Habring² - the Watch Making Couple

  • Innovative Uhrenmarken haben es mir schon seit langem angetan. Manche der ganz großen Brands sind ja eher sparsam mit neuen Werken und In-House Komplikationen, weil die Entwicklung viel Geld kostet und sich mit dem Aufwärmen der alten Produkte als x-te Sonderedition der Gewinn besser maximieren lässt. Irgendwo spukt die - unbelegte - Aussage herum, dass die Entwicklung eines Manufakturwerks mindestens eine Million Euro kosten würde und dass sich das für kleinere Marken schlicht und einfach nicht rechnet. Auch die Großen müssen in Zeiten wie diesen eng kalkulieren und 2020 werden wir wohl nicht allzu viel Neues sehen... Lässt sich leider nicht ändern - oder etwa doch?


    Was wäre, wenn wir alles anders machen würden? Wenn es nicht mehr darauf ankäme die Aktionäre mit wachsenden Renditen zufrieden zu stellen und die Quartalszahlen im Vergleichszeitraums des Vorjahres zu schlagen? Was wäre, wenn das Ziel einfach darin bestünde dem Kunden ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern, weil er eine innovative Uhr höchster Qualität zu einem (sehr) fairen Preis bekommt. Ein Preis, der der Marke die Mittel gibt, solide durch eine Krise wie Corona zu steuern, weiterhin neue Modelle zu entwickeln und das eigene Manufakturwerk ständig zu verbessern. Ein Preis, der niedrig genug ist, um auch einem Normalverbraucher zu ermöglichen, sich eine exklusive Uhr zu kaufen, ohne gleich fünfstellig investieren zu müssen. Das geht natürlich nur, wenn die Eigentümer der Marke diese Philosophie auch konsequent leben, ein Smart als Firmenauto ausreicht und Nachhaltigkeit wichtiger ist als der nächste Jahresgewinn... Was wäre, wenn eine großartige Uhr im Mittelpunkt der Überlegungen stünde und der kommerzielle Erfolg eine die Konsequenz daraus wäre, dass ein Qualitätsprodukt immer gefragt sein wird?


    Der spinnt, der Ankerstein. Wahrscheinlich hat er etwas geraucht... Selber sitzt er komfortabel in seiner Villa in Südfrankreich, fährt dicke Autos und anderen will er vorschreiben, dass sie Kundenzufriedenheit über den eigenen Profit zu stellen haben, damit er seine nächste Uhr zum „Sparefroh“ Budget bekommt? Sehr unglaubwürdig und auch ziemlich unverschämt!


    Ja, aber was wäre, wenn er niemandem etwas vorschreiben müsste? Wenn es Unternehmer gäbe, die Uhren aus Leidenschaft bauen, dabei Spaß haben und nachhaltig produzieren wollen, weil das Teil Ihrer Lebensphilosophie ist?

    Seit Jahren interessiere ich mich für Habring² eine unabhängige Uhrenmarke, die diese Philosophie verkörpert wie wohl niemand sonst. Richard Habring sammelte nach seiner Ausbildung auf der österreichischen Uhrmacherschule Erfahrungen bei der Reparatur von mechanischen Stoppuhren in den Wintersportgebieten im Westen Österreichs. Danach wechselte er zu IWC, damals noch unter der Führung von Günter Blümlein. Dieser hatte große Pläne. Die Neugründung von A. Lange und Söhne war wohl der größte Wurf, mit dem er Uhrengeschichte geschrieben hat, aber auch bei IWC wurde sehr ambitioniert gearbeitet. Man versuchte man damals auf Basis von im Hause entwickelten Modulen eine Produktpalette komplizierter Uhren zu entwickeln, die sich auch ein Normalverbraucher leisten konnte.


    Blümlein wollte unbedingt einen Doppel Chronographen aber selbst der große Kurt Klaus winkte ab. Zu aufwendig, mit den Mitteln von IWC - damals noch viel kleiner als heute - wäre das nicht zu realisieren. So bekam der junge Richard Habring seine Chance und mit der Inspiration aus der Erfahrung mit den Stoppuhren aus dem Schisport schaffte er das, was niemand für möglich gehalten hätte. Der Fliegerdoppelchronograph ging in Serie und die da Vinci in Platin bekam den Rattrapante. Habring arbeitete danach mehrere Jahre unter Blümlein's Ägide bei Lange und Söhne in Glashütte, wo er auch seine Frau Maria kennen lernte. Maria hat das Uhrmacherhandwerk zwar als Autodidakt erlernt, ihr eigentliches Fachgebiet liegt aber in den Bereichen Marketing, Kommunikation und Finanzen. Eine ideale Kombination, um erfolgreich eine Firma zu gründen... 2003 machte sich das Paar dann selbständig und eröffnete 2004 ihre eigene Uhrenmarke nicht in Glashütte, sondern in Völkermarkt in Kärnten.

    Am Anfang bauten die Habrings hochqualitative Uhren auf Basis von ETA Werken. Als dann ETA im Jahr 2011 die Versorgung mit Rohwerken schrittweise zurückfuhr und ankündigte ab 2017 auch keine Ersatzteile mehr zu liefern, waren die Habrings in einem Dilemma. Sellita war qualitativ nicht auf Habring Niveau und die Aussicht vom ETA Monopol zu einem Sellita Monopol zu wechseln erschien nicht attraktiv. Also in den sauren Apfel beißen und als Viermannbetrieb (die Habrings und zwei Angestellte) selber ein Manufakturkaliber entwickeln. Als Inspiration diente das Arbeitstier Valjoux 7750, aber alle Teile wurden im Hinblick auf optimierte Kleinserienfertigung neu entwickelt. So ist es auch möglich alte ETA Kaliber ohne ETA Teile instand zu halten. Wesentliche Verbesserungen gab es vor allem im Bereich der Steuerung der Chronograph Funktion - schon im Hinblick auf die hauseigenen Komplikationen.


    Heute hat Habring eine Produktpalette mit Dreizeigeruhren - als Handaufzug oder Automatik, Uhren mit springender Sekunde, konventionelle Chronographen und Chronos ohne Drücker, die über die Krone bedienbar sind. Dazu kommt noch der Doppelchronograph, eine Fünfminutenrepetition und ein ewiger Kalender, die letzten beiden mit Hilfe von Dubois Dépraz Modulen. Ca. 180 bis maximal 200 Uhren pro Jahr werden gefertigt - bei höheren Stückzahlen könnte die Qualität der Uhren nicht gehalten werden, daher bleibt eine Habring² ein rares - aber nicht übertrieben teures - Produkt.

    Ich frage mich wie es möglich ist, dass eine Mikrofirma in der Lage ist, innerhalb von weniger als zehn Jahren das alles zu schaffen? Wenn der Ankerstein einen Hut hätte, würde er ihn jetzt ziehen aus Respekt vor Maria und Richard Habring - und außerdem will er unbedingt eine Habring Uhr....

    Im Februar habe ich dann endlich eine Doppel 3 ergattert, ein Split-Second Chronograph mit Handaufzug und blauem Zifferblatt.




    Als ich die Uhr dann im Fotothread zum ersten Mal postete, artete der Beitrag fast zu einer Uhrenvorstellung aus - Ihr könnt Euch vorstellen, wie happy ich war. Damals schon habe ich mir vorgenommen, Habring² so bald als möglich zu besuchen und bei meiner letzten Österreich Reise war es endlich so weit. Auf der Fahrt zwischen zwei Werksbesuchen konnte ich meine Mittagspause in Völkermarkt verbringen und Maria Habring war nach einem kurzen Telefonat bereit mir eine gute Stunde ihrer kostbaren Zeit zu schenken. Das Interview im nächsten Post...

  • Gerade habe ich den Mietwagen in der Parkgarage am Völkermarkter Hauptplatz abgestellt und suche die Nummer 16 wo sich die Habring Boutique befinden soll. Ich muss zwei Mal schauen bis ich das dezente Schild sehe, das auf die Habring Uhrentechnik OG im vierten Stock verweist.





    Nichts mit gestylten Verkaufsräumen wie beim Juwelier, wer eine Uhr will muss an der Arztpraxis vorbei bis unters Dach... Nach kräftigem Klopfen an einer soliden Eisentür öffnet mir eine nette Dame und begleitet mich in den Besprechungsraum. Sie bietet mir noch einen Kaffee an, bis Frau Habring Zeit für mich hat. Eine gute Gelegenheit den Blick durchs Zimmer streifen zu lassen und die Trophäen des Grand Prix d'Horlogerie de Genève zu betrachten. Insgesamt vier Mal hat Habring² einen der begehrten "Uhren Oscars" gewonnen, unter anderem für den Vorgänger meiner Doppel 3. Mehr internationale Anerkennung als viele der Großen in der Branche...






    Das Geräusch der Tür reißt mich aus meinen Gedanken: Frau Habring lächelt zur Begrüßung. Mich kennt sie nicht, aber die Uhr an meinem Handgelenk ist schon durch ihre Hände gegangen. "Seit 2014 sind ja ein paar Jahre vergangen, eine Prüfung der Wasserdichtigkeit könnte nicht schaden..." Ich gebe ihr die Uhr, die sie gleich an Ivo, einen der Uhrmacher im Hause Habring weiter reicht. Dann nimmt sie am Tisch platz und ist ganz Ohr für meine Fragen...


    Ankerstein (AK): "Frau Habring, seit 2004 betreiben sie ihre Uhrenmarke. Was ist für sie der wichtigste Grund Uhren zu bauen?"


    Maria Habring (MH): "Der Kunde steht für uns im Mittelpunkt. Uhren zu bauen ist für uns mehr als nur ein Job, es ist unser ganzes Leben, es ist Teil unserer Philosophie. Wir wollen dazu beitragen Menschen glücklich zu machen. Das geht nur, wenn die Qualität absolut stimmt und wenn wir das Service für alle Modelle unabhängig vom Alter der Uhr garantieren können. Eine mechanische Uhr ist ein sehr nachhaltiges Produkt, das Generation überdauern kann.


    AK: "Wie schon am Telefon besprochen werde ich nach unserem Gespräch einen Beitrag in der Watchlounge posten. Gibt es irgendeine besondere Message, die Ihnen wichtig wäre, einen Punkt, auf den ich besonders eingehen sollte?"


    MH: "Scheiben Sie über Habring² als "The Watch Making Couple". Die Grönefelds, unsere Kollegen aus den Niederlanden, sind als "horological brothers" bekannt. Wir würden gerne eine weibliche Note mitschwingen lassen – nicht, weil ich so wichtig bin - sondern weil die Frauen, die in der Uhrenindustrie arbeiten, meist viel zu wenig Anerkennung bekommen. Denken sie nur an all die fleißigen Bienchen, die in diversen Ateliers mit zarten Fingern die feinmotorischen Arbeiten erledigen. Wenn sie an große Uhrmacher denken, fallen Ihnen meistens nur Männer ein. Ist das nicht ungerecht?"


    AK: "Ihr Firmennamen Habring² ist ja schon eine Anspielung auf das "Watch Making Couple". Wie spricht man das richtig aus? Habring zwei oder Habring zum Quadrat?"


    MH: " Habring Zwei - und ja, die Zwei steht natürlich für meinen Mann und mich. Wir haben das aber ganz bewusst als Potenz geschrieben, weil eins und eins manchmal mehr als zwei ist, wenn verschiedene Kompetenzen zusammenkommen. Wir ergänzen uns gut und das hilft der Firma."


    AK: "Anerkennung für die Frauen in der Uhrenindustrie... Wäre Ihnen das wichtiger als etwas über Ihre Uhren zu sagen?"

    MH: "Ja, absolut! Über den Absatz unserer Uhren machen wir uns keine Sorgen. Wir können nur rund 180 Uhren im Jahr bauen: Wir haben es einmal probiert mehrere Uhrmacher zu beschäftigen, um mehr Kapazität zu haben, aber dann gehen die Uhren nicht mehr durch die Hände von meinem Mann und mir. Schnell verliert man den Bezug zum Kern unseres Handwerks und arbeitet nur mehr in der Administration. Das wollen wir nicht. Bei der geringen Menge brauchen wir auch kein Marketing und der Großteil des Vertriebs geht direkt. Wir haben nur ein sehr kleines Händlernetz - eigentlich alles Freunde und Bekannte. Es ist uns aber wichtig, auch international präsent zu sein."


    Ich überlege mir ob ich die nächste Frage wirklich stellen solle, aber Maria Habring wirkt so absolut ehrlich und authentisch, dass ich mit einer aufrichtigen Antwort rechne...

    AK: "Ich verstehe vollkommen, dass Sie die Anzahl der Uhren nicht erhöhen können und wollen. Was ich nicht nachvollziehen kann, sind Ihre Preise. Eine Habring² kostet nicht mehr als eine in Masse produzierte Luxusuhr mit vergleichbaren Komplikationen. Die Tatsache, dass Ihre Uhren so selten sind, spiegelt in den Preisen nicht wieder ..."


    MH: "Das sagen uns die Händler auch immer wieder..." (lächelt) "Wir wollen, dass der Kunde seine Uhr zu einem fairen Preis bekommt. Im Gegensatz zu anderen Marken haben wir keine teuren Overheads, geringe Marketingkosten und teilweise bleibt uns auch die Marge, die sonst der Einzelhändler bekommen würde. Insgesamt reicht das aus, um die Firma zu finanzieren. Alles was darüber hinausgeht, brauchen wir nicht. Wir haben keine großen Ansprüche. Uns ist es wichtig, dass unsere Uhren auch für einen Normalverbraucher erschwinglich bleiben. Mit den abgehobenen Preisen, die von manchen Marken derzeit erzielt werden, wollen wir nichts zu tun haben"


    AK (der es einfach nicht lassen kann wie ein Manager zu denken und dem die Preise der horological brothers im Hinterkopf herum spuken): "Aber wäre Ihre Firma nicht noch solider aufgestellt, wenn Sie die Preise mit Augenmaß erhöhen würden?"


    MH: "Wir sind solide genug um in der CoViD Krise ganz normal durch arbeiten zu können. Keiner unserer Angestellten musste Kurzarbeit machen und auch Absatzseitig spüren wir keinen Rückgang. Das schwierigste war noch das ganz normale Leben in den letzten Monaten, aber auch da sind wir gut organisiert. Ich beziehe viele Lebensmittel direkt vom Bauern, da macht es auch nichts, wenn man einmal nicht im Geschäft einkaufen kann.


    AK: "Sie haben zu Beginn Uhren auf Basis von ETA Werken gebaut. Mit der Ankündigung der Swatch Group keine externen Marken mehr zu beliefern, haben Sie sich entschlossen Ihr eigenes Werk zu entwickeln. Wäre es nicht einfacher gewesen Rohwerke von anderen Zulieferern zu beziehen? Wenn Sellita ihren Qualitätsstandards nicht entspricht, hätten Sie ja zum Beispiel mit Vaucher aus Fleurier arbeiten können?"


    MH: "Können Sie sich vorstellen, was das für uns für ein Schock war, als 2011 der Brief der ETA bei uns ins Haus flatterte? Das war, als ob plötzlich der Boden unter den Füßen weggezogen würde... Von einer Sekunde auf die andere war unsere ganze Existenz in Frage gestellt. Mit der Entwicklung unseres InHouse Kalibers A11 sind wir unabhängig. Wenn wir damals Vaucher Werke bezogen hätten, wäre es uns nicht möglich gewesen, die alten Uhren auf ETA Basis weiter in Stand zu halten. Das sind wir unseren Kunden schuldig. Beim A11 produzieren wir mit unseren Zulieferern Teile, die mit ETA Werken kompatibel sind."






    AK: "Sie haben die Mammutaufgabe ein eigenes Werk zu entwickeln mit Bravour bewältigt. Dabei haben Sie ein ganzes Netzwerk von Lieferanten aus Deutschland, Österreich und natürlich der Schweiz aufgebaut, um die benötigten Teile in Kleinserien fertigen zu können. Haben sie keine Sorge, dass sich wieder eine Abhängigkeit von einem Lieferanten ergeben könnte? Was würde passieren, wenn zum Beispiel Carl Haas keine Unruhespiralen mehr fertigen würde?


    MH: "Wir sind sehr stolz darauf, dass es uns gelungen ist, Firmen in Österreich, die ursprünglich mit der Uhrenindustrie nichts zu tun hatten, dazu zu bringen für uns zu fertigen. Die Federgehäuse von Mattig sind so ein Beispiel. Natürlich sind manche Teile kritischer als andere und mit der Unruhespirale haben Sie den Nagel auf den Kopf getroffen. Nicht viele Firmen haben das notwendige Know-How. Trotzdem ist es leichter einen neuen Lieferanten für einzelne Teile zu finden als für ein ganzes Uhrwerk. Zu kritischen Lieferanten haben wir ein sehr enges Verhältnis, bei Umstellungen in der Produktpalette würden wir rechtzeitig informiert. Trotzdem haben wir für alle kritischen Teile einen großzügig dimensionierten Lagerbestand zur Sicherheit - einer der Vorteile, wenn man den Cash Flow nicht bis zum letzten optimieren muss..."


    AK: "Die Architektur des A11 ist vom Valjoux 7750 inspiriert - das Chronographenwerk schlechthin. Ist das nicht ungewöhnlich für Dreizeigeruhren wie die Felix und Erwin?"


    MH: "Die Felix hat die kleine Sekunde, das A11 passt perfekt. Die Erwin hat eine springende Zentralsekunde. Wir erreichen das über ein von uns entwickeltes Modul, das sehr gut mit dem A11 Basiswerk harmoniert"


    AK: "Als Ihr Mann noch bei IWC arbeitete war ich ein großer Fan der Marke. Wenn Patek Philippe 600.000 Euro für eine Minutenrepetition verlangt, ist es aus wirtschaftlicher Sicht nicht schwierig ein eigenes Manufakturwerk auch für geringe Stückzahlen zu entwickeln - was der uhrmacherischen Leistung natürlich keinen Abbruch tun soll. IWC hat es in den neunziger Jahren geschafft, durch eine intelligente Kombination des ETA Basiswerks mit hauseigenen Komplikationen komplizierte Uhren preislich zu demokratisieren. Erst durch das von Kurt Klaus entwickelte Modul konnte ich mir seinerzeit einen Ewigen Kalender leisten. Auch Kelek hatte einen ähnlichen Ansatz und machte auch Repetitionsuhren und EWKs erschwinglich. Verfolgen Sie mit dem A11, Ihren eigenen Modulen und den beiden Dubois Dépraz Modulen eine ähnliche Strategie?"


    MH: "Absolut! Wenn Sie als kleiner Hersteller eine große Palette interessanter Uhren anbieten wollen, geht das nur mit intelligent entwickelten Modulen und einem Basiswerk, das schon darauf abgestimmt ist. Wir sind natürlich stolz darauf, einen Doppel Chronographen mit ewigem Kalender anbieten zu können, aber unser Herz gehört den kleinen Komplikation, die wir im Hause entwickeln. Den COS (Crown operated system) Chronograph gibt es nur bei uns und mit dem Foudroyante-Felix bringen wir sichtbar zum Ausdruck, wie wichtig die Zeit uns ist. Jede einzelne Sekunde zählt..."


    AK: "Meine Doppel 3 hat noch ein 42mm Gehäuse, die neue Felix 38,5 mm. Geht der Trend wieder zu kleineren Uhren?"


    MH: "Uhren unter 40 mm Durchmesser sind sehr gefragt. Manche unserer Modelle bleiben aber im großen Gehäuse. Bei der Perpetual Doppel geht das gar nicht anders wegen dem Dubois-Dépraz Kalender Modul."


    AK: "Sie haben vorhin über Frauen in der Uhrenindustrie gesprochen. Warum heissen Ihre Uhren Felix und Erwin? Wird es auch einmal eine Maria geben?"


    MH (lacht): "Maria eher nicht aber vielleicht eine Marie. Der Felix kommt eigentlich nicht vom Männernamen, sondern vom bekannten Motto "Tu felix Austria..." Für den Erwin gab es sehr persönliche Gründe. Mein Vater verstarb in dem Jahr als wir die Uhr mit der springenden Sekunde vorgestellt haben. Da lag es nahe die Uhr nach ihm zu benennen."


    AK: "Sie haben in den letzten 16 Jahren Außergewöhnliches geleistet und Ihre Produktpalette kann sich mit vielen der großen Hersteller durchaus messen. Werden sie trotzdem noch kompliziertere Uhren entwickeln? Wird es einmal einen Tourbillon in der Perpetual Doppel geben?"


    MH: "Sag niemals nie, aber momentan planen wir eher die Weiterentwicklung unserer hauseigenen "kleinen" Komplikationen. Vielleicht später einmal, wenn wir im Ruhestand mehr Zeit haben. Bei den kleinen Komplikationen haben wir einiges in der Pipeline, aber darüber möchte ich jetzt noch nicht sprechen."


    AK: "Sie haben selbst erwähnt, dass Uhren sehr nachhaltige Produkte sind. Wird mein Sohn für seine alte Doppel 3 noch eine Revision bekommen, wenn Sie einmal im Ruhestand sind?"


    MH: "Auch bei uns gibt es eine nächste Generation von Uhrmachern, die die Firma weiter führen werden. Schon jetzt können unsere Mitarbeiter alle Servicearbeiten selbstständig durchführen und bald werden sie so weit sein, auch an der Entwicklung von Uhren mit zu wirken...


    AK: "Mir gefallen blaue Zifferblätter. Falls ich aber doch einmal Lust auf eine andere Farbe hätte, würden Sie es mir wechseln?"


    MH: "Natürlich! Wir tun (fast) alles, um unsere Kunden zufrieden zu stellen. Wenn sie wollen liefern wir schon die neue Uhr mit mehreren Zifferblättern aus oder wir verkaufen ihnen das Blatt zu einem späteren Zeitpunkt. Das Blatt Ihrer Uhr gibt es übrigens nicht mehr, ein Grund mehr gut darauf aufzupassen." (Scheint auch der Grund dafür zu sein, dass unser bikerwilli jetzt eine braune Doppel 2 hat und der Ankerstein hier im Forum blaue Exklusivität geniesst ;))




    Unwillkürlich muss ich an das Theater denken, dass andere Marken veranstalten, wenn man auch nur die kleinste Änderung bei einer Krone oder einem Blatt will. Warum geht das nicht überall so wie bei Habring?

    AK: "Angenommen ich wollte heute eine Uhr kaufen, hätten sie etwas hier auf Lager?"


    MH: "Da müssten Sie schon drei bis vier Monate warten. Die Uhr wird auf Bestellung extra für Sie gefertigt.

    Leise klopft es an die Tür und Ivo bringt mit meiner Uhr zurück. Die Dichteprüfung hat sie bestanden und der Schleppzeiger wurde auch neu gesetzt. Dem Ankerstein wäre es gar nicht aufgefallen, aber Ivo´s prüfendem Blick entgeht nichts. Für ein Abschlussfoto mit der ganzen Kollektion kommt auch Richard Habring kurz ins Besprechungszimmer. Er ist gerade an einem speziellen Kundenprojekt - einem Tourbillon. Ich habe fast ein schlechtes Gewissen ihn dabei zu unterbrechen, aber er lächelt geduldig in die Kamera.




    Ich bedanke mich bevor ich meine Fahrt fortsetze. Im Auto wandert mein Blick zur Doppel 3 und zaubert mir ein Lächeln auf die Lippen. Die Habrings haben Ihr Ziel wieder einmal erreicht... So wie jedes Mal, wenn ich die Uhr trage...

  • Und hier noch ein paar Impressionen aus der Produktpalette von Habring². Alle unscharfern Fotos hat der Ankerstein mit seinem alten I-Phone selbst gemacht, die Profiphotos hat mir Maria Habring per Mail zukommen lassen....


    Maria Habring's Erwin Jubiläums Edition. Die rote XV bei der 3 feiert 15 Jahre Habring². Am Zifferblatt ist kein Fleck sondern die Spiegelung von Ankerstein's Apfel-Telefon aus Kalifornien.







    Links die Felix und rechts Erwin mit springender Sekunde:






    Felix Foudroyante - jeder Skundenbruchteil zählt:






    Die Chrono Felix mit Blick aufs Werk:






    Die beim GPHG ausgeszeichnete DoppelFelix



    Ein Chrono ohne Drücker - Das Habring Crown Operated System macht es möglich:




    Repetition (noch in Folie - geknipst vom Ankerstein) :










    Perpetual Doppel:


  • Vielen Dank für deine Zeit und Mühe, die du in diesen tollen Bericht investiert hast.

    Das rückt so eine kleine Firma extrem in den Fokus. Werde ich mir am Abend mal genauer ansehen.

    Deine blaue ist sowieso wunderschön,weiterhin viel Freude.

  • Normalerweise fehlt mir die Geduld so lange Berichte zu lesen, aber dir ist es gelungen die Spannung hoch zu halten, sodass ich alles verschlang. Danke dafür. :blume:


    Bei Habring2 dachte ich natürlich sofort an unseren Bikerwilli und als ich weiterlas und erfuhr dass Herr Habring maßgeblich an der Entwicklung der komplizierten Werke auf ETA-Basis bei IWC mitwirkte auch an die Zeit Anfang/Mitte der 90er, war es doch meine Hoch-Zeit des Uhrenwissens.


    Nie werde ich vergessen als ich eine IWC Il Destriero Scafusia in die Hand bekam, die Minutenrepetition in Gang setzen und dieser lauschen durfte. Auch das Schlachtross von Schaffhausen war ETA-basiert, mit Doppelchronograph, Ewigem Kalender, Minuten-Tourbillon und allem was die Uhrmacherkunst damals aufbieten konnte. 22 hochkomplexe Funktionen, auf 125 Stück limitiert, und Herr Habring war Teil davon.


    Was Habring2 in unserem schönen Land auf die Beine gestellt hat und die Philosophie die sie dabei vertreten verdient allerhöchsten Respekt! :verneig:

    Gruß, René



    Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehn, dass er nicht dabei zum Ungeheuer wird. Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein.

    Friedrich Nietzsche

  • Toller Bericht und schöne Bilder. :respekt::verneig:Ganz herzlichen Dank dafür. Vor ein oder zwei Jahren war entweder im „Uhrenmagazin“ oder in der „Chronos“ ein interessanter Bericht zu Habring drin.


    Mir gefällt die ganze Philosophie der Marke ausgezeichnet.


    Nochmals danke für die ganze Mühe.


    Grüße


    Wolfgang

    nach den Gesetzen der Physik kann die Hummel nicht fliegen - aber sie kümmert sich nicht drum und fliegt einfach :wink::wink::wink:


    Breaking News: I don’t care