Interview mit Marcel Rößner/Panerai Deutschland

  • Da derzeitige Fülle an SEs erscheint mir persönlich jedoch viel zu hoch. Das geht - wie Niko bereits anmerkte - bedenklich in die falsche Richtung. Da kommt ja beinahe monatlich etwas Neues aus dem Baukasten und das sieht teilweise wirklich nach Resteverwertung aus (siehe PAM613).


    Ich glaube, dass der Verkaufsdruck im Richemont Konzern gerade sehr hoch ist. Man will mit aller Gewalt Panerai in Richtung 100.000 verkaufter Uhren bringen. Ob dies bei einem recht speziellen Produkt so möglich ist, weiß ich nicht. Panerai baut halt keinen Navitimer oder eine Seamaster...


    Der Verkaufsdruck ist wohl nicht nur bei Richemont derzeit sehr hoch. Und das wird auch noch eine Weile so bleiben, wenn ich mir die volkswirtschaftliche Entwicklung einiger Märkte so ansehe.


    Die "Fluten" der SE's habe ich lange ebenso gesehen wie Niko und Oliver. Mittlerweile habe ich dazu eine andere Sicht der Dinge:


    Patek oder auch Lange & Söhne bringen i.d.R. Limitierte Editionen auf den Markt, die sehr exklusiv sind und meist technisch etwas Besonderes zu bieten haben. Ziel ist es, Uhren für die Sammler zu bringen, die über die Zeit auch möglichst an Wert gewinnt. Panerai hat diesen Weg zu Beginn auch beschritten.


    Hublot z.B. richtet sich hingegen mit seiner Flut an SE's gar nicht primär an Sammler. Dort wird schlicht geschaut, aus welchem Sponsoring-Bereich sich z.B. ein interessanter Markt für eine spezielle Modellvariante ergibt und welche Menge in diesem Umfeld verkauft werden kann. Und das funktioniert augenscheinlich ganz gut. Und mit "funktionieren" meine ich: die Uhren werden verkauft - nicht mehr und nicht weniger.


    IWC und seit einiger Zeit auch Panerai haben diesen Weg ebenfalls eingeschlagen. Für die Sammler gibt es ab und an etwas Spezielles und der Rest dient dazu, definierten Kundengruppen ein Produkt zu bieten, dass ein wenig Besonders ist, sich damit verkauft und dazu beiträgt, die Kapazitäten auszulasten.


    Wenn das im Sinne des Produktportfolios geschickt "gespielt" wird, kann die Strategie prima aufgehen: Es gibt ein Kern-Sortiment, das eben nicht überfrachtet ist, und darüber hinaus kommen immer wieder für eine begrenzte Zeit einige Modelle on Top. Das bietet jedes Mal einen Anlass zur Kommunikation sowie für Events und generiert Business. Und darum geht es einem Unternehmen ja nun schlussendlich.


    Problem aus meiner Sicht ist "lediglich", dass von einigen Kunden zwischen den unterschiedlichen Motivationen für SE's nicht ausreichend differenziert wird. Nicht wenige Uhren-Interessierte haben wohl primär das Thema "Wertsteigerung" vor Augen, wenn es um SE's geht. Und das funktioniert eben auch bei Panerai nur bei wenigen, wirklichen SE's. Und ich habe bislang nicht den Eindruck gewonnen, dass die Preise z.B. für eine 127, 203 oder 382 unter den Neuerscheinungen "gelitten" haben.


    Letztlich sollten wir uns doch freuen, dass Panerai so viele unterschiedliche SE's auf den Markt bringt. Da die Geschmäcker ja völlig unterschiedlich sind, steigt damit die Chance gewaltig, dass für alle etwas dabei, das dann auch am eigenen Handgelenk wirklich gefällt und nicht nur für einen überschaubaren Zeitraum getragen wird, weil es gerade "in" ist.


    Für eine Gruppe der Uhrenkäufer stellt die mengenmäßige Entwicklung bei den SE's jedoch tatsächlich eine Herausforderung dar: Für klassische Flipper wird das Hobby Panerai-Uhren künftig wohl ein wenig teurer.

    • Offizieller Beitrag

    Problem aus meiner Sicht ist "lediglich", dass von einigen Kunden zwischen den unterschiedlichen Motivationen für SE's nicht ausreichend differenziert wird. Nicht wenige Uhren-Interessierte haben wohl primär das Thema "Wertsteigerung" vor Augen, wenn es um SE's geht. Und das funktioniert eben auch bei Panerai nur bei wenigen, wirklichen SE's. Und ich habe bislang nicht den Eindruck gewonnen, dass die Preise z.B. für eine 127, 203 oder 382 unter den Neuerscheinungen "gelitten" haben.


    So sah es auch jahrelang bei der 249 aus, bis die 448 mit inhouse Kaliber auf den Markt kam. Man weiß nie was kommt, ev. gibt es in 2 Jahren eine wahre Bronzeflut oder eine Neuauflage der 127 mit inhouse Kaliber, wer weiß das schon. Wer auf Investitionen bzw. sichere Geldanlagen aus ist und auf Nummer sicher gehen will, der sollte (wie Marcus es sagt) in Vintage (markenunabhängig) investieren.


    Denn meist besitzen nur gewisse SE Modelle (abgesehen von der 372) pure Pre-V und Vintage DNA ;)
    21, 127, 203, 232, 249, 267, 300, 448, 449, 587, 785


    Die PAM 26 z.B. stieg preislich über einige Zeit auf 14k und ist jetzt wieder für 7k zu bekommen.
    Eine 249 fand man vor Jahren nicht unter 10k, jetzt gehen sie um 8k weg.