Frage zu einer IWC Taschenuhr

Hallo tashiba,

erstmal willkommen in der Watchlounge

Wenn Du diese Uhr für 25 Euro geschossen hast, war das auf jeden Fall ein sehr guter Deal . Soweit man das anhand von Fotos sagen kann, sieht die Uhr echt aus. Die Punzen und Nummern passen auch. Optisch würde man die Uhr um 1930 verorten, also ein typisches, sehr aufwändig-schnörkeliges Art Deco-Design.

Die Gehäusenummer weist auf eine Herstellung ca. 1932 hin.

Kannst Du auch noch Bilder vom Werk einstellen? Auf dem letzten Bild hast Du den Staubdeckel fotografiert (wo International Watch Co draufsteht) - da mal am Rand mit dem Fingernagel lang fahren, irgendwo muss eine kleine Kerbe sein, die Du mit einem dünnen Taschenmesser aufhebeln kannst.

Dann kann man noch mehr zur Uhr sagen. Auch das Gewicht wäre interessant. Eine solche Lepine (also offene) Taschenuhr ist nicht ganz so schwer, der Staubdeckel und der Werkhaltering sind nur aus Metall, aber auch so dürfte die Uhr ca. 70g auf die Waage brinngen. Das dürften dann ca. 15-20g netto 14k Gold sein, also ist allein der Materialwert irgendwo bei 300-400 Euro. Wenn ein schönes Werk drin ist und die Uhr gangbar, dann mindestens das Doppelte.

Kann man also mal für 25 Euro mitnehmen

Gruß,

Christian

Ok, das Werk ist ein Kal. 73, das ist zusammen mit dem Kal. 77 die wohl hochwertigste Ausbaustufe der Fingerbrückenwerke von IWC. Das Werk hat den klassischen IWC-Durchmesser von 17 Linien und ist ca. 4mm hoch. Der optische Zustand ist top, da haben noch nicht viele hineingeschaut.

Vermutlich ist das auch der Grund, warum es nicht läuft - vielleicht komplett trocken oder ein mechanischer Defekt, vielleicht bei der Aufzugsfeder? Das sollte aber von einem kompetenten Uhrmacher problemlos zu beheben sein (da gibt es ja in München noch welche). Und die Kosten für einen solchen Service hast Du ja alle mal gespart.

Ein Gewicht von über 100g ist für eine solche Uhr sehr ungewöhnlich hoch, das würde natürlich auch den Materialwert nochmal spürbar erhöhen.

Gerade mit so einem kratzerfreien Werk und dem aufwändigen Gehäuse, ist das schon ein durchaus gutes Stück - wenn man sie zum Laufen kriegt, dürfte sie eher am oberen Ende meiner Schätzung und vermutlich sogar darüber liegen. Es lohnt sich also auf jeden Fall, sie wieder gangbar zu machen.

Gruß,

Christian

... nee, Deine ist schon besser als diese bei eBay - das Gehäuse ist deutlich aufwändiger, das Blatt in einem besseren Zustand.

Der Materialwert ist schon sehr entscheidend für den Marktwert bei solchen Taschenuhren. Deine Waage sieht jetzt nicht so ganz vertrauenswürdig aus , da sollte man nochmal mit einer präzisen Digitalwaage ran. Bei vielen, gerade schweren Taschenuhren wird nicht oder nur wenig über Materialwert gezahlt.

In diesem Fall würde ich schon denken, dass die Uhr aus den genannten Gründen als Ganzes mehr wert ist, als der reine Goldwert. In meiner Sammlung habe ich z.B. diese Uhr:

Die hat jetzt noch ein paar Besonderheiten, Zifferblatt (Türler / Chronometer), ein weißes (rhodiniertes) Werk, Kaliber 77, und noch die Original-Box:

Diese Uhr wiegt allerdings ca. 60g (18k), deshalb bin ich auch etwas skeptisch mit den 100g, zumal die Werke gleiche Dimensionen haben und die Uhr ungefähr aus der gleichen Zeit stammt (meine ist aus 1934).

Wenn ich diese Uhr als Maßstab nehme und dann etwas herunterrechne, würde ich Deine in einem Bereich von ca. 800 bis vielleicht 1000 Euro sehen. Wenn es wirklich 100g sein sollten (was ich nicht so recht glauben kann), dann müsste der Materialwert bei 40+g Gold 14k ja schon bei nahe 900 Euro liegen - dann würde die gangbare Uhr auch im vierstelligen Bereich landen.

Aber: Taschenuhren sind immer Liebhaberuhren, da gibt es keinen besonders transparenten und liquiden Markt. Es kann also gut sein, dass ein Händler an so eine Uhr ein Preisschild von 2000 oder 3000 Euro macht - und sie dann 10 Jahre unverkauft liegt (oder ein Laie sich verliebt und sie kauft). Andersherum gehen bei Auktionen Uhren teilweise sogar unterhalb des Goldwertes weg, da man den halt nur immer grob schätzen kann.

Ich würde mal zu einem Profi gehen, z.B. hierhin https://www.uhreneder.de/de/index.php und den einfach fragen. Der kann den Goldwert bestimmen, der kann sie auch reparieren und vielleicht kauft er sie sogar an oder nimmt sie in Kommission (falls Du sie nicht behalten willst)..

Gruß,

Christian

... ja, das ist halt Quatsch. Das Problem ist, dass die meisten Juweliere von Taschenuhren keine Ahnung haben und sich die natürlich auch nicht so einfach verkaufen.

Aber eine goldene IWC Taschenuhr hat immer ein Vielfaches von 50 Euro als Wert, selbst wenn Du mit dem Laster drüber gefahren bist

Hattest Du denn bei Eder auch gefragt, was eine Revision / Instandsetzung kosten könnte bzw. hat da mal ein Uhrmacher ins Werk geschaut und eine erste Vermutung über den Fehler geäußert?

Die Uhr defekt zu verkaufen, wird sehr schwer sein, da bekommt man dann nur den Materialwert. Der liegt natürlich deutlich über 50 Euro (das wären 2,5g Gold 14k...) - wenn das der Weg sein soll, müsste man den Goldwert mal genau bestimment lassen oder zumindest die ganze Uhr auf eine geeichte Waage legen und die Stempel in den Deckeln / am Pendant dokumentieren.

Gangbar ist der Verkauf deutlich einfacher, allerdings kann es sein, dass man da erstmal 150-300 Euro investieren muss, je nachdem, wo der Fehler liegt und ob man Teile braucht. Danach kann man die Uhr einfach bei eBay einstellen und dann sieht man ja, wo man landet. Alternativ gibt es auch sehr wenige Spezialisten für Taschenuhren, z.B. Cortrie in Hamburg https://www.cortrie.de/ , da gehen aber natürlich heftige Gebühren vom Verkaufspreis ab und die würden die Uhr vermutlich nicht defekt nehmen (gibt es aber in seltenen Fällen auch).

Gruß,

Christian

P.S.: Wie Heiko schon schrieb, wirst Du kein Problem haben, einen Sammler zu finden, der die Uhr zu Deinem 10fachen Einkaufspreis auch defekt blind kaufen würde