“Audemars Piguet was fairly well prepared for the crisis.”

  • Ich fand das Interview durchaus interessant, zeigt es doch, dass auch die Luxusbranche, die sich bis zu Beginn der Corona-Krise gewissermaßen für unverwundbar hielt, mittlerweile mit großen Problemen zu kämpfen hat.


    Bennahmias meint zwar, dass er und/oder sein Team wüssten, was zu tun sei, wenn die angepeilte Jahresproduktion von 40k auf 25k Uhren sinken würde. Worauf sie keine Antwort haben, ist die Frage nach dem wie und vor allem wann all das enden würde. Ich finde, das ist fair genug, bin mir dennoch sicher, diesbezüglich nur die halbe Wahrheit gelesen zu haben.


    Darüber hinaus stellte sich Bennahmias auch die Frage, was wäre,

    wenn das Geschäftsmodell APs sich noch mehr auf den menschlichen Aspekt konzentrieren würde und konstatiert gleichzeitig, dass das neue Schlagwort "Business to Love" heißen wird, die Macher bei AP allerdings den Begriff "People to People" offiziell implementieren wollen - mehr Liebe und Emotionen für die Kunden. Für sie, die Kunden von AP, dürften diese Verlautbarungen sich doch wie Ostern und Weihnachten zusammen anhören, oder?


    Interessant auch zu lesen, dass die geplante Errichtung eines "riesigen" Gebäudes nicht mehr stattfinden wird. Kann viel, aber genauso wenig bedeuten wie zB, dass in Japan hochqualifizierte Handwerker von der Regierung geschützt werden und Bennahmias das sich auch für die Schweiz wünscht bzw. den Schutz der Uhrmacherkunst für unbedingt erforderlich erachtet (hoffentlich nicht nach dem Motto: Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren).


    Ich vermute, dass auch der geplante Milliarden-Coup, vorerst, ebenfalls ad acta gelegt werden und man sich bei AP mit kleineren Brötchen zufrieden geben muss.

  • Ich finde die Gedanken, die sich Mr Bennahmias über die gesellschaftliche Entwicklung macht, interessant. Da er nach meiner persönlichen Erfahrungen aber eher zu der arroganten Gruppe der Menschen gehört, die seine eigene Kunden mit ihren Problemen nicht wirklich ernst nehmen, denke ich, dass seine Aussagen eher mit Blabla-Marketing zu bewerten sind.


    Wenn er Recht behielte, dass COVID 19 dazu führt, dass die Menschen sich wieder mehr um andere Menschen kümmern und sich wieder mehr auf das fokussieren, was wirklich wichtig ist im Leben (und damit auch wieder weniger arbeiten), käme der Turbo-Kapitalismus an sein Ende. Es würde weniger verdient und weniger konsumiert und vor allem würden die Wohlhabenden deutlich mehr denen geben, die gerade wegen Corona weltweit millionenfach hungern.


    Wer bitte würde dann noch in den heutigen Mengen völlig überteuerte Luxusuhren kaufen? Das Geschäft von AP und anderen würde massiv einbrechen. Ich denke daher nicht, dass Bennahmias wirklich das glaubt, was er im Interview zum Besten gibt. Aber oberflächlich betrachtet hört es sich natürlich toll an, wie vieles, was er so zum Besten gibt, aber dann eben anders handelt.

  • Ich finde die Gedanken, die sich Mr Bennahmias über die gesellschaftliche Entwicklung macht, interessant.


    Diese Gedanken hat er sich aber offensichtlich erst dann gemacht, nachdem er von den Kindern seiner Angestellten die ganzen Zeichnungen, Briefe und E-Mails, etc bekam, die alle von Liebe handelten. Immerhin.

  • Ich dachte ja, der Satz im Titel geht noch weiter....



    "Audemars Piguet was fairly well prepared for the crisis... but then came the Code 11.59." :bgdev:


    :prust::prust::prust::prust::prust::prust:



    Die Spitze musste sein. Ich lese hier leider ziemlich viel 08/15-Worthülsen. Googelt man eine beliebige Uhrenmarke in Zusammenhang mit der Pandemie, dann hat doch quasi die Hälfte aller Brands ziemlich genau das gleiche zu Protokoll gegeben wie AP.


    Unterm Strich habe ich nun vernommen, dass man erstmal die Sparbremse reinhaut und hofft, dann wird sich schon alles wieder nach und nach einkriegen.

    Uhren-Connaisseur, Philanthrop und der letzte wahre Gentleman :pony:

    "Man umgebe mich mit Luxus. Auf das Notwendige kann ich verzichten." (Oscar Wilde)

    • Offizieller Beitrag

    Es liegt mir fern auch diesen thread zum 11.59 bashing verkommen zu lassen.

    Zu dem Thema wurde ja auch schon alles gesagt und geschrieben - viele hier im Forum haben sich da ja auch bereits positioniert und wir müssen das nicht wiederholen.


    Trotzdem hat mich Dein Kommentar motiviert, mal bei Chrono24 zu checken, wie wertstabil die Uhr ist. Wenn man Deutschland, Österreich, Schweiz eingibt, finden sich genau 10 Uhren - keine in Deutschland, alle in der Schweiz.

    Und wenn ich mir die Fotos und die Preise anschaue, dann sieht das auch nicht alarmierend aus.




    Ich bin wie viele hier - und nachweislich ein paar Jahre länger - ein erklärter Liebhaber der Royal Oak und der Offshore. Aber ich kann immer noch nicht verstehen, dass AP immer einen Seitenhieb bekommt - und zwar dafür, dass sie neben dem derzeit so beliebten Erfolgsmodell versuchen, mit einer runden Uhr eine komplett andere Zielgruppe zu erschließen.

    Meine 15202 habe ich vor einigen Jahren komplett und in perfektem Zustand von einem bekannten Händler für 8.500€ gekauft. Denn noch vor wenigen Jahren wollte niemand was von der Royal Oak wissen.
    Jetzt ist sie die Krone der Schöpfung..


    Laut Chrono24 ist die Uhr heute ca. viermal soviel wert.




    François Bennahmias hat das durch seine klare Ausrichtung der Firma und Produktpolitik geschafft.

    Danke dafür 😊


    Angesichts der Nachfrage könnte er sehr leicht sein prognostiziertes Jahresergebnis mit oder ohne COVID erreichen. Er müsste nur mehr der begehrten Modelle produzieren.


    Dass er das nicht tut, sondern langfristig plant, zeichnet ihn als Manager aus.

    Du hast aber Recht, viele CEOs predigen das Gleiche, aber FHB setzt es um.



    Es wird interessant zu beobachten, wie Firmen wie AP, PP und Rolex die aktuelle Krise mit ihrer Politik meistern - und wie andere Unternehmen sie überstehen.



    Gruß

    Hans

  • Hallo Hans,


    ich kritisiere AP keineswegs für die Entscheidung, neben der RO eine zweite, neue Modell-Kollektion zu schaffen und finde das grundsätzlich klasse. Die Umsetzung hingegen kritisiere ich - vor allem im Hinblick auf die Proportionen der Uhren (die für mich nicht stimmig sind) sowie für die Zifferblattgestaltung, die ich persönlich grauslich finde. Aber Geschmäcker sind ja verschieden.


    Zur Wertstabilität: deine Auswahlkriterien bei C24 sind schon etwas tendenziös :grb:;)

    Weltweit werden 121 Code 11:59 angeboten (davon auch etliche innerhalb der EU) und für den kurzen Zeitraum seit Markteinführung sowie der geringen Produktionsmenge (wenn man den Aussagen von AP Glauben schenkt), finde ich das im Verhältnis sehr viel. Und dass die Angebotspreise bei C24 i.d.R. deutlich über einem späteren Transaktionspreis liegen, dürfte auch allgemein bekannt sein.


    Fazit: nice try, etwas schön zu reden ;)


    Zu François Bennahmias: du schreibst ihm Erfolge zu, die oberflächlich betrachtet natürlich ihre Berechtigung haben. Ganz ähnliches kann man jedoch auch Patek und Rolex zuschreiben. Und bei allen Drei fällt eines auf: die Firmen sind nicht börsennotiert und unterliegen keinem Zwang, jedes Quartal tolles Zahlen und Wachstum zu präsentieren. Für einen Manager eine Traum-Situation, die ihm ganz automatisch einen ganz anderen Freiheitsgrad ermöglicht, so zu handeln wie François Bennahmias gehandelt hat und wohl auch andere in seiner Situation so getan hätten (siehe Rolex und Patek!).


    Aus meiner Sicht ist es noch zu früh, um wirklich beurteilen zu können, ob François Bennahmias's Strategie für AP langfristig aufgeht. Vor allem die Fokussierung im Retail hat in meinen Augen auch eine Menge Risiken, falls sich der Markt wieder einmal dreht und Uhren nicht primär aus Gründen der Wertsteigerung bzw. der sogenannten Instagramabilty nachgefragt werden und quasi verteilt werden können, sondern wieder richtig verkauft werden müssen. Ich denke, diese Zeit kommt wieder und dann wird sich zeigen, welches Retailkonzept dann erfolgreicher ist.