55th Anniversary - TAG Heuer Carrera 02 GMT Batman Chrono (CBG2A1Z.BA0658)

  • Hallo Uhrenfreunde,


    der 55. Jahrestag der Heuer Carrera liegt zwar schon zwei Jahre zurück aber da es noch keine Vorstellung dieser Uhr hier gibt, dachte ich mir, ich erbarme mich an einem jeglicher Sozialkontakte untersagten Sonntag und mache ein kleines Review der TAG Heuer Carrera 02 GMT mit Manufakturkaliber für euch… ;)


    Das obligatorische Datenblatt inkl. Maßen und Gewicht

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    Kurz-Info zum Hersteller und der Carrera Serie

    Die Uhrenmarke ging aus der 1860 gegründeten Uhrenmanufaktur Edouard Heuer hervor und wurde nach dem Zusammenschluss mit der TAG-Gruppe im Jahr 1985 in TAG Heuer umbenannt. Heute gehört die Marke zum Portfolio des Luxusgüterkonzerns LVMH.


    Bereits zur Weltausstellung 1989 in Paris stellte Edouard Heuer seine ersten Chronographen aus. In Folge wurde die Firma über vier Generationen als Familienunternehmen geführt, zuletzt von 1961 – 1982 von Jack Heuer. Letzterer zeichnete auch für die Entwicklung und Namensgebung der legendären Carrera verantwortlich.


    Das Unternehmen engagierte sich über Jahrzehnte im Bereich sportlicher Events, so unter anderem auch in der Formel 1. Folgerichtig resultierten daraus bekannte Serien von Sportuhren, wie die Formula 1, Monaco oder eben die Carrera. Bei der 1963 aufgelegte Uhrenserie wurde erstmals ein Armierungsring zwischen Zifferblatt und Uhrglas gepresst, den wir heute von vielen Uhrenherstellern als Rehaut kennen. Die erste Carrera hatte noch ein Werk mit Handaufzug eingebaut, 1969 kam der erste Carrera Chronograph mit Automatikwerk auf den Markt.


    Als Sponsor zahlreicher Motorsportevents war Heuer auch Partner von Ferrari. Die Uhren des Herstellers zierten u.a. die Handgelenke von Niki Lauda oder Steve McQueen.


    Manufakturkaliber Heuer 02

    Während der letzten Jahrzehnte werkelten auch in den TAG Heuer Uhren meist mechanische Uhrwerke des Herstellers ETA. Um von diesem Zulieferer unabhängiger zu werden und auch um seitens Image zu höher positionierten Herstellern aufzuschließen, musste TAG Heuer in die Entwicklung echter Manufakturkaliber investieren.


    Bereits im Jahr 2013 entstand im eigenen Hause das Kaliber 1969 (CH-80), wie der ursprüngliche Name lautete. Dass dieses mit deutlicher Verzögerung auf dem Markt erschien, war einigen Kinderkrankheiten geschuldet, die TAG Heuer grundlegend angehen musste.


    Nach dem über mehrere Jahre eingesetzten und auf einem Seiko-Kaliber basierenden Heuer 01 brachte TAG Heuer nach grundlegender Überarbeitung im Jahre 2017 schließlich das Heuer 02 heraus, welches ab diesem Zeitpunkt auch die letzten Kritiker verstummen lies, die dem Heuer 01 – obwohl technisch gut und robust - dennoch nicht den Status eines echten Manufakturkalibers zubilligen wollten.


    Entwicklungsziel war ein gleichermaßen robustes wie zuverlässiges Chronographenkaliber mit 31 Millimetern Durchmesser und 6,5 mm Höhe. Letztere entpuppte sich als problematisch, da sich die dünne Chronographenbrücke im Alltagsbetrieb als unterdimensioniert herausstellte. Weil diese einer massiveren Ausführung weichen musste, kletterte die Gesamthöhe des Uhrwerks auf 6,9 mm. Das voluminöse Federhaus des Heuer 02 befindet sich übrigens auf der Vorderseite. Entsprechend ausgebildete Uhrmacher können es in nur zehn Minuten ohne Demontage der rückwärtig montierten Automatik- und Chronographen-Baugruppe austauschen. Mit entsprechender Regulierung genügt die Präzision grundsätzlich den Anforderungen der COSC.


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    TECHNISCHE DATEN

    • Automatischer Aufzug (einseitig)
    • Chronograph
    • Tricompax
    • Durchmesser 31 mm
    • Höhe 6,9 mm
    • 33 Lagersteine
    • 233 Bauteile
    • 28.800 A/h (4 Hz)
    • 80 Stunden Gangreserve


    TECHNISCHE DETAILS UND FUNKTIONALITÄT:

    • Schaltrad-Chronograph
    • Friktionskupplung
    • Kugellagerrotor
    • Optional mit Komplikationen wie GMT
    • Zeitzonenfunktion für den Stundenzeiger (nur 02 GMT)
    • Zweite Zeitzone (Nur 02 GMT)
    • COSC Zertifizierung optional
    • Datum mit uneingeschränkter Schnellverstellung
    • 1/4 Sekunden Chronograph
    • 30-Minuten und 12-Stunden Totalisatoren
    • Produktionszeitraum ab 2017


    MODELLREIHEN

    • Carrera
    • Autavia
    • Monaco


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    Mein Weg zur Carrera

    Skelettuhren mochte ich lange Zeit überhaupt nicht. Diese "glänzten" für mich immer mit Attributen wie schlechter Ablesbarkeit und schwülstig-kitschiger Optik. Durch grauenhafte und inflationär angebotene Fernost-Derivate war für mich auch das Image einer Skelettuhr nicht eben positiv belegt. Doch in den letzten Jahren sind mehr und mehr Modelle namhafter Hersteller am Markt erschienen, die ich sehr interessant fand, weil sie eine sehr technisch-kühle und sportliche Optik bieten. So bin ich auch auf die skelettierten Carrera Modelle von TAG Heuer aufmerksam geworden. Denn deren Modelle sind einerseits trotz Skelettierung sehr gut ablesbar, gleichzeitig bieten diese trotz Manufakturkaliber ein vergleichsweise gutes Preis- Leistungsverhältnis, zumindest was die Klasse der Luxusuhren angeht.


    Da ich auf die Kombination Schwarz/Rot stehe, wollte ich mir das entsprechende Modell (ohne GMT Funktion) in 43 mm kaufen. Leider konnte ich das Modell vorher nicht live anschauen, weil die aufgesuchten Konzessionäre es nicht vorrätig hatten. Stattdessen habe ich einige YouTube Videos gefunden. Und bei selbigen fiel mir auf, dass das Glas der 43 mm Variante schätzungsweise 2 mm über die Lünette hinaussteht während es beim 45 mm Modell praktisch bündig ist. Damit war für mich die Entscheidung für 45 mm gefallen. Einen Samstag später war ich mit meiner Frau in Kempten bummeln und der dortige Juwelier führte ebenfalls TAG Heuer. Ich lies meine Frau mit reichlich gefülltem Portemonnaie und Kreditkarte in die nächste Boutique ziehen und betrat den Laden des Konzessionärs. Dieser hatte ein reichliche Auswahl an allen möglichen Carreras da und so konnte ich mein Wunschmodell in Augenschein nehmen. Der Größenunterschied zwischen 43 mm und 45 mm war mit bloßem Auge kaum zu bemerken. Bestätigt wurde aber die für mich deutlich bessere Ästhetik eines mit der Lünette bündigen Glases.


    Wie ich noch eine Weile darüber nachdachte, ob mir mein Wunschmodell nicht doch irgendwann langweilig werden könnte, legte der Verkäufer dann das GMT Modell auf den Tisch und fragte mich, ob ich dieses denn kennen würde. Was soll ich sagen, es war sofort um mich geschehen und das Schwarz/Rote Modell vom Wunschzettel gestrichen!


    Seit gut zwei Wochen gehört die Batman Carrera nun zu meiner Sammlung und noch immer bin ich hin und weg! Da mir das Modell auch am Kautschukband extrem gut gefällt, habe ich dieses noch nachbestellt. Leider scheint es bei TAG Heuer nicht vorrätig zu sein und so kann ich euch die Uhr ausschließlich am Metallband präsentieren.


    Die Uhr selbst

    Ganz schön was los hier, so könnte man die Uhr beim ersten Eindruck beschreiben:


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    Die Verarbeitung ist auf einem sehr hohen Niveau, was man natürlich auch in dieser Preisklasse erwarten kann. Der eine oder andere wird sich daran stören, dass das Band nicht verschraubt, sondern verstiftet ist. Ich persönlich ziehe eine Stift/Hülsentechnik immer einer Verschraubung vor, deshalb ist das für mich kein Kritikpunkt, sondern ein klarer Vorteil. Mit einem guten Stiftausdrücker und etwas Geschick ist das Entnehmen oder Einsetzen von Bandgliedern kein Problem. An Schrauben bin ich schon mehr als einmal gescheitert und ich hatte auch schon lockere Schrauben bei der Uhr meines Sohnes, weswegen er seine Uhr fast verloren hätte.


    Das Armband ist wunderbar flexibel und schmiegt sich förmlich ums Handgelenk. Leider stellte mich diese Flexibilität beim Fotografieren vor einige Herausforderungen, weil es schlicht nicht so bleiben wollte, wie ich es gerne gehabt hätte.


    Eine weitere Herausforderung stellt die Batman-Lünette dar. Sie besteht aus hochglänzender Keramik und die Farbe variiert extrem. Was fürs Photoshooting übel war, ist beim täglichen Tragen eine Freude. Die Uhr kann gar nicht langweilig werden, weil sie stets anders ausschaut. Manchmal, besondern draußen in der Sonne, wirkt die ganze Lünette bläulich, während sie bei wenig Licht fast komplett Schwarz zu sein scheint. Überhaupt ist das Blau sehr dezent gewählt und wirkt niemals kitschig oder too much. Es wirkt auch unter keinen Umständen Lila, denn damit könnte ich nur schwer leben, da ich Lila einfach nicht mag.


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    Die Uhr lebt natürlich insbesondere von ihrem Zifferblatt. Ich finde es faszinierend wie TAG Heuer es hinbekommen hat, dass man die Uhr sowohl unter freiem Himmel als auch im halbdunklen Wohnzimmer jederzeit gut ablesen kann. Das hat man mit rhodinierten Zeigern, Indexen und Totis bewerkstelligt. Schaut man sich die Hauptzeiger an, fällt auf, dass diese über polierte Flanken und einen strukturierten Steg verfügen, wobei letzterer noch mit Leuchtmasse versehen ist. So wird gewährleistet, dass sich die Zeiger unter jedem Blickwinkel und jedem Beleuchtungsszenario gut vom Zifferblatt abheben.


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    Die beidseitige Entspiegelung des gewölbten Saphirglases ist sehr wirksam und störende Reflexionen finden kaum statt. Die Krone ist schön griffig aber nicht verschraubt. Die Wasserdichtigkeit liegt bei 10 bar (100m).


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    Eine unverschraubte Krone bietet aber durchaus auch Vorteile. Es gibt kein Gewinde, welches man beschädigen kann und es ist problemlos möglich, das Logo gerade auszurichten... ;)


    Einen Eyecatcher stellt übrigens auch der rote Gehäusering dar. Sehr eigenständig und speziell sind die Hörner der Carrera. Diese wirken sehr kantig und auch die Bandanstöße sind eher ungewöhnlich. Diese setzen sehr tief am Gehäuse an, was man am besten beim zweiten Wristshot weiter unten erkennen kann.


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    Die Detailverarbeitung ist auch vom feinsten. Allein, wie präzise sämtliche Zeiger und Indexe gesetzt sind, das ist schon beeindruckend. Selbst unterm Makrobjektiv absolut exakt und ohne auch nur die geringste Abweichung. Das habe ich selbst in der absoluten Luxusklasse schon anders gesehen.


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    Richtig toll finde ich die Druckfaltschließe. Kein unförmiger Kasten, der die Optik des Armbandes verschandelt und keine abgebrochenen Fingernägel. Eine Feineinstellung gibt es nicht, dafür aber zwei halbe Bandglieder, sodass die Uhr gut an das Handgelenk anpassbar ist.


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    Sichtböden bieten nicht immer interessante oder ästhetische Einblicke. Doch das Heuer 02 Manufakturkaliber mit seiner Dekorierung, dem skelettierten Rotor und dem roten Schaltrad ist ein durchaus interessanter und schöner Anblick:


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    Die Gangwerte sind richtig klasse! Die Uhr läuft mit 1,5 Sekunden Vorlauf und zwar lagenunabhängig. Es spielt keine Rolle, wie ich sie ablege oder ob ich sie am Arm trage. Das Feeling ist das eines 7750ers, was dem Rotor mit Leerlauf geschuldet ist. Hier finden also die gleichen Vibrationen am Handgelenk statt und ich mag das sehr. Meine Manufakturkaliber von Breitling und Omega verfügen über einen beidseitigen Aufzug, weswegen es dort keinen Leerlauf und folglich auch kein Vibrieren am Handgelenk gibt.


    Optisch gesehen verfügt das Werk jedoch über die von mir besonders geschätzte Anordnung der Totis auf der 3/6/9 Uhr Position. Der Sekundenzeiger läuft im mittleren Toti und das unterscheidet das Werk u.a. vor 7753ern oder dem Breitling B01. Zusätzlich verfügt es über eine sagenhafte Gangreserve von 80 Stunden. Einen deutlichen Unterschied zu 7750er Werken gibt es auch bei der Chronographenfunktion. Der Stoppsekundenzeiger läuft wunderschön gleichmäßig ohne zu rupfen und zu springen.


    Das einzig unverständliche für mich ist, dass der äußere Ring des Sichtbodens poliert ist. Das schaut immer ziemlich speckig aus, wenn man die Uhr ablegt und vermutlich wird es dort irgendwann die ersten Kratzer geben. Aber mit dieser Unsitte ist TH nicht allein unterwegs. Ich habe viele Uhren mit polierten Böden und ärgere mich jedes Mal aufs neue.


    Die Uhr wird übrigens mit 45 mm Durchmesser angegeben, aber es sind fast 46 mm. Dennoch empfinde ich die Uhr an meinem 18er Handgelenk als recht harmonisch:


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    Obwohl 16,8 mm Bauhöhe alles andere als flach ist, empfinde ich auch dieses Maß als völlig ok für meinen Arm. Das liegt natürlich auch ein klein wenig daran, dass die 16,8 mm inkl. der höchsten Stelle des gewölbten Uhrglases gemessen sind. Eine Uhr mit flachem Glas und dieser Bauhöhe wirkt deutlich wuchtiger.


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    Welche Leuchtmasse TAG Heuer verwendet, konnte ich nicht herausfinden, aber sie ist definitiv sehr gut und leuchtet hell und lang anhaltend.


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    Fazit:

    Was TAG Heuer hier als Gesamtpaket abliefert ist auf jeden Fall bemerkenswert, auch wenn man den Preis mit einbezieht. Andere Luxusuhrenmarken würden hier wohl deutlich mehr verlangen. Ich bin jedenfalls sehr zufrieden und empfinde dieses Modell als perfekte Ergänzung meiner umfangreichen Sammlung an Chronographen.


    Ich bin gespannt, was ihr zu der Uhr zu sagen habt und freue mich auf euer Feedback und sachliche Diskussionen!


    Viele Grüße

    T-Freak

    „Immer wenn man die Meinung der Mehrheit teilt, ist es Zeit sich zu besinnen.“ Mark Twain

    Einmal editiert, zuletzt von T-Freak ()

  • Hallo T,


    zum neuen Chrono meinen herzlichen Glückwunsch !! :blume:


    Eine sehr umfangreiche , ausführliche und interessante Vorstellung hast Du uns hier präsentiert , danke dafür !

    Auch die klasse Bilder machen Spaß!

    Die Uhr wirkt hochwertig und hat viele Details die mir gefallen. Besonders beeindruckend finde ich die Rückseite und den Blick auf das tolle Manufaktur Werk.

    Weniger gefällt mir die "Batman" Lünette, das wirkt mir zu rolexmäßig, da hätte diese Uhr etwas eigenständiges verdient .


    Ich wünsche Dir lang anhaltende Freude an der Heuer !