Endlich WBK, was kaufen?

  • So Freunde des Schießsports, ich melde Vollzug.


    Noch einmal eine kurze Rückblende, worum geht es in meinem Fall?


    Es geht um eine verdeckt zu tragende EDC FFW im Kaliber 9mm P. 20 Jahre hat mich die sogenannte Baby-Glock 26, 10/12 Schuss, treu begleitet. Doppelreihiges Magazin und genauso breit wie die Standard-Glocks.


    Weil ich immer auf der Suche nach einer noch kompakteren Waffe war wechselte ich kurzfristig auf eine Kahr CM9, allerdings mit nur 6 Schuss Kapazität. Viel schlanker, leichter und damit führiger als die 26, hat mich die Verarbeitung nicht ganz zufrieden gestellt. Als Glock dann mit der 43 kam wechselte ich sofort, auch wenn sie ebenfalls nur eine Kapazität von 6 Schuss aufwies.

    Privat mag das reichen, aber dienstlich dann doch etwas wenig, wechselte ich zurück auf die Glock 26. Bis Glock dann die 43x mit 10 Schuss und längerem Griff herausbrachte. Der Rest ist bekannt, aus der Sig P365 wurde nichts, ich nahm mir die Springfield Hellcat vor - und am Montag war es soweit, ich konnte die Waffe in Augenschein und Empfang nehmen.


    Die Hellcat kommt - zum Preis auf Glock Niveau - mit 3 Magazinen. Zwei 13 Schuss und einem 10 Schuss Magazin, wobei letzteres mit zwei unterschiedlichen Bodenplatten bestückt werden kann. Einer flachen, womit das Magazin bündig mit der Waffe abschließt und einer mit einer Verlängerung für den kleinen Finger. Dazu muss ich anmerken, dass ich kein gutes Gefühl habe wenn das Griffstück so kurz ist, dass mein kleiner Finger in der Luft hängt, weswegen ich auch die Glock 26 nur mit dem verlängerten Magazin und dann 12 Schuss führte. Bei der Hellcat kann ich auch das kürzere, 11 Schuss Magazin führen, dann jedoch nicht mit der flachen Magazinplatte sondern mit der Verlängerung, womit die Waffe trotzdem nicht ganz so lang ist wie mit dem 13 Schuss Magazin.


    Die Zuführung vom Magazin zum Lauf der Hellcat ist perfekt poliert, hier sollte es auch bei schnellen Schussfolgen zu keinen Störungen kommen. Die Verarbeitung insgesamt ist als top zu bezeichnen, kein Unterschied zu Glock, was die Tests über 20.000 Schuss in 3 Tagen ohne jede Störung als sehr glaubwürdig erscheinen läßt.


    Die Hellcat schmiegt sich perfekt in die Hand, der Abzug ist Glock-typisch, jedoch mit kürzerem Weg und etwas geringerem Abzugsgewicht. 1A. Die Hellcat ist als Kampfgerät und nicht als Scheibenwaffe konzipiert und wird deshalb mit einer U-Kimme ausgeliefert. Damit ist nicht so eine genaue Zielerfassung auf 25m möglich, dafür aber eine etwas schnellere Zielerfassung. Trotzdem schießt die Hellcat sehr genau, ich gab vor dem Kauf 50 Schuss damit ab, wobei auch sehr schnelle Schussfolgen dabei waren.


    Der Part der Schließfeder ragt vorne etwas aus dem Schlitten. Das verhindert bei direktem Körperkontakt im Nahkampf, wenn der Waffenlauf mit Körper oder Weste des Angreifers in Kontakt tritt, dass der Verschluss zurückgedrückt werden kann und die Waffe nicht mehr abgefeuert. Auch hier hat Springfield bei der Hellcat dem Einsatzzweck entsprechend mitgedacht. Ich habe das mit meiner dienstlichen Glock 19 verglichen. Wenn ich beide Waffen mit dem Lauf gegen meinen Handballen drücke, kann der Abzug der Glock 19 nicht mehr betätigt werden, weil der Verschluss entriegelt, während die Hellcat funktionstüchtig bleibt. Mag sein dass das bei jüngeren Glock Generationen schon anders ist, meine 19er ist ja sehr alt.


    Es wurde bei der Hellcat auf kleinste Details geachtet, wie Stippling (aufgeraute Flächen) an den richtigen Stellen, da muss nichts nachgerüstet werden. Die Waffe greift sich hervorragend und nachgerüstete Stipplings haben oft das Problem dass sie sich im ersten Moment gut angreifen, auf Dauer aber zu rau ausgeführt sind. Hier scheint Springfield genau das richtige Maß getroffen zu haben.


    Ich habe die Hellcat in der Optic-Ready-Version bestellt und lasse die Shield Optik meiner Glock 43x an die Hellcat montieren. Eine Platte, die ich dazu benötige, wurde bereits bestellt.


    Auf YouTube wurde von selbsternannten „Spezialisten“ der Abzug kritisiert. Man monierte, dass sich die Waffe nicht abfeuern lässt wenn man - im Stress einer Verteidigungssituation - den Abzug nicht mittig mit dem Abzugsfinger erwischt, sondern nur seitlich - und dann abziehen will, was die Waffe nicht zulässt. Lebensgefahr wurde ausgerufen!!

    Ich habe mir das angesehen und kann nur sagen: Die Kritik ist völliger Schwachsinn. Die Hellcat hat - wie die Glock - keine externe Sicherung, sondern eine Abzugssicherung in Form einer kleinen Zunge in der Mitte des Abzugs. Es ist nicht nur völlig in Ordnung, es ist essentiell, dass die Waffe nicht feuert wenn der Abzug nicht ordnungsgemäß, sondern nur schlampig betätigt wird. Man stelle sich vor es bricht ungewollt ein Schuss weil jemand nur versehentlich in den Abzug langt oder beim Verwahren irgendwo hängen bleibt.


    Gibt es bei so viel Licht auch Schatten. Kaum, aber einen Wunsch nach Verbesserung habe ich schon. Der Ladezustand (ob sich eine Patrone im Lauf befindet) erfolgt über ein Sichtfenster zwischen Patronenlager und Schlitten im oberen Bereich der Hellcat. Das ist grundsätzlich absolut in Ordnung, aber bei Dunkelheit unmöglich. Hier würde ich mir wünschen dass man den Zustand ertasten kann, wie das bei Glock der Fall ist, wiewohl es bei Waffen dieser Art eine ganz einfache Methode gibt den Ladezustand sicherzustellen: Befindet sich der Abzug in der hinteren Position, ist die Kammer leer, ist der Abzug vorne dann ist immer von einer durchgeladenen Waffe auszugehen.


    Resümee: Es gibt mWn derzeit nur zwei FFW im Bereich des mikro kompakten 9mm Para Segments mit einer Kapazität von 10 oder mehr Schuss, das sind die SiG P 365 (10/12 Schuss) und die Springfield Hellcat (11/13 Schuss). Die SIG scheidet aufgrund von Qualitätsproblemen sowie Problemen bei der Lieferung von Ersatzteilen aus und Glock bietet mit nur 6 Schuss Kapazität ihrer 43er nichts an und, da Glock laut meiner Information auch in Zukunft nicht auf die doppelwandigen Magazine verzichten wollen, werden das auch nicht, sodass man - Stand heute - mit der Hellcat ein Produkt erhält, das sich qualitativ auf Glock Niveau, teilweise sogar darüber, befindet, während die Hellcat beim wichtigen Kriterium der Magazinkapazität Glock gnadenlos abhängt.


    Hier noch die Pics:


    Hellcat mit angestecktem 11 Schuss Magazin mit Verlängerung für den kleinen Finger



    Hellcat mit angestecktem 13 Schuss Magazin



    Größenvergleich Glock 19 (15 Schuss) mit Hellcat (13 Schuss)



    Danke für‘s Lesen. :wink:

    Gruß, René



    Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehn, dass er nicht dabei zum Ungeheuer wird. Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein.

    Friedrich Nietzsche

  • Ich habe das mit meiner dienstlichen Glock 19 verglichen. Wenn ich beide Waffen mit dem Lauf gegen meinen Handballen drücke, kann der Abzug der Glock 19 nicht mehr betätigt werden, weil der Verschluss entriegelt, während die Hellcat funktionstüchtig bleibt. Mag sein dass das bei jüngeren Glock Generationen schon anders ist, meine 19er ist ja sehr alt.

    Vielen Dank für den sehr interessanten, ausführlichen Bericht, René. Es war eine Freude zu lesen, wie Du Dich im Detail damit befasst hast und was sich abseits von Glock so zu entwickeln scheint, auch wenn Geräte dieser Art für den deutschen Sportschützen schon rein aus bewilligungsrechtlichen Gründen nicht zu erwerben sein dürften (Lauf < 3,5'':grb:; von einer Sinnhaftigkeit fürs Ringezählen mal ganz abgesehen). Die Hellcat scheint ja wirklich keine "Pussy" zu sein (sorry für den Kalauer). ;)


    Das von Dir oben beschriebene Verhalten kann ich für Gen.4 bestätigen.

  • Sehr schöne Beschreibung. Hat Spaß gemacht, sie zu lesen.


    Das klingt nach einer Waffe, bei der man ein rundum gutes Gefühl haben kann, wenn man sie im Einsatz mitführt. Was die Streuung und Geschoßenergie angeht, geht man sicher Kompromisse ein, aber man kann halt nicht alles haben. Bei der Geschoßenergie kann man fehlende Lauflänge zumindest teilweise durch Munition mit entsprechender Ladung und Projektilart kompensieren. Ältere Waffen mit reinem Masseverschluß sind zwar nicht mehr State of the Art, aber selbst die hatten genug Energie für eine wirksame Feuerführung und Zielbekämpfung. Und was die Streuung angeht, dürfte selbst eine Fahrkarte auf dem Schießstand in den meisten Fällen immer noch ein Körpertreffer sein. Und da liegt die Hellcat deutlich drunter, wenn man auf die verfügbaren Daten schaut.

    Für Sportschützen auf dem Weg zur Weltmeisterschaft sicher nicht die erste Wahl. Für den Rest auf jeden Fall. :gut:


    Der einzige Punkt, der mich an dem 10.000-Schuß-Video gestört hat: Niemand hat die arme Sau gezeigt, die die 10.000 Schuß auch aufmunitionieren mußte. ;)

  • Stefan, Maik - danke euch. :blume:


    Maik, die von dir angesprochenen Faktoren sind rein theoretischer Natur. Im Ernstfall schießt jede Waffe genau genug, da kommt es ausschließlich darauf an ob der Schütze mit Stress umgehen kann. Viel Training hilft viel, aber die Stressresistenz gibt den Ausschlag.


    Was die Geschossenergie betrifft besteht zwischenzeitlich Einigkeit dass Kaliber wie .380 ACP (9mm K) oder .38 Spezial nicht mehr ausreichend sind. Bei der 9mm Para kann man sich aber auf ausreichend Energie verlassen, weshalb sie auch weltweit bei Militär und Polizei Verwendung findet. Auch aus kurzen Läufen verschossen generiert die 9mm P noch genug Energie und kommt, wenn man zB Läufe mit 3“ vergleicht, nur auf unwesentlich weniger Energie als zB eine .357 Magnum.


    Viel wichtiger ist im Ernstfall das richtige Geschoss und die Ladung, wie die Geschichte rund um das FBI-Miami-Shootout-Desaster aus 1986 zeigt, als 2 Agenten bei einem Schusswechsel ums Leben kamen. Damals hat man die Eindringtiefe der 9mm Luger heftig (aber wie sich herausstellte unberechtigt) kritisiert und eine jahrzehntelange Kaliberdiskussion ausgelöst, die dazu führte dass erst wieder die .45ACP eingesetzt, dann die 10mm kreiert wurde, die dann zur angeblichen ELWMS .40 S&W führte, um diese 2015 wieder zu Grabe zu tragen und 2016 mit Glock 17 und 19 uneingeschränkt wieder zur 9mm P zurückzukehren.


    Auch bei uns in AT rüstet man die Polizei, nach umfangreichen wissenschaftlichen Untersuchungen, nun mit Deformationsgeschossen in 9mm Para aus.


    BMI Link []

    Gruß, René



    Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehn, dass er nicht dabei zum Ungeheuer wird. Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein.

    Friedrich Nietzsche

  • Danke für Deinen Bericht.

    Das auf die Mündung drücken und die Waffe entriegelt nicht ist ein großer Vorteil wenn es eng wird und der Gegenüber etwas Ahnung hat. In meinem täglichen 10Jährigen umgang mit Schusswaffen habe ich mir angewöhnt wenn ich eine Waffe in die Hand nehme den Zustand zu prüfen. IMMER. Selbst wenn ich eine Waffe in den Tresor gelegt habe und nach 2 Minuten Diese hole prüfe ich den Ladezustand. Als Berufswaffenträger war meine G26 immer durchgeladen wenn ich Sie verstaut habe.

  • Maik, die von dir angesprochenen Faktoren sind rein theoretischer Natur. Im Ernstfall schießt jede Waffe genau genug, da kommt es ausschließlich darauf an ob der Schütze mit Stress umgehen kann. Viel Training hilft viel, aber die Stressresistenz gibt den Ausschlag.


    Was die Geschossenergie betrifft besteht zwischenzeitlich Einigkeit dass Kaliber wie .380 ACP (9mm K) oder .38 Spezial nicht mehr ausreichend sind. Bei der 9mm Para kann man sich aber auf ausreichend Energie verlassen, weshalb sie auch weltweit bei Militär und Polizei Verwendung findet. Auch aus kurzen Läufen verschossen generiert die 9mm P noch genug Energie und kommt, wenn man zB Läufe mit 3“ vergleicht, nur auf unwesentlich weniger Energie als zB eine .357 Magnum.

    René, Du weißt ja, dass ich im Gegensatz zu Dir weniger James Bond und mehr Q wäre. Daher schaue ich bei solchen "Geräten" natürlich auch immer auf die technischen Parameter. :lupe:

    Mein praktischer Ansatz wäre aber eher so: Im Einsatz wäre für mich die Zuverlässigkeit das A und O bei der Auswahl einer Waffe. Streuung kann man zur Not durch Kadenz ausgleichen. Wobei Du ja schon gesagt hast, dass eigentlich jede Waffe hinreichend genau ist, wenn es im Einsatz darauf ankommt. Bricht der Schlagbolzen, taugt das Teil nur noch als Wurfgeschoß. ;)

    Was die Geschossenergie angeht, ist das wiederum ein recht komplexes Gebiet, wenn man es genau betrachten will. Das ist aber mehr eine Denksportaufgabe. In der Praxis ist die Frage einfacher: Hat das Ding in Kombination mit der gewählten Munition genug Bums oder nicht? Und: Kann ich diese Energie mit der dadurch auch gewählten Projektilart auf das Ziel übertragen? ;)

  • René, Du weißt ja, dass ich im Gegensatz zu Dir weniger James Bond und mehr Q wäre.

    Q ist wichtiger als James Bond, ohne den hätte er nicht einmal den ersten Film überlebt Maik. :gut:;)

    Gruß, René



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    Friedrich Nietzsche

  • Nach sechs Jahren mäßigen Gebrauchs ist mein Elektronik-Schloss im Eimer. Folien "rasten" zum Teil ein und kein Pieps mehr. Und nein, die Batterie ist es nicht. :motz:


    Nicht auszudenken, wenn ich keine zusätzliche Revisionsschließung hätte. :schock:

  • Nach sechs Jahren mäßigen Gebrauchs ist mein Elektronik-Schloss im Eimer. Folien "rasten" zum Teil ein und kein Pieps mehr. Und nein, die Batterie ist es nicht. :motz:


    Nicht auszudenken, wenn ich keine zusätzliche Revisionsschließung hätte. :schock:

    Safe?:panik::eek::panik:

    Habe auch einen kleineren elektrischen, ohne Notschlüssel, nun seit fast 8 Jahren, und ich sollte vieleicht einfach mal vorsorglich die Batterie wechseln.

    Nach Deinem post traue ich mich aber nicht mehr ihn aufzumachen:panik::lol:

  • Mein Safe hat nach wie vor nur einen Schlüssel. Das ist mir lieber als eine Batteriefunktion.



    Ich bin noch über das Video zur Einführung der Hellcat gestolpert und so wie es sich bis dato darstellt konnten alle Versprechungen, insbesondere jene zur Zuverlässigkeit, gehalten werden.


    Was das Coating betrifft zeigen sich nach täglichem Tragen schon die ersten Spuren an der Vorderseite des Verschlusses und am Lauf. Das beeinträchtigt zwar nicht die Funktion und ist vernachlässigbar, aber Glock ist dahingehend robuster.


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    Gruß, René



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  • Danesh


    Solltest du noch nicht fündig geworden sein, würde ich mir diese einmal ansehen (und wenn du diesbezüglich einen Kontakt brauchst schreib mir eine PN):


    Link []



    Gruß, René



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