"Velcro"-Timer => OCEAN und AT 2000

  • Einen Vergleich dieser beiden Uhren war schon seit vielen Jahren geplant. Erst fehlte mir eine AT Ref. 3536, der direkte Nachfolger der OCEAN 2000, dann war immer eine der beiden Uhren im Banksafe ?!


    Nun sind zufällig mal beide Uhren vorhanden und ich kann einige - für mich interessante - Daten vergleichen.


    Die hier verwendete OCEAN ist eine OCEAN BUND, die hat ein flaches Glas und ist deswegen bis 300 Meter Tauchtiefe spezifiziert. Die zivile Variante OCEAN 2000 hat ein dickeres einseitig gewölbtes Glas und ist deswegen bis 2000 Meter Tauchtiefe spezifiziert.


    Warum hat die BUND ein flaches Glas ?


    Sicher nicht nur um wenige Gramm Gewicht einzusparen.

    Sondern wahrscheinlich um Spiegelungen zu verringern, die bei gewölbten Gläsern wahrscheinlicher auftreten können.


    Ein praktischer Versuch hat das, wie erwartet, bestätigt.


    ocean-at-1.jpg



    Überrascht hat mich das geringe Gewicht der OCEAN, nur 66 Gramm, nur 11 mm hoch.


    Die AT bringt 85 Gramm auf die Waage und ist satte 15 mm hoch.


    ocean-at-2.jpg


    ocean-at-3.jpg


    Wahrscheinlich hat PORSCHE DESIGN immer noch die Rechte auf das OCEAN Design, deswegen war IWC nach Ende der Kooperation mit PORSCHE DESIGN gezwungen ein eigenes Design zu kreieren.


    Viele Teile der OCEAN wurden für die AT weiter verwendet: Identisches Werk, das verklebte Glas in identischer Größe und die Mechanik zur Rastung der Lunette.


    Das Band der AT mit den Drückern der Bandglieder gibt es für aktuellen AT Modelle nicht mehr, denn diese Drücker reagieren sehr kritisch auf Schmutz and Partikel. Diese Drücker klemmen sehr häufig und sind dann nicht mehr lösbar.


    Um die AT Bänder funktionsfähig zu halten wenn sie benutzt werden, ist eine intensive Reinigung der Bänder etwa nach drei Monaten erforderlich. Nach der Reinigung sollte jeder Pin mehrfach betätigt - und auch die Stifte gelöst und gereinigt werden.


    Eine Prozedur, die bei den Hülse/Stift Titanbändern der OCEAN nicht erforderlich ist, denn die Stifte lassen sich problemlos entfernen.


    Die OCEAN ist die technisch viel interessantere Variante, denn die ist auf Minimierung von Kanten, Gewicht und Höhe optimiert.


    Nur die tatsächlich erforderliche Menge Material wird verwendet.


    Wer eher Wert auf Design legt, wird sicher die kantige AT bevorzugen, denn das gerundete und flache Design der OCEAN ist für die Erwartung an eine Taucheruhr erst mal gewöhnungsbedürftig.


    Die Lunette der AT passt auch uneingeschränkt auf eine OCEAN und umgekehrt. Dann werden auch die aktuellen Spezifikationen für Taucheruhren von einer OCEAN eingehalten.


    Beste Grüße


    ocean-at-4.jpg

  • Zugegeben liebe ich die Velcrobänder der IWC. Sicher nicht, weil die qualitativ so hochwertig und langlebig sind. Sin sie nämlich nicht. Eher schon weil sich gerade die Titanuhren der IWC an diesem Band sehr bequem tragen lassen. Und vielleicht auch, weil die Uhren damit noch etwas mehr Toolwatch-Charakter besitzen. Und so habe ich für die meisten meiner IWC- bzw. PD-Diver auch ein Vecroband.



    Auch an der Aquatimer 2000 Ref. 3538 passt das Velcro der GST Aquatimer sehr gut, wenngleich dieses Band nie von der IWC für diese Referenz vorgesehen war.



    Für eine meiner Lieblings IWC gab es ab Werk kein Velcroband. Das Gehäuse der Split Minute (oder ganz am Anfang Minute Memory) ist etwas größer als das der normalen GST-Referenzen und als das der Aquatimer-Generation von 2004. Daher braucht die Split Minute auch ein anderes, eigenes Titanband. Für das Kautschukband gilt Selbiges. Ich habe Velcro-Anstösse der AT 3536 etwas umgearbeitet und so nun auch ein Velcro für meine Split Minutes.



    Das steht ihr nicht hur gut, sie trägt sich damit auch extrem komfortabel. Hier ist sie mit ihrer Schwester, der wunderbaren Deep One.



    Und natürlich haben auch meine Oceans / Ocean BUND allesamt ein Velcroband.



    Spannend ist dass Idee für ein Velcro- bzw. flexibles Stoffband schon bei der Entwicklung der Ocean BUND eine Rolle gespielt hat. Bereits für den allerersten Prototypen war so ein Band vorgesehen. Hier eine Abbildung (eine von zwei existenten Abbildungen; die Entwicklung war damals geheim) aus einem PD Jubiläumsbuch:



    Selbst bei der IWC kennt heute kein aktiver Mitarbeiter mehr diesen Proto. Das Band war kein Velcro und hatte auch kein Klett. Es war eher ein Nylonband, wie es schon an den Blancpain-FF für die Bundeswehr zu finden war. Es ist davon auszugehen, dass so ein Band im Lastenheft der Ocean stand… Man findet exakt dieses Band auch an Tiefenmessern und Kompassen für das Tauchen aus dieser Zeit.


    Ich hatte vor einiger Zeit das einmalige Glück, das einzige bekannte Zifferblatt dieses Prototyps der Ocean zu finden. Gerade baue ich diese Uhr nach um einen Eindruck davon zu bekommen, wie der Prototyp live aussah. Und selbstverständlich wird auch das Band identisch ausgeführt. Aber das ist nochmal eine ganz andere Geschichte…

    Hier mal der aktuelle Sachstand.



    Leider gibt es heute von der IWC als Ersatzteil nur noch das schwarze Velcroband zu kaufen. Und das auch mit einer wesentlich groberen Struktur als die früheren Bänder. Die grauen Bänder gibt es nicht mehr von der IWC, so dass ich mir meine individuell schneidern lasse. Der Aufwand lohnt sich.


    Spannend also, wie so ein kleines Detail wie einen Velcroband das Sammlerherz höher schlagen lassen kann. Meines zumindest.


    Beste Grüße!


    Sascha

  • Warum hat die BUND ein flaches Glas ?

    Die unterschiedliche Wasserfestigkeit der Ocean BUND (300m) verglichen mit der Ocean 2000 (2000m) liegt schlicht an den Technischen Leistungsanforderungen (TL), die die Bundeswehr damals der IWC gestellt hat, das Lastenheft für die Entwicklung quasi.


    Der Bundeswehr reichten 300m Wasserfestigkeit, ähnlich wie bei den anderen, früheren Uhren der Spezialkräfte wie der FF oder der MilSub. Das sehr dicke, gewölbte Safirglas ist nur bei 2000m Wasserfestigkeit notwendig.


    Spannend ist auch, dass die IWC nicht nur bei Material und der Geometrie des Glases neue Wege gegangen ist sondern auch bei der Dichtung des Glases. Das Glas wird nicht, wie herkömmlich, mit einer Dichtung in das Gehäuse gepresst. Es wird in einen Ring aus einer Legierung, die u.a. Platin enthält eingeschrumpft. Der Metallring sitzt im Gehäusemittelteil. Er wird erhitzt, dehnt sich dabei aus und dann wird das Glas mit einer temperaturresistenten Dichtmasse eingesetzt. Per Temperaturführung (Abkühlung) über mehrere Stunden schrumpft der Metallring am Glas fest und dichtet dieses ab.


    Nachlesen kann man einige der Details in der Patentschrift, die die IWC für das Gehäuse der Ocean verfasst hat. Die Ocean war seinerzeit ein echter Technologieträger. Es mussten z.B. auch die Gewinde der Titanteile (Bodendeckel, Gehäusemittelteil usw.) mit Nickel beschichtet werden, damit die Gewinde dauerhaft funktionieren.


    Für 300m Wasserfestigkeit hat die IWC die Glasstärke um die konvexe Wölbung des Safirglases flächig reduziert (und damit Material gespart; man hat exakt das gebaut was die Bundeswehr wollte). Eigentlich lässt die verbleibende Glasstärke eine größere Wasserfestigkeit als 300m zu. Aber das Glas sollte weiterhin nahezu bündig mit der Lünette abschließen (in der Realität liegt das Glas minimal tiefer als die Lünette, damit ist es geschützt).


    Der Vorteil der besseren Ablesbarkeit war eine eher zufällige Folge, in der TL steht davon nichts (im Gegensatz z.B. zur schwarzen Lünette, die Lichtreflexionen vermeiden sollte und dem roten Minutenzeiger, der einfacher abzulesen ist; oder die Metalllager des Rotors (im Gegensatz zu den Rubinlagern der zivilen Ocean); all das steht so als Vorgabe klar formuliert in den TL). Diese bessere Ablesbarkeit spielt aber eigentlich nur an Land, also über Wasser bzw. beim Blick auf die im Wasser liegende Uhr eine Rolle. Hier ist die Ocean BUND aus fast jedem Winkel perfekt ablesbar, die Ocean 2000 hingegen nicht.

    Blickt man als Taucher unter Wasser auf diese Uhren, so ist die Ablesbarkeit beider Modelle sehr ähnlich (Lichtbrechung unter Wasser).


    Das geniale, technisch orientierte und reduzierte Design von Porsche, das eingangs schon erwähnt worden ist, macht diese Uhren zudem zeitlos.

    Aus all diesen Gründen ist und bleiben die Ocean für mich die interessantesten Taucheruhren ever. Auch nach über 40 Jahren noch.


    Beste Grüße!


    Sascha

  • Velcro Bänder der Ocean sind mit 20 mm Federstegen befestigt.


    Beste Grüße

  • Ergänzend hier mal ein paar Vergleichsbilder der Velcro Links von Ocean 2000 und GST Aquatimer 2000. Die Federstege an den Links der Ocean sind meines Erachtens praktischer als die verschraubten Stege der GST.



    Beide Stegbreiten sind 20mm.


    Beste Grüße!


    Sascha