Diver-Vergleich: Glashütte Original SeaQ Panorama vs Grand Seiko Spring Drive SBGA229

  • Werte Leidensgenossen,


    da sich in den letzten Monaten einiges in meiner Sammlung getan hat, wird es höchste Zeit für eine weitere Vorstellung!

    Wohl eher eine Doppelvorstellung oder auch ein Vergleich, besser ausgedrückt. Hin und wieder juckt es einfach :G


    In meiner letzten Vorstellung ging es um eine Franck Muller aus gebläutem Stahl in der Kombination mit Massivgold. Siehe hier.

    Heute sind es zwei Diver mit schwarzem Zifferblatt, Metallband und einer Fertigungstiefe, die eigens entwickelte Maschinen beinhaltet.

    Deutschland gegen Japan.


    oben: Werksgebäude GO

    unten: Studio GS

    Bilder geliehen


    Leider kann ich das Forum meist nicht mit herzergreifenden Geschichten ergötzen, warum und wie welche Uhren zu mir gefunden haben. Es ist schlicht der über Generation zu Generation vererbte Drang eines Jägers und Sammlers, der seinen Tribut einfordert :bash::G


    Die Grand Seiko kam erst letzte Woche zu mir, die schwarze SeaQ habe ich seit Anfang Mai, umgestiegen von der mir letzten Endes zu feminin angehauchten bicolor Variante, die ich rasch umtauschte.


    Zuallererst lasse ich mal die Zahlen und Fakten sprechen - hier also ein kleiner Vergleich der Spezifikationen beider Uhren in Tabellenform:




    In Größe und Gewicht ähneln sich die beiden Diver weitestgehend, in den Details aber sind sie doch recht unterschiedlich.

    Nehmen wir nur mal die Gehäuse. Die SeaQ kommt beinahe komplett gebürstet daher, während die GS fast gänzlich Zaratsu poliert ist.

    Ebenso gegensätzlich sind die Gehäuseböden. Die GS zeigt hier das typische Löwenmotiv als Medaillon, die GO gewährt uns einen Blick auf das wunderschöne, neu entwickelte Manufakturkaliber 36-13.


    Qualitativ sehe ich die Gehäuse auf Augenhöhe, wobei die in handgearbeiteter Perfektion ausgeführte Politur der GS doch hervorsticht. Die anglierten Kanten des Gehäuses der SeaQ sind ebenfalls nicht zu verachten, das sieht schon klasse aus.


    Wesentlich hochwertiger und in der Produktion ungleich aufwändiger und dementsprechend teurer sind die Saphirgläser der deutschen Taucheruhr. Dagegen wirkt das plan geschliffene Glas der Japanerin geradezu puritanisch.



    Anders verhält es sich mit dem Drehmechanismus der Lünette. Hier hat die GS deutlich die Nase vorn, das ist einfach großes Kino auf Rolex-Niveau. Die GO glänzt dabei weniger. Leider.

    Passend zur Formensprache der Uhr klingt das Rasten aber und eine Spur griffiger ist die Lünette im Vergleich zur GS immerhin.


    Die Bedienung der Kronen ist bei beiden Uhren eine Freude, vor allem das SeaQ-Großdatum bringt einem Uhrenliebhaber viel Spaß. Beide Kronen zeigen das jeweilige Logo der Manufaktur, für die Detailverliebten hat GO zusätzlich passend zum Thema zusätzlich Wellen eingearbeitet.



    Betrachten wir nun die Zifferblätter. In dieser Disziplin kann die Pforzheimer Zifferblattmanufaktur, die sich im Besitz von GO befindet, ihr Können unter Beweis stellen.

    Der Strahlenschliff changiert je nach Lichteinfall von silbrig grau bis schwarz und kreiert gepaart mit den aufgesetzten Ziffern und dem optisch verzerrenden Glas eine Tiefe, die einzigartig ist.

    Im Gegensatz dazu wirkt das hochglänzende Schwarz der SBGA229 sehr zurückhaltend.



    Bzgl. der Ausdauer der Leuchtmasse kann ich keine Aussage treffen, daher nur einmal zwei Eindrücke für euch:



    Teil 2 kommt sogleich

  • De facto sind beide Metallbänder dreigliedrig, das Band der Seiko wirkt durch die beiden schmalen, polierten Einlagen auf den ersten Blick doch feingliedriger, ähnlich der vor kurzem eingestellten Speedmaster-Stahlbänder.

    Für ein bisschen Bling Bling ist also auch gesorgt, wenn natürlich nicht in dem Maße wie bei der Konkurrenz aus Glashütte, die ja nicht ohne Grund den Beinamen „Bling Bling-Diver“ trägt.


    In puncto Tragekomfort liegt die GO einen Hauch vorne. Sie ist insgesamt doch etwas ausbalancierter und hat den Vorteil der weniger hoch bauenden Schließe.

    Ein Hochgenuss dabei die Schnellverstellung, für die man die Uhr nicht vom Arm nehmen muss. Das bietet die vergleichsweise etwas „billig“ wirkende Tauchverlängerung der Seiko nicht.

    Konstruktionsbedingtes Manko dagegen: In beide Richtungen schwenkbare Endglieder. Am Anstoß trifft so Stahl auf Stahl und das resultiert in kleinen Dellen, die leider gut sichtbar sind.


    Stifte gegen Schraubensystem heißt es beim Entfernen einzelner Glieder. Für mich ziehen verstiftete Bänder - wie hier bei der GS - grundsätzlich den Kürzeren.

    Eine Lanze brechen muss ich aber für das wunderschöne und fein gearbeitete GS-Logo auf der Schließe.



    „Hundertprozent mechanisch!“ war stets mein Credo, wenn es um die inneren Werte meiner Uhren ging. Insofern rebellierte mein innerer Schweinehund bei jedem noch so kurzen Gedankenspiel des Schwachwerdens, doch endlich eines der wunderschönen Spring Drive-Modelle auch nur anzusehen.

    Als ich mir die SBGA229 aber spontan von meinem Konzi zeigen ließ, war mein Grundsatz, der bisher unumstößlich zu sein schien, urplötzlich wie weggeblasen. Mein innerer Schweinehund hatte fertig :G


    Bilder geliehen


    Ich erspare euch (und mir) eine genauere Erklärung der „Hybrid-Technologie“, verlinke nachfolgend aber Grand Seikos Website für alle, die es interessiert:

    https://www.grand-seiko.com/de-de/about/movement/springdrive


    Die SeaQ wartet mit fast allem auf, was die deutsche Uhrmacherei zu bieten hat:



    Aufgrund des gewölbten und sehr dicken Saphirglases ist das Werk für einen Laien wie mich nicht leicht einzufangen, wie man oben sehen kann. Verzeiht.


    Zu guter Letzt schauen wir uns noch die Aufmachung der Verpackungen an. Die Farbkombination marineblau/silber gefällt mir bei GS ausnehmend gut, sie ist in den Farbtönen ein fast exaktes Abbild der aktuellen Dior-Verpackungen. Oder umgekehrt.

    Grand Seikos Liebe zum Detail äußert sich zudem noch in der Verwendung von schneeweißem Japanpapier als Umverpackung der eigentlichen Uhrenbox.

    Die Sachsen-Manufaktur glänzt mit viel Leder und Nubuk sowie einer kleinen Reisebox, wenn ich auch zugeben muss, dass mir die früheren Boxen aus Platanenholz mit der tollen Uhrmacherlupe doch besser zu gefallen wussten. Eine kontrastfarbene Logo-Prägung des Leders würde der ganzen Aufmachung besser zu Gesicht stehen. Meiner persönlichen Empfindung nach.



    Für den Preis einer SeaQ mit Panoramadatum könnte man fast zwei SBGA229 erstehen. So ist dem ein oder anderen Uhrenverrückten die UVP in Höhe von 12.200€ (am Metallband) doch ein Dorn im Auge.

    Wenn ich aber sehe, dass eine Dreizeiger-Bathyscaphe fast identisch bepreist ist…

    Da drehen wir uns im Kreis, wie bei jeder Preisdiskussion.


    Welche gefällt euch besser? ;)


  • Hallo Rockhound,


    erstmal vielen Dank für deine Mühe und die tolle und informative Gegenüberstellung der beiden Diver :gut:


    Ich finde beide Uhren gut, was mich aber immer auf Bildern bei der GO stört, ist der Bandanstoß, damit kann ich mich nicht anfreunden.


    Wenn ich zwischen den Beiden wählen müsste, würde wahrscheinlich (auch wegen dem Preis) meine Wahl auf die GS fallen :lupe:

  • Toller Vergleich, vielen Dank dafür :gut:


    Ich bin ja als bekennender SeaQ Besitzer ein wenig voreingenommen und finde diese auch besser bzw schöner.

    Aber, ich muss zugeben, früher war GS für mich überhaupt nicht interessant und inzwischen schiele ich doch ab und zu in diese Richtung...:lupe:

  • Schöner Vergleich und herzlichen Glückwunsch zu deiner neuen GS.


    Wenn ich darf:


    Die Lünette der GO ist um Welten besser als die der GS. Nicht nur im Gefühl, sondern vor allem im tatsächlichen Gebrauch.

    Wie bei Rolex dreht sich die GS-Lünette bei intensivem Tragen „von selbst“. Das wird mit dem GO nie passieren.


    Als ich die GO das erste Mal getestet habe, dachte ich, wie du, die GS sei besser, jetzt weiß ich besser. An die Steifigkeit und die harten Klicks muss man sich aber erst gewöhnen.


    Ich hatte 2 Subs, eine 5 und 6 stellige, und sie liefen reibungslos und problemlos. Aber beide haben Probleme entwickelt mit der Lünette.
    Die sind keine 'tool watches' mehr, die GO ist es wirklich!

    An dem Tag, an dem ich meine Feminine SeaQ abgeholt habe, für das Foto mit der GS am anderen Arm:

  • DVR Vielen Dank dir!


    Ein Urteil nach intensivem Gebrauch werde ich zu den Lünetten nie abgeben können. Mein Ersteindruck war und ist wie deiner. Meine Uhren werden jeweils nur 10-15x im Jahr getragen, wenn es hochkommt, da hoffe ich einfach mal, dass keine Lünette sich von selbst dreht :G


    Feminin fand ich den Farbton des Goldes in Verbindung mit dem hellen Grau des Blattes, da wollte einfach nichts rüberkommen.


    Schönes Foto :gut:

  • Herzlichen Glückwunsch zu beiden Uhren :gut:


    Die Grand Seiko hatte ich selbst mal, durfte allerdings schnell wieder gehen. Erstes Problem sind Stahlbänder und ich ( never ending story ) und was mich am meisten bei der GS störte - sowie bei allen anderen Seikos auch - ist das Metallband. Mein subjektiver Eindruck, es passt qualitativ so überhaupt nicht zur Uhr. Hab es bei meiner MM damals schon gewechselt und die GS musste ganz gehen.

    Das zweite waren die Zeiger, damit konnte ich mich auf Dauer nicht anfreunden.

    Aber, insgesamt trotzdem eine tolle Uhr und Geschmäcker und Eindrücke sind zum Glück verschieden.

    Die GO hatte ich noch nie am Arm, aber eine sehr schöne Uhr!


    Mal ein Archivbild ausgekramt:


  • Pete LV Ein Dankeschön auch an dich!


    wfmela Hört man gerne, vielen Dank!

    Edler ist die GO auf jeden Fall, da stimme ich zu.


    NolansCheddar Dankeschön!

    Du hast natürlich Recht, das Band ist der Schwachpunkt der GS. Wenn auch die Schließe toll aussieht, die Blechbügel haben schon relativ viel Spiel und wirken nicht sonderlich hochwertig. Und funktionaler könnte sie auch sein. Dann kommt noch hinzu, dass die Glieder nur verstiftet sind...

    Aber dann berühre ich die Zaratsu polierten Flächen und der Grim ist verschwunden :G

  • Eine sehr schöne und ausführliche japanisch-deutsche Gegenüberstellung, danke für die Mühe! :thumbup:


    Welche gefällt euch besser? ;)



    Also unter Berücksichtigung meiner Vorbelastung durch die kleine SeaQ, "muss" ich mich rein optisch auf die Seite der Glashütterin schlagen.


    Die SeaQ wirkt für mich etwas zurückhaltender, wenn man z.B. beide Lünetten betrachtet ist die Riffelung der GS größer/grober und fällt daher mehr ins Auge. Auch die Lünette selbst und die Zahlen drauf sind größer als bei der SeaQ.


    Das Gesamtbild der GS ist einfach etwas wuchtiger, das etwas elegantere Auftreten mag ich an den SeaQs.

    Was ich an der GS hingegen toll finde, ist die Gangreserveanzeige. Ich bin absoluter Gangreserve-Fan und würde mir das an mehr Uhren wünschen.


    Wie man sieht, eine rein persönliche Geschmacksfrage über die sich bekanntlicherweise nicht streiten lässt. ;)


    Das Schöne an der Sache ist, sie haben unterschiedliche Charaktere, daher kann man je nach Lust und Laune wechseln.


    Du hast dir auf jeden Fall zwei tolle Uhren gegönnt, viel Freude mit den beiden feinen Stücken. 🙂

  • Servus,


    eine schöne und ausführliche deutsch-japanische Gegenüberstellung. Allerdings irgendwie nicht zu Ende gedacht. Wie ist denn dein Fazit?

    Ab und an schlägst du dich auf eine Seite, das Ergebnis deines Vergleichs fehlt. Oder habe ich da was überlesen?


    All in all ist die Grand Seiko in meiner Wahrnehmung der glaubwürdigere Diver. 200 m wasserdicht und LumiBrite sind gut. Überzeugend finde ich bei einer Toolwatch, dass die Lünette zur Reinigung des Gehäuses entfernt werden kann. Dazu erscheinen mit die Kurse für GrandSeiko mehr und mehr als akzeptabel, wenn man die absurden Preisentwicklungen bei anderen Marken betrachtet.