IWC Caliber 853 - 14 Karat

  • Hallo,
    mein erster Beitrag besteht aus der folgenden Frage (falls die schon x-mal gestellt wurde, bitte ich um Entschuldigung, aber ich habe dazu nichts gefunden):

    Ich finde immer nur Beiträge über 18 Karat Vollgold oder 14 Karat mit einem Stahldeckel. Ich besitze die folgende Uhr mit einem 14 Karat-Vollgoldgehäuse und frage mich, ob damit alles stimmt.






    :wink:

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,

    vom Werk ausgehend, es müsste eine IWC 853 sein, das von 1958 bis 1963 in einer Stückzahl von ca. 84000 hergestellt wurde, sollte diese Uhr auch aus diesem Zeitraum stammen.


    Ich sehe da keine Unstimmigkeiten, bin aber auch der nicht Kenner von Vintage-IWC-Uhren.

  • Du könntest es schon mal testen, ob er echt aus Gold ist, was ich dann als Zeichen für Authentizität sehen würde.


    zB in ein Randvolles Glas Wasser damit und dann Gewicht des übergeschwappten Wassers gegenüber dem des Deckels vergleichen.

    Der Deckel müsste ca. 12 mal so viel wiegen. Bei 8x wäre es nur Stahl.

    • Offizieller Beitrag

    Tja, nicht so einfach:


    Grundsätzlich gilt, dass es bei IWC seit der weiteren Nachkriegszeit (also seit der ersten Hälfte der 1950er Jahre) keine Uhren 14k mehr gab.


    Ausnahme waren (wie oben schon erwähnt) die "halbgoldenen" Uhren wie z.B. die Ingenieur 766, Yacht Club 911 und eine Handvoll anderer Modelle (z.B. 910), die aber alle einen Stahlboden hatten, also nur von oben betrachtet aus Gold sind. Es gab also keine massiven 14k Uhren.


    Auch hier gibt es allerdings (extrem wenige) Ausnahmen, ich kenne nur 2: Einmal eine obskure Damenuhr Ref. 2775 und dann gab es in den 1950er Jahren auch die TU Ref. 135 in 14k oder 18k.


    Selbst in der (Vor-)Kriegszeit sind die meisten Armbanduhren in 18k, es gab aber auch 14k Armbanduhren in dieser Zeit.


    Was heißt das nun für Deine Uhr:


    Entweder sie ist eine Fälschung oder das Gehäuse stammt noch aus einem vorherigen Jahrzehnt und wurde dann als Restposten erst 15-20 Jahre später verkauft. Beides ist möglich - ich habe schon verschiedene Basteluhren mit 14k Gehäusen gesehen, es gibt aber auch bestätigte Uhren, bei denen viele Jahrzehnte alte Gehäuse verwendet wurden (allerdings kenne ich das nur bei Taschenuhren).


    Ich persönlich würde keine 14k IWC-Armbanduhr kaufen, wenn es nicht einen passenden Stammbuchauszug gibt. Deshalb wäre das meine Empfehlung: Frag einfach mal bei IWC nach, nur die können das wirklich abschließend klären, da das Gehäusematerial im Stammbuch vermerkt ist.


    Leider kostet das heute 300+ Euro und man muss die Uhr einschicken. Meines Wissens gibt es aber noch die Möglichkeit, eine "inoffizielle" Auskunft per Email zu erhalten, das reicht zumindest für die persönliche Gewissheit.


    Das Risiko dabei ist klar: Im besten Fall kriegst Du eine echte Rarität bestätigt, im Worst Case fällt die Uhr durch. Deshalb nur fragen, wenn man mit der Antwort leben kann.


    Ansonsten würde ich es lassen und mich einfach an der Uhr freuen - sie sieht doch gut aus und könnte so auch echt sein. Bei Vintage ist das Ungefähre manchmal netter als die Gewissheit ;) ...


    Gruß,

    Christian

  • Ein durchaus interessantes Thema, denn ich hatte mal eine 14k Ref. 810, leider keine Fotos mehr gefunden.

    Diese Uhr ist identisch und wahrscheinlich eher 70er als 60er, denn es ist ein 8541 verbaut. Leider auch keine Datenblatt dazu.


    Kann durchaus sein, dass es weitere Low Budget mit 14k in dieser Zeit gab ?!?!?!


    Hier der Link:


    https://www.chrono24.de/iwc/iw…atic-1966--id15928152.htm


    Beste Grüße


    Heiko

    • Offizieller Beitrag

    ... beim Chrono24 Angebot ist die Uhr mit Sicherheit echt - aber beim Deckel habe ich starke Zweifel, der sieht für mich aus wie nachträglich angepasst. Am Rand auf 5 Uhr sieht man doch einen sehr markanten Ansatzstummel zur Öffnung, das gab es bei IWC ganz sicher nicht ab Werk. Das waren einfach Druckböden oder bei der Ingenieur verschraubt.


    Ich würde eher denken, dass dieser Deckel nachproduziert wurde - ob auf Kundenwunsch von IWC oder als Einzelanfertigung :grb: . Der Verkäufer ist mir übrigens schon verschiedentlich aufgefallen, da wäre ich mir auch nicht sicher.


    Die Punzen und Perlagen bei der hier gezeigten Uhr sehen für mich eher nach IWC aus, als beim C24-Angebot.


    Wenn ihr jetzt aber mal die Logos der drei Uhren vergleicht, die angeblich alle aus der gleichen Zeit stammen, dann ist das auch nicht allzu vertrauenserweckend :lupe:


    Am Ende ist meine Erfahrung, dass es unmöglich ist, mit absoluter Sicherheit bei solchen Uhren etwas auszuschließen - auch wenn es keine zugängliche Doku, keinen Eintrag in den Preislisten oder keine Katalogbilder gibt, kann es Modelle trotzdem gegeben haben. Und sei es als Sonderserie oder Umbau.


    Deshalb kann nur IWC da anhand der Stammbücher Gewissheit schaffen. Der David Seyffer ist eigentlich recht zugänglich und die Frage "gab es 14k massiv nach dem Krieg bei IWC" ist aus Sammlersicht eine ebenso interessante wie relevante Frage - da wird man sicherlich eine Antwort kriegen.


    Gruß,
    Christian

  • So, ich habe die entsprechende Anfrage an IWC geschickt und heute folgende Antwort erhalten:

    "Sehr geehrter ...,

    vielen Dank für die Übermittlung der entsprechenden Bilder.

    Nach internen Absprachen teile ich Ihnen gerne mit, dass es sich bei Ihrem Zeitmesser, welcher unter der Referenz 347A läuft, um ein Gehäuse aus 14kt und 585er Gold handelt.

    Bei anderen Modellen der 1960er gab es jedoch auch die Kombination aus Stahlboden und 14kt Goldgehäuse.

    Ich hoffe, dass diese Informationen hilfreich für Sie sind und stehe bei weiteren Fragen oder Anmerkungen gerne jederzeit zur Verfügung.


    Mit freundlichen Grüßen"


    Damit dürfte meine Frage abschließend (und zufriedenstellend) beantwortet sein.

    :wink:

    • Offizieller Beitrag

    ... so, ich habe jetzt nochmal mein Archiv bemüht und in einem Katalog von 1955 gleich zwei Varianten der Ref. 347 gefunden:


    Zum einen die Ref. 347 in Edelstahl als Handaufzug mit Kal. 89:




    Und dann gibt es noch die Version Ref. 347 A als Automatik mit Kal. 852 und in 18k Gold:




    Beide Versionen finden sich auch in der Preisliste, eine Version in 14k ist nicht erwähnt. Aber ähnlich wie bei der Yacht Club I oder der Ingenieur 666, scheint auch die 347 eine "Sammelreferenz" zu sein, bei der nur die Gehäuseform identisch ist - aber die Dinge wie Gehäusematerial, Werk und Zifferblatt/Zeigerspiel variiert werden konnten. Letzteres wurde damals bei IWC wie noch heute bei Rolex gehandhabt, d.h. es gab immer verschiedene Zifferblätter/Zeiger zur Auswahl. Deshalb kann man auch vom Zifferblatt ausgehend immer relativ wenig zur Referenz oder der Originalität sagen - da gab es einfach zu viele Varianten.


    Das Ref. 347 Gehäuse scheint auch sehr lange gebaut worden zu sein, mindestens von ca. 1950 bis ca. 1965. Und je länger die Bauzeit, desto mehr Varianten kann es geben. Trotzdem ist es interessant, dass eine 14K Version nie gelistet wurde - vielleicht wollte man das aus Image-Gründen vermeiden?


    Gruß,

    Christian

  • Hallo Christian


    Bei der Recherche nach (m)einer IWC Kaliber 853 Automatic bin ich auf Deine Fotos oben aus dem Katalog oben gestossen. Hättest Du auch einen Katalog mit den Uhren von 1960? Wenn ja, könntest Du vielleicht für mich nachschauen, welche Referenz meine Uhr (siehe Foto) hat. Ich kann das online nach 5h Suche :( leider nicht finden. Wenn das ginge, wäre ich sehr dankbar dafür. Oder vielleicht einen Tipp, wo ich suchen kann. Ich habe die Uhr in dateyouriwc (hoffentlich richtig) markiert.


    Vielen Dank vorab.


    Viele Grüsse

    Ronny

  • Hallo Ronny,


    willkommen in der Watchlounge :wink:


    Das Zifferblatt von Deiner Uhr ist sehr selten - das gab es aber tatsächlich so von IWC und ich habe auch ein Foto in meinem Archiv gefunden:




    Die Zifferblätter (franz. "cadran") hatten eigene Teilenummern, Deines hatte die Nummer 13107 (auf dem Foto noch ohne den "Automatic" Aufdruck).


    Damals ließen sich Gehäuse und Zifferblätter relativ frei kombinieren, auch wurden in der Übergangszeit von Handaufzug und Automatik Gehäuse durchaus für verschiedene Werke verwendet. Ich kann anhand Deines Fotos nicht erkennen, ob Deine Uhr jetzt einfach eine Automatikversion der Ref. 417 ist - es gab aber verschiedene, sehr ähnliche Gehäuse, die definitiv auch mit dem Kal. 853 verwendet wurden.


    Es gibt keine Übersicht aller Gehäuse/Werk/Zifferblatt-Kombinationen, weil das einfach zu viele waren. Davon war auch immer nur ein kleiner Teil im Katalog - im Prinzip hat man versucht, zumindest jede Gehäuseform und jedes ZB-Design einmal dabei zu haben.


    Hattest Du die Uhr mal geöffnet und auf den Innendeckel geschaut? Manchmal ist dort die Referenznummer schon eingeschlagen - in der Regel aber erst ab den späteren 60er Jahren. Vorher wurde nur die Gehäusenummer verwendet.


    Gruß,

    Christian

  • wow, vielen herzlichen Dank. Den Deckel habe ich nicht geöffnet. Habe die Uhr erst gestern bei einer Liquidierung von einem kürzlich verstorbenen Uhrmacher/-sammler gekauft. Aber bei Gelegenheit werde ich nochmal zu einem Uhrmacher gehen und die Info hier posten. Danke für den Hinweis.

    Danke nochmals und einen schönen Abend.

    Ronny

  • Guten Abend Christian

    Hier habe ich übrigens meine Uhr gekauft. http://www.vintagefox.ch

    Dort gibt es noch ein grössere Auswahl. Könnte vielleicht interessant sein.


    Eine Frage zu meiner Uhr habe ich noch. Ist das Zifferblatt vernickelt? Und wäre es möglich noch ein paar Informationen aus dem Katalog zur Uhr zu posten?


    Wie konntest Du eigentlich feststellen, dass das Zifferblatt selten ist? Das finde ich noch interessant 🤓



    Viele Grüsse

    Ronny

  • Ich kann das auf den Bildern nicht erkennen, aber wenn es eine körnige oder strahlenförmige Struktur hat, ist das Zifferblatt eher versilbert.


    Statistiken gibt es zu den Zifferblättern nicht, aber ich habe ein Zifferblatt in dieser Form nur 1-2 mal vorher gesehen und im Archiv findet sich genau eine Uhr mit diesem Blatt (bei mehreren tausend Referenzen).


    Die Bilder stammen auch nicht aus einem Katalog fürs Publikum, sondern aus einer Übersicht der IWC Referenzen vor 1974, die mal von einem IWC Mitarbeiter (Christian Niemann) erstellt wurde. In diesem Dokument gibt es aber in der Regel keinerlei Zusatzinformationen zu den einzelnen Uhren, da steht maximal noch das Gehäusematerial.


    Gruß,

    Christian