Tutorial "wir modden eine Seiko Schritt für Schritt" - Seiko 6309 "Red Soxa"

  • Liebe Gemeinde,


    ich hatte ja schon vor längerer Zeit vorgeschlagen, mal ein Tutorial zu schreiben.


    Dass ich keine Haftung für's Gelingen nehme, ist wohl klar - ansonsten bitte NICHT WEITERLESEN!


    Jetzt bin ich dazu gekommen - eine meiner 6309er "Turtle" musste dran glauben...


    Los geht's:


    Wir brauchen:


    Eine 6309 7040:



    (Keine Angst - ich habe noch zwei Originale...)


    Die Modding-parts:


    Ein Soxa ZB - wie die anderen Teile von Noah:



    Das passende Lünetten-Inlay:



    Ein neues Rehaut (neudeutsch Chapter ring) - muss nicht sein:



    Ein paar neue Zeiger schaden nichts:




    Werkzeug, ohne das geht's nicht:


    Gehäuseöffner, hier ein Chinese, war aber immer treu:



    Zeigerabheber, zur Not gehen auch spitze Fingernägel, ein Messer zum Abhebeln ist nicht so gut



    Ein kleiner Schraubendreher:




    Jetzt wird's ernst:


    Deckel runter:



    Der Dichtungsring ist nach 30 Jahren völlig platt, vor dem Zumachen sollte man den tauschen...


    Das 6309 liegt vor uns, nicht schön, aber solide wie ein T34:



    Krone raus: dazu den Druckknopf sanft drücken und gleichzeitig an der Krone (die sollte auf Zeigerstellen stehen!) ziehen



    Krone dann ohne Gewalt rausziehen:



    Werkhaltering rausnehmen, nicht verkanten!



    Das Werk dann vorsichtig rausnehmen:



    Das Zifferblatt ist mit zwei Füßchen am Werk befestigt, zum Ausbau die Schrauben leicht lösen - nicht rausdrehen!



    Da sitzt die zweite Schraube:



    Jetzt kommt der Zeigerabheber zum Einsatz, hier auch ein Chinese:



    Das ZB vorher mit etwas Papier abdecken (von Bergeon gibt's eine Schablone - Papier ist aber geringfügig biliiger...), sonst gibt's Spuren:



    Nach den Zeigern das ZB abheben, dann liegt das 6309 so vor uns, wie Seiko es erschuf...



    Darauf achren, dass die Aussparungen für die Schrauben im Plastikring so liegen, dass die ZB-Füße reingehen, an der Aussparung für die Kronenwelle kann man sich orientieren:


    Dann Das ZB drauf und die Schrauben anziehen, Kronenwelle einbauen (ohne Gewalt reindrücken bis sie einrastet, brauchen wir gleich)



    Jetzt kommt der fummeligste Teil: Zeigersetzen.


    Dazu brauchen wir:
    - Ruhe (keine Kinder im Zimmer, keinen Kater von gestern o.ä.)
    - einen Zeigersetzer - ich habe keinen, ich nehme die Spitze eines Platikkugelschreibers - ohne Mine natürlich...


    So geht's:
    - zuerst den Studenzeiger lose aufsetzen, mit der Krone solange drehen, bis das Datum springt, dann auf "12" setzen, andrücken
    - den Stundenzeiger auf "6" weiterdrehen, dann den Minutenzeiger auf "12" setzen, andrücken
    - Lage prüfen, die beiden Zeiger dürfen sich nicht berühren
    - dann den Sekundenzeiger setzen, der ist der schlimmste... ich setze ihn nit der Pinzette lose auf, bis er sich bewegt und drücke ihne dann fest
    - Lage erneut prüfen!


    So sollte es dann aussehen:



    Jetzt ist Zeit für eine Pause....



    Dann geht's weiter mit dem Gehäuse, das Werk bitte noch nicht vorher einbauen:


    Drehring runter. Dazu in die Kerbe ein Messer (der hier abgebildete Cutter ist weniger gut) einführen und den Ring dann abhebeln:



    Den Schmodder darunter saubermachen, das Inlay von innen rausdrücken.


    Dann den Glashaltering genauso abhebeln:



    Das Glas von innen mit dem Daumen rausdrücken, hier kommt die Dichtung gleich mit:



    Alter Rehaut raus, neuer rein:



    Die Glasdichtung leicht mit Silikonfett fetten, wieder (richtigherum!) einlegen, das (vorher gereinigte!) Glas einsetzen und so eindrücken, dass es von alleine "sitzt"



    Den Glashaltering auflegen:



    und mit einem Holzstück andrücken, bis es klickt:



    Die Lünette zuerst ohne Inlay genauso aufdrücken, das Inlay erst nach dem Werkeinbau einsetzen!



    Jetzt kommt der Werkeinbau:


    Werk hinlegen, Gehäuse darüberstülpen, das Paket dann umdrehen:



    Neue Dichtung einfetten und einlegen, Werkhaltering nicht vergessen (Aussparung für die Kronenwelle beachten!), Kronenwelle einbauen wie oben, Deckel drauf:




    Dann am Schluss das Inlay genau ausrichten und eindrücken, normalerweise springt es rein und hält von alleine, ansonsten wenig Sekundenkleber.


    Dann solkte es so aussehen:



    Der obligatorische Wristshot:



    Und zum Schluss noch ein paar Anregeungen........



    So ich hoffe, es hat Spaß gemacht....


    Gruß


    Corp.

  • Super Bericht, Danke. Auch die Uhr wirkt recht hübsch, als "Soxa" hätte es vielleicht ein kräftigerer Minutenzeiger sein dürfen, aber sonst gelungen.


    Vielleicht eine Ergänzung, bei den alten Seikos sorgt eine kleine Kugel für das Rasten. Auf den Bildern sieht man schön unter dem Drehring bei ca. 1:00 Uhr die Bohrung mit der Feder. Dort sitzt eine kleine Kugel, die man nicht verlieren sollte. Falls die mal weg ist, soll auch die Kugel aus einer Kugelschreibermine passen, das aber ohne Gewähr.

  • Herzlichen Dank für diesen genialen Bericht!!! :respekt:


    Jetzt weiß ich endlich wofür ich meinen Uhrmacher bezahle – das traue ich mich nie selbst ;)


    Ernsthaft, als völliger Laie habe ich einen Einblick bekommen, was eine Armbanduhr eigentlich zusammenhält!


    :blume: Hans

  • Corp, danke für Deinen tollen Bericht :blume: :blume: :blume:


    Und dazu eine Riesen :respekt: , denn mir wäre das zu fummelig, ich würde bestimmt was kaputtmachen.

    Habe die Ehre, Steffen :hut:


    Nie sollt Ihr so tief sinken, von dem Kakao, durch den man Euch zieht, auch noch zu trinken. Erich Kästner