Citizen Promaster Professional Diver`s 1000M- Review Teil 1

  • Hallo zusammen,


    Ich möchte Euch meinen aktuellen Zuwachs nicht vorenthalten, und wünsche Euch viel Spaß beim Lesen!


    Einleitung


    Die Citizen Promaster 1000 Professional Diver`s spaltet die Welt der Uhrenliebhaber in zwei Lager- nämlich eine „Japan-Fraktion“ und eine „Schweizer Fraktion“.


    Entsprechend widersprüchlich sind die Kommentare, die zu dieser Uhr im Netz zu finden sind.
    Die Japaner sind stolz, endlich mal Schweizer Uhren mit diesem Hightech-Gerät Paroli bieten zu können, die Schweizer können es nicht fassen, dass sich ein japanischer Hersteller erdreistet, eine Uhr im gehobenen „Einsteigersegment“ anzubieten, die ihres Erachtens wohl kaum den geforderten Preis von 1295,- Euro Liste wert sein kann.


    Ob ihres Designs wird die Uhr gar spöttisch als „Haftmine“ oder „Aschenbecher“ bezeichnet.
    Von ihren Fans wird sie dagegen liebevoll -dank ihres martialischen Erscheinungsbildes und ihrer Größe- in Anlehnung an diverse japanische Filmmonster „Autozilla“ genannt.


    Wie soll nun der unvoreingenommene Laie mit diesen völlig differierenden Meinungen umgehen- was ist davon zu halten?


    Mit diesem Review möchte ich ein wenig Licht ins Dunkel bringen. Und vielleicht müssen nach dem Lesen dieses Berichts gar manche „Experten“ ihre Meinung ändern.


    Mal sehen...


    Image


    Gemeinhin gehören Uhren japanischer Herkunft in unseren Breiten zu jenen Dingen, die mal schnell im Vorbeigehen bei irgend einem Internetanbieter oder einer Großhandelskette gekauft werden.


    Dabei wird gerne übersehen, dass die japanische Uhrenindustrie auch Modelle anbietet, die keineswegs dieser „Qualitäts- und Preisvorstellung“ entsprechen.


    Die beiden umsatzstärksten Uhrenmarken der Welt befinden sich in Japan- namentlich Citizen und Seiko.


    Beide Firmen haben eine sehr lange Tradition, die sich hinter keiner bekannten Schweizer Marke verstecken muss- ganz im Gegenteil.


    Eines dieser „herausragenden“ Modelle ist die hier beschriebene Uhr.


    Wie unschwer bereits aus dem Namen erkennbar wird, handelt es sich bei der „Autozilla“ um eine Taucheruhr mit professionellem Anspruch.
    Das heißt nicht mehr und nicht weniger, als dass die Uhr für die teilweise extremen Anforderungen eines Berufstauchers, beispielsweise auf einer Ölplattform, oder auf einer Forschungsstation, optimal ausgerichtet sein soll.


    Gerade in letzter Zeit wird der Ausdruck „professionell“ beinahe inflationär verwendet. Egal, ob Uhr, Fotoapparat, Computer.....jedes irgendwie besser oder besonders ausgestattete Modell wird mit diesem Zusatz bedacht.


    Das macht es dem Laien schwer, echte „Werkzeugqualität“ von „Marketingqualität“ zu unterscheiden.


    Bei dieser Uhr kann man den Zusatz „professionell“ vollumfänglich gelten lassen.


    Die ganze Konstruktion, die Verarbeitung und die Ausstattung entsprechen in jeder Hinsicht „professionellen Anforderungen“.


    Interessanterweise wird genau diese Kompromisslosigkeit der Uhr beinahe zum Verhängnis.
    Durch das zweckorientierte Design kann sie nur einen sehr begrenzten Kundenkreis ansprechen- folglich ist die Menge an Autozillas in freier Wildbahn sehr überschaubar.


    Allerdings muss man an dieser Stelle anführen, dass es niemals der Sinn der Uhr war, die Umsatzzahlen anzukurbeln, sondern eindrucksvoll demonstrieren sollte, wozu ein ausgewiesener Taucheruhrenspezialist in der Lage ist- es sollte also tatsächlich einerseits ein „Renommierstück“ als auch ein dem Namen entsprechendes Werkzeug geschaffen werden. Ohne Kompromisse.


    Vielleicht sollte man auch noch erwähnen, dass geschätzte 90% aller Hobbytaucher Uhren der Marke Citizen verwenden. Dabei verteilt sich ein Großteil der Uhren auf die Citizen Promaster Modelle mit Quarzantrieb und diversen Zustzfunktionen, wie Tiefenmesser und Tauchlog, ein geringerer Teil auf die Automatikmodelle derselben Reihe.


    Wie robust selbst diese sehr günstigen Uhren sind, hat der Fund einer solchen Citizen Automatik bewiesen, die 1983 in Australien- bereits überzogen mit Muscheln- voll funktionsfähig aus dem Meer geborgen werden konnte.


    Aufbauend auf der Erfahrung von Millionen Tauchern stellt diese Uhr nun die absolute Krönung der Citizen Promaster Taucheruhren dar.


    Verpackung


    Die Uhr wird in einem schwarzen Kunstledercase ausgeliefert. Die Tasche hat die Größe einer mittleren „Kinderschuhschachtel“, ist vollständig mit schwarzem Samt verkleidet und weist Fächer für die Bedienungsanleitung, die Bandverlängerung und die Garantiekarte auf. Verschlossen wird das Ganze mit einem Reissverschluss. Insgesamt entspricht die Verpackung der Preislage, ist schön verarbeitet und zweckmäßig. Zusätzlich befindet sich auch noch eine Ersatzfeder für die Lünette im Lieferumfang.


    Gehäuse


    Das runde, mehrteilige Gehäuse hat einen Durchmesser von 48mm.


    Im Gegensatz zu der aktuellen Modeerscheinung der teils riesigen Armbanduhren, ergibt sich diese Größe direkt aus der Konstruktion.


    Die Wandstärke beträgt an die 8mm- das Werk füllt die Öffnung fast vollständig aus.


    Die Höhe beträg knapp 19mm.


    Als Gehäusematerial wurde -sinnvoll bei einer Taucheruhr- Titan gewählt.
    Da Titan bekanntlich relativ weich ist, etwa 200HV, also geringfügig weniger als Standard-Uhrenstahl, wurde das Gehäuse mit einer „Duratect-Oberflächenveredelung“ ausgesattet.


    Dadurch steigt die Oberflächenhärte auf 800HV- wird also defakto vollkommen kratzfest.


    Dabei handelt es sich übrigens keineswegs um eine Beschichtung, wie PVD oder Ähnliches, sondern in einem eigens entwickelten Verfahren werden verschiedene Materialien direkt in das Trägermaterial integriert. Es besteht also keine Gefahr, dass sich diese Oberflächenhärte einmal „in Luft“ auflösen könnte.


    Zudem ist die Gefahr des „Eindellens“ bei Titangehäusen relativ gering.


    Man muss sich mit dieser Uhr wirklich genau beschäftigen, um zu erkennen, wie viel Hirnschmalz in die Entwicklung gesteckt wurde.


    Sollte einmal Korallensand oder Sediment unter die Lünette gelangt sein und die Bedienung erschweren, kann man diese ohne Werkzeug mittels einer speziellen, integrierten Vorrichtung entfernen.


    Dazu wird ein Fixierhebel, der in den Kronenschutz integriert und mit einem gefederten Stift gesichert ist, gelöst, und anschließend der aus massivem, gehärteten Titan bestehende Haltering der Lünette im Gegenuhrzeigersinn abgeschraubt.


    Danach kann man den Haltering und die Lünette abheben und den Schmutz unter fließendem Wasser ausspülen.


    Für die Schlampigen unter uns findet sich im Lieferung sogar eine Ersatzfeder (für die Rastpunkte), sollte man sie versehentlich verlieren.


    Die Montage erfolgt in umgekehrter Reihenfolge.


    Die hohe Fertigungsqualität zeigt sich auch hier bei diesen Bauteilen. Das Gewinde läuft butterweich und exakt, die Bedienung gibt keinerlei Rätsel auf.


    Wie man sieht, wurde hier nicht nur die Praxistauglichkeit besonders beachtet, sondern auch die Sicherheit. Ein Abspringen der Lünette ist vollkommen ausgeschlossen.


    Die Lünette selbst weist ebenso einige Besonderheiten auf.


    Im Gegensatz zu den üblicherweise geriffelten Lünettenrändern anderer Hersteller, ist der Rand dieses Bauteils vollkommen glatt. Dafür weist die Oberseite etwa 5mm breite Vertiefungen auf, die im Abstand von 10 Minutenschritten um die gesamte Lünette verlaufen.


    Dadurch ist es möglich, selbst mit dicksten Handschuhen eine exakte Einstellung -von oben drückend und drehend- vorzunehmen.


    Die Beschriftung auf der Lünette (10 Minuten Markierungen) ist nicht einfach auflackiert, sondern eingefräst und mit schwarzem Lack ausgelegt.


    Dadurch kann die Beschriftung bei Stößen oder unsachgemäßer Lagerung nicht abgewetzt werden.


    Die eigentliche -durchgehende- Minuterie ist versenkt im Inneren der Lünette angebracht und so ebenfalls vor Verschleiss geschützt.


    Der Leuchtpunkt liegt unter einem Deckglas.


    Die verschraubte und mit mehreren O-Ringen gesicherte Krone befindet sich auf 9 Uhr. Dadurch wird vermieden, dass sie sich beim Abwinkeln der Hand in den Handrücken bohren kann.


    Mit einer Größe von 6,4 x 6mm ist sie ausserordentlich groß. Die Oberfläche ist geschwärzt und mit einer feinen, sehr effektiven Riffelung versehen.


    Wie schon erwähnt, ist in den massiven Kronenschutz die Lünettensicherung integriert.


    Bei 2 Uhr findet man das automatische Heliumventil. Über Sinn und Unsinn dieser Konstruktion ist schon viel diskutiert worden.


    Fakt ist, dass es bei einer tatsächlich „professionellen“ Taucheruhr nicht fehlen darf.


    Um den mit zahlreichen Beschriftungen und einer schönen Gravur eines historischen Taucherhelms versehenen verschraubten Bodendeckel befindet sich ein mit 4 Schrauben gesicherter Ring.


    Da das Gehäuse keine Hörner aufweist, wurde das Band direkt in das Gehäuse integriert und wird mit ebendiesem Ring gesichert.


    So wird sichergestellt, dass sich das Band selbst bei extremen Belastungen nicht vom Gehäuse lösen kann.


    Das gewölbte Uhrglas ist unglaubliche 6mm stark und aus künstlichem Saphir. Die Innenseite ist grün entspiegelt, die Aussenseite wird von der überragenden Lünette sicher geschützt.


    Hier zeigt sich der einzige wirkliche „Makel“ der Uhr.


    Durch die extreme Materialstärke liegt das Zifferblatt sehr tief.
    Dadurch kommt es einerseits zu Abschattungen bei Sonneneinstrahlung, andererseits sind die Zeiger sehr weit von der Lünette entfernt, was ein konzentriertes Ablesen erfordert.


    Auf Grund der Dimensionen war dieses Problem vermutlich nicht anders zu lösen- und führt auch nur in manchen Situationen zu einer tatsächlichen Beeinträchtigung.


    Der Vollständigkeit halber sollte dieser Umstand aber nicht unerwähnt bleiben.



    MfG, Martin

  • Wirklich ein schöner Bericht, Martin, vielen Dank!


    Die Autozilla gehört zu meinem Favoritenkreis, vor allem weil sie so viele Features bietet und zudem schon für ca. 500€ aufwärts zu haben ist. Die Optik ist sicher nicht jedermanns Sache.
    Alles in allem find ich die Uhr schon bemerkenswert. Wenn man sich ansieht was andere Hersteller so bieten/verlangen...
    Leider bin ich Rechtsträger und die Krone würde mich wohl stören. Auf gut Glück werde ich sie mir jedenfalls nicht kaufen...

  • Wirklich ein schöner Bericht, Martin, vielen Dank!


    Die Autozilla gehört zu meinem Favoritenkreis, vor allem weil sie so viele Features bietet und zudem schon für ca. 500€ aufwärts zu haben ist. Die Optik ist sicher nicht jedermanns Sache.
    Alles in allem find ich die Uhr schon bemerkenswert. Wenn man sich ansieht was andere Hersteller so bieten/verlangen...
    Leider bin ich Rechtsträger und die Krone würde mich wohl stören. Auf gut Glück werde ich sie mir jedenfalls nicht kaufen...


    trage meine uhren auch rechts,
    die zilla muss ich links tragen, die krone drückt zu sehr......

  • Hallo Martin,
    toller Bericht. Man merkt das er mit viel Herzblut geschrieben wurde. Allerdings würde ich gerne zwei Aussagen kommentieren:


    1. ..Vielleicht sollte man auch noch erwähnen, dass geschätzte 90% aller Hobbytaucher Uhren der Marke Citizen verwenden. Dabei verteilt sich ein Großteil der Uhren auf die Citizen Promaster Modelle mit Quarzantrieb und diversen Zustzfunktionen, wie Tiefenmesser und Tauchlog, ein geringerer Teil auf die Automatikmodelle derselben Reihe.


    Kaum ein Taucher verwendet eine Taucheruhr als Zeitmesser unter Wasser. Man dokumentiert damit eher das man zu dieser Fraktion gehört. Ich habe 8 Jahre als Tauchlehrer gearbeitet und 99% aller Taucher verwenden eher einen Tauchcomputer weil Sie damit überfordert sind zwei Instrumente zu monitoren, aber das ist ein anderes Thema :bgdev:


    2. Bei 2 Uhr findet man das automatische Heliumventil. Über Sinn und Unsinn dieser Konstruktion ist schon viel diskutiert worden. Fakt ist, dass es bei einer tatsächlich „professionellen“ Taucheruhr nicht fehlen darf.


    Ich wüßte nicht wieso ein Heliumventil das Merkmal für eine professionelle Taucheruhr sein sollte. Heliumventile sind nur beim Sättigungstauchen sinnvoll damit die in die Uhr diffundierten Helium Atome bei Druckabnahme nicht das Glas aus der Uhr sprengen. Es gibt genügend Taucheruhren auf die man die Bezeichnung "professionell" anwenden kann, die aber über kein Heliumventil verfügen.


    Nichts desto Trotz finde ich es immer klasse wenn sich jemand die Mühe macht einen so ausführlichen Bericht zu verfassen.
    Gruß und :gut::gut:
    Jörg

  • Klasse Review:gut: so macht es Spaß:)



    Das mit dem HRV hätte ich auch angesprochen, denn es ist defintiv nicht Vorraussetzung für eine professionelle Taucheruhr, auch nicht beim Sättigungstauchen.
    Das beste Beispiel dafür haben auch die Japaner gebracht, die ersten Seiko Tuna-Modelle waren auf 600m Sättigungstauchen ausgelegt, und das ohne HRV:gut:


  • Hallo Jörg,


    Zu Deinen Ausführungen bezüglich Taucheruhr/Tauchcomputer....


    Dazu hatte ich kürzlich einen "Disput" mit dem Chefredakteur von "Tauchen" und dem Redakteur von "Armbanduhren".
    Disput ist vielleicht der falsche Ausdruck- wir hatten da einfach gegensätzliche Meinungen, die wir per Mail ausgetauscht haben. Vielleicht wird das auch auszugsweise in einer der nächsten Ausgaben der Zeitschriften abgedruckt.


    Ich tauche seit mittlerweile 30 Jahren- also schon seit einer Zeit, wo ein "Tauchcomputer" höchstens in einem Sciencefiction-Film vorgekommen ist. Ungeachtet der Neuentwicklungen, die sogar die Tauchplanung von mehrstündigen UW-Aufenthalten möglich machen, vertraue ICH grundsätzlich nichts, wo eine Batterie drinnen ist. Logischerweise passt man sich der Zeit an- es gibt aber genug Tauchgänge, wo ich auf diese Utensilien gerne verzichten kann.


    Ein Heliumventil halte ich bei einer "professionellen" Taucheruhr deshalb für unverzichtbar, da eine solche Uhr eben für ALLE Eventualitäten gerüstet sein MUSS. Ist sie das nicht- ist es eben KEINE PROFESSIONELLE TAUCHERUHR, sondern ein "Luxusgegenstand".


    Ausnahmen bilden dabei nur ganz wenige- schon vorhin angesprochene Uhren, wie Seiko MM, Omega PloProof, oder auch (angeblich) die Sinn U2.


    Ist eben auch vieles eine Frage der Philosophie.


    MfG, Martin

  • Hallo Martin,
    na ja, ich tauche zwar erst seit 18 Jahren, aber auch habe Tauchcomputer erst nach meiner Ausbildung kennengelernt. Ich habe etliche Trimix und lange Höhlentauchgänge gemacht bei denen ich mich nie nur auf ein Instrument verlassen habe. Ich habe eigentlich immer einen, manchmal auch 2 Bottomtimer genutzt, aber immer eine Uhr als Backup dabei gehabt. Ich kann deine Bedenken also nachvollziehen. Allerdings darf man in meinen Augen nicht so eindimensional denken und sagen professionell = ausschließlich mit Heliumventil. Das muß man schon etwas differenzierter betrachten. Es gibt Taucheruhren die sind durchaus für Sättigungstauchen geeingnet und verfügen nicht über ein Heliumventil. Das ist eher eine Frage der Konstruktion. Eine Uhr die großen Druck von außen vertragen kann, kann durchaus so konstruiert sein das sie auch großen Druck der von innen nach außen wirkt standhält. Na ja lass uns nicht streiten, immer sichere Taugänge und viel Freude an schönen Uhren.
    Gruß
    Jörg



  • Hallo Jörg,


    Ich sehe das ganz genauso wie du- die konstruktiven Ausnahmen habe (teilweise) vorhin schon aufgezählt.


    Und streiten in einem Forum.....also bitte.....sowas gibt`s doch gar nicht...;.-)


    MfG, Martin

  • Es gibt Taucheruhren die sind durchaus für Sättigungstauchen geeingnet und verfügen nicht über ein Heliumventil. Das ist eher eine Frage der Konstruktion. Eine Uhr die großen Druck von außen vertragen kann, kann durchaus so konstruiert sein das sie auch großen Druck der von innen nach außen wirkt standhält.



    Und es gibt Uhren die so konstruiert sind, daß erst gar kein Druck von Innen entstehen kann...weil die Gehäusedichtung so konstruiert ist, daß Helium erst gar nicht durch die Dichtungen diffundieren kann:gut:


    Im Beispiel Seiko Tuna durch eine spezielle L-förmige Dichtung mit einem zusätzlichen Teflon-Ring:gut:

  • Da muss ich dir widersprechen. Helium Atome sind so klein das sie auch durch Glas diffundieren, nicht nur durch Dichtungen. Natürlich langsam, aber unter hohem Druck und genügend Einwirkzeit reicht es aus um bei Druckentlastung zu einem Überdruck in der Uhr zu führen. Dann ist es mit doppelten Dichtungen nicht getan, das Glas muß konstruktionsbedingt geschützt sein.
    Gruß
    Jörg


    Und es gibt Uhren die so konstruiert sind, daß erst gar kein Druck von Innen entstehen kann...weil die Gehäusedichtung so konstruiert ist, daß Helium erst gar nicht durch die Dichtungen diffundieren kann:gut:


    Im Beispiel Seiko Tuna durch eine spezielle L-förmige Dichtung mit einem zusätzlichen Teflon-Ring:gut:

  • Da muss ich dir widersprechen. Helium Atome sind so klein das sie auch durch Glas diffundieren, nicht nur durch Dichtungen. Natürlich langsam, aber unter hohem Druck und genügend Einwirkzeit reicht es aus um bei Druckentlastung zu einem Überdruck in der Uhr zu führen. Dann ist es mit doppelten Dichtungen nicht getan, das Glas muß konstruktionsbedingt geschützt sein.
    Gruß
    Jörg



    Aber nein, das widerspricht doch überhaupt nicht dem was ich geschrieben habe...im Gegenteil:gut:
    Du hast natürlich Recht, eine weitere Komponente die es zu beachten gilt.
    Die Menge des Heliums das durch die Dichtungen diffundieren kann ist ungleich größer, als der Anteil der durch das Glas eintreten kann.
    Im Beispiel der von mir genannten Seiko Taucheruhr ist der Anteil Helium, der durch das 4,5mm dicke Hardlex durch kommt nicht der Rede wert...es ergeben sich keine negativen Auswirkungen.
    Nebenbei...die 6159-7010 (vorgestellt 1975) ist mit 600m angegeben, jedoch überstand eine solche Uhr schon in der Praxis nachweislich über 1025m:eek: (finde leider gerade den Link nicht)
    Generell geht man bei den professionellen Taucheruhren von Seiko von einer Reserve von ca. 25% in der Tauchtiefe aus...und das ohne HRV:gut:



    Auf den Komentar von Watchmaster muss man nicht weiter eingehen:rolleyes:

  • Zunächst einmal - schönes Review, vielen Dank dafür :blume: .


    Aber nun muss ich einfach einmal ein paar Worte zu den verwirrenden Äußerungen über das Sättigungstauchen loswerden. Wenn man Eure Bemerkungen teilweise so liest, könnte der Eindruck entstehen, das Auftauchen bzw. die Dekompression nach einem Sättigungstauchgang ginge so schnell vor sich, dass die Uhr dabei mit einem Knall zerbirst oder sich mit heftigem Plopp das Uhrglas löst.


    Erstens braucht es relatv lange, bis Heliumatome in die Uhr eingedrungen sind. Und diese diffundieren tatsächlich auch fast ausschließlich an den Dichtungen vorbei ins Innere der Uhr, nicht etwa durch den Stahl oder das Glas. Saphirglas hat eine so große Materialdichte, dass da kein Heliumatom durchkommt. Mit dem Stahl/Titan des Uhrgehäuses sieht es ähnlich aus. Über Heliumatome werden schon manchmal seltsame Wunderdinge verbreitet...


    So, jetzt war also unser Taucher eine Woche in sagen wir 200 Metern Tiefe am Fuße einer Bohrstation beschäftigt, und taucht nur wieder auf. Damit es zu keinen gesundheitlichen Schäden kommt (die schlimmer wären als eine kaputte Uhr), ist die Auftauchgeschwindigkeit sehr gering, meist weniger als 1,5 Meter pro Stunde (also etwa 30 Meter pro Tag). Der Taucher (und seine Uhr) braucht also ca. eine Woche, um nach seinem Tauchgang wieder auf Normaldruck zu kommen. Wer jetzt nachgerechnet hat wird bemerkt haben, dass die Heliumatome etwa genausoviel Zeit hatten, aus der Uhr wieder heraus zu diffundieren, wie in sie einzudringen.


    Tatsächlich sind nach meinen Informationen die Geschichten über explodierende Taucheruhren meist stark übertrieben bis frei erfunden. Ich kenne aus einem anderen Forum zwei Berufstaucher, die im Golf von Mexiko an Bohrtürmen und Pipelines arbeiten, und von denen hat noch keiner eine explodierende Uhr (auch keine ohne HRV) gesehen oder von ihr gehört. Im gleichen Forum ist ein weiterer Berufstaucher, der inzwischen pensioniert ist (also etwas älter), und damit die "gute alte Zeit", in der es noch nicht an jeder "Profi-Taucheruhr" ein Pupsventil gab, noch selber miterlebt hat. Seiner Aussage nach waren die Sicherheitsstandards früher etwas laxer, so dass das Auftauchen etwas schneller vor sich ging. Dabei sollen in der Anfangszeit des Sättigungstauchens tatsächlich einige Male Uhrgläser abgesprungen sein, was aber wohl eher an der nicht so exakten Einfassung des Uhrglases lag. Nach modernen Standards gefertigte Uhren sollten, unter Berücksichtigung der aktuellen Dekompressionsprotokolle, nie gefährdet sein. Und selbst in der "guten alten Zeit" haben sich die Taucher durchaus zu helfen gewusst - sie haben einfach bei der Deko die Krone aufgeschraubt, womit ein "gefahrloses" Entweichen des Heliums genauso sicher möglich war, wie bei den heute ach so modischen verschraubten Heliumventilen.


    Quintessenz des Ganzen: Eine Taucheruhr ist NICHT nur dann professionell einsetzbar, wenn sie über ein "Fart-Valve" (wie sich einer der amerikanischen Taucher so schön auszudrücken beliebt) verfügt!

  • Yep :gut: da hast Du natürlich recht, Sättigungstauchgänge dauern meist mehre Tage plus der deutlich längeren Dekompressionsphase. Ich sehe aber nicht das das meinen Ausführungen widerspricht. Ich denke auch das sich eine professionelle Uhr nicht über ein Heliumventil definiert, das sind wir uns wohl alle einig.
    Gruß
    Jörg



  • Hallo zusammen,


    Danke für die rege Beteiligung....


    Was das Heliumventil betrifft:


    Ich persönlich bin- unabhängig von meiner Aussage im Review- ein absoluter Gegner jeder zusätzlichen Gehäuseöffnung- also auch von Heliumventilen.
    Speziell von manuellen, wie in den Seamaster Modellen von Omega, da diese Uhren bei geöffneten Heliumventil lediglich bis 50m wasserdicht sind.


    Ungeachtet dessen ist ein derartiges Ventil ---im Zusammenhang mit TecDiving--- sicher nicht verkehrt.


    Omega untersuchte schon in den 70ern das Eindringen von Helium in Uhren mittels Massenspektrometer (dem einzigen in der Uhrenindustrie)- und entwickelte daraufhin die "PloProf", die definitiv so dicht war, dass keinerlei Helium eindringen konnte.


    Diese Uhr wird heuer auch wieder neu aufgelegt, verfügt über kein Heliumventil- und kommt vom Anspruch (und auch Design) der Autozilla wohl am nächsten.


    Dass es sich bei der "PloProf" trotz des fehlenden Heliumventils um eine professionell zu verwendende Taucheruhr handelt, wird wohl keiner ernsthaft bestreiten wollen.


    Aber diese Uhr ist- wie schon einige hier genannte Modelle- eine absolute Ausnahmeerscheinung.


    MfG, Martin