Glycine

  • Eine hätte ich:


    In der Chronos - Ausgabe 04/2005 las ich einen Bericht über die Uhren der Firma Glycine und deren Geschichte.


    Der Bericht:


    Die Glycine Airman wurde 1953 aufgelegt. Es wurde – sinnigerweise mit Hilfe von US-Piloten - eine moderne Fliegeruhr entworfen, die schlicht aussah, aber alle Kriterien einer Fliegeruhr erfüllte.


    Sie verfügte über:


    - ein 24-Stunden-Zifferblatt, mit dem man sich wie einem Kompass orientieren konnte. Durch Ausrichtung des Stundenzeigers auf die Sonne, wies die 24 (auf der nördlichen Halbkugel) immer nach Norden, im Süden natürlich umgekehrt.
    - eine Drehlünette mit zusätzlicher 24-Stunden-Skala. Diese war mit einer zweiten Krone arretierbar und diente dazu, eine zweite Zeitzone (z.B. UTC) festzulegen.
    - Ein Tritium-Leuchtzifferblatt mit Dreicksmarkierungen auf der 24 und der 12 zur optimalen Ablesbarkeit. Diese Dreiecke wurde später durch senkrechte Balken ersetzt.
    - Ein Sekundenarret, der mittels einen kleinen Drahtes den Sekundenzeiger bei 24 Uhr anhalten lässt, um eine genaue Uhrzeit einzustellen. Einziges Manko dieser mechanischen Zeigerblockierung war, dass bei längerem Warten die Unruh ausschwingen konnte und die Uhr stehenblieb.


    Diese Features ließen die Glycine Airman bei den Piloten in den USA bald so Populär werden, wie die Mark XI von IWC.


    Die Werke wurden mit roten Zahlen auf der Datumsscheibe geordert. Eine weitere Besonderheit war das Schwänzchen am Minutenzeiger, das wohl Dekoration war. Später wechselte dieses Schwänzchen vom Minuten- an den Stundenzeiger und wies dadurch auf die gegenüberliegende Stunde. Dadurch konnte der Amerikaner die Zeit – wie gewohnt – schnell und ohne Umrechnen in am – pm ablesen.




    Quelle: Chronos


    Es gab zwei Zeigervarianten: Einmal spitz zulaufende, wie sie heute z.B. bei den klassischen Flieger-Modellen der Firma Sinn zu finden sind. Zum Anderen den bei Glycine typischen Dreieck-Stundenzeiger.


    Mitte der Sechziger erhielt die Airman den Schriftzusatz „Special“ und wurde zu einer der meistgetragenen Pilotenuhren des Vietnamkrieges.


    Ende der Siebziger fiel auch die Airman der Quartz-Revolution zum Opfer und verlor ihr charakteristisches Aussehen. Da das neue Design den Geschmack des Publikums verfehlte, verschwand die Airman allmählich. Erst im Jahr 2000 wurde mit der Airman 2000 an den alten Erfolg angeknüpft und ein Klassiker wiederbelebt.


    Mittlerweile verfügt die Airman-Serie über zahlreiche Modelle, unter anderem auch über einen Chronographen im klassischen Airman-Design. Es gibt sowohl 24-Stunden-Modelle, als auch GMT-Modelle, die fast identisch aussehen.


    Ich gebe zu, dass mich die Verbindung dieser Uhr zu den Piloten der amerikanischen Air Force in meiner Kaufentscheidung ein wenig beeinflusst hat. Im positiven Sinne.


    Die Airman 2000 ist keine 24-Stunden-Uhr, wie diese hier:



    Das heißt, ihr Stundenzeiger macht eine komplette Umdrehung in 12 Stunden. Das Zifferblatt ist jedoch als 24-Stunden-Anzeige ausgelegt. Das bedeutet, der Stundenzeiger befindet sich z.B. in der gewohnten 8 (oder 20)-Uhr-Position, zeigt aber auf dem Zifferblatt auf die 16. Das Auge des Trägers muss sich an diese Konstellation gewöhnen.




    Durch die 24-Stunden-Anzeige mit dem überlangen roten Zeiger und der deutlich ins Auge stechenden Stundenskala kann natürlich nicht nur festgestellt werden, ob es Tag oder Nacht ist (zu diesem Zweck muss man schließlich nach dem Ablesen der „normalen“ Uhrzeit nur zum Fenster rausgucken).


    Nein, zusätzlich kann man mit Hilfe des 24-Stunden-Zeigers in Verbindung mit dem normalen Stundenzeiger tagsüber (zumindest wenn die Sonne zu sehen und die 24-Stunden-Anzeige auf die lokale Ortszeit eingestellt ist) auch die Himmelsrichtungen bestimmen.



    Das ist durchaus hilfreich, wenn man mit dem Auto in unbekannten Gegenden unterwegs ist und wissen will, ob man die richtige Richtung eingeschlagen hat.


    Obwohl die eigentlich zweite Zeitzone des 24-Stunden-Zeigers wegen der Kompassfunktion an die lokale Ortszeit gebunden ist, kann die Heimat-Uhrzeit als dritte Zeitzone trotzdem angezeigt werden. Dank der entsprechend eingestellten 24-Stunden-Lünette zeigt der rote Zeiger nicht nur die Himmelsrichtung an, sondern auch die Ortszeit zuhause. Das kann einen vor bösen Reaktionen bewahren („hast Du eigentlich mal auf die Uhr geguckt? Rufst hier mitten in der Nacht an ...“) wenn man mal nach Deutschland telefonieren will.



    Bis hierher uhrentechnisch alles prima. Aber: wer hat es im Urlaub noch nicht erlebt, dass er an einem beliebigen Morgen aufgestanden ist und sich gefragt hat: „was für einen Tag haben wir heute eigentlich?“ Nun, leider verfügt die Airman nicht über eine Wochentagsanzeige. Dies ist aber der einzige Wermutstropfen.


    Da ich meinen Jahresurlaub 2005 mal wieder in den Vereinigten Staaten verbringen wollte, war die Entscheidung, welche Uhr ich mitnehmen soll, recht einfach. Die Vorzüge der Glycine überzeugen (fast) auf ganzer Linie.


    Zur Praxis: Natürlich musste die Uhr keine übermäßigen Härten ertragen. Es war ja kein Extrem-Urlaub. Das extremste, was die Uhr mitmachen musste, waren Wechselbäder zwischen hot tub (whirlpool, jacuzzi – nennt ihn, wie Ihr wollt) mit 40 Grad und dem normalen Pool mit 28-30 Grad.


    Hinzu kamen noch Badeeinsätze im Meer (26 Grad)




    und der Typhoon Lagoon (28 Grad), einem Wasser-Vergnügungspark.




    Ach ja: einen Tag lang war sie dann doch einem „Sandsturm“ ausgesetzt. Am Strand von Destin gab es herrlich weißen, ganz feinen Sand ... und viel Wind.
    Es sah teilweise aus, wie im Schneegestöber.



    Zum Tragekomfort ist anzumerken, dass man die Uhr am Handgelenk nicht spürt. Das Sehr weiche Armband trägt auch sehr zum angenehmen Gefühl am Arm bei. Anfängliche Bedenken, das Armband sei nicht sonderlich robust, hatten sich schnell zerstreut. Trotz zahlreicher Aufenthalte im Wasser, war es nach dem Trocknen wie vorher. Weder spröde, noch ausgelaugt oder gar brüchig. Auch ist es in keinster Weise „speckig“ geworden.


    Das Uhrwerk hat seine Arbeit äußerst solide gemacht. Es ist in den 21 Tagen gerade mal um 45 Sekunden „vorausgeeilt“. Das sind 2,1 Sekunden pro Tag,



    FAZIT:


    Nachdem sich das Auge auf das - zugegebenermaßen gewöhnungsbedürftige -
    Zifferblatt eingestellt hat, kann sich der Träger jederzeit auf die Schulter klopfen, dass er sich für diese Uhr entschieden hat.


    Daten der Airman 2000:


    Werk: ETA 2893-2
    Funktionen: Stunden, Minuten, Zentralsekunde, zusätzlicher 24-Stunden-Zeiger, Datumsfenster
    21 Steine
    Gangreserve: 42 Stunden
    28.800 Halbschwingungen
    Edelstahlgehäuse, 42 mm Durchmesser, Höhe: 11.5 mm
    Lünette beidseitig drehbar mit 24-Std.-Einteilung
    Saphirglas + Glasboden
    Wasserdicht bis 200 m
    Verschraubte Krone
    Bandanstoß: 22mm
    Dornschließe


    Ach ja:
    man kann jede Uhr als Kompass nutzen. Man hält die Uhr so, dass der Stundenzeiger auf die Sonne zeigt und halbiert den Winkel zwischen dem Stundenzeiger und der 12 auf dem zifferblatt. Die dadurch gefundene Richtung ist SÜDEN. Man muss dabei nur im Auge behalten, ob es Vor- oder Nachmittag ist.


    Am Vormittag nimmt man den Winkel zwischen Stundenzeiger und 12 im Uhrzeigersinn,




    am Nachmittag nimmt man den Winkel entgegen dem Uhrzeigersinn.




    So, das war´s. Viel Spaß beim Lesen und Ausprobieren.

  • Mein lieber Schwan: :respekt:


    Was bist Du? Sonderbotschafter bei Glycine?


    Das muss ich ja erst mal abarbeiten.


    Mir kam nur der Gedanke der Nachfrage, da die Marke ja eigentlich ziemlich (mir jedenfalls) unbekannt ist, google auch nicht sooo viel hergibt,
    die Preise aber andererseits ziemlich hoch sind.
    Na gut, ist alles relativ.


    Da mir die Modelle äußerlich ganz gut gefallen und die Qualität offenbar auch gut ist war einfach meine Überlegung: "Stimmt das Preis/Leistungsverhältnis"?


    Gruß vom Niederrhein

  • Was bist Du? Sonderbotschafter bei Glycine?

    :lol: :lol: :lol:




    Nö - einfach in´s Thema reingelesen und angefixt. Dann tiefer gebuddelt.


    Den Beitrag hatte ich quasi schon fertig in der Schublade (hatte ich schon mal in einem anderen Uhrenforum gepostet).





    Ich hab´ für dieses gute Stück knapp unter 1K bezahlt. Halte ich nicht unbedingt für teuer.

  • :verneig: Ich werde noch mal lästig und hake nach: :verneig:


    Ist vielleicht jemand dazugekommen, der etwas zu "Glycine" sagen kann?


    Ich habe zwar schon einer "Gebrauchten" zugesagt, das aber mehr aus dem Bauch heraus...


    Irgendwie seltsam, daß beim googeln nicht viel herauskommt. :grb:


    Gruß vom Niederrhein

  • Hallo!


    Ich bin mal eine Zeit lang einem Glycine-Virus erlegen. Ich habe eine Airman-SST in blau-orange, eine Incursore mit Unitas-Werk und California-Dial und eine Combat in orange (die ich übrigens verkaufe). Bislang kann ich zu Glycine nur sagen, dass sie mich nie enttäuscht haben. Die Werke laufen gut, die Verarbeitung war bisher wertig und mängelfrei und die meisten Glycine-Uhren sehen, zumindest für meinen Geschmack, richtig gut aus.





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    tachzusammen !
    kann etwas beisteuern. die fa. glycine ist eine alte schweizer uhrenfirma. das patent des selbstaufzugs mit gelagertem rotor hat sich glycine für ihre uhren im gleichen jahr wie rolex (1931) seinerzeit erteilen lassen. eigenartigerweise hat die firma immer nur in insiderkreisen einen gewissen bekanntheitsgrad genossen. aktuell such die firma massiv vertriebspartner in deutschland um den umsatz anzukurbeln. :eek: das vertriebsnetz hier in deutschland ist also etwas dünne.
    ich besitze eine glycine aus den frühes 1970ern Glycine VACUUM, kannst dir den thead ja mal ansehen). die uhr hat leider die macke bei wochentags- und datumswechsel stehenzubleiben. leider ist eine reperatur der uhr (laut uhrmachen hier in DA) unmöglich, da glycine für ihre vintage-uhren keine teile und deswegen keinen service anbieten kann - sehr schade (das kann rolex !).
    aktuell baut glycine die grössten mechanischen uhren für das handgelenk überhaupt (über 42mm). diese uhren bestehen aus zwei !! eta-werken...
    falls dir das was helfen sollte, ich weiß sonst nichts besonderes zu berichten :G

  • Hi,
    habe seit einigen Jahren eine Glycine KMU 48 black (schwarzes gehäuse) aus der ersten Serie. Mein Uhrmacher hat mir damals die Uhr schmackhaft gemacht in dem er meinte "super Preis/Leistungsverhältnis; alte UNITAS Kaliber neu eingeschalt und scharfe Optik". Ich muss sagen in Allem hatte er recht !!


    Trage die Uhr immer woeder gerne und die Leute sprechen mich auch teilweise auf den schwarzen Bomber an, da er einfach und schlicht ist, aber ganz in Schwarz gehalten ist und damit auffällt. Tragekomfort trotz Grösse echt gut und von der Qualität kann ich nur sagen; 1A !
    Auch das schwarz beschichtete Gehäuse zeigt keine Gebrauchspuren, allerdings verwende ich die Uhr nicht für outdoor Einsätze.


    Hier noch (hoffentlich ein paar pics).
    Gruss wappler