Kaufberatung Ref. 3536 GST Aquatimer

Hallo liebes Forum,

quasi "aus gegebenem Anlass" (siehe den Artikel "Neuwertig - .... )
folgt hier nun, wie bereits angekündigt, die Kaufberatung
für Uhren der Modellreihen Ref. 3536-001 bis 003.
Analog dazu lassen sich die folgenden Tipps sicher auch auf
jede andere (IWC-)Uhr anwenden.
Lediglich die Spezifika der GST AT gelten nur für diese Uhr.
Ebenfalls enthalten ist eine Checkliste zum Uhrenkauf.
Auch diese ist ausgelegt für die GST AT, in weiten Teilen
aber auf alle (IWC-) Uhren anwendbar.
Bei allen Fragen zu IWC Uhren stehe ich persönlich auch gerne
zur Verfügung.
Auch die Mitglieder des Forums geben sicher gerne ihre Meinung
zu IWC Uhren ab, die Ihr ggf. kaufen wollt.
Gute Bilder und möglichst viele Info´s zur Uhr sind dazu aber
unerlässlich!
Weitere Info´s sowie jede Menge Bilder zur GST Aquatimer findet
Ihr in den Classics hier oder hier (im zweiten Teil) und natürlich in
unserer Galerie.
Auch das IWC Workbook (siehe hier ) liefert nützliche Info´s!
Und im ganz oben genannten Artikel "Neuwertig - oder... " seht Ihr,
wie so eine Uhr aussehen kann, aber sicher nicht sollte!
Also: Augen auf beim Uhrenkauf!!!!

Kaufberatung GST Aquatimer Ref. 3536-001 bis 003:

Die GST Aquatimer Ref. 3536 gab es in drei Variationen:

Als Ref. 3536-001 in Titan

als Ref. 3536-002 in Edelstahl mit schwarzem Blatt:

und als Ref. 3536-003 in Edelstahl mit weissem Blatt:

(Danke an Mario Gensicke für die drei oben gezeigten Bilder!)

Offenbar gab es von der Titanversion die meisten Uhren, gefolgt von der
Stahlversion mi schwarzem Blatt. Von der weissen Stahlversion gab es
relativ wenige Uhren.
Vorsicht! Es gab Umbauten ursprünglich schwarzer Stahl AT´s in weisse Stahl AT´s!
Erkennen kann man diese an der schwarzen Datumsscheibe mit weisser Schrift
(bei der originalen weissen AT war diese weiss mit schwarzer Schrift), da die
Datumsscheiben beim Umbau meist nicht getauscht wurden.

Zum Lieferumfang gehörte ein weisser Umkarton, eine schwarze Lederbox, in der
ein Schraubendreher (Ersatzklingen im Griff) und zwei goldfarbene Bandrücker
zu finden sind sowie eine Bedienungsanleitung samt Garantiekarte (Scheckkartenformat,
weiß, mit dem Händlerstempel und dem Kaufdatum versehen) und einem Servicebüchlein
(mit allen Servicestellen weltweit).

Hier ein Bild der Werkzeuge:

und der Box:

(Danke an Mario Gensicke für das Bild!)

Und noch ein Bild von einem Teil des Zubehörs:

Vor dem Kauf einer jeden Uhr sollte der Kaufinteressent das Angebot ganz genau
"abklopfen"!
Sind z.B. die Bilder auch tatsächlich aktuelle Bilder der zum Verkauf stehenden
Uhr???
Dies sollte man sich schriftlich per E-Mail bestätigen lassen.
Gut überprüfen kann man die Angaben des Verkäufers, indem man weitere
Detailaufnahmen anfordert.
Auch sollten die Bilder von guter Qualität sein!!! Auch im Detail!
Falls man die Uhr nicht persönlich in Augenschein nehmen kann, so sollte man
einen Kaufvertrag anstreben. Muster hierzu gibts reichlich im Netz.
Wenn ein Verkäufer diesen Vertrag ablehnt, so ist etwas faul.
Auch sollte eine Kopie des Personalausweises des Verkäufers vorliegen.
Im Vertrag müssen detaillierte Angaben zum Zustand und dem Zubehör
sowie die Originalität der Uhr enthalten sein!
Auch ist ein versicherter Wertversand zu fordern!
Sollte die auf diesem Wege gekaufte Uhr doch nicht der Beschreibung
entsprechen so ist es unbedingt notwendig, so schnell wie möglich
schriftlichen Einspruch (per Einschreiben und Rückschein) beim Verkäufer
einzureichen. Umso schneller desto besser!
Besser ist es aber, die Uhr persönlich anzuschauen und abzuholen.
Dazu sollte man sich Zeit und die später folgende Checkliste mitnehmen!
Im Idealfall jemanden, der sich auskennt!

Wenn man die Uhr nun anschaut, dann geht man am besten systematisch
vor!
Erst sollte man das Zubehör auf Vollzähligkeit (s.o.) prüfen.
Wenn man dann die Uhr in den Händen hält ist der erste Eindruck sehr
wichtig!
Ist die Uhr sauber und gepflegt? Dann sollte man die Aquatimer umdrehen und
nachschauen, ob die eingelaserte Nummer auf dem Boden zu finden ist:

Diese Nummer findet man immer an der selben Stelle unter dem U-Boot:

Wenn die Nummer weg ist, dann wurde der Boden bzw. die Uhr unfachmännisch
(d.h. nicht von der IWC) aufgearbeitet. Dazu aber später mehr!
Wenn die Nummer da ist, dann ist der nächste Schritt der Vergleich dieser
Nummer mit der Garantiekarte, auf der die Nummer eingetragen sein sollte.
Auch sollte man auf Kratzspuren im Bereich der Bohrungen für das Gehäusewerkzeug
achten. Diese weisen auf eine unsachgemässe Öffnung der Uhr hin! (man findet
dieserlei Spuren sehr häufig!)
So sehen unbeschädigte Bohrungen aus:

In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, dass die GST AT´s ja mindestens
fünf Jahre alt sind (Herstellungszeitraum 1998-2003). Da ergibt sich natürlich die
Frage dem Verkäufer gegenüber nach einer Revision. Falls diese durchgeführt wurde,
so sollten Belege vorhanden sein. Falls nicht, so sollte man gut 350-450 Euro für eine
durchzuführende Revision einberechnen!!! denn die kommt irgendwann garantiert!
Ebenso kann man nach einer jährliche Kontrolle der Wasserdichtigkeit fragen.

Weiter in Teil 2!

Gruß!

Sascha

Hier nun der zweite Teil der Kaufberatung!

Ob an der Uhr schonmal rumgeschliffen bzw. eine Aufarbeitung des Gehäuses
vorgenommen wurde kann man, neben der Seriennummer am Boden, auch an anderen
Details erkennen. Z.B. an den Bandanstössen ("Hörnern").
Hier sollten die Stege, die das Band am Gehäuse halten ca. 0,5mm versenkt sein.
Siehe das folgende Bild:

Wenn diese Stege Bündig sind, dann könnte etwas nicht stimmen!
Auch sollte der Übergang von Gehäuse in das Band bündig und "in einer Linie
verlaufend" sein:

Am Übergang der "Hörner" in das Gehäusemittelteil existiert ein Absatz:

oder hier:

Wenn dieser Absatz nicht deutlich zu erkennen ist, dann wurde am Gehäuse

schonmal geschliffen!
Ebenfalls gut kann man eine Aufarbeitung im Bereich der Lünette prüfen.
Hier stehen die Indicés und der Metallrand ca. 0.5mm über.
(siehe die folgenden Bilder!)

Bei einer geschliffenen Lünette ist dieser Rand bzw. sind die Indicés fast plan!
Leicht zu Prüfen ist auch die Funktion der Lünette.
Erst prüft man die Lünette auf festen Sitz, da gerne einige der vier kleinen
Halteschrauben verloren gehen.
Sollte die Lünette fest sitzen, dann prüft man die Funktion der Lünette
(herunterdrücken und im Gegenuhrzeigersinn drehen). Die Lünette sollte
sauber rasten und reibungsfrei laufen.
Auch im Uhrzeigersinn darf sich die Lünette nicht drehen lassen.
Bei der Gelegenheit kann man gleich das Uhrglas prüfen.
Hat es Kratzer? Oder das sog. Chipping (kleine Abplatzungen am Rand
des Glases; kommt oft vor).
Das Chipping kann man prüfen, indem man mit dem Fingernagel am Glasrand
rundherum entlang fährt. Wenn ein "chip" da ist, dann bleibt man hängen.
So ein Glas kostet mit Austausch > 250 Euro! Ein teurer Spaß also!
Als Nächstes sollte man mit der Aufzugskrone weiter machen.
Diese sollte sauber laufen (ohne starkes Reiben) und in den zwei
Positionen des Herausziehens gut funktionieren.
In Postion 1 (erste Rastung beim Herausziehen) kann man das Datum
verstellen. In Position 2 (Krone in Endposition herausgezogen) sollte
der Sekundenstopp funktionieren und die Uhrzeit sollte einstellbar sein.
Obacht beim wieder reindrücken der Krone. Hierbei sollten die Zeiger
nicht springen.
Ab und zu rastet sie Aufzugwelle aus und dann ist Krone samt Welle
lose. Das sollte man vor dem Kauf testen!

Im Bereich Zifferblatt und Zeiger sollte man Verfärbungen an Indicés und
Zeigern beachten.
Es gab zwei verschiedene Blätter:
-von 1998 bis ca. Ende 2001 gab es sog. Mischblätter, gekennzeichnet mit
"T Swiss Made T" im Bereich von sechs Uhr. Bei diesen Blättern sind die
12 Uhr Indicés, der leuchtpunkt der Lünette und die Zeiger mit Tritium
belegt, der Rest mit Superluminova
Das Ergebnis ist eine langsame Verfärbung der Tritium-Indicés und eine
unterschiedliche Leuchtkraft. (siehe auch diesen Artikel hier )
-von Ende 2001 bis 2003 sowie bei späteren Revisionen wurden Blätter
und Zeiger verwendet, die ausschließlich mit SL belegt sind (gekennzeichnet
mit "Swiss Made").
Diese Blätter verfärben sich nicht.
Die Blätter sollten kratzerfrei sein und keine Beschädigungen haben.
Auch sollten die Indicés nicht bröselig und herausgeplatzt sein!

Im Bereich Band sollte man die Vollzähligkeit der Bandglieder prüfen.
Gemessen an den Mittelgliedern des Bandes hat ein GST Band normalerweise
21 Mittelglieder (ein etwas breiteres im Bereich der Schiesse ist auch dabei)
Es sollten alle Bandglieder dabei sein. Diese sind im Nachkauf sehr teuer!
Ab und zu ist auch ein Velcro-Klettband dabei (dieses gab es optional).
Dies Schliesse sollte sich nur bei Druck auf den entsprechenden Knopf an der
Schliesse öffnen.
Ausgeleierte Schliessen öffnen sich auch so!
Auch sollte das Band bei der Bewegung der Glieder nicht "knirschen" oder
zu viel Spiel haben.

Viel mehr kann man eigentlich ohne spezielle Hilfsmittel nicht prüfen.

Die Ref. 3536 kostete zuletzt in Stahl oder Titan 3.550 Euro.
Heute sind Preise um die 3.000 Euro für neuwertige, frisch revidierte
und vollständige Uhren und ca. 2.500 - 2.700 Euro für gebrauchte,
vollständige Uhren realistisch.
Wenn Zubehör fehlt oder die Uhr in schlechterem Zustand ist (Glas mit
chipping etc.) dann drückt das den Preis erheblich!
Die Checkliste könnt Ihr gerne per PN oder E-Mail bei mir anfordern!
Und nun viel Spaß und Erfolg beim Uhrenkauf!!!

Gruß!

Sascha

@ regulateur:

Danke für die Ergänzung! Du hast völlig Recht! Es gab drei Varianten
des Zifferblattes der Ref. 3536!
Ich bin bei meiner Kaufberatung absichtlich nicht auf diese feinen
Details eingegangen, da man nicht zu viele Info´s da rein packen sollte.
Sonst wird es unübersichtlich und somit nicht mehr praktikabel!
Die zwei (im Bericht beschriebenen) Zifferblattvarianten sind leicht zu
unterscheiden und spielen auch beim kauf eine wichtige Rolle!
Viele Liebhaber mögen die Tritiumvariante, wiederum andere hassen
sie, da die Indicés unterschiedlich gefärbt sind bzw. sich unterschiedlich
verfärben.
Dies ist beim Kauf zu beachten, da ein Tausch von ZB und Zeigern
mit etwas über 300 Euro zu Buche schlägt!

Es würde mich sehr freuen, wenn Du über die verschiedenen Blätter
der Ref. 3536 einen kleinen Artikel schreiben würdest, idealerweise
gewürzt mit einigen Bildern! Das wäre echt klasse!
Ähnliches könnte man auch zu den Blättern der Ocean 2000 machen.

Gruß!

Sascha