Zur Historie der Explorer II 1655

  • Liebe Uhren-Fans,
    aus Anlaß des seit einigen Tagen laufenden 1655-Thread möchte ich nachfolgend die Historie der Explorer II 1655 von ihrer Vorstellung 1971 bis zu ihrer Einstellung 1984 etwas näher zu beleuchten. Die 1655 ist zwar während ihrer Bauzeit keinen tiefgreifenden Änderungen unterworfen gewesen, aber einige kleine Modellpflegemaßnahmen hat es doch gegeben.


    Fangen wir einfach einmal mit der Urversion von 1971 an:



    (Auszug aus dem Explorer-Booklet zur 1016 und 1655)


    Es ist zu erkennen, daß die Urversion über ein gefaltetes Oysterband verfügte, der Sekundenzeiger als einfache „Nadel“ ausgebildet war und die Zahlen der 24h-Lünette nahe am Glasrand positioniert waren.


    Halten wir also fest, 1655 Urversion oder Version 1:
    Lünette mit nahe am Glasrand positionierten Zahlen
    Sekundenzeiger in Nadelausführung
    gefaltetes Oysterband Ref. 7836


    Die Booklets zur Explorer wurden während der gesamten Bauzeit der 1655 von 1971 bis 1984 ausgegeben und nicht verändert. Dies ist bemerkenswert, da somit selbst 1984 die 1655 noch immer in ihrer Urversion von 1971 gezeigt wurde.


    Die erste größere Änderung der 1655 wurde 1973/74 durchgeführt und betraf die Lünette, die nun über mittige Zahlen verfügte:



    (Auszug aus einem Rolex-Katalog von 1976)


    Dies ist dann die Version 2 :
    Lünette mit mittig positionierten Zahlen
    Sekundenzeiger in Nadelausführung
    gefaltetes Oysterband Ref. 7836


    Die zweite größere Änderung wurde 1978 durchgeführt und betraf den Ersatz des Nadelzeigers und des gefalteten Oyster-Bandes:



    (Auszug aus einem Rolex-Katalog von 1978)


    Somit ergibt sich die Version 3:
    Lünette mit mittig positionierten Zahlen
    Sekundenzeiger mit Leuchtpunkt und „Gegengewicht“
    Massiveres Oysterband Ref. 78360


    Ich hatte übrigens in dem damals neuen Rolex-Katalog von 1978 bemerkt, daß die 1655 einem „Face-Lift“ unterzogen wurde und beim Kauf meiner 1655 im Jahre 1979 speziell darauf geachtet.


    In dieser Form wurde die 1655 bis zu ihrer Einstellung 1984 angeboten.


    Im Laufe der Zeit gab es die 1655 in chronologischer Abfolge mit den folgenden Zifferblattvarianten:


    1. Variante: spitze Rolex-Krone, „T SWISS T“, ab Werk für Version 1-3:
    Siehe oben, Version 1-3


    2. Variante: wie 1., aber symmetrischer Chronometerschriftzug (Rail Dial) , sehr seltene Variante, ab Werk vermutlich nur für Version 3:

    (Meine eigene 1655, Erstbesitz seit 1979)


    3. Variante: moderne gerundete Rolex-Krone, „T SWISS < 25 T“, ab Werk nur für Version 3:

    (Quelle: RLX-Mitglied Fonz)


    4. und letzte Variante: wie 3., aber moderner Rolex-Schriftzug, ab Werk nur für Version 3:

    (Quelle: RLX-Galerie)


    Ich möchte betonen, daß die oben aufgeführten drei Hauptversionen der 1655 die chronologische Abfolge des Auslieferungszustandes der 1655 durch Rolex darstellt. Wurde aber beispielsweise eine Version 1 Anfang der 80er Jahre bei Rolex zur Generalrevision gegegen, so wurde meist der Nadelzeiger durch einen Sekundenzeiger mit Leuchtpunkt und eventuell die asymmetrische Lünette durch eine symmetrische Lünette ersetzt. Wurde dann noch das klapperige Faltband durch ein massiveres 78360 ersetzt, ist aus einer Version 1 plötzlich eine Version 3 geworden, bei der es sich dann natürlich immer noch um eine echte 1655 handelt. Werden daher heutzutage Exemplare der 1655 betrachtet, so ist eine Einteilung in die drei Hauptversionen oft nur schwer möglich, da nur wenige 1655 in ihrem Auslieferungszustand geblieben sind. Gleiches gilt natürlich auch für die diversen Zifferblattvarianten. Die zeitliche Einstufung ist daher meist nur über die Seriennummer möglich.


    Als Beispiel soll das nachfolgende Bild dienen:



    (Quelle: R-L-X Mitglied Fonz)


    Bei der rechten Uhr handelt es sich um eines der seltenen Exemplare einer 1655 in der Urversion, wobei der 24h-Zeiger stark ausgeblichen ist. Bei der linken Uhr handelt es sich ursprünglich um eine Version 2, bei der aber bereits der Nadelzeiger durch einen Sekundenzeiger mit Leuchtpunkt ersetzt wurde. Gleiches gilt natürlich auch für die diversen Zifferblattvaranten.


    Desöfteren wird von dem Ersatz des orangen 24h-Zeigers durch einen roten Zeiger ab etwa Mitte der 70er Jahre berichtet, aber dies kann ich aufgrund meiner eigenen Erfahrungen beim Kauf der 1655 im Jahre 1979 nicht bestätigen. Alle von mir mir in diesem Zeitraum bei Konzessionären besichtigten 1655 hatten einen orangefarbenen Zeiger. Sicher gab es gewisse Farbnuancen, aber einen roten Zeiger vergleichbar mit dem Rot des 24h-Zeiger der GMT-Master hatte die 1655 wohl nie. Auch wird immer wieder von gelben (teilweise sogar von fast weißen) 24h-Zeigern berichtet, hier handelt es sich aber nur um ausgeblichene Zeiger, da die verwendete Farbe sehr empfindlich auf UV-Strahlung reagiert (siehe hierzu auch obiges Bild von Fonz). Ein gelber oder gar weißer 24-h Zeiger wurde ab Werk nie eingesetzt.


    Kommen wir noch einmal zurück zu den Lünetten und Zifferblättern, denn es gibt noch jeweils eine weitere Variante, die erst nach der Einstellung der 1655 entstanden ist. Es handelt sich um die von Rolex mittlerweile verwendeten Austauschlünetten und -zifferblätter:


    Austauschlünette:

    (Meine 1655 mit Austauschlünette nach der Generalrevision 2000)


    Im direkten Vergleich wird der Unterschied zu den zeitgenössischen Lünetten erkennbar. Die Austauschlünetten verfügen über eine dünnere Schrift, die Trennstriche sind kürzer und insbesondere der Aufstrich der „1“ ist unterschiedlich.


    Austauschzifferblatt mit Luminova („SWISS“):

    (Quelle: romanwatches.de)


    Während ihrer gesamten Bauzeit wurde in der 1655 das Kaliber 1575GMT verwendet. Sie war damit Anfang der 80er Jahre eines der wenigen Rolex-Modelle, welches noch nicht über eine Datumsschnellkorrektur verfügte. Erst 1984 wurde die 1655, die Zeit ihres Lebens zusammen mit der Daytona und der Milgauss ein Ladenhüter war, durch die 16550 mit Saphirglas und Kaliber 3085 ersetzt. Dies ist aber eine andere Geschichte (Stichwort: Cream Dial).


    Viele Grüße
    Matthias

  • Matthias, ganz stark, einzigartig, danke!


    Für kurze Zeit gab es zum Schluss doch auch Lünetten, auf denen die Striche innen zwar bis zum Glas, aussen jedoch nicht bis zum Lünettenrand ragten? Neben den beiden Varianten "Vom Glas bis zum Lünettenrand" und "Mittig, weder bis zum Glas noch zum Lünettenrand".

  • Vielen Dank für Eure freundlichen Worte. Vielleicht darf ich Euch noch einige zusätzliche Bilder meiner 1655 zeigen, die mir mein Vater 1979 zum Abitur geschenkt hat:









    Zitat

    Original von market-research
    Für kurze Zeit gab es zum Schluss doch auch Lünetten, auf denen die Striche innen zwar bis zum Glas, aussen jedoch nicht bis zum Lünettenrand ragten? Neben den beiden Varianten "Vom Glas bis zum Lünettenrand" und "Mittig, weder bis zum Glas noch zum Lünettenrand".


    Die von Dir angesprochenen Lünette ist vermutlich auf der linken 1655 (mit Zifferblattvariante 3) des nachfolgenden Bildes zu sehen:

    (Quelle: RLX-Mitglied Smile)


    Ob es sich bei den Trennstrichen dieser Lünette nur um eine „Fertigungstoleranz“ oder „Absicht“ handelt, entzieht sich momentan aber leider meiner Kenntnis.


    Gruß
    Matthias

  • Also ich glaube dem Mod jedes Wort !! :hase:


    freccione = der 'Grosse Zeiger' -- man hört die Ehrfurcht der Italiener vor dieser Uhr aus dem Wort heraus
    freccino = der 'Kleine Zeiger' -- der kleine 24h Zeiger der frühen GMTs ist gemeint, man liebt die 'Kleine' südlich der Alpen

  • Wie soll ich dem Mod glauben, wenn er selber nur glaubt und nicht weiß ;)?


    Nee, Spaß beiseite, ich habe "freccione" in einem italienischen Online Wörterbuch eingegeben und es kam kein Treffer... das ist der Grund.