Jetzt ist es offiziell: Rolex Konzessionär verkauft direkt an Grauhändler

  • Großer Rolex Konzessionär in den USA wird des Racketeerings (illegale Formen der Geschäftsführung, die als Teil der organisierten Kriminalität aufzufassen sind) und des direkten Verkaufs an den Grauhandel beschuldigt.


    Long story short: In Chicago gibt es derzeit eine Beschwerde (Krajisnik gegen CD Peacock, Inc.), die Aufsehen erregt. Eine ehemalige Mitarbeiterin beschuldigt einen der ältesten Juweliere Chicagos, der unter anderem auch Konzessionär von Rolex und Patek Philippe ist, die Anstellung als Vergeltungsmaßnahme für "Whistleblowing" beendet zu haben, da sie sich geweigert hat, sich an illegalen Aktivitäten und an Schikanen zu beteiligen.


    Die Beschwerde umfasst insgesamt 50 Seiten, die Klägerin und ihre zwei weiteren Mitstreiter werden von mehreren Anwälten vertreten. In der Beschwerdeschrift heißt es mitunter, die Mitarbeiter hätten ein Schema illegaler Aktivitäten aufgedeckt, das von mehreren Mitarbeitern des Managements, einschließlich dem CEO, initiiert und praktiziert wurde. Des Weiteren heißt es in der Beschwerde, dass das Herzstück dieses Programms eine Verschwörung der Beklagten war, mit dem Ziel, Rolex Armbanduhren illegal an ausländische Wiederverkäufer des grauen Marktes zu verkaufen, um sich selbst zu bereichern. Um das Programm aufrecht zu erhalten und voranzutreiben, haben sich die Angeklagten verschworen und gegen zahlreiche Bundes- und Landesgesetze verstoßen. Dabei werden Straftatbestände wie Erpressung, Geldwäsche, Post-, Überweisungs-, Einwanderungs- und Kreditkartenbetrug sowie Steuerhinterziehung erwähnt.


    Die Klägerin habe wiederholt das Management über die illegalen und betrügerischen Aktivitäten informiert, während sie selbst sich geweigert haben soll, an dem Programm teilzunehmen. Als Reaktion darauf wurden die Klägerin und die beiden anderen Co-Whistleblower wegen ihres Wissens, ihrer mangelnden Bereitschaft, sich an dem Programm zu beteiligen, und ihrer Whistleblowing-Aktivitäten kurzerhand entlassen.


    Ferner heißt es in der Beschwerde, dass als sich das illegale Verhalten Anfang 2019 beschleunigte, der Klägerin klar wurde, dass die Geschäftsleitung an diesen ganzen Machenschaften ebenfalls beteiligt war. Später stellte sich sogar heraus, dass die gesamte Managementebene daran beteiligt war. Die Klägerin beschwerte sich darauf hin auf den höheren Führungsebenen, beim CEO und letztendlich dem Eigentümer von CD Peacock, Inc. Im Juni 2019 fing das Unternehmen an, die Whistleblowers zu feuern.


    Alle Vorwürfe wurden mithilfe von zahlreichen Informationen und Beispielen untermauert.


    Quellen:


    Beschwerdeschrift: https://www.courtlistener.com/…ourts.ilnd.396016.1.0.pdf


    Krajisnik v. C.D. Peacock, Inc. (1:21-cv-00775) District Court, N.D. Illinois


    DE GRIFF

  • ....wenn man sieht wieviele Uhren und in welchen Mengen bei den sogenannten 'Grauhändlern' vertrieben werden ist das ja schon lange gängige Praxis.

    Die zur Last gelegten Straftaten haben aber gar nichts mit der eigentlichen 'headline' zu tun....schon seltsam

  • Schwierig, ich habe es immer so verstanden, dass sich die Konzis die Ware nicht aussuchen können, sprich sie bekommen 'Pakete' zugeteilt. In diesen sind natürlich auch die teils sehr teuren slow-mover, je nach Art der Uhr und Geschäftslage (ausländische Laufkundschaft ja/nein zB)

    Ein Grauer nimmt doch nun nicht nur die begehrten Modelle bei den Konzis ab, sondern genau die, die Bauchschmerzen verursachen...und dafür bekommt er dann auch Goodies.

    Ich will das nicht schön reden, und in dem Chicago Fall geht es ja wohl anscheinend um eine ganz andere organisierte Machenschaft.

    Trotzdem denke ich, dass die Grauen so manchem Konzi auch ganz schön unter die Arme greifen und letztendlich helfen die Konzession zu sichern. Es ist nie alles schwarz/weiss.

    Ein alteingesessener Grauer muss seine Daytona auch nicht bei Chrono inserieren, die geht doch sofort an dessen Stammkundschaft weiter. Ich könnte mir vorstellen, dass mittlerweile dort viel 'privat-gewerblich' agiert wird....

  • [...]

    Ein alteingesessener Grauer muss seine Daytona auch nicht bei Chrono inserieren, die geht doch sofort an dessen Stammkundschaft weiter. Ich könnte mir vorstellen, dass mittlerweile dort viel 'privat-gewerblich' agiert wird....

    Kommt immer darauf an, was der Graue dafür haben möchte. Wenn er bereit ist, sie nicht zu hoch über LP zu verkaufen, schon. Aber normalerweise will er doch auch den doppelten bis dreifachen Preis, den die anderen 200+ in Chrono aufrufen. Oder?

    Mittlerweile frage ich mich, ob es nicht auch schon Konzis gibt, die Rolex höhere Preise bezahlen, um Uhren bevorzugt ggüber andern Konzis zu bekommen, um dann einen guten Teil davon an die Grauen zu verkaufen. Rolex gibt sowieso nie Zahlen bekannt ... ich könnte mir inzwischen alles vorstellen :bgdev::lol:

  • Ich verstehe diese ganze Diskussion nicht.


    Es gibt ein - völlig überflüssiges - knappes Gut und das wird "meistbietend" versteigert - wo ist das Problem?


    Wir reden hier doch nicht über lebenswichtige Medikamente!


    Und egal ob Computer oder Uhren anderer Hersteller, wenn der VK Preis unter dem UVP liegt, wird gerne von "das ist eben Marktwirtschaft" gesprochen. Und man sucht nach dem günstigsten Preis, da wird nicht gejammert, sondern gejubelt. Also bitte auch die andere Seite akzeptieren und wenn man das nicht will, warten oder was anderes kaufen.


  • Diese Seite muss man auf jeden Fall betrachten in der Diskussion.
    Der Konzi ist letztendlich so wie ein Grauhändler auch „einfach“ nur ein Händler, der Ware bei Herstellern kauft und bestmöglich an seine Kundschaft über seine Plattformen (Laden in städtischer Bestlage, Kunden-Events, teilweise Webseite, ...) verkauft.


    Der bestmögliche Verkauf im Sinne des Treffens von Angebots- auf Nachfrage-Kurve ist ihm bei Rolex nicht wirklich möglich. Es ist zwar gesetzlich erlaubt, über dem UVP des Herstellers zu verkaufen, aber offiziell macht das kein Konzessionär. Über die Gründe lässt sich spekulieren. Vermutlich ist das „nicht gern gesehen“ bei Rolex.


    Nun kommt Rolex aber mit ganz vielen Restriktionen und Bedingungen um die Ecke. Paketkauf, Uhrmacher bereitstellen, Uhrmacher zertifizieren, Bergeon Werkzeug mit Rolex Logo zu Apothekerpreisen kaufen müssen, Bestlage, Produktplatzierung, Ladenausstattung, Mitarbeiter-Schulungen ...

    Da kann schon einmal Unmut oder Begehrlichkeit aufkommen.

  • Darüber hinaus geht es dem Hersteller sicherlich auch um vertraglich festgelegte Regularien zum Verkauf der Produkte...und da ist vermutlich eine Weitergabe an Zwischenhändler, zumindest seit einiger Zeit, nicht vorgesehen.

  • ....wenn man sieht wieviele Uhren und in welchen Mengen bei den sogenannten 'Grauhändlern' vertrieben werden ist das ja schon lange gängige Praxis.

    Die zur Last gelegten Straftaten haben aber gar nichts mit der eigentlichen 'headline' zu tun....schon seltsam

    Sehe ich auch so, Jan.

    Keine Woche nach der Lancierung/Auslieferung der neuen Generation der Oyster Perpetual sind die Uhren setweise bei Grauhändlern und Auktionshäusern (Stuttgart) zu doppelten bis dreifachen LP aufgetaucht. Vom Konzi bekomme ich immer noch die Auskunft:" Derzeit nicht verfügbar".

  • Besonders aufgefallen ist mir die Situation letztes Jahr im Sommer in der Schweiz

    Luzern / Zürich / Interlaken......null,zero ,...niente Touristen aus dem östlichen Reich der aufgehenden Sonne und trotzdem bei jedem Konzi ,wo übrigens gähnende Leere herrschte, der gleiche Spruch auf die Anfrage nach bestimmten Modellen mit der Krone: " Nai, tut mr leid, eschissaso das die blibta Modelle nach wie vor uff dr Wartelischte gführt wära....":rolleyes:...und das bei den 3 Top Rolex Sellern aus der Schweiz

  • Ich sags ja, alles Verbrecher;)

    Abwarten.

    Schon manche Beschuldigung hat sich im Nachhinein als Intrige verletzter Mitarbeiter herausgestellt.

    Ich kann mir nicht vorstellen, daß ein traditionsreicher großer Juwelier wegen vergleichsweise Peanuts sein ganzes Unternehmen auf's Spiel setzt.


    Gruß Andreas

  • Ganz genau so sieht es aus. Meist ist auch nicht bekannt, ob es sich um reine Profitgier eines Konzis handelt oder solche Geschäfte einfach nur seine Existenz sichern. Am Ende geht es aber um Seriosität, Etikette und Gleichbehandlung. Und um die Achtung der Vorgaben durch den Hersteller. Kommt das alles aufgrund von Gier abhanden, ja dann verwundern mich so solche Sachverhalte wie bei CD Peacock überhaupt nicht.

  • Tauscht man den Namen Rolex gegen Omega, verstummen die Aufreger und Verurteiler. Weil dann für eine Luxusuhr vergleichbarer Qualität Schnäppchenpreise beim Grauen bezahlt werden können. Es geht ihnen nämlich nicht um das Geschäftsgebaren, sondern um die eigenen Möglichkeiten.

    Rolex sollte seine Listenpreise den Graumarktpreisen anpassen. DasGeschrei der Gerade noch So eine Rolex Kaufenkönner wird sofort verstummen, weil außerhalb der eigenen Möglichkeiten.


    Gruß
    Andreas

  • Tauscht man den Namen Rolex gegen Omega, verstummen die Aufreger und Verurteiler. Weil dann für eine Luxusuhr vergleichbarer Qualität Schnäppchenpreise beim Grauen bezahlt werden können. Es geht ihnen nämlich nicht um das Geschäftsgebaren, sondern um die eigenen Möglichkeiten.

    Rolex sollte seine Listenpreise den Graumarktpreisen anpassen. DasGeschrei der Gerade noch So eine Rolex Kaufenkönner wird sofort verstummen, weil außerhalb der eigenen Möglichkeiten.


    Gruß
    Andreas

    Das war auch lange mein Zugang.


    Ein Blick auf die PP Nautilus zeigt aber, dass sich die Preise dann möglicherweise nur nach oben verschieben. Eine Pepsi würde dann eben LP 15k und beim Grauen 30k kosten anstatt 8k/15k.

    Gruß, René



    Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehn, dass er nicht dabei zum Ungeheuer wird. Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein.

    Friedrich Nietzsche

  • Abwarten.

    Schon manche Beschuldigung hat sich im Nachhinein als Intrige verletzter Mitarbeiter herausgestellt.


    Sicher. Wer sich aber die Beschwerdeschrift näher angeschaut hat, wird schon erkennen, dass die gemachten Beschuldigungen/Anschuldigungen alles andere als eine bloße "Intrige verletzter Mitarbeiter" sein können.


    Besonders pikant:


    "Co-Whistleblower Giuseppe “Joe” Di Lorenzo

    59. Di Lorenzo began working for CDP in October 2012 as a sales professional in the Old Orchard Store.

    60. In 2017, he was promoted to Rolex Manager of the Old Orchard store


    Co-Whistleblower Olga Nelson

    64. Nelson was hired in July 2016 and was promoted to Assistant Store Manager on approximately April 2, 2017.

    65. As Assistant Manager, Nelson’s duties included selling and designing custom jewelry, Rolex products, and supervising sales staff


    ...


    6. Krajisnik was a newly hired employee of CDP in 2018, with no previous experience in the jewelry industry.

    7. Commencing in late 2018, Plaintiff noticed another newly hired employee, who also had with no previous jewelry sales experience, Ying Duan, engaging in flagrantly illegal behavior

    8. Upon on information and belief, Duan is a Chinese national, illegally residing in the United States, by fraudulently leveraging a student visa in concert with CDP management.

    9. As part of the Scheme, the other defendants conspired to aid and abet Duan’s fraudulent visa certifications, in order to facilitate their ongoing racketeering enterprise."


    Usw, usf.


    Ich kann mir nicht vorstellen, daß ein traditionsreicher großer Juwelier wegen vergleichsweise Peanuts sein ganzes Unternehmen auf's Spiel setzt.


    Das solltest Du aber. Der Verkauf von Rolex Armbanduhren ergibt bei weitem mehr als nur "Peanuts". Über die Verkaufsaktivitäten von CD Peacock kann ich freilich nichts schreiben, weiß jedoch, dass ein im süddeutschen Raum befindlicher Konzessionär - traditionsreich und ziemlich groß - etwa 90% seiner getätigten Umsätze mit Rolex Armbanduhren erzielt. Nach seinen eigenen Aussagen müsste er ohne Rolex seinen Laden de facto dicht machen, zumal in einem solchen (fiktiven) Fall auch Patek Philippe, als zweites "Zugpferd", die Verluste nicht einmal ansatzweise kompensieren könnte. Den restlichen "Kruscht", ob Schmuck oder andere Uhren, kann man dann ganz vergessen.

  • Da geb ich Dir Recht, René.

    Vielleicht täusche ich mich, aber ich denke, daß man in diesen Gefilden bereit ist, jeden Preis zu zahlen, weil man es kann.Es gibt kein Geschrei der "kleinen" Leute.

    Dieser ganze Humbug von künstlicher Verknappung usw. kommt doch nur zustande, weil jeder denkt, er muß auch auf Rolex machen. Und wenn dann trotz großer Klimmzüge beim Ansparen das Objekt der Begierde nicht erreichbar ist,beginnt das Geheule.

    Rolex hätte solche Diskussionen gar nicht nötig. Eine Fifty Fathoms oder Nautilus wird gekauft, wenn man sie haben will. Fertig.

    Gruß Andreas