Jaeger-LeCoultre feiert sein 175-jähriges Bestehen
2008 feiert die Manufaktur ein besonderes Jubiläum: 175 Jahre Innovation und Kontinuität.
Die Erfindungen von Jaeger-LeCoultre haben Geschichte geschrieben und bis heute steht die Manufaktur am Ort ihrer Gründung.
175 Jahre ist die Manufaktur ihrem Standort im Vallée de Joux im Schweizer Jura treu geblieben.
Mehr noch: Die Werkstätten und Uhrmacherstudios der heutigen Manufaktur wurden kontinuierlich rund um das erste Atelier von Firmengründer Antoine LeCoultre ausgebaut.
Zum Jubiläum stellt Jaeger-LeCoultre nicht nur neue außergewöhnliche Uhren vor; in diesem Jahr werden auch eine Serie von Ausstellungen und exklusiven Veranstaltungen weltweit stattfinden.
Als ein erster Höhepunkt ist eine Ausstellung zu den Anfängen der Manufaktur in der Jaeger-LeCoultre Heritage Gallery geplant, die im April 2008 eröffnet wird.
Die Historie des Unternehmens in Kürze
Die Geschichte begann 1833, als der Autodidakt Antoine LeCoultre sein Uhrmacheratelier im Vallée de Joux eröffnete.
Er hatte gerade eine Triebschneidemaschine erfunden, ein Instrument zum Schneiden von gezahnten Stahlritzeln.
Dutzende anderer Erfindungen sowie hunderte von Patente folgten in der Geschichte des jungen Unternehmens, jede dieser Neuerungen stärkte nicht nur LeCoultres Reputation,
sondern auch die Schweizer Uhrmacherei insgesamt.
LeCoultres Atelier wuchs so schnell, das es in der Gegend bald den Spitznamen „Grande Maison“ erhielt, das große Haus. Schon 55 Jahre nach ihrer Gründung hatte die Manufaktur mehr als 500 Mitarbeiter;
alles kompetente Uhrmacher, Techniker und Kunsthandwerker aus angrenzenden Sparten.
Im Laufe von 175 Jahren wurden bei Jaeger-LeCoultre mehr als 1000 verschiedene Uhrwerke entworfen und gebaut sowie etwa 300 Patente angemeldet.
Die Grande Maison kann auf herausragende Neuentwicklungen und viele legendäre Uhrenmodelle verweisen.
Etwa die Reverso, die Duoplan, die Memovox und die Polaris, aber auch die beinahe ewig laufende Tischuhr Atmos.
Heute arbeiten in der Firma mehr als 1000 Angestellte in 40 verschiedenen Berufen. Sie alle tragen dazu bei, den Ruf der Manufaktur zu erhalten und zu vermehren – den Ruf,
eines der erfindungsreichsten Unternehmen in der Uhrenindustrie zu sein.
Das Dorf Le Sentier und die Ursprünge der Manufaktur
Einen zwingenden Grund gab es nicht, dass ausgerechnet das Vallée de Joux zur weltweiten Hochburg der Spitzenuhrmacherei werden sollte.
Es gab im Gegenteil genügend Gründe, die dagegen sprachen: 1000 Meter hoch liegt das Tal, eingezwängt zwischen Bergen und meilenweit entfernt von den Handelsrouten der Region.
Vor zweihundert Jahren lebten noch Bären und Wölfe in den ausgedehnten Wäldern, viele Wege waren in den langen Wintern meist unpassierbar – auch heute noch herrscht hier das härteste Klima der gesamten Region.
Aber gerade diese extremen Bedingungen sollten zur Entwicklung des Tals beigetragen. Denn hier überlebte nur, wer einfallsreich war, geduldig – und vor allem stur.
Die Anfänge von Jaeger-LeCoultre lassen sich bis zu den ersten Ansiedlungen im Joux-Tal zurückverfolgen.
Vom 16. Jahrhundert an spielte die Familie LeCoultre dort eine wichtige Rolle als Wegbereiter der Entwicklung.
Als Mitte des 16. Jahrhunderts die Hugenottenkriege in Frankreich drohten, floh Pierre LeCoultre (er lebte etwa von 1530 bis 1600) in die Schweiz.
1558 bekam er das begehrte Bürgerrecht der Stadt Genf verliehen. Als einer der ersten Siedler erwarb LeCoultre mit seiner Familie eigenes Land in dem unwirtlichen Joux-Tal.
Die Gründungsurkunde, die er damals unterschrieb, ist für die lokale Geschichte von großer Bedeutung, markiert sie doch die erste größere Ansiedlung in der Gegend.
LeCoultre rodete den Wald, baute Häuser, bestellte das Land und züchtete Vieh. Nach und nach wuchs die Gemeinde.
Und schließlich baute Pierres Sohn 1612 eine Kirche und gründete damit das Dorf Le Sentier.
Antoine LeCoultre, brillanter Erfinder und Gründer der Manufaktur
Antoine LeCoultre
Antoine LeCoultre (1803 bis 1881) gehörte zur zehnten Generation, seitdem sich die Familie im Joux-Tal niedergelassen hatte. Schon als kleines Kind fiel er als besonders emsig und intelligent auf.
Mit dem kleinen Schmiedeofen der Familie brachte sich der junge Antoine die Grundlagen der Metallurgie bei.
Zusammen mit seinem Vater entwickelte er neue Legierungen und verbesserte die Klaviatur von Spieluhren. Statt einzelner Federn entwickelte er eine dünne Metallplatte,
auf der die einzelnen Töne wie ein Kamm ausgeschnitten wurden.
Außerdem baute er ein Gerät zum Schärfen von Rasiermessern, das mehr als 50 Jahre lang in alle Welt exportiert wurde. Seine Suche nach neuen Lösungen und die Akribie,
mit der er empirische Erkenntnisse durch wissenschaftliche Untersuchungen untermauern wollte, führten ihn bald zu der kompliziertesten mechanischen Kunst, der Uhrmacherei.
1833 bezog Antoine LeCoultre sein erstes Uhrenatelier – der Grundstein für die Manufaktur Jaeger-LeCoultre war gelegt.
Nach und nach brachte er sich die notwendigen Techniken bei, um die verschiedenen Teile einer Uhr herzustellen. Immer mit Blick darauf, was er den „eigentlichen Plan“ nannte.
LeCoultre erfand Maschinen, die immer genauerer Messungen vornehmen konnten: 1844 entwickelte er das Millionometer, das erste Instrument überhaupt, mit dem man bis auf ein Mikrometer genau messen konnte,
einen millionstel Meter. Drei Jahre später erfand er den Wippenaufzug. Damit konnte man auf einen separaten Schlüssel verzichten, wenn man die Taschenuhr aufziehen oder stellen wollte.
Vom kleinen Atelier zur „Grande Maison”
1866 war Antoines kleines Atelier zu einer vollwertigen Manufaktur herangewachsen. Das war eine ganz neue Entwicklung in einer Gegend, in der die Uhrmacherei hauptsächlich auf Heimarbeit beruhte.
Zusammen mit seinem Sohn Elie entwickelte LeCoultre einen Weg, die Fertigung unter einem Dach zu bündeln. Zum ersten Mal entstand so eine Gemeinschaft,
in der die Fachleute ihr Wissen teilten und sich zusammen um die Entwicklung kümmerten. Dieser Austausch von Wissen und Fähigkeiten sollte der Uhrmacherei neue Impulse geben.
Daneben automatisierten die beiden LeCoultres die ersten Produktionsprozesse für komplizierte Mechanismen.
Im Tal nannte man die Manufaktur bald die „Grande Maison”, 1888 beschäftigte sie schon 500 Mitarbeiter. Diese Größe zahlte sich aus, die Schaffenskraft bei der Entwicklung war gewaltig:
In nur 40 Jahren, von 1860 bis 1900, entwickelte und baute die Manufaktur mehr als 350 verschiedene Kaliber, die Hälfte davon mit Zusatzmechanismen, sogenannten Komplikationen.
Darunter waren wiederum allein 99 Repetitionen, die die Zeit per Knopfdruck an Tonfedern anschlagen, 66 davon Minutenrepetitionen.
Außerdem 128 Stoppuhren und 33 Uhrwerke mit Repetition und Chronograph. In den 1890ern begann man in der Manufaktur sogar Große Komplikationen herzustellen, Uhren, die drei komplizierte Zusatzmechanismen zusammen enthalten: einen Ewigen Kalender, einen Chronograph und eine Minutenrepetition.
Als Jaeger auf LeCoultre traf
Edmond Jaeger
1903 wurde in der Schweizer Uhrenindustrie eine Nachricht aus Paris diskutiert: Der französische Uhrmacher Edmond Jaeger suchte nach einer Manufaktur, die ein von ihm entwickeltes extraflaches Uhrwerk produzieren könnte.
Damit hatte der Hersteller von Marinechronometern den Schweizern eine sehr komplizierte Aufgabe gestellt.
Nur wenige Uhrmacher waren überhaupt in der Lage, sich solch einer Herausforderung zu stellen.
Antoines Enkel Jacques-David LeCoultre war damals verantwortlich für die Produktion bei LeCoultre & Cie. Er nahm Kontakt mit Jaeger auf und entschied sich schnell, diese Herausforderung anzunehmen.
Die folgende Kooperation und die spätere Freundschaft mit Jaeger führten zur Entstehung einer der ungewöhnlichsten Kollektionen flacher Uhren in der gesamten Industrie.
Herausragend war vor allem die dünnste Taschenuhr der Welt, ausgestattet mit dem nur 1,38 Millimeter flachen LeCoultre Kaliber 145.
Bald folgten die ersten Versuche, kleine Werke für Armbanduhren herzustellen. Schließlich schloss sich das Atelier von Jaeger mit der Manufaktur zusammen: Die Marke Jaeger-LeCoultre war geboren.
Heute kann man sich kaum noch vorstellen, wie schwierig es für die Uhrmacher damals war, Männer von den Vorzügen einer Armbanduhr zu überzeugen.
Anfang des 20. Jahrhunderts hielten viele eine Uhr am Handgelenk für viel zu feminin, die Taschenuhr war der einzig wahre Zeitmesser für den Mann.
Einigen Hersteller fiel es außerdem nicht leicht, die Uhrentechnik auf Handgelenkgröße zu verkleinern. Durch die exponierte Lage am Arm mussten sie nun auch gegen Stöße und Spritzwasser geschützt sein.
Jaeger und LeCoultre konzentrierten sich dennoch auf die Entwicklung dieser neuen Zeitmesser. Ihre Erfahrungen bei der Herstellung flacher Uhrwerke waren dabei von großem Nutzen –
jetzt sollten die besten Uhrmacher des Hauses auch noch den Durchmesser der Werke verkleinern.
Daneben feilte man am Aussehen der Uhren: Auf Ästhetik und Technik wurde gleichen Wert gelegt, damit die mechanischen Uhrwerke und ihre eleganten Gehäuse perfekt zusammenpassten.