Liebe IWC-Freunde,
ein trüber Samstag erlaubt wieder ein paar Gedanken zum Thema "Uhren-Sammeln" - diesmal: Wann ist man denn eigentlich fertig?
Viele erinnern sich an die Kindheits-/Jugendzeiten, als man fleißig auf dem Pausenhof Panini-Bilder tauschte, mit dem Ziel das Album endlich voll zu kriegen - oder zumindest die eigene Mannschaft. Das war ein durchaus mühseliges Geschäft und ich muss gestehen, dass ich nie die Geduld (und auch nicht die Zahlungsbereitschaft) hatte, jemals ein Bundesliga-/EM-/WM-Heft wirklich zu komplettieren. Es gab ja hunderte Bilder und in den Tütchen waren doch immer wieder die gleichen fiesen Frisen drin - am Ende hatte man 5 mal Dieter Eilts, aber immer noch kein goldenes Team-Foto.
Ähnlich erging es meinen Altvorderen mit den Briefmarken - es wurde ein wenig vor sich hin gesammelt, aber der letzte Ernst fehlte, so dass kein Jahr und keine Serie wirklich komplett war. Auch hier war das Problem, dass die Dinger ja kein Ende haben, sondern immer wieder neue Auflagen kommen.
Das brachte eine erste Erkenntnis: Wenn man "erfolgreich" Sammeln will, muss das Ziel überschaubar und abgrenzbar sein. Und das findet sich bei vielen Hobbies: Einem Bayern-Trainer reichen drei Titel zum Glück, ein Tennisspieler träumt vom "Grand Slam" - das sind nur leicht abgezählte vier Turnier-Siege. Ein Großwildjäger ballert nicht jedem Opossum hinterher, sondern hängt die "Big Five" an die wand, als ambitionierter Bergsteiger hat man die "Seven Summits" auf der Karte markiert - und die Liste lässt sich beliebig fortsetzen.
Dieses Konzept ist auch dem Uhrenfreund nicht verborgen geblieben und so finden sich vergleichbare Zielgrößen in allen Bereichen der horologischen Traumbilder: Von einem Genta-Trio (RO, Nautilus, 1832) bis hin zum Dirty Dozen der W.W.W. Uhren. Hersteller versuchen dies aktiv zu verstärken, in dem sie limitierte Serien herausbringen - für den faulen Uhrenfreund gibt es dabei "die Sammlung" manchmal schon frei Haus ab Werk, meist im Dreier-Pack (z.B. Omega Triology, IWC 2000, etc.), aber auch der Schwerstabhängige wird bedient, ich denke da z.B. an die IWC VC Collection Box (8 Uhren) oder den unerreichten Omega Speedy-Missions-Koffer (23 Uhren plus Gedöns):
(c) https://www.christies.com/lotf…=5945164&lid=1&sc_lang=en
So eine komplette Sammlung einfach en bloc zu kaufen, ist natürlich für einen echten Uhrenfreund undenkbar - wer sowas kauft, lässt sich auch vom Sherpa huckepack auf den Everest tragen...
Wenn man aber selber loskraxeln will, dann sind Speedies keine gute Idee. Denn die Dinger vermehren sich wie die Lemminge, da kann niemand gegenankaufen (geschweige denn verdienen...). Gleiches gilt für irgendwelche Rolex-Tulpen, das macht sehr schnell keinen Spass mehr - zumal da neben dem finanziellen Einsatz ein weiteres Problem hinzukommt: Die hat einfach jeder in der Schublade liegen und das macht es dann weder besonders noch irgendwie spannend.
Also: Lieber eine Nische suchen.
Das wirft aber die nächsten Probleme auf: Zum einen sind Nischenuhren deutlich schwieriger zu finden, entsprechend mühsamer gestaltet sich so eine Sammlung. Und dann muss man sich auch klar machen, dass diese tolle Sammlung vielleicht selten sein mag, aber niemanden so richtig hinterm Ofen hervorlockt - zumindest keine Händler, die nach dem eigenen Ableben dem Nachwuchs eine Freude machen. Vertieft man sich in solche Randsportarten, muss man damit leben, dass es sicherlich als "Geldanlage" keinen Sinn macht. Aber was soll's ...
Meine Sammelgebiete sind hier ja schon ab und an mal Thema gewesen, moderne IWC Frackuhren oder Yacht Club I erfüllen alle Kriterien für reine "Liebhaberei", späteres Augenrollen der Erben inklusive. Es gibt aber noch eine weitere Serie, an deren Komplettierung ich über die letzten Jahre gebastelt habe: Die IWC Aquatimer des 2004er Jahrgangs.
Diese Uhren hatte ich hier immer mal wieder präsentiert, einen Überblick hatte ich hier zusammengestellt:
10 Jahre IWC Aquatimer Class of 2004 – Ein Vergleich
Dieser Post ist inzwischen schon mehr als 6 Jahre her , die Zeit rennt. Ganz untätig war ich zwischenzeitlich aber nicht, nach und nach wurden die fehlenden Referenzen eingesammelt. Das Gute dabei: Von diesen Aquatimern gibt es nicht 35 Varianten, sondern genau 10 Referenzen - das ist doch eine schöne runde Zahl, die zudem noch einigermaßen mit handelsüblichen Boxen kompatibel ist .
Und so kam es, dass in der letzten Woche knapp 12 Jahre nach dem Kauf der ersten Aquatimer die verbliebene Lücke geschlossen werden konnte - überraschenderweise war es am Ende eine 3719-18, die noch fehlte. Früher wollte diese Titan-Dinger niemand haben, inzwischen sind die aber rar geworden und entsprechend die Preisvorstellungen deutlich nach oben gegangen. Aber mit Geduld fand sich auch hier eine Lösung, ziemlich gerockt, dafür aber fair gepreist. Schnell noch ein Titan-Band aus dem Fundus montiert - und dann ist alles bereit für das Abschlussfoto der Class of 2004 :
Fertig.
Gruß,
Christian