„Size does matter“ – Clerc Hydroscaph H1 Chronometer

  • „Size does matter“

    Clerc Hydroscaph H1 Chronometer, Referenz H1-1.B.5




    La Maison Clerc


    Viele Informationen über die Geschichte der 1874 in Paris, Frankreich gegründeten und bis zu ihrem Konkurs in Genf, Schweiz ansässigen und familiengeführten Firma Clerc lassen sich leider nicht finden.


    Bekannt ist aber, dass die Maison Clerc exquisite Taschen- und Armbanduhren herstellte und Uhren für Salvador Dali, Paco Rabanne und Maurice Chevalier baute. Auch die von General Charles de Gaulle in den ‘50er Jahren als offizielles Staatsgeschenk an Nikita Chruschtschow überreichte Uhr – ein Einzelstück mit einer Darstellung der Weltkugel – wurde von der Maison Clerc hergestellt. In den ‘70er Jahren gab es Kooperationen mit Rolex, Vacheron Constantin und Jaeger-LeCoultre.


    1998 übernahm Gérald Clerc in vierter Generation die Firma und entwarf eine Reihe Uhren, die durch ihr ungewöhnliches Design auffielen.


    Die Clerc S.A. ging Anfang 2020 in die Insolvenz und wurde am 23. Oktober des gleichen Jahres aus dem schweizerischen Handelsregister gelöscht. Gérald Clerc arbeitete anschließend als Managing Director bei der Sub Aviators LLC in West Palm Beach, Florida.

    Die Sub Aviators LLC wird inzwischen bei U.S. Business Finder als inaktiv geführt – Gérald Clerc scheint kein besonders gutes Händchen bei der Wahl seiner Unternehmungen zu haben.



    Die Clerc Hydroscaph H1:


    Erste Prototypen der Hydroscaph Reihe wurde auf der BaselWorld 2008 gezeigt. Käuflich erworben werden konnte die damals noch bis 1000 Meter wasserdichte, mit Helium-Ventil, Gangreserve-Anzeige, GMT-Funktion und Titangehäuse ausgestattete Uhr aber erst im Folgejahr.

    Die Modellreihe wird in den folgenden Jahren weiter gepflegt und erweitert, Gérald Clerc lanciert 2010 eine Variante mit Großdatum und bietet als einer der ersten Uhrenhersteller eine Lünette aus Karbonfaser an. 2011 präsentiert Clerc dann den bis 50 bar wasserdichten Central-Chronographen, bei dem Stoppsekunden und Stoppminuten aus der Mitte gezählt werden.


    2013 folgt dann auf der BaselWorld die Vorstellung der Hydroscaph H1 Chronometer mit Dreizeiger-Uhrwerk und 50 bar Druckfestigkeit.

    Alle Modellen der Hydroscaph Baureihe ist übrigens das sehr aufwändig konstruierte und aus bis zu 103 Einzelteilen bestehende Uhrengehäuse gemein.


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    Die Uhr:


    Warum kauft man sich knapp eineinhalb Jahre nach dem Untergang der Firma Clerc S.A. eine Uhr aus deren Hause und verzichtet freiwillig auf die Herstellergarantie und eine gesicherte Ersatzteilversorgung?

    Die Frage ist nicht einfach zu beantworten. Rational gesehen ist die Entscheidung für den Kauf sicher alles andere als clever, aber andererseits wird die Entscheidung zum Kauf einer Luxusuhr doch nur sehr selten rational getroffen.

    Mein Faible für ungewöhnliche Uhren erleichterte die Wahl natürlich, hinzu kommt, dass mir der Klopper tatsächlich sehr gut gefällt. Auch der wirklich sehr gute Preis, zu dem die nagelneue Uhr angeboten wurde und der Umstand, dass das Clerc C609 Uhrwerk in Wahrheit „nur“ ein schöner verziertes ETA 2892-A2 mit geändertem Rotor ist und somit einfach repariert und gewartet werden kann, trugen zu einer positiven Kaufentscheidung bei.


    Die Hydroscaph H1 ist nicht nur eine große und schwere Uhr, sie ist auch außergewöhnlich. Das Gehäuse besteht aus 81 Einzelteilen, die Tauchzeit kann direkt an der unidirektional drehbaren und mit 120 Klicks rastenden Lünette oder an der bei 2:00 Uhr liegenden Krone eingestellt werden. Zuvor muss der Taucherdrehring allerdings an dieser Krone entsichert werden, indem ein darin integrierter Bügel umgelegt wird.


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    Lünette gesichert


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    Lünette ungesichert


    Die Bandanstöße sind beweglich, sodass sich eine variable Gehäuselänge von 52 bis 56 Millimeter ergibt und zwei mit Saphirglas versehene Bullaugen im mit 8 Inbus-Schrauben gesicherten Gehäuseboden lassen einen Blick auf das fein verzierte Uhrwerk zu.

    Das Edelstahlarmband und die Uhr selbst sind hochwertig verarbeitet, polierte und gebürstete Flächen wechseln sich ab und lassen die große Uhr elegant wirken. Das alternativ in verschiedenen Farben erhältliche und mit einer Doppelfaltschließe ausgestattete Kautschukband ist ebenfalls sehr hochwertig und ausgesprochen weich. Bei der Befestigung des Kautschukbandes an der Uhr gibt es wieder eine Besonderheit, denn während das Stahlband mit nur je einem Federsteg am Bandanstoß befestigt wird, sind es beim Kautschukband derer Zwei, was den Bandwechsel nicht gerade zum Vergnügen macht – ich jedenfalls habe ganz schön geflucht, als ich vom Kautschuk- auf das Stahlband gewechselt habe, und ich bin handwerklich sicher nicht unbegabt.



    Die Spezifikationen


    Gehäuse:

    Material: Edelstahl 316L, Lünette aus Edelstahl 316L mit Safety Lock, Gehäuse aus 81 Einzelteilen

    Glas: planes Saphirglas, entspiegelt, 4 mm stark

    Gehäuseboden: verschraubter und gravierter Gehäuseboden mit Einlagen aus Saphirglas

    Abmessungen: Gehäusedurchmesser Ø 48.00 mm, Lünettendurchmesser Ø 43.80 mm, Höhe: ↕︎ 15.40 mm, Länge (über die Hörner gemessen): ↔︎ 52.00 bis 56.00 mm

    Gewicht: 230 g am Stahlband, 170 g am Kautschukband

    Wasserdichtigkeit: wasserdicht bis zu einem Druck von 50 bar (500 m | 1640 ft)

    Eigenschaften: außenliegende, unidirektional drehbare Taucherlunette (120 Klicks) aus Edelstahl, signierte Krone bei 4:00 Uhr, zweite Krone zur Einstellung der Tauchzeit und zur Lünettensicherung bei 2:00 Uhr


    Zifferblatt und Zeiger:

    Farbe: Schwarz; skelettierte, aufgedruckter Markenschriftzug, großes trapezförmiges Datumsfenster bei 3:00 Uhr mit Anzeige des Vor- und Folgetages

    Stundenskala: aufgesetzte Ziffern und Indexe mit Swiss Super-LumiNova® belegt, aufgedruckte Minuterie

    Zeiger: skelettierte, schwarz und rot lackierte Zeiger, mit Swiss Super-LumiNova® belegt


    Uhrwerk und Funktionen:

    Kaliber: dekoriertes und finissiertes Kaliber C609 mit automatischem Aufzug, Basis ETA 2892-A2, 28.800 A/h (4 Hz), Zentralsekunde, 21 Lagersteine, Glucydur-Unruh, Nivarox-1-Flachspirale, ETACHRON Feinregulierung, COSC Chronometer zertifiziert

    Gangreserve: ca. 42 Stunden

    Funktion: Stunden, Minuten, Sekunden und Datum


    Armband:

    Material: Edelstahl, 21.00 mm breit

    Farbe: Silber

    Schließe: Doppelfaltschließe aus Edelstahl, Tastenverschluß, keine Taucherverlängerung


    2. Armband:

    Material: Kautschuk, 21.00 mm breit

    Farbe: Schwarz

    Schließe: signierte Doppelfaltschließe aus Edelstahl, Tastenverschluß, keine Taucherverlängerung


    Listenpreis (2020):

    6720,00 Euro



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    Fazit:


    Das Ding ist in mehrfacher Hinsicht eine Wucht. Die Clerc Hydroscaph ist groß, sie ist schwer, sie ist extrem aufwändig konstruiert und hervorragend verarbeitet und sie ist cool.

    Nachteile hat sie auch, für den Tauchbetrieb ist die aufwändige Lösung der Lünettenverriegelung und auch die Lünette selbst – nennen wir es mal – suboptimal. Die kleine Klappe an der Krone ist mit Handschuhen nicht zu betätigen und der Drehring ist zu glatt, um mit Handschuhen oder nassen Händen vernünftig gedreht zu werden, allerdings kann der Taucher ja noch auf die Krone zur Einstellung der Tauchzeit zurückgreifen. Sowohl das Edelstahl- als auch das Kautschukband sind zu kurz, damit die Uhr über dem Taucheranzug getragen werden könnte und der Ausbau des Kautschukbandes, um z.B. ein Nato-Strap zu montieren, ist dadurch, dass es von vier Federstegen gehalten wird, eine Katastrophe. Da ich aber nicht tauche und meine Uhren am liebsten an Stahl trage, ist mir das alles herzlich egal.


    Größe und Gewicht stören im Alltag nicht, die Uhr trägt sich sehr bequem und die schrägen Flächen an der Lünette sorgen dafür, dass die recht hohe Uhr problemlos unter die Manschette flutscht. Das Zifferblatt ist klar und sehr gut ablesbar, lediglich bei Dunkelheit irritiert der einen Tick zu große Stundenzeiger etwas.


    Alles in allem war meine Entscheidung für die Hydroscaph richtig. Die beiden anderen Uhren, die es mit in die Endausscheidung geschafft haben, sind allerdings nicht vergessen und kommen später.


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    Quellenhinweise:

    Clerc S.A., DiveIntoWatches.com

    Bildquellen: Bild 1: Clerc S.A. | Bild 2 bis 16: own work

    Ich glaub' von allen Tieren hat der blaue Wal, mit Sicherheit das größte Genital

    Heiko „Schotty“ Schotte

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  • Herzlichen Dank, Heiner.

    Die Clerc S.A. war übrigens bereits ab 2015 mit der Sub Aviators LLC partnerschaftlich verbunden und gerüchteweise soll jede einzelne Hydroscaph vor der Auslieferung außen an einem der Unterwassergleiter montiert auf Tauchfahrt gegangen sein. Der Wahrheitsgehalt lässt sich allerdings nicht überprüfen. ;)


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  • Die Clerc ist jetzt mit nur einem Tag Unterbrechung seit dem 4. Februar quasi permanent am Handgelenk. Größe und Gewicht stören in keiner Weise, der Tragekomfort ist hervorragend.


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    Die Hydroscaph auf dem Grund der Wutach.

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  • Die Clerc macht immer noch unglaublich viel Spass…


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    … zwischenzeitlich konnte ich auch noch einen der raren gedruckten Kataloge aus 2020 auftreiben, leider ist es nur die spanische Version ohne Preisliste, aber das ist immer noch besser als nichts ;)


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    Erwähnte ich eigentlich schon, dass ich diesbezüglich ziemlich bekloppt bin und immer versuche, passende Kataloge für meine Uhren zu finden? Für die IWC, die Porsche Design, die Blancpain, die Vulcain und jetzt auch für die Clerc lief es bisher erstaunlich erfolgreich, nur für die beiden Eternas (2007 und 2020) ist nichts zu finden.

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