AP Revision - oder Werkstausch?

  • Hallo an die AP-Experten,


    meine Royal Oak Offshore Volcano aus 2011 zeigt nur noch zweimal am Tag die richtige Uhrzeit an ... sprich: sie ist stehengebleiben und lässt sich auch durch gutes Zureden, Beschimpfen, Ignorieren o.ä. nicht in Gang setzen. Okay, kenne ich schon von meiner (jüngeren) 15400, die Uhr muss eine Reise antreten, check-in beim Konzi, Europareise (nach Le Brassus?), längerer Aufenthalt, Rückreise, check-out beim Konzi ... Auslösung jedoch nur gegen Zahlung eines durchaus nennenswerten Lösegeldes. Soweit so gut, soweit so ärgerlich.


    Die Uhr also Anfang der letzten Woche beim Konzi abgegeben, heute die Diagnose erhalten: "Die Uhr ist revisionsbedürftig/Uhr steht"

    Meinen größten Respekt für diese zutreffende Diagnose. Da hat sich die lange Reise doch schon gelohnt.


    Jetzt aber das Neue (Auszug aus dem Reparaturvorschlag):


    Austausch des alten Uhrwerks durch das neue Kaliber 3126.02 mit verbesserten Gangeigenschaften.

    Die neue Werknummer wird in das Register von Audemars Piguet eingetragen.

    Satz Zeiger ersetzen

    Gehäuse de- und montieren

    Ultraschallreinigung des Äusseren mit anschliessender Überprüfung aller Schrauben und Stifte

    Alle Dichtungen ersetzen

    Krone ersetzen

    Tubus ersetzen

    Drücker ersetzen

    Servicezeit ca. 5 Wochen


    oder (Option):


    Revision des vorhanden Uhrwerkes zum Preis des Werktausches. Lieferzeit voraussichtlich ca. 10 Wochen


    Und jetzt die Frage an die Experten: Was tun? Ein komplett neues Werk einbauen lassen? Oder das original verbaute Werk revisionieren lassen?

    Von einem Kaliber 3126.02 habe ich bisher noch nichts gehört. Da die Uhr aus 2011 stammt, sollte schon das 3126 verbaut sein. Ist das "02" ein "Update"? Ist die Uhr nach Werkstausch noch "original"? Bei Oldtimern (Autos) spricht man gerne von "matching numbers" um die Originalität darzustellen. Natürlich kann man z.B. in einen 68'er Ford Mustang einen Motor eines '71er Ford einbauen. Letzterer ist vielleicht soger besser ... aber der Wagen wird dann zum "Bastelwastl" - trotz Eintragung in den Papieren. Wie seht Ihr das? Der Preis ist in diesem Fall keine Orientierungshilfe, da beide Optionen preisgleich sind.


    Beste Grüße

    Tom

  • Hallo Tom,


    ich bin ein wenig verwundert.


    Gerade eine Royal Oak gehört doch nun zu den hochwertigen mechanischen Uhren, die bei richtiger Handhabung inkl. ab und an einem Service ein Leben lang halten sollte. Warum AP nun einen kompletten Tausch des Werks vorschlägt, erschließt sich mir nicht.


    Ist das Werk so beschädigt durch "Gewalteinwirkung" oder "Wassereinbruch", einhergehend mit massiver Korrosion? Wenn ja und eine Revision über Gebühr aufwendig wäre, würde ich ggf. über einen Tausch nachdenken. Wenn es sich aber um ein eher alltägliches Problem handelt, das mit einer ganz gewöhnlichen Werks-Revision zu lösen ist, würde ich das beauftragen und nicht den Werks-Tausch. Letztlich kann kein Mensch sagen, wie sich Uhrensammler mal in einigen Jahren verhalten werden und welcher Wert dann auf Originalität gelegt wird. Und eben weil das nicht wirklich absehbar ist, würde ich derzeit immer die Originalität einer Uhr in den Vordergrund stellen.


    Hast du AP mal gefragt, was genau mit deinem Werk los ist? Ich fände es schon ein starkes Stück, wenn gerade in einer Zeit, in der Nachhaltigkeit und Schonung von Ressourcen immer wichtiger werden, eine Marke wie AP jetzt beginnt, hochwertige mechanische Werke zum "Wegwerf-Artikel" zu deklarieren.

    • Offizieller Beitrag

    Moin, sowas Ähnliches gab es in einem anderen Forum auch. Dort, eine Mido, wurde das Werk ohne zu fragen getauscht.


    Das AP das jetzt auch macht, Werktausch, das ist mir neu, und auch ein wenig unverständlich, zumal die Uhr mit 9 Jahren nicht annähernd ein Youngtimer ist. Vom wirtschaftlichen Aspekt her gesehen ... ja, einfach, schneller & evtl besser, aber will man das ?

    Ist / wäre die Uhr nicht dann ein Bastel-Wastel ? So öffnen die Hersteller den Fälschern Tür und Tor, denn alles wäre dann möglich.


    Tja, keine einfache Entscheidung.

    Bei einer Vintage-Uhr würde ich ein "falsches" neues Werk ablehnen.

  • Ich sehe im Werkstausch eigentlich auch keine Probleme.

    Aber ich würde auch gern wissen, warum ein so kurz gelaufenes Werk von AP überhaupt ausgetauscht werden muss...?!😳

    Das Problem dieser Welt ist, dass die intelligenten Menschen so voller Selbstzweifel und die Dummen so voller Selbstvertrauen sind. (Charles Bukowski)

  • Die Geschichte klingt irgendwie befremdlich, finde ich auch.

    Nun bin ich kein Verschwörungstheoretiker und glaube zunächst an das Gute im Menschen, aber beim Lesen beschlich mich ein Gedanke:


    Für AP könnte ein Werktausch ggf. die kostengünstigere Variante sein.

    Nämlich dann, wenn die Werke eh schon produziert sind und vielleicht nicht so schnell verbaut werden, wie erhofft.

    Stichwort: totes Kapital


    Bevor man für die Revi Ressourcen verbraucht, lieber rasch das Werk getauscht.


    Ich bin mit AP zu wenig bewandert, als das ich einen klugen Rat geben könnte.

    Aber nach neun Jahren das Werk tauschen? Finde ich nicht so toll

  • Ich seh das ganz pragmatisch: AP bietet ja beide Varianten an, zum gleichen Preis. Bei Austausch hast Du die Uhr in 5 Wochen wieder, ansonsten dauert es doppelt so lange. Für mich heißt das, dass für die Werkreparatur jetzt (vielleicht auch wegen Sommerurlaub?) gerade kein Uhrmacher zur Verfügung steht. Oder sie haben generell zuviel zu tun.


    Bei Werktausch wird das neue Werk ins AP-Register eingetragen. Bekommst Du eigentlich neue Papiere dazu? Zumindest solltest Du ein "Zertifikat" bekommen (neben der Rechnung) das den Tausch dokumentiert. Das gilt genauso viel, wie Original-Papiere. Dadurch ist auch nicht den Betrügern Tür und Tor geöffnet, solange das neue Werk offiziell bei AP in den Archiven eingetragen wird.
    Bei einem Motortausch beim Auto bekommst Du den Tausch ja auch ins Service-Heft eingetragen. Ist das Auto dann weniger wert? Ich würde sagen, ganz im Gegenteil. Bei einem neuen Motor sind oft einige Verbesserungen schon vorgenommen - genauso wie in einem überarbeiteten Uhrwerk. Die Volcano ist keine Vintage, und selbst wenn sie das mal werden sollte, sehe ich kein Problem. Es ist ein 3126-Kaliber, von AP ausgetauscht. Vielleicht ist gerade Deine Uhr damit mehr wert, als alle anderen. Ich persönlich würde mich für das neue Werk entscheiden, denke ich. Bei einem Weiterverkauf würde ich das dann natürlich sagen.


    Andererseits kannst Du natürlich auch das alte behalten und reparieren lassen. Dauert dann 10 Wochen und die Uhr läuft auch wieder.

  • Also ich hab mit AP ja eigentlich so überhaupt gar nichts zu schaffen, aber für mich wär das keine lange Überlegung. Zum selben Pteis ein neueres,"besseres" Werk, anstatt ein 9 Jahre alter Knochen???


    Wert hin, Wert her, aber den eigentlichen Mehrwert hast du doch in dem Moment, wo du ein besseres, neueres Werk verbaut kriegst, oder irre ich mich da???:grb:


    Was die Möhre in 20 Jahren wert ist, weiss eh kein Mensch🤷🏼‍♂️

    Und -zack-... hat der Dirk sich wieder unbeliebt gemacht:pony:


    - Spezialist für jeden Mist -


    oder auch - Createur de Malheur -


    - um mich zu holen, säuft sich sogar der Teufel erstmal Mut an -:bgdev:


    - Ich werde hier definitiv nicht angemessen verehrt -:holly:

  • Irgendwo kann ich's auch verstehen, aber andererseits denk ich mir, dass nur wir Uhrenbekloppte sich so'ne Frage überhaupt stellen...


    Jeder "normale" Mensch würde da nicht lange fackeln...


    Ich tu mal so, als wär ich normal und rate zum neuen Werk...

    Und -zack-... hat der Dirk sich wieder unbeliebt gemacht:pony:


    - Spezialist für jeden Mist -


    oder auch - Createur de Malheur -


    - um mich zu holen, säuft sich sogar der Teufel erstmal Mut an -:bgdev:


    - Ich werde hier definitiv nicht angemessen verehrt -:holly:

  • Du bekommst ein neues Uhrwerk zum Preis einer Revision. Die HK des Werkes werden sicher deutlich höher als die HK der Revision sein. Das spräche für den Wechsel des Werkes zumal er ja hinsichtlich der Dokumentation und Nachvollziehbarkeit save ist. Ich verstehe den Sinn der dahintersteckt offengestanden nicht, da ja den Kunden dadurch ein sehr geringer Wert des Werkes kommuniziert wird. Rechne mal Neupreis Uhr - 40/50% Marge - Revikosten. Das wäre dann der Preis für Case und Band. Ich könnte mir auch technische Gründe als Grundlage dieses Angebotes vorstellen. Google doch mal ob es Probleme mit dem Werk gab.

  • Ich verstehe die betriebswirtschaftliche Logik nicht.

    Die Uhrmacher stehen dich eh 40h/Woche in Lohn. Egal, ob 9gag oder Uhren schrauben. Ein neues Werk kostet hingegen zusätzliche Ressourcen.


    Dann müssten ja die paar Ersatzteile für eine Werksrevision teurer sein als das ganze neue Uhrwerk.

  • DAV Uhrmacher sind - jedenfalls mein Wissenstand - „Mangelware“, sprich es gibt zuwenig gut ausgebildete. Deshalb auch die tlw. horrenden Service-Zeiten (meine Blancpain Léman war 2012 fünf Monate für einen Werkservice auf Garantie wegen schlechten Gangwerten weg - angekündigt waren bis zu sieben). Das kommt bei den Kunden schlecht an, entsprechend stehen die Hersteller unter Druck.


    M.W. war auch auch AP in der Vergangenheit ein Kandidat für lange Revisionszeiten. Das könnte schon eine zusätzliche Motivation sein, ein neues Werk verbauen zu lassen.


    Ich sehe es auch pragmatisch: wenn du die Uhr tragen und behalten willst, würde ich das neue, vermutlich technisch verbesserte Werk verbauen lassen. Würde mir die Gründe von AP aber auch erklären lassen wollen.

  • Lass das Werk tauschen und erfreue Dich weiterhin an deiner Uhr.

    Schließlich macht das kein Hinterhofschrauber, der Dir was unterschieben will. Ich hätte bei einem neuen/aktuellen Werk bei AP keine Bedenken.

    Viele Grüße
    Andi


    Ein kluger Mann macht nicht alle Fehler selbst. Er gibt auch anderen eine Chance.
    Sir Winston Churchill

  • @all,

    Danke für Eure Meinungen - die in der Mehrheit dazu raten, den Werkstausch anzunehmen. Noch gestern Abend habe ich die Auftragsbestätigung, mit dem Kreuzchen an der Stelle "Werkstausch", zurück geschickt - und fühle mich vollkommen wohl mit dieser Entscheidung. Warum? Hier wird offiziell durch den Hersteller ein 3126 gegen ein 3126.02 getauscht. Und nicht ein Manufakturkaliber gegen ein Valjoux 7750 (wobei Letzteres durchaus robuster sein kann/wird). Wahrscheinlich wird das 3126.02 bereits seit Jahren bei AP verbaut, die ".02" als interne Bezeichnung wurde nicht kommuniziert - warum auch? Hier wird es ähnlich sein wie in der Automobilindustrie. Motoren, die ab Serienstart verbaut wurden, werden im Laufe der Zeit auch in Details ver(schlimm)bessert, ohne dass sich die Bezeichnung gegenüber dem Kunden bzw. in der Kommunikation verändert. Das heißt dann: Detailverbesserungen fließen in die Serie ein. Nur absolute Experten erkennen an den Motornummern die Evolutionsstufen. So what...


    Und hey - wir, leicht Bekloppten, reden über eine Uhr, deren Zweck es ist die Zeit anzuzeigen. Ich beabsichtige nicht die Uhr jemals zu veräußern. Über Wertverlust/Werterhalt/Wertsteigerung habe ich beim Kauf der Uhr nicht nachgedacht - und auch heute ist dies für mich eher Nebensache. Das Thema "Gegenwert" zum Kaufpreis haben wir doch schon lange verlassen. Der (aus meiner Sicht) überzogene Listenpreis einer Daytona, einer Nautilus und auch einer Royal Oak wird durch einen unerklärlich Hype in schwindelerregende Höhen getrieben. Für 100-130g Stahl die leicht tickende Geräusche von sich geben.


    Interessant ist für mich nur die Tatsache, dass ein neues Werk - immerhin das Herzstück einer Uhr und bisher in meinen Augen auch der "wertvollste" Bestandteil des Zeiteisens - anscheinend nur einen Bruchteil des Listenpreises ausmacht. Wo liegt heute der LP einer (vergleichbaren) AP? Bei 18-20K? Und das Kaliber liegt (im Retail) bei unter 10% des LP. Was fehlt? Gehäuse, Schrauben, Glas, Kleinteile, Armband ... und, nicht zu vergessen, der Mythos. Enzo Ferrari sagte einstmals sinngemäß: "Unsere Auto verschenken wir - wir verkaufen den Mythos".


    Ich jedenfalls freue mich auf die Wiedervereinigung mit meiner frisch revisionierten AP. Zumindest die erste Zeit wird es für mich wie eine "neue Uhr" sein. Irgendwie anders als bei einer Fahrzeug-Inspektion. Da leuchtet eine Lampe, man fährt zum "Freundlichen" und gibt die Kiste ab, fährt vielleicht mit einem Ersatzwagen vom Hof, kommt abends zurück, wird um einige 100€ erleichtert - und bekommt sein Fahrzeug (vielleicht sogar gewaschen) zurück. Die Lampe ist aus - aber die Karre ist immer noch dieselbe. Glücksgefühl? Nicht wirklich. Das ist bei unseren Uhren irgendwie anders.


    Beste Grüße

    Tom

  • :gut:


    Ich denke, vielfach werden die Herstellungskosten "unserer" Uhren überschätzt. Natürlich kommt es auf den Anteil der Arbeiten an, die noch mit Hand ausgeführt werden. Insofern sind die Herstellungskosten für die AP wahrscheinlich höher, als bei Rolex, kommt natürlich auch immer auf das jeweilige Modell an usw.


    Aber vor ein paar Jahren hatte ich mal ein Interview oder einen Bericht gelesen, in dem es hieß, die reinen Herstellungskosten für einen Rolex lägen schätzungsweise im Größenbereich von 300$. Da kommen natürlich noch wesentliche Kosten für Marketing, Läden, Personal usw. drauf - klar. Aaaaaber: wieviel kostet wohl das Uhrwerk, das da drin steckt, wenn die komplette Uhr in der Herstellung 300$ kostet?

    Jetzt steckt bei AP noch einiges an Handarbeit in den Uhren. Trotzdem denke ich, dass AP bei der Revi - selbst bei Austausch des Uhrwerks - nicht draufzahlt :bgdev:

  • Hauptsache, Tom ist mit der Entscheidung zufrieden. Dann passt es doch :gut:


    Zum HK von Luxusuhren:

    Vermutlich neben dem Rezept für ein dunkles Erfrischungsgetränk bestens gehütete Geheimnisse.

    Vielleicht auch besser so. ;)

  • Ich wundere mich immer wieder, wie unkritisch viele bestimmtes Verhalten beurteilen.


    Ein hochwertiges mechanisches Werk, was sich revisionieren lässt, einfach zu tauschen und wegzuwerfen, geht aus meiner Sicht heute gar nicht. Dabei ist es bei einem Luxusprodukt völlig egal, was günstiger ist. Es ist eine Frage der Haltung und Werte.


    Traurig und beschämend für AP.

  • Wenn man einmal von reinen Einschalern absieht dann sind die Herstellungsprozesse bei den üblichen Verdächtigen wie Rolex, Omega, aber auch PP (siehe unten) - und daher sicher auch bei AP - ziemlich ident was Handarbeit und Maschineneinsatz betrifft, wobei da überall noch ein Gutteil Handarbeit - insbesondere beim Zusammenbau des Werkes - enthalten ist.


    Man muss dabei auch die Entwicklungskosten einrechnen, die vermutlich einen Gutteil ausmachen, insbesondere wenn wirklich geforscht wird, weswegen ich die Werte von zB € 300,- „Herstellungskosten“ die in in diesem Zusammenhang gerne genannt werden sehr kritisch sehe.



    Gruß, René



    Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehn, dass er nicht dabei zum Ungeheuer wird. Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein.

    Friedrich Nietzsche