Musik ist höhere Offenbarung als alle Weisheit und Philosophie.
(Ludwig van Beethoven)
Liebe Lounger,
die Watchlounge ist ja zweifelsohne ein künstlerisches Forum, da die schönen Uhren, welchen wir alle erlegen sind, Handswerks- und Uhrmacherkunst sowie künstlerische Gestaltung voraussetzen. Wir alle haben somit eine Ader für Ästhetik, künstlerisches Schaffen und die schönen Dinge des Lebens. Daher darf eigentlich ein Beitrag zum 250´sten Geburtstagsjubiläum eines der größten Künstler, den die Menschheit hervorgebracht hat, hier nicht fehlen, Ludwig van Beethoven. Bereits mit 10 Jahren entdeckte ich die wunderbare Musik dieses großen Komponisten für mich, verschlang alle Bücher über ihn (so gut das halt mit dem Lesen und Verstehen in dem Alter schon ging) und hatte die Schallplatten seiner 9 Sinfonien sowie einiger Klaviersonaten und -konzerte neben meinem Plattenspieler stehen. Obwohl ich mich natürlich auch für Deep Purple, Udo Lindenberg & Co. interessierte, war Beethoven dennoch eine Art Idol meiner Jugendzeit ... und ist es bis heute beblieben.
Ludwig van Beethoven wurde vor 250 Jahren am 17. Dezember 1770 in Bonn getauft, womit man davon ausgeht, ohne es genau zu wissen, dass er am 16. Dezember 1770 geboren wurde. Sein Großvater sowie sein Vater waren Musiker, so dass ihm die Musik schon in die Wiege gelegt wurde. Sein Vater Johann van Beethoven erkannte früh das musikalische Talent seines Sohnes und sorgte für eine solide Ausbildung. Bereits mit 7 Jahren trat Beethoven das erste Mal als Pianist auf. Im Jahre 1784 bekam er seine erste Festanstellung als Organist. Beethoven kam früh durch Freunde, Förderer und nicht zuletzt durch das liberale Klima am Hofe des Kurfürsten Maximilian Franz mit aufklärerischem Gedankengut und den Ideen der Französischen Revolution in Berührung, was deutlichen Einfluss auf sein künftiges Schaffen (z.B. die Sinfonie Nr. 3 - Eroica) haben sollte. Im Dezember 1786 reiste Beethoven das erste Mal in eine der wichtigsten Musikmetropolen dieser Zeit, nach Wien. Ursprünglich war geplant, Unterricht bei Wolfgang Amadeus Mozart zu nehmen. Ob es hierzu je kam, ist nicht belegt. Nach Aufenthalten in Regensburg, München und Augsburg kehrte Beethoven im Mai 1787 nach Bonn zurück. Neben seiner Tätigkeit als Organist, Pianist, Cembalist und Bratschist arbeitete er auch weiter an seinem frühen kompositorischen Schaffen, welchem in heutigen Zeiten jedoch nicht mehr so eine große Bedeutung zukommt, wie den Werken, die in seiner Wiener Zeit entstanden.
Während eines Aufenthaltes von Joseph Haydn im Jahre 1792 in Bonn wurde eine erneute Reise Beethovens nach Wien mit dem Ziel vereinbart, Unterricht bei Haydn zu nehmen. Somit reiste Beethoven noch im selben Jahr erneut nach Wien, wo er ab dann dauerhaft bleiben sollte. In Wien studierte Beethoven bei Haydn und diversen anderen, namhaften Komponisten und Kapellmeistern, während er aber auch sein Schaffen als Komponist und Pianist fortsetzte. Da auch die großen Komponisten dieser Zeit ihr Geld verdienen und ihre Musik bekannt machen, Verlage überzeugen sowie Konzerte organisieren mussten, war es wichtig, gewisse Förderer und Fürsprecher in den richtigen Kreisen zu haben (daran hat sich bis heute nichts geändert). Dieses gelang Beethoven in Form von musikbegeisterten Adeligen schnell. Einer dieser Förderer war Fürst Karl Lichnowsky, welcher Beethoven in Wien nicht nur bekannt machte, sondern ihn auch zeitweise in seinem Haus wohnen ließ und ihm ab dem Jahre 1800 ein jährliches Gehalt von 600 Gulden zahlte, womit sich Beethoven frei von wirtschaftlichen Ängsten seinem kompositorischen Schaffen, aber auch dem Klavierspiel widmen konnte.
Beethoven entwickelte sich nun vollends zu einem gefragten Klaviervirtuosen, was sich vor allem in den ersten Jahren in Wien an seinem Klavierkompositionen bemerkbar machte. 20 seiner 32 Klaviersonaten, darunter die Pathetique c-moll op. 13 und die Mondscheinsonate cis-moll op. 27 Nr. 2, entstanden in dieser Zeit. Hier mal ein Video des weltbekannten 1. Satzes der besagten Mondscheinsonate, gespielt von der wunderbaren Valentina Lisitsa, einer Pianistin, deren Stil ich sehr mag, da - im Gegensatz zu manch berühmteren Pianisten - sehr gerade und ohne unnötige Schnörkel:
Quelle: youtube.com
Und hier ein Notenblatt dieser Sonate neben meiner Oris Artelier:
Besonders hervorzuheben wäre aus dieser Zeit auch Beethovens 1. Klavierkonzert C-Dur op. 15, hier gespielt von Louis Schwizgebel und dem hr-Sinfonieorchester unter der Leitung von Ben Gernon. Dieses Konzert erinnert noch sehr an die Vorbilder der Wiener Klassik (z.B. Joseph Haydn). Die Besonderheit besteht auch darin, dass das Klavier erst nach knapp 3 Minuten des Orchestervorspiels zum Einsatz kommt.
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Ab dem Jahre 1799 begann Beethovens großes symphonisches Schaffen. Bevor ich jedoch hierauf eingehe, möchte ich auf noch eine wichtige Klaviersonate verweisen, vielleicht die bedeutendste Ludwig van Beethovens, die Appassionata, Nr 23 f-moll op. 57, welche in den Jahren 1804 und 1805 komponiert wurde. Beethoven widmete sie dem Grafen Franz von Brunsvik, auf dessen Schloss er zu dieser Zeit wohnte. Auch diese, genauer gesagt den 3. Satz, möchte ich Euch mit einem Hörbeispiel nahe bringen, wieder gespielt von Valentina Lisitsa. Wer nicht den ganzen Satz anhören möchte, sollte aber unbedingt mal ab ca. 6:20 reinschauen und den Schluss genießen ... ein Wahnsinn, die Sonate sowie die wunderbare Valentina
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Wenn man sich mit älteren klassischen Musikern und Dozenten unterhält, hat man oft den Eindruck, dass sie die großen Komponisten der Klassik voller Ehrfurcht als Götter ansehen, als unfehlbar, unantastbar und ohne jedes Laster. Es ist allerdings bekannt, dass viele dieser großen Komponisten gar nicht so viel anders waren, als die nachfolgenden Generationen an Musikern. Auch damals liebten diese schon Wein, Weib, Gesang, oder wie man später sagte, Sex, Drugs & Rock´n´ Roll. Das steckt irgendwie drin, in den Musikergenen. Außerdem war die "ernste Musik", wie man sie heute so nennt, gar nicht ernst, sondern die Pop-Musik der damaligen Zeit. Die Komponisten und Interpreten waren teilweise Pop-Stars, wenn man es mal so ausdrücken mag. Und auch Ludwig van Beethoven war ein durchaus lebenslustiger Mensch, der gern an Feiern (Partys) teilnahm, gern Wein trank und der reizvollen Weiblichkeit keineswegs abhold war. Ab dem Jahre 1800 jedoch wurden seine Lebensfreude und die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben immer mehr getrübt. Er zog sich mehr und mehr zurück und wurde grantiger. Grund war seine Gehörerkrankung, die schlussendlich bis zur absoluten Taubheit führte. Seine Verzweiflung hierüber, bis hin zu Selbstmordgedanken, schilderte er in einem wichtigen Dokument in Beethovens Biografie, dem Heiligenstädter Testament aus dem Jahre 1802. Sätze, wie „musste ich früh mich absondern, einsam mein Leben zubringen“ oder „sprecht lauter, schreyt, denn ich bin Taub“ oder „drum verzeiht, wenn ihr mich da zurückweichen sehen werdet, wo ich mich gerne unter euch mischte, doppelt Wehe thut mir mein unglück“, zeugen von seinem Leid. Für einen Musiker gibt es wohl nichts schlimmeres, als sein Gehör zu verlieren. Dennoch komponierte Beethoven auch nach dem Verlust seines Gehörs weiter und schuf seine größten Werke, z.B. die 9. Sinfonie. Dieses war aber nur möglich, weil Beethoven etwas hatte, über das nur sehr wenige Menschen verfügen, ein absolutes Gehör, das es ihm ermöglichte, alle Töne in seinem Kopf genau zu hören und dadurch auch ohne die Hilfe eines Instrumentes zu komponieren.
Wie bereits erwähnt begann Beethoven im Jahre 1799 mit der Arbeit an seiner 1. Sinfonie C-Dur op. 21, welche noch nicht so "schwer" war, wie seine später folgenden Sinfonien und - wie das bereits erwähnte 1. Klavierkonzert - noch viel von der frühen Wiener Klassik verspüren ließ. Die 3. Sinfonie Es-Dur op. 55 wollte Beethoven ursprünglich Napoleon widmen und ihm diese bei seiner geplanten Übersiedlung nach Paris (aus der dann aber nichts wurde) persönlich überreichen. Als sich Napoleon jedoch selbst zum Kaiser krönte, war Beethoven so empört, dass er die Widmung durchstrich. Fortan hieß die Sinfonie Eroica. In der Tat sind in diesem Werk Züge von Französischer Revolutionsmusik zu finden.
Besonders bekannt ist allerdings eine weitere Sinfonie. Ich behaupte mal, dass es keinen Mensch auf der Welt gibt, der das Anfangsmotiv, welches sich abgewandelt durch das ganze Werk und alle 4 Sätze zieht, noch nie gehört hat. Es ist die Sinfonie Nr. 5 c-moll op. 67. Diese Sinfonie kann man unmittelbar mit dem oben schon erwähnten Heiligenstädter Testament und Beethovens Gehörleiden in Verbindung bringen. Sie bekam schließlich den Titel Schicksalssinfonie. Hier die Sinfonie, gespielt von den Wiener Philharmonikern unter Sir Simon Rattle.
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Auch die 6. Sinfonie F-Dur op. 68 (Pastorale) wäre besonders hervorzuheben. Diese hat wiederum die Besonderheit, dass sie aus 5 Sätzen besteht. Besonders bekannt und eines der meist gespielten Musikstücke weltweit ist jedoch Beethovens letzte Sinfonie, die Neunte (Sinfonie Nr. 9 d-moll op. 125) mit dem Schlusschor zu Schillers Ode an die Freude, welche fast zum Ende von Beethovens Leben im Jahre 1824 uraufgeführt wurde. Diese Sinfonie ist wohl der Höhepunkt von Beethovens Schaffen. Es sei noch mal erwähnt, dass Beethoven das Werk geschrieben hat, als er fast oder schon völlig taub war. Auch hier wieder ein Hörbeispiel bzw. ein Auszug aus dem 4. Satz aus einem Konzert der Wiener Philharmoniker unter der Leitung eines der größten deutschen Dirigenten, Christian Thielemann.
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Und hier die ganze Sinfonie aus dem Gewandhaus zu Leipzig, gespielt vom Gewandhausorchester unter der Leitung von Andris Nelsons nebst Gesangssolisten und Chören:
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Neben 9 Sinfonien, 5 Klavierkonzerten, 32 Klaviersonaten schrieb Beethoven u.a. ein Violinkonzert, Violinsonaten, eine Oper (Fidelio), 2 Ballette, Streichquartette, Bühnenmusiken, Kantaten, Messen, ein Oratorium, Lieder und vieles mehr.
Beethoven war schon seit dem 30. Lebensjahr von diversen Krankheiten, die man heute sicher gut behandeln könnte, geplagt. Kurz vor seinem Tod wurde er noch von einer Lungenentzündung und einer Gelbsucht heimgesucht, von denen er sich nicht mehr erholte und im Alter von 56 Jahren am 26. März 1827 in Wien verstarb. Beethoven starb weder als armer noch als unbekannter Künstler, wie man das oft bei den alten Komponisten glauben mag. Bei seiner Beerdigung erwiesen ihm 20.000 Trauernde die letzte Ehre.
Welche Uhr Beethoven besaß, kann ich Euch leider nicht sagen. Wohlmöglich war es eine Taschenuhr von Breguet, die er vielleicht von einen reichen, adeligen Gönner bekommen hat. Ich weiß es aber nicht. Ebenso habe ich keine aktuellen, nennenswerten Uhren zum Thema Beethoven Jahr gefunden. Das wäre doch eigentlich was für Oris gewesen, die schon einige Musiker mit LE´s geehrt haben. Ein totschicker Dresser von Oris im Zusammenhang mit Beethoven wäre für mich sicher unwiderstehlich.
Das soll mal mein winzig kleiner Einblick in das Leben und Schaffen dieses großen Komponisten gewesen sein. Man könnte noch so viel schreiben und vieles habe ich weggelassen, um Euch nicht zu sehr mit Text und Musikgeschichte zu stressen und zu langweilen. Ich hoffe, mein kleiner Beitrag hat Euch gefallen und angeregt, wieder einmal - gerade im Beethoven Jahr - ein schönes Beethoven-Werk zu hören oder (nach Corona) in einer Philharmonie in Eurer Nähe einen schönen Abend zu verbringen.
Beste Grüße
Tom