Liebe Uhrenfreunde,
nach den Yacht Club 811 und der Ingenieur 866 folgt nun der dritte Teil über die letzte IWC-Generation vor der Quarzkrise:
Nicht wenige andere Uhrenmarken definieren sich wesentlich über ihre Taucheruhren - Rolex, Omega, Blancpain, Vulcain, um nur einige zu nennen. Bei IWC dagegen führen diese Uhren heute ein Nischendasein und werden eher stiefmütterlich behandelt, wenn es um neue Modelle, eigene Werke oder sichtbare Kommunikation geht.
Sehr zu unrecht, wie ich finde, hat doch IWC in den letzten Jahren eine ganze Reihe spannender Diver hervorgebracht. Ich bin ja bekanntermaßen ein großer Fan der Generation von 2004, der ersten Aquatimer-Kollektion in der Neuzeit:
Diese Uhren wurden 2004 eingeführt und dann 2009 abgelöst durch Modelle mit einem klassischen Taucherdrehreif:
Obwohl diese Uhren endlich über eine sehr gute Leuchtkraft verfügten und dazu erstmals ein praktisches Schnellwechselsystem verwendet wurde, war auch diese Generation nicht wirklich ein Renner - obwohl gerade die Dreizeiger inzwischen durchaus gesucht sind.
Die aktuelle Generation von 2014 ging dann wieder zurück zur Innenlünette mit dem charakteristischen Knubbel auf 9 Uhr, aber trotz dieser Spielerei blieb der richtige Durchbruch weiterhin aus:
Und nach 7 Jahren könnte es hier durchaus mal wieder einen neuen Impuls geben - mal sehen, was die kommende Woche bringt...
Denn es gibt durchaus unstrittige Beispiele für Taucheruhren-Klassiker aus Schaffhausen - wobei auch diese meist ihre Anerkennung nach Ende der eigentlichen Bauzeit einfahren konnten.
Geht man von den 2004ern rückwärts, dann gab es von 1999 bis 2002 als Design-Vorläufer die IWC Deep One mit integriertem Tiefenmesser:
(c) Roger / https://diveintowatches.com/re…-r/iwc/iwc-gst-aquatimer/
Heute extrem rar, gerade wenn man komplette Sets mit allem Zubehör sucht. Aktuell findet sich bei Chrono24 nicht ein einziges Exemplar - und trotzdem kostet diese Uhr nicht mehr als irgendeine Graumarkt-Submariner aus aktueller Produktion...
War die Deep One keine offizielle "Aquatimer", trugen drei GST-Modelle von 1998 bis 2003 diese Bezeichnung zumindest in der Referenz, die "GST Aquatimer" 3536:
Gerade die Titan-Version ist dabei das Inbild des kompromisslosen Divers, ohne Bling und Schnick-Schnack, dafür dicht bis 200 bar und mit dem bis heute benutzen Schnellverstellungs-Mechanismus für die Bänder.
Technisch basieren diese Uhren auf einem anderen absoluten Klassiker, auch wenn man es optisch nicht vermuten würde - und zwar der Ocean 2000, wohl dem Flagschiff aus der Kooperation mit Porsche Design:
Diese Uhr wurde mit verschiedenen Bandgenerationen zwischen 1983 und 1997 gebaut und ist heute gerade in den Varianten als militärische Einsatzuhr der deutschen Bundesmarine ein Highlight jeder Diver-Sammlung.
Und was war davor? Es gab eine klassische 70er Jahre-Generation in bunt und mit Kissengehäuse, nämlich die IWC Aquatimer 1816/1822, die tatsächlich ursprünglich auch aus den späten 60er Jahren (die 1816 wurde 1968 vorgestellt) stammt:
(c) Roger / https://diveintowatches.com/re…-r/iwc/iwc-gst-aquatimer/
Die muss man mögen, mein Fall ist sie trotz der coolen Blätter nicht so - denn die Gehäuseform liegt zumindest bei mir alles andere als bequem am Handgelenk.
Was fehlt noch? Die Ur-Referenz, die diese Kollektion bei IWC begründet hat - die IWC Aquatimer 812 (später 1812). Diese erste Taucheruhr aus Schaffhausen wurde im November 1966 vorgestellt und kam 1967 auf den Markt und damit deutlich später als viele der Konkurrenten. Waren bei der 1816 die Zifferblätter ein Spiegel der Zeit, war es bei der 1812 das Gehäuse: Denn ähnlich wie die Konkurrenz u.a. von JLC, Vulcain oder Enicar setzte auch IWC auf ein Compressor-Gehäuse von E. Piquerez SA - deshalb auch die typischen zwei Kronen. Technisch war die 812 absolut auf der Höhe, wasserdicht bis 200 Meter und mit dem neuesten Kaliber 8541 ausgestattet. Trotzdem wurde diese Uhr nicht so richtig ein Bestseller, was natürlich auch an der aufziehenden Quarzkrise lag. Trotz einer extrem langen Bauzeit von knapp 15 Jahren (1967 bis 1982) ist dieser Uhr heute sehr selten und gute Exemplare schwer zu kriegen.
Als Aquatimer-Fan war ich schon länger auf der Jagd nach einer 812 und hatte über die Jahre immer mal wieder Beinahe-Abschlüsse - aber irgendwas kam immer dazwischen. Vor einiger Zeit gab es dann eine neue Chance, als bei einem der großen Auktionshäuser eine spezielle IWC-Sammlung versteigert wurde: Und zwar Pärchen aus den Originalen und dem jeweiligen Modell der Vintage Collection von 2008. Diese Uhren fanden nicht so sehr die Liebe der Vintage-Freunde, entsprechend sah ich meine Chance - denn ich mag die VC Aquatimer durchaus:
Und so fand dieses Pärchen zu einem akzeptablen Preis den Weg zu mir - die 812 dabei im Topzustand und neuer IWC-Revision. Und damit sind wir nach seitenlangem Text endlich beim eigentlichen Grund für diesen Beitrag angekommen
Und damit ist meine Aquatimer-Sammlung (für den Moment ) komplett. Auch wenn die Hoffnung bleibt, dass sich IWC bei Gelegenheit mal wieder aufrafft, dieser Serie weitere potentielle Klassiker hinzuzufügen...
Gruß,
Christian