AP Royal Oak 1980er - Service / Kaliberwechsel

  • Guten Morgen zusammen,


    von meiner Großmutter habe ich dieses Jahr eine AP Royal Oak 4100ST geerbt, die sie 1981 bei Wempe gekauft hatte.


    Trotz 39 Jahre ohne Service, lief die Uhr tadellos, allerdings ließen sich die Uhrzeit und das Datum nicht gut einstellen. Es schien, als ob die Krone und Zahnräder nicht richtig greifen würden. Ich musste die Krone mehrmals umdrehen, um die Uhrzeit und das Datum zu verändern. Um die Uhr in den nächsten Jahren tragen zu können, hatte ich mich daher entschlossen, die Uhr in einer AP Boutique für einen Service einzureichen. Die Royal Oak wurde in die Schweiz versendet und diese Woche habe ich einen Servicevorschlag erhalten:

    - £456 für einen partial service und Wiederherstellung der Wasserdichtigkeit. Ich lebe in London daher die Preise in Pfund

    - £1,392 für einen Wechsel des Uhrwerks von Kaliber 2123 zu 2325 (Begründung: sie können / wollen das existierende Kaliber nicht reparieren)

    Auf die Kosten hatte ich mich schon eingestellt, allerdings bin ich über den Wechsel des Uhrwerks verwundert.


    Ich habe daher folgende Fragen:

    1. Wird durch den Tausch des Kalibers viel Wert „vernichtet“, weil die Originalität der Royal Oak abhanden kommt? Ich möchte die Originalität der Uhr so gut es geht erhalten. Die Uhr hat Abnutzungspuren, wurde aber nie poliert und die originalen Kaufbelege, Broschüren etc. sind auch vorhanden. Ich denke bei diesem Thema an matching numbers wie bei einem Oldtimer. Oder ist das bei AP ein ganz normales Vorgehen und viele ältere Modelle haben über die Jahre moderne Werke eingesetzt bekommen?
    2. Kann ich verlangen mit dem Uhrentechniker in der Schweiz zu telefonieren, um genau zu verstehen, was an dem alten Uhrwerk zu reparieren ist? Die Verkäuferin aus der AP Boutique konnte mir das nicht genau erklären.
    3. Gibt es unabhängige Uhrentechniker, die diese alten Uhrenwerke reparieren können?
    4. Falls ich dem Wechsel zustimme, wird das alte Kaliber von AP einbehalten. Kann ich dagegen etwas unternehmen?

    Freue mich über Antworten und Anregungen. Ich kenne mich bei AP wenig aus und hoffe, dass die Fragen nicht offensichtlich zu beantworten sind. Im Internet habe ich nicht sofort eine passende Antwort gefunden.


    Vielen Dank!

  • Servus und willkommen im Forum!


    Zu Deinen Fragen:


    1. Also pers. würde ich immer versuchen die Originalität einer Uhr aufrecht zu erhalten.

    Wie sich der Wert einer so kleinen Uhr durch den offiziellen Tausch durch AP verändert vermag ich nicht einzuschätzen. Offenbar hält AP den neuen Kaliber für geeignet. Verwunderlich ist allerdings, dass AP keien Ersatzteile oder ganze Kaliber mehr hat.


    2. Glaubst du, dass du nach einem Telefonat mit einem Uhrmacher wirklich mehr verstehst?


    3. Klar gibt es die. Auch hier im Forum.


    4. Das ist Usus bei vielen Herstellern. Meines Wissens nach machen das auch andere Hersteller wie Rolex z.B.

    • Offizieller Beitrag

    Moin und Willkommen in der Watchlounge. :blume:


    Es ist für AP einfacher das Werk wechseln als eine komplette Revi zu machen, auch aus Kostengründen.

    Ob sich der evtl Marktwert deswegen verändert, das ist ein Blick in die Glaskugel.

    Eins ist aber sicher, die Uhr wäre dann nicht mehr zu 100% authentisch.

    Wenn es zum Wechsel dementsprechend Unterlagen (Papiere) gibt, dann sehe ich keine Gefahr drin.


    Mido zum Beispiel wechselt einfach ohne zu fragen, und setzt Werke ein, die es zur Zeit der Uhr noch nicht gab. Das erachte ich als schlimm und nicht hinnehmbar.


    AP wird sicherlich das Werk einbehalten.


    Hast Du einen guten Konziuhrmacher an der Hand ?, der könnte evtl das vorhandene Werk einer Revi unterziehen, wobei fraglich ist, bekommt er noch Ersatzteile, wenn diese gebraucht werden. Das würde ich evtl vorher abklären.

  • Vielen Dank für die Antworten. Das hilft mir auf alle Fälle die Lage besser einzuschätzen!


    Ich selber habe keinen Uhrmacher zu Hand. Gibt es Empfehlungen für den Raum Frankfurt? Dann würde ich dort einmal anfragen. Ich denke aber fast, dass es das Beste ist, die Uhr bei AP zu lassen.


    Liebe Grüße

  • Was wäre Dir denn wichtiger ? 100% Originalität und eine Uhr, die nicht richtig funktioniert, oder eine Herztransplantation, wobei Case und Armband weitestgehend unangetastet bleiben, die Uhr aber funktioniert?


    Mir wäre eine 100%ige Originalität mit funktionierendem Werk wichtig!


    Eine Manufaktur mit dem Anspruch von AP sollte in der Lage sein, mir eine Reparatur anzubieten. Dass das bei alten Werken ggf. deutlich teurer sein kann, als die Revi eines aktuellen Werkes (weil z.B. einzelne Teile neu angefertigt werden müssen nach historischen Vorgaben) ist klar. Der Kunde sollte nur einfach die Wahl haben,

    • Offizieller Beitrag

    Interessantes, wenn auch altes Thema. Bin eben darüber gestolpert und habe dazu recherchiert.


    Das habe ich dazu auf der AP Website gefunden:


    (Übersetzung)


    Das Kaliber 2123 wurde 1977 für die Royal Oak III, Referenz 4100, eingeführt, deren Durchmesser von 35 mm ein kleineres Kaliber als das 2120 erforderte (D: 28 mm, H: 3,05 mm). Dieser neue Mechanismus, der mit einer hohen Frequenz von 28.800 Halbschwingungen pro Stunde schwingt, ist 2 mm kleiner und 0,2 mm dicker als sein Vorgänger und ermöglicht so den Einbau einer Zentralsekunde, eine Premiere für eine Royal Oak Uhr.


    Zwischen 1977 und 1984 wurden knapp 9.000 Exemplare hergestellt, wobei die produktivsten Jahre die Jahre 1987-1981 mit einem Jahresdurchschnitt von rund 1.800 Werken waren. 1979 wurden wichtige Verbesserungen vorgenommen, die zur Schaffung der Variante 2123/1 führten (andere Grundplatine, neues Auszugsstück, Federhausbrücke, Jochfeder usw.).


    Das Kaliber 2123 läutete die lange Geschichte der 11½-ligne (26 mm) Kaliber mit Automatikaufzug von Audemars Piguet ein, die auf einem Rohling von LeCoultre & Cie basieren. Die zweite Generation begann 1983 mit dem Kaliber 2124, gefolgt von seinen Derivaten 2124/2810, 2124/2815, 2124/2825, 2124/2812, 2125, 2126, 2126/2840 und 2129/2845. Die dritte Generation wurde 1996 mit dem Kaliber 2224 geboren, ebenfalls begleitet von mehreren Derivaten 2224/2810, 2224/2815, 2224/2811, 2224/2812, 2224/2814, 2225, 2226, 2226/2840, 2226/2841, 2226/2839, 2127/2827, 2229/2845. Im Jahr 2005 folgte eine vierte Generation, beginnend mit dem Kaliber 2325 und seinen Derivaten 2326, 2326/2840, 2326/2841, 2326/2839, 2326/2847, 2326/2848, 2329/2845 und 2329/2846. Die Verwandtschaft zwischen diesen Kalibern ermöglichte es in einigen Fällen, stark beschädigte Werke durch eines ihrer direkten Nachkommen zu ersetzen.“




    redflAg

    Wie ist die Geschichte bei Deinem Erbstück ausgegangen? Hast Du das moderne 2325 in Deine 4100ST einbauen lassen und wie läuft die Uhr damit?



    Viele Grüße

    Hans




  • volcano

    Kurzum: durch den Hinweis eines freundlichen Forumskollegen bin ich auf Uhrmachermeister Kempe in Taunusstein aufmerksam geworden, der das Uhrwerk reparieren konnte! Es tickt also weiterhin das Kaliber 2123 :)


    Ich hätte es nicht über mein Herz gebracht, dass Uhrwerk gegen ein neues auszutauschen...

    • Offizieller Beitrag

    Das 889/1 von Jaeger-LeCoultre diente dem AP Kal. 2125 & 2225 als Basis.

    Und das 889/1 sah im Jahre 1990 das Licht der Welt, denn in diesem Jahr wurde aus dem 889 das 889/1, indem JLC u.a. die Schlagzahl auf 28.800 A/h erhöhte.

    Inwieweit die anderen 21xx, 22xx und 23xx Cal. von AP noch mit dem Basiswerk verwandt sind, das müsste man erfoschen.

    • Offizieller Beitrag

    volcano

    Kurzum: durch den Hinweis eines freundlichen Forumskollegen bin ich auf Uhrmachermeister Kempe in Taunusstein aufmerksam geworden, der das Uhrwerk reparieren konnte! Es tickt also weiterhin das Kaliber 2123 :)


    Ich hätte es nicht über mein Herz gebracht, dass Uhrwerk gegen ein neues auszutauschen...

    Gratuliere! Was war denn das Problem des 2123?

    Bekommt er Ersatzteile von AP?


    Wollte Dir AP das 2125 oder 2325 einbauen?


    Gruß

    Hans

  • volcano


    Im Endeffekt war ein sehr kleines Zahnrad stark abgenutzt, was das ganze Uhrwerk zum Erliegen gebracht hat.


    Gute Frage, ich weiß es nicht genau. Ich denke, dass er noch Ersatzteile auf Vorrat hat. Das Zahnrad schien mir aber nicht AP spezfisich zu sein, sodass man es eventuell auch von Zulieferern beziehen kann.


    AP wollte laut Schreiben das Kaliber 2325 einbauen.

  • Hallo die Herren,


    schön dass das mit meinem Tip bei M. Kempe funktioniert hat. Ich hätte sogar noch einen weiteren Tip für die Aufarbeitung (Refresh), da ich den Poliseur der Jahre lang in Wiesbaden bei AP nichts anderes gemacht hat, gut kenne. Er besitzt mittlerweile eine Lapidiermaschine und konnte mir auch schon bei einem kleinen Kratzer an meiner 15202IP helfen. Für weitere Fragen kann ich gerne einen Kontakt herstellen.

    Viele Grüße, Torsten

  • Hallo die Herren,


    schön dass das mit meinem Tip bei M. Kempe funktioniert hat. Ich hätte sogar noch einen weiteren Tip für die Aufarbeitung (Refresh), da ich den Poliseur der Jahre lang in Wiesbaden bei AP nichts anderes gemacht hat, gut kenne. Er besitzt mittlerweile eine Lapidiermaschine und konnte mir auch schon bei einem kleinen Kratzer an meiner 15202IP helfen. Für weitere Fragen kann ich gerne einen Kontakt herstellen.

    Viele Grüße, Torsten

    Sehr interessant, danke für die Info! Jetzt hab ich aber auch noch einen Tip: wenn Du die Uhr weniger auf Steine ablegst, bekommt sie vielleicht auch weniger Kratzer ab! :lol:

    Aber im Ernst, ich könnte die schöne Platin nicht auf den rauhen Stein legen ...

  • Danke für den Tip, aber glaube mir, mit dem Ablegen war ich natürlich extrem vorsichtig.

    Der kleine Kratzer kam durch den „normalen“ Gebrauch, da die Uhr regelmäßig getragen wird.

    Wünsche Allen weiterhin viel Spaß an dem gemeinsamen Hobby. Anbei noch meine Alternative zur 15202.

    Habe die Ehre, Torsten