Als Uhrenliebhaber bin ich natürlich neugierig was die dortige Uhrenindustrie so herstellt. Zugegebenermaßen ist der größte Teil sicher nicht von hoher Qualität. Hier gilt immer noch Masse statt Klasse.
    Jedoch werden die mechanischen Werke der Marke Sea-Gull immer besser. Verglichen mit der vor 20 Jahren hergestellten Mechanik, damals eher Sanduhren-Ganggenauigkeit, ist sie heute für rein maschinell produzierte Uhrwerke auf recht hohem Niveau. Mir scheint auch, daß Uhren, welche unter eigenem SEA-GULL-Label verkauft werden, besser kontrolliert werden als für diverse Fremd-Zifferblätter.
    Und sehr preiswert dazu. Wo bekommt man schon einen Schaltrad-Chrono, gut verarbeitetes, 5 Atm wasserdichtes Edelstahlgehäuse mit beidseitiger Saphirverglasung, Datum und Mondphase für rund 700 Euro?
    Habe mir kürzlich eine Edelstahl-Taschenuhr dieser Marke gekauft und bin sehr zufrieden. Laut Zeitwaage lediglich +2 Sek./Tag, keinerlei Abfall-Fehler und nur geringe Lagendifferenzen bei für Taschenuhrwerken ungewöhnlichen 21600 Halbschwingungen/h.
    Dazu ist das Design sehr klassisch mit blauen Breguet-Zeigern und römischen Ziffern. Dazu ebenso für Taschenuhren seltene beidseitige Saphirverglasung. Das Werk ist mit gebläuten Schrauben und maschinengefrästen "Tianjiner"-Streifen verziert. Und das alles incl. Kette für rd. 320 Euro.
    Ist bestimmt nur eine Frage der Zeit, wann Sea-Gull Uhren auch bei uns verkauft werden.

  • jaaaaa, die lernen ständig dazu. Zum Teil sind die Leute ja bei uns ausgebildet worden. Und was glaubst in welche Richtung der Technologie Transver in den 18 Monaten ging als Chinesen Soprodbesitzer waren??? Was Du aber nicht oder nie vergessen solltest: es kommt nicht nur auf das Produkt an. Überleg mal unter welchen Bedingungen da gearbeitet wird. Wie leben die Menschen? Wo bleiben die hochgiftigen Flüssigkeiten aus der Galvanik?? Wenn ich mir ein BIO Schnitzel leiste dann nicht weil es angeblich besser schmeckt sondern weil ich hoffe der "Spender" hatte ein etwas besseres Leben als seine Artgenossen in Massenhaltung. Natürlich trage auch ich Klamotten die in China hergestellt wurden. Geht ja fast gar nicht mehr anders. Aber etwas hinter die Kulissen sollte man schon ab und zu mal sehen.
    Rainer

  • Ich bin ganz Deiner Meinung, watchhans, aber auch Rainer hat nicht unrecht!
    Ein weiteres Problem ist, daß diese Uhren hier kaum jemand repariert, einfach weil es sich zum Teil
    wirtschaftlich nicht lohnt.


    Mann kann Chinesische Uhren also durchaus kaufen, wenn man weiß auf was man sich einlässt.
    Wer selber kleinere Reparaturen durchführen kann, ist ebenfalls klar im Vorteil.


    Abgesehen davon tragen wir alle bereits "Chinesische Uhren", da der Löwenanteil aller Gehäuse, Bänder, usw.
    exklusiv aus Chinesicher Herstellung kommt. :rolleyes:

  • :rolleyes: Ich bin da völig Eurer Meinung. Ich will hier nicht als totaler China-Fan mißverstanden werden, sondern möchte vielmehr sachlich feststellen, daß es bald qualitativ zwischen z.B. schweizer Uhrwerken im mittleren Bereich, welche ja auch fast nur noch maschinell produziert werden, und chinesischen kaum noch Unterschiede geben wird.
    Von den genannten Arbeits- und Umweltbedingungen ist China leider noch Lichtjahre von uns entfernt.
    Wobei ich aus eigener Erfahrung weiß, daß sich auch hier in den letzten Jahren viel getan hat.
    Bei der Uhrmacherei fehlt übrigens allen Asiaten etwas, was es nur in unserem Kulturkreis gibt und mit dem ja auch geworben wird: Emotionen, Herz und absolute Hinwendung zum Detail. Dieses läßt sich auch nicht bei einer Ausbildung in der Schweiz oder Deutschland vermitteln.
    Dafür sind die Chinesen viel zu pragmatisch. (Spreche aus eigener Erfahrung durch meine chin. KollegInnen)
    Es wird darum niemals ein chinesisches Tourbillon geben, welches mit einer derartigen Liebe zum Detail und Perfektion per Hand hergestellt wird, wie ein schweizer oder deutsches.

  • Bei der Uhrmacherei fehlt übrigens allen Asiaten etwas, was es nur in unserem Kulturkreis gibt und mit dem ja auch geworben wird: Emotionen, Herz und absolute Hinwendung zum Detail. Dieses läßt sich auch nicht bei einer Ausbildung in der Schweiz oder Deutschland vermitteln.
    Dafür sind die Chinesen viel zu pragmatisch. (Spreche aus eigener Erfahrung durch meine chin. KollegInnen)
    Es wird darum niemals ein chinesisches Tourbillon geben, welches mit einer derartigen Liebe zum Detail und Perfektion per Hand hergestellt wird, wie ein schweizer oder deutsches.

    Dieses "Problem" haben die Japaner anscheinend auch. :grb: Traditionell sind auch Japanische Uhren nie so stark verziert (wenn überhaupt), wie Europäische. Die Mentalität dürfte diesen Völkern im Wege stehen. Ist schon komisch....

  • Da hast du aber ein Gegenbeispiel rausgeholt Hiob.
    Ganz großes Kino die Grand Seiko ...


    Wenn man sich aber die Werke der 70er oder 80er anschaut (sicher gibt es Ausnahmen)
    dann muß man aber watchhans wieder beipflichten.


    Und der Japaner der das Werk verziert hat, der hat doch sicher beim Rainer N. gelernt ... oder ;)

  • Da hast du aber ein Gegenbeispiel rausgeholt Hiob.


    Wieso :grb:
    Wenn ich Ware A mit Ware B vergleiche, muß ich mich auch im gleichen Preissegment bewegen.
    Ich kann doch nicht ein 200,- Euro Produkt mit Omega auf eine Stufe stellen.
    Ich bin mir sicher, wenn man den Chinesen so viel Geld in die Hand drücken würde, erhielte man auch eine vergleichbare Qualität.



    Es wird darum niemals ein chinesisches Tourbillon geben, welches mit einer derartigen Liebe zum Detail und Perfektion per Hand hergestellt wird, wie ein schweizer oder deutsches.


    Da wäre ich aber ganz vorsichtig ;) :


    Kiu, Tai Yu





    Gruß


    Hiob

  • Hi,
    also zu sagen 'die Chinesen' (eigentlich auch schon ein grenzwertiger Begriff, aber wir sagen ja auch 'die Schweizer') könnten das nicht oder die Mentalität stünde ihnen im Wege halte ich für puren europäischen Chauvinismus. Die können, wollen und werden sicher (sofern sie es nicht schon tun) genauso gute Uhren bauen wie die Schweizer - man sollte nicht vergessen - die Wiege der Uhrmacherei war Frankreich und England während die Schweiz anfangs ein 'Billiglohnland' war, daß - genauso wie China heute - vor allem auch durch billige Imitate aufgefallen ist. Und sind wir doch mal ehrlich - die Revision eines Citizen oder Seiko Werkes der unteren Kategorien (Citizen 8203 oder Seiko 7S26 z.B.) lohnt doch genauso wenig wie die Revision eines billigen Chinawerkes. Das Problem finde ich ist nicht, daß mir das keiner repariert, sondern daß ich im Notfall auch kein Ersatzwerk kriege, weil's nicht mehr produziert wird. Ansonsten gilt doch für günstige chinesische Werke dasselbe wie für günstige japanische - Werk raus - in die Tonne, neues rein - fertig. Wenn die Ersatzteil-Lieferung (und auch entsprechende Konstruktion - sprich geschraubt statt genietet) sichergestellt ist sehe ich fast nix mehr, was gegen chin. Werk spricht. Was die Reglage angeht scheinen sie ja jetzt schon teilweise mehr Sorgfalt walten zu lassen als die ETA - man liest ja immer wieder von Unitas-Nachbauten mit wahren Fabelwerten was den Gang angeht. Ich kann mir auch nicht vorstellen, daß das alles Einbildung der verblendeten China-Uhren-Besitzer ist :G . Da ist sicher in Zukunft noch einiges zu erwarten.


    Gruß, Sedi :wink:

  • Stimmt! :gut: Ich liebe diese GS-Modelleund bin ein großer Fan Japanischer Uhren, aber: Eine Europäische Uhr hätte zusätzlich noch Perlage, gebläute Schrauben und evtl. anglierte Kanten. Das "Japanisch-Sein" zeigt sich beim GS-Werk aber wieder an der zusätzlichen Stoßsicherung für das Ankerrad, den 26 (funktionalen) Steinen und der Regulierung in sechs Postionen und (!) Temperatur. :gut: Form follows function - das sind die Japaner! :gut:

  • Da muss ich mich einfach mal :pistolero: wehren: Ich bin weiß Gott kein europäischer Chauvinist, der auf Asiaten mit erhobener Nase hinab schaut.
    Ich weiß sehr wohl die Leistungen Chinas der letzten Jahre zu würdigen. Vor allem da ich mich dort beruflich regelmäßig aufhalte. Für mich ist China schon längst Weltmacht.
    Zum Thema Tourbillon aus Hong Kong: Dieses wurde von einem Menschen aus eben dieser Stadt geschaffen. Eine Stadt, welche nach wie vor im Verhältnis zu anderen chinesischen Großstädten sehr westlich geprägt ist. Fahrt einfach mal ein paar Kilometer weiter nördlich nach Guangzhou. Da sieht die Welt schon wieder ganz anders aus.
    Was ich mit meinem anfänglichen Beitrag nur sagen wollte ist, um dieses Thema abzuschließen, :rolleyes: es gibt halt mittlerweile von Sea-Gull qualitativ sehr gute Uhren zu erschwinglichen Preisen. Wo wir wieder beim Thema Budgetfreundlich wären. Ich weiß nicht ob eine Grand Seiko dies ist. Geschweige denn genanntes Hong Konger Tourbillon. Mein Uhrmacher ist auch in der Lage meine Sea-Gull Taschenuhr zu revidieren. Er hat da keine Berührungsängste. :troest:

  • Hab mir in Wien bei Hartlauer eine ARVIS Chronograph Speedstar Professional um € 99.- (!!) gekauft. Sea-Gull Werk 1901 mit Schaltradchrono. Die Uhr sieht -zwar mit viel Phantasie- aus wie eine alte Omega. Sekunden- und 20-Minutenanzeige, geht sehr genau, egal ob sie getragen oder nur aufgezogen wird. Pro Woche ist der Vorgang keine Minute.
    2 Register, kleine Sekunde bei der 9, 30 Min. Zähler bei 3, Handaufzug ohne Sekundenstopp, 21.600 Schwingungen. Die Gesamtausführung ist zwar mit Kunststoffglas sehr dürftig, auch die Indexe sind schwer abzulesen. Der Stunden- und Minutenzeiger ist mit Luminova belegt.
    Trotzdem für einen Schaltradchrono mit eher Vintageaussehen (zur Omega) um diesen Preis hab ich nehmen müssen und ich bin sehr zufrieden.

  • WOW! Ganz großes Kino dieses Teil. Aber bestimmt nicht so Ernst gemeint ;)


    Lieber Namensvetter, das stimmt so aber nicht ganz ;)


    Mr Yu ist nicht unbekannt. Seine Uhren kannst du dir jährlich bei einem Besuch
    der Baselworld auf dem Stand der AHCI ansehen.


    Dass eine handwerkliche Uhr anders aussieht als ein maschinelles Massenprodukt
    sollte ja klar sein. Mach doch mal eine solche Uhr mit dem von dir vorgeschlagenen Werkzeug :G

  • Lieber Namensvetter, das stimmt so aber nicht ganz ;)


    Mr Yu ist nicht unbekannt. Seine Uhren kannst du dir jährlich bei einem Besuch
    der Baselworld auf dem Stand der AHCI ansehen.


    Dass eine handwerkliche Uhr anders aussieht als ein maschinelles Massenprodukt
    sollte ja klar sein. Mach doch mal eine solche Uhr mit dem von dir vorgeschlagenen Werkzeug :G


    Ich habe ja auch nicht behauptet dass irgend ein Chines das nicht kann!
    Ich wollte damit sagen, egal wieviel Handarbeit da drin steckt, sieht es für mein Empfinden Sch.... aus. Ja ich weiß, auch viele schweizer Nobelfirmen bauen so eine gequirlte Krümelkacke, und trotzdem gefällt es mir nicht. ;)
    Gruß Bernd

  • Für den Preis gut steht da.
    Und dann steht da noch, dass sie die Uhr an Ihre Mitglieder verkaufen wollen.
    Was für mich eine unabhängige Meinungsfindung schon wieder stark in Frage stellt.
    Fazit: Wenn ich was verkaufen will ist doch die Wertung ganz Normal.


    Gruß Bernd

  • Ein Freund hat das gleiche Tourbillon unter einem anderen Label. Wenn man den Preis berücksichtigt und unbedingt einen Wirbelwind haben muß, ist das schon ok. Reparieren kann einem aber sowas in ein paar Jahren keiner. Dann heist es ex und hopp. Das ist aber ok, wenn man es von vornherein weiß und in Kauf nimmt.
    Man sollte bei der ganzen Geschichte nicht vergessen, daß das billigste Schweizer Tourbillon z.Zt. ca. €25.000,-- kostet! :eek: