Servus Freunde des Schießsports!
Bei mir hat es wieder Zuwachs gegeben. Es handelt sich dabei um eine Waffe, die ich schon lange umkreiste, weil sie einen Technologieträger darstellt.
Es geht um nicht weniger als den leichtesten Revolver, die leichteste Waffe, im Kaliber .357 Magnum, einem Kaliber, mit dem mein privater Waffenbesitz vor nun fast 40 Jahren begonnen hat. Damals mit einem S&W 66, abgelöst durch viele andere Zu- und Abgänge, wie zB einem Colt Python oder der LAR Grizzly, einer Pistole in .357 Magnum.
Heute ist das Kaliber, insbesondere wenn es um das Führen geht, mMn weitgehend obsolet. Zu Recht beherrschen Waffen in 9mm Para den Markt, denn 6 Schuss aus einem Revolver sind eben nur 6 Schuss (manche Hersteller versuchen dem mit 8-Schuss Trommeln entgegenzuwirken) und aus einem sehr kurzen Lauf verschossen ist die .357 Magnum nur unwesentlich stärker als die 9 Para. Dazu kommen dann noch Schützenbelastung durch den Rückstoß, extremes Mündungsfeuer, kein schneller zweiter Schuss aufgrund des Hochschlags, usw.
Und trotzdem, manchmal muss man unvernünftig sein. Und so zog nun ein Revolver von S&W mit der Modellbezeichnung 340PD (Personal Defense), hergestellt aus ganz speziellen, exotischen Materialen, bei mir ein.
Denn um den Revolver so leicht als möglich zu machen, steckte S&W viel Zeit und Entwicklung in Materialen, die dem enormen Gasdruck einer .357 Magnum (3000 bar) standhalten, ihn aber gleichzeitig zum Federgewicht machen. Zum Vergleich: Die .44 Magnum bringt es auf höchsten 2800 bar und eine .38 Spezial, die normalerweise aus so kleinen Revolvern (J-Rahmen, genannt „Snub Nose“, auf dem auch der 340PD aufbaut) verschossen wird, auf höchsten 1500 bar. Wir reden hier also vom doppelten Gasdruck einer .38 Spezial (auch als +P), zu verschießen aus einem Taschenrevolver.
S&W verwendet normalerweise für die kleinen Rahmen im Kaliber .38 Spezial neben Stahl zur Gewichtsreduktion Aluminium (in Verbindung mit einer Stahltrommel), doch dieses hat sich für das Kaliber .357Magnum als ungeeignet erwiesen. Erst in Verbindung mit Scandium erreicht Aluminium die Festigkeit, um daraus .357 Magnum verschießen zu können, weshalb der Rahmen die Bezeichnung „Scandium“ führt.
Damit nicht genug, wird die 5-schüssige Trommel des 340PD aus Titan gefertigt und bringt damit nur 60% des Gewichts einer üblichen Stahltrommel auf die Waage. Das Laufinnere besteht aus Edelstahl und wird mittels eines Spezialverfahrens in den Scandiummantel eingebracht. In Verbindung mit Kleinteilen im Schloß, die ebenfalls teils aus Titan gefertigt sein sollen (dazu habe ich aber keine verbriefte Info gefunden), konnte das Gewicht dieses .357 Magnum Taschenrevolvers auf sagenhaft 330g reduziert werden.
Beim Griff handelt es sich um einen Hogue Bantam Monogrip, der zwar klein gehalten ist, trotzdem der ganzen Hand Platz bietet.
Es gibt das Modell als 360PD auch mit offenem Hammer, mir war die Variante mit verdecktem Hammer aber lieber. Praktisch kann man den Revolver so auch durch die Mantel- oder Jackentasche ohne Ladehemmung abfeuern, aber na ja, dazu schreibe ich nichts. Geht eben, soll so sein.
Entwicklung (es gab zu Beginn im Jahr 2002 viele Rahmenbrüche) und exotische Materialen müssen bezahlt werden und so zahlt man für den 340PD gut 50% mehr als für einen vergleichbaren Revolver.
Ist möglichst geringes Gewicht der Freund des Tragens, wird es zum Feind, sobald es um das Schießen geht, und so führen die meisten Besitzer (in den USA), die Waffe lieber mit .38 Spezial+P, denn .357 Magnum soll eine echte Tortour sein, was ich ob der nur 330g (vergleichbare „Snub Nose“ Revolver in .357 Magnum wiegen fast das doppelte) sofort glaube.
Aufgrund der Materialien kommt es zu einer Einschränkung, keine Geschosse unter 120 Grain in .357 Magnum zu verschießen, da ansonsten die Titantrommel durch nicht rechtzeitig verbranntes Pulver erodiert und dauerhaft beschädigt wird. Ich habe Fotos gesehen, da war die Trommel nach nur knapp über 30 Schuss in .357 Magnum mit 110 Grain Geschossen irreparabel und deutlich sichtbar beschädigt.
Wenn es nun geeignetere Waffen zum verdeckten Führen gibt, welchen Sinn hat dann ein Revolver wie der 340PD, der vom Konzept her aus der Zeit gefallen zu sein scheint, was die verwendeten Materialen betrifft aber in der Zukunft spielt?
Nun, er wird in den USA speziell von Polizisten, aber auch zivilen Waffenträgern, als Backup-Waffe, also Zweitwaffe geführt. Dann gerne im Knöchelholster oder aber einem Holster auf der Seite der Nicht-Schusshand, um im Fall einer körperlichen Auseinandersetzung direkt am Aggressor agieren zu können und dabei nicht Gefahr zu laufen, dass der Schlitten einer Pistole am Repetieren und damit am Abfeuern gehindert wird.
Als Backup Waffe getragen zählt das Gewicht dann doppelt, während die Anzahl der Munition, die mitgeführt werden kann, in den Hintergrund tritt. Aus dieser Sicht macht das Konzept eines möglichst leichten Revolvers natürlich Sinn, in meinem Fall macht es nur Spaß.
Wer Lust auf mehr hat, hier ein YouTube Video dazu: