Los geht's!
Ich muss sagen, noch nie war ich nach Bestellung so voller Vorfreude auf eine Uhr - was wohl letzten Endes meiner Begeisterung für alles Außerirdische, sei es nun im Ansatz wissenschaftlich, philosophisch oder fiktional, geschuldet ist
Wer kann sich eben dieser Faszination, die die große Frage nach der Existenz extraterrestrischen Lebens mit sich bringt und die uns Menschen seit langer Zeit umhertreibt, schon entziehen?
All das verbunden mit meiner größten Leidenschaft, der mechanischen Uhr, und es war absehbar, dass dieser außergewöhnliche und rare Zeitmesser irgendwann den Weg zu mir finden würde.
Als erhellendes Gegenstück zu meiner Speedmaster Blue Side of the Moon Aventurin Sedna Gold!
Die 1902 gegründete Schweizer Manufaktur Schwarz Etienne (Namensgeber waren Paul Arthur Schwarz und seine Gattin Olga Etienne) mit Sitz in La Chaux-de-Fonds im Kanton Neuchâtel wird den meisten in Verbindung mit der Daytona ein Begriff sein. Vor der Neuausrichtung des Betriebes hat man kurzzeitig bis Mitte der 2000er Jahre u.a. Chronographen nach dem Vorbild der Rolex-Ikone produziert. Das aber qualitativ auf einem sehr hohen Niveau.
Viele Vintage-Sammler werden eventuell auch eine Brücke zu den Kalibern von Venus schlagen können - die Venus SA war zu Beginn des 20. Jahrhunderts lange im Besitz von Schwarz Etienne.
Oder aber ihr habt von der Zusammenarbeit neueren Datums mit dem finnischen Uhrmacher Kari Voutilainen gehört.
Bilder geliehen
2007 kam es zur Übernahme durch den Unternehmer und Uhrensammler Raffaello Radicchi, der den Fokus seither auf die Neuentwicklung eigener Uhrwerke legte, ohne dabei den Status als unabhängiges Unternehmen zu opfern.
So hat man es in den letzten Jahren auf beeindruckende Weise bewerkstelligt, nicht nur eigene Kaliber zu entwerfen, sondern auch den Großteil der Komponenten, beginnend vom Gehäuse, über die Bänder bis hin zur Spiralfeder und Hemmungsgruppe, im eigenen Hause zu fertigen.
Dafür zuständig sind die neu gebildeten Schwesterunternehmen „E20“ (Werkskomponenten), „3DPCI“ (3D-Prototypen), „RSM“ (Gehäuse, Armbänder, Schließen), „BC Technologies“ (Maschinen), „Atec-Cyl“ (Werkzeuge zwecks Endmontage) und „TMH“ (Brücken, Platinen) - alle am selben Standort - die ihre Expertisen nun auch als Zulieferer der inländischen Uhrenindustrie zugänglich machen. Es werden über kurz oder lang sicher nicht wenige große Marken hier bestellen, ob nur Kleinstkomponenten, vormontierte Komplettwerke oder Gehäuse aus verschiedensten Materialien - einige tun dies bereits.
Wir sprechen bei Schwarz Etienne also von einer echten Uhrenmanufaktur mit einer über neunzigprozentigen Fertigungstiefe. Chapeau et bonne chance!
Bild geliehen
Hierzu auch ein sehr interessanter Artikel:
https://www.watchonista.com/ar…manufacture-class-its-own
Wie kam es nun zur Modellbezeichnung „Roswell“ und in welcher Verbindung steht „Roswell“ zur Frage nach der Existenz außerirdischen Lebens?
Ersteres lässt sich sicher dem Science-Fiction-Faible innerhalb der Führungsriege bei Schwarz Etienne zuschreiben. Dementsprechend finden sich auf anderen Roswell-Modellen beispielsweise Gehäuseböden mit Medaillons mit Matrix-Code-Optik, in Anlehnung an die Hollywood-Filmreihe.
Roswell? Meint der jetzt die TV-Serie?
Hauptsächlich geht es um den Roswell-Zwischenfall, der sich im Frühsommer des Jahres 1947 ereignet hat und der als Inspiration für die Science-Fiction-Serie fungierte.
Abgespielt hat sich alles in der US-amerikanischen Kleinstadt Roswell im Bundesstaat New Mexico.
In einer Pressemitteilung meldet die lokale Air Force Basis die Bergung von Trümmern einer fliegenden Untertasse. In der Umgebung berichten viele Menschen von unerklärlichen Ereignissen und Gegenständen, die plötzlich vom Himmel fallen. Wenige Tage später zieht das Militär die Meldung jedoch kurzerhand zurück, mit dem Argument, es handele sich um einen Wetterballon aus Folie, keinesfalls um eine fliegende Untertasse. Infolge einer Präsentation des Wetterballons vor der Presse flachte das Interesse an den Roswell-Vorfällen nach und nach ab.
Bis 1980, als das Buch „The Roswell Incident“ erschien, in dem die Autoren die Theorie aufstellen, dass die US-Regierung alles unternehme, um die Wahrheit um Roswell zu verschleiern. Die Rede ist von einem abgestürzten UFO samt Besatzung.
Es setzt nun endgültig der Rummel um UFOs und Aliens ein, der auch künftige Generationen mannigfaltig beschäftigen wird.
Kommen wir nun zur Uhr, beginnend mit den Fakten:
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Gehäuse und Zifferblatt
Die Gehäuseform spiegelt vom seitlichen Blickwinkel aus die Form einer fliegenden Untertasse wider.
Die 45mm-Angabe mag sich zunächst groß anhören, jedoch wirkt die Uhr durch den konischen Gehäuseverlauf zum Saphirglas hin aus der Nähe etwas kleiner, aus Entfernung durch das helle Zifferblatt aber wiederum recht auffällig am Arm.
Bis auf den Kronenschutz und die Hörner sind sämtliche Flächen gebürstet. Die Hörner weisen seitlich mittig eine Kerbe auf, welche die Linien des Gehäuses auffängt, nach unten hin abschließt und sich dann an der Schließe wiederfindet. Sicherlich nicht ohne Aufwand in Produktion und Finissage.
Das Farbenspiel und die Komposition des teils offenen Zifferblatts passen wie ich finde auch wie die Faust aufs Auge zum Gesamtbild des Modells. Hier fügt sich das Logo ebenso gut ein.
Einziger Negativpunkt für mich: Keine Spur von Leuchtmasse.
Der gebläute Mini-Sekundenzeiger macht das aber schon fast wieder wett!
Das Werk
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Beim hier verbauten ISE 100.00 handelt es sich um ein Manufakturkaliber, dessen Komponenten mit Ausnahme der Lagersteine zu 100% aus dem Hause Schwarz Etienne stammen.
Nach einigen Jahren der Entwicklung infolge der Übernahme durch Herrn Radicchi, wurden 2013 gleich zwei eigene Kaliberfamilien präsentiert - MSE (Manual Schwarz Etienne) und ASE (Automatic Schwarz Etienne) Kaliber. Bereits so konstruiert, dass verschiedene Komplikationen problemlos aufgesetzt werden können (Tourbillon, Datum außerhalb des Uhrwerks etc.).
2015 lancierte man die nächste Neuentwicklung, das Kaliber ISE Irreversible Schwarz Etienne. Verbaut in einer ebenso neuen Modellreihe, der Roswell.
Wie die Kaliberbezeichnung bereits verrät, sprechen wir beim ISE um ein „umgedrehtes“ Automatikwerk, dessen dezentraler Rotor und Unruh auf der Zifferblattseite sichtbar sind.
Allein vom technischen Standpunkt her schon sehr interessant, bietet das Werk freilich auch optisch einige Leckerbissen. Angefangen bei den von Hand anglierten Brücken, über den UFO-Rotor und die überdimensionierten polierten Schraubenköpfe bis hin zur Unruh, die ein Abbild des Schwarz Etienne Logos darstellt.
Auch die Gangreserve von vier Tagen entspricht dem, was man sich von einem modernen Spitzenkaliber erhofft.
Was die Bedienung/Einstellung angeht, bin ich sehr angetan. Das Verschrauben der Krone fühlt sich wirklich wunderbar leicht an und es funktioniert dank des Federmechanismus auch immer auf Anhieb.
Band und Schließe
Für das Band verwendet Schwarz Etienne das hochwertige Alligatorleder aus der Bauchseite, mit rechteckigem Schuppenbild. Etwas anderes würde der Roswell auch nicht gut zu Gesicht stehen.
Wenn man nun schon eine Weile „im Geschäft“ ist und Faltschließen verschiedener Marken kennt, findet man doch viele Ähnlichkeiten und oftmals auch baugleiche Teile vor, die von ein und demselben Zulieferer stammen. Auch hier bildet SE die Ausnahme - alles ist in der eigenen Manufaktur gefertigt und das sieht man auch.
Ein mir nicht neues Problem: Das Band ist etwas zu kurz geraten, sodass ich ein weiteres Loch einstanzen musste, was am Arm natürlich suboptimal aussieht. Werde wohl ein XL-Band anfragen, eventuell in einer anderen Farbe. Der Tragekomfort bleibt dennoch sehr hoch.
Ja, jetzt bedanke ich mich für eure Zeit und erhoffe mir einen regen Austausch über die Roswell