Meine neue, blaue Ästhetin: Die BAUME & MERCIER Clifton Baumatic Cadran Bleu
Liebe Lounger,
wie Ihr vielleicht schon erfahren habt, hat meine kleine Uhrenkollektion Zuwachs bekommen, was für mich natürlich wieder Anlass sein soll, Euch meine neue Liebe im Rahmen einer Uhrenvorstellung zu präsentieren. Wie schon einige meiner Uhren, kommt auch meine neue aus der schönen Stadt bzw. dem Kanton Genf.
Vielleicht geht es Euch ja auch so: Je länger ich mich mit Uhren beschäftige, je mehr Uhren ich sah, in den Händen hielt, am Handgelenk hatte, oder vielleicht sogar selbst besaß oder besitze, um so weniger Neuerscheinungen kommen mir vor Augen, die auf den ersten Blick mein Herz erobern und das Gefühl auslösen, diese unbedingt haben zu wollen. Und wenn, dann liegen diese entweder preislich eine Oktave zu hoch, oder sie überzeugen mich bei genauerer Betrachtung doch nicht mehr voll und ganz. Bei dieser Uhr hier war das ganz anders. Als ich sie im Netz als Neuerscheinung des diesjährigen SIHH sah, war es um mich geschehen. Dieser Zeitmesser schoss sich geradewegs mitten in mein Herz. Und als ich mir dann noch die technischen Details - vor allem vom Kaliber - vor Augen führte, stand für mich fest: Die will ich haben, zumal ich eh seit meinem Besuch vor 2 Jahren in Genf - und nicht zuletzt von der neben anderen Größen der Schweizer Uhrenwelt in allerbester Lage auf den Dächern des Quai des Bergues platzierten Leuchtreklame inspiriert - ein noch größeres Auge auf die schönen Zeitmesser von Baume & Mercier geworfen hatte, deren Kollektion ich damals bei diversen Händlern ausführlich betrachtete.
Außerdem sollte die Neue unbedingt ein dunkles, gern blaues Blatt haben. Meine letzten 2 Uhren mit dunklen Blättern verkaufte ich vor gut einem Jahr. Seither fehlt mir halt schon etwas die optische Abwechslung in der Reihe meiner nur noch mit hellen Blättern ausgestatten Zeitmesser, so schön sie auch alle sind.
Leider musste ich mich seit Vorstellung der Uhr auf dem SIHH noch 9 Monate gedulden, bis die Neue endlich im Handel verfügbar war. Die Produktion inkl. COSC-Verfahren nahm laut B&M halt doch mehr Zeit in Anspruch, als ursprünglich geplant. Neun Monate des Wartens sind schon eine verdammt lange Zeit, vor allem für einen Uhrenfreund, zu dessen Stärken Geduld überhaupt nicht gehört. Das zehrt an den Nerven, wenn man das Objekt der Begierde gern haben möchte, es aber nicht bekommt. Die Rolex-Freunde werden es am ehesten nachvollziehen können. Dieser Tage konnte ich meine Baumatic jedoch beim Konzi abholen. Und nicht nur das: Ich bin laut B&M überhaupt der erste in Deutschland, der diese neue Baumatic mit blauem Blatt erhielt. Quasi ist meine Uhr somit eine Deutschland-Premiere.
Hier aber erst mal ein Blick auf meine blaue Ästhetin. Darf ich vorstellen? Die Baume & Mercier - Clifton Baumatic Cadran Bleu (Ref.: MOA10467):
Die Uhr: Die Baumatic verfügt über ein Edelstahlgehäuse, welches teils glänzend poliert und teils satiniert ist. Der Durchmesser beträgt angenehme 40 mm, die Höhe recht flache 10,3 mm. Das sehr hochwertige und farblich von Blau ins Schwarz verlaufende Zifferblatt, das von einer weißen Minutenskala, rhodinierten Lancette-Zeigern sowie perfekt passenden und genieteten Strichindizes betont wird, verleiht der Uhr eine besondere Ästhetik. Die Datumsanzeige befindet sich auf 3. Was mir gegenüber Uhren mit blauem oder schwarzem Blatt vieler anderer Hersteller besonders gefällt, ist, dass bei dieser Uhr die Datumsscheibe in schwarz, und eben nicht in einem unpassenden Weiß gewählt wurde. Ich frage mich, warum dieses kleine, aber wesentliche Detail der Optik nur so selten beachtet wird. Ein gewölbtes und innen entspiegeltes Saphirglas sowie ein verschraubter Saphirglassichtboden, der den Blick auf das schön verzierte Manufakturwerk frei gibt, runden das kleine, ästhetische Meisterwerk ebenso ab, wie ein schwarzes Band aus Alligatorleder mit Doppel-Faltschließe. Es gibt die Baumatic auch mit einem schicken Edelstahlband. Ich, als Dresserteur, habe mich aber doch lieber für das Reptil entschieden. Sehr nützlich und ein Beweis dafür, dass B&M bei dieser Uhr an alles gedacht hat, sind auch die praktischen Federstege zum Schnellwechsel.
Das Kaliber: Das Herzstück der Uhr, das eine ganz besondere Erwähnung verdient, ist das Werk, genauer gesagt das hauseigene BM13-1975A. Als ich die Berichte über dieses Kaliber in der Fachpresse las, war ich schon sehr angetan: Hemmung aus Silizium, 120 Stunden Gangreserve, COSC-zertifiziert und Chronometer-Präzision bis zum Ablauf der Reserve (also über die volle Zeit von 5 Tagen, ohne dass das Werk schon vorher langsam auspendelt und an Genauigkeit verliert) sowie hohe Magnetfeldresistenz und deutlich verlängerte Wartungsintervalle.
Aber im einzelnen: Nach vielen Jahren der Enthaltsamkeit bei der Entwicklung und dem Bau von Manufakturwerken hat Baume & Mercier mit dem neuen Inhousekaliber BM13-1975A seinem Slogan "Maison d´ Horlogerie" nun wieder Nachdruck verliehen. Das Werk wurde von B&M in Zusammenarbeit mit Richemont sowie der sich unter gleichem Dach befindenden Manufacture Horlogère ValFleurier, die u.a. auch Werke für Montblanc, Panerai, IWC und Piaget baut oder baute, über 10 Jahre hinweg entwickelt.
Um die Anforderungen an das neue Werk (große Gangreserve, hohe und lange Ganggenauigkeit in unterschiedlichen Lagen, höhere Magnetfeldresistenz, größere Wartungsintervalle) umzusetzen, war es den Entwicklern erst einmal wichtig, eine möglichst hohe Energieverfügbarkeit zu erzielen, die sich positiv auf das Gangverhalten, aber vor allem auf die Gangreserve auswirkt. Das Werk verfügt über einen beidseitig wirkenden Automatikaufzug mittels eines skelettierten Wolframrotor. Ferner entwickelte man eine Zugfeder aus dem 2008 patentierten Werkstoff Elinflex, welcher gegenüber Nivaflex ein Plus von 10 Stunden bringen soll. Überdies sollte eine Hemmung mit hoher energetischer Effizienz zum Einsatz kommen. Hier wurde schließlich auf die so genannte Powerscape-Technologie gesetzt, mit der man eine Hochleistungshemmung aus Silizium entwickelte, die sehr effizient arbeitet und für eine bessere Übertragung des Drehmoments sorgt, wodurch die Gangautonomie um mehr als 30 Prozent gegenüber verbreiteten Standartkalibern verbessert werden konnte. Anker und Ankerrad weisen eine besondere Geometrie aus, die - zusammen mit dem Umstand, dass extrem glatte und reibungsmindernde Oberflächen entwickelt wurden - für ein weiteres Plus an verfügbarer Energie sorgen. Schlussendlich konnte somit eine Gangreserve von beachtlichen 120 Stunden, d.h. 5 Tagen, erzielt werden.
Durch die Verwendung von Silizium bei der Hemmung und einer speziellen Unruhspirale können Magnetfelder bis 1500 Gauss die Uhr und den Gang nicht beeinträchtigen. Ebenfalls ein wichtiger Aspekt ist, dass durch die erwähnten glatten Oberflächen, die weniger Schmiermittel benötigen, aber auch durch selbst synthetisierte Öle und einem Schmierstoff aus der Luftfahrttechnik sowie das wartungsarme Silizium die Wartungsintervalle deutlich verlängert werden konnten. Frühestens aller 7 Jahre werden mithin Wartungen fällig bzw. empfohlen, wobei laut Labortests des Herstellers die Schmiermittel sogar einer zehnjährigen Beanspruchung Stand halten. Ferner sei noch gesagt, dass die von mir hier vorgestellte Baumatic bzw. das Werk von der Contrôle Officiel Suisse des Chronomètres (COSC) als Chronometer zertifiziert wurden. Wie eingangs bereits erwähnt, läuft das Werk über die gesamte Zeit der Reserve auf COSC-Level. Ähnliche Baumatic´s gibt es übrigens auch ohne Chronometer-Zertifikat. Die 200 Euro Aufpreis für die COSC-Variante empfand ich jedoch als sinnvoll ausgegebenes Geld.
Der Hersteller: Vor fast 200 Jahren, und zwar im Jahre 1830 eröffneten die Brüder Louis-Victor und Célestin Baume ein Uhrenunternehmen unter dem Namen Fréres Baume in Les Bois im Schweizer Jura. Die Firma wuchs und die Uhren wurden immer gefragter, da sie treu dem Motto der Gebrüder Baume: "Sich nur mit Perfektion zufrieden geben. Nur Uhren von höchster Qualität herstellen", bereits damals für ausgezeichnete Verarbeitung und eine außergewöhnliche Ganggenauigkeit bekannt waren. Unzählige Medaillen und Preise konnten weltweit gewonnen werden. Fréres Baume expandierte und eröffnete um 1850 die erste Filiale unter den Namen Baume Brothers in London, welcher weitere im gesamten Britischen Königreich folgten, auch in Übersee. Die zweite Generation, Alcide und Arthur Baume, führte schließlich das Vermächtnis fort und konnte nahtlos an den Erfolg der Gründerväter anknüpfen.
Quelle des verwendeten Bild-/Videomaterials: Richemont Careers (YouTube-Kanal) + Baume & Mercier (YouTube-Kanal)
William Baume, der Enkel von Louis-Victor, der eine Uhrmacherlehre bei Mathey-Tissot absolvierte, übernahm die Geschäftsführung im Jahre 1910. 1918 ging William Baume nach Genf, wo er seinen Freund, den Uhrmacher Paul Mercier traf, der seinerzeit als Marketingleiter bei Haas & Cie. Geneve tätig war. William Baume und Paul Mercier beschlossen eine Zusammenarbeit und firmierten schließlich unter dem Namen Baume & Mercier Fabrication Genéve. Sie widmeten sich vor allem dem Bau der damals noch nicht so weit verbreiteten Armbanduhren und leisteten hier ein gutes Stück weit Pionierarbeit. Baume´s Uhrmacherfähigkeiten und Mercier´s unternehmerisches Können ließen das Unternehmen weiter wachsen und die Wirtschaftskrise schadlos überstehen. Bereits im Jahre 1919 wurden die Uhren u.a. mit dem Poinçon de Genève (Genfer Siegel) ausgezeichnet, dem seinerzeit wichtigsten Preis für Uhrmacherkunst.
Quelle des verwendeten Bild-/Videomaterials: Richemont Careers (YouTube-Kanal) + Baume & Mercier (YouTube-Kanal)
1935 zog sich Baume aus gesundheitlichen Gründen aus dem Unternehmen zurück.1937 verließ auch Mercier die Firma und begab sich in den Ruhestand. Im Jahre 1965 übernahm Piaget die Aktienmehrheit. In dieser Zeit wurde von B&M u.a. die flachste Automatikuhr mit Datum entwickelt, die es bis dahin gab. 1973 erschien die Reviera, die weltweit erste Sportuhr in Edelstahl. Im Jahre 1988 übernahm die Richemont Gruppe (seinerzeit noch Vendôme Gruppe) Baume & Mercier, zu welcher u.a. auch A. Lange & Söhne, Vacheron Constantin, Jaeger LeCoultre, Cartier, Mont Blanc und Panerai gehören. Der Sitz befindet sich nach wie vor im Kanton Genf, in Bellevue GE.
Mein Fazit: Auf jeden Fall bin ich von meiner Neuen, wie Ihr unschwer meinen Worten entnehmen könnt, mehr als begeistert. Der Tragekomfort ist perfekt und jeder Blick auf das Ührchen zaubert ein Lächeln in mein Gesicht. Diese neue Baume & Mercier Baumatic ergänzt meine kleine, bescheidene Kollektion perfekt. Von der Gestaltung, Verarbeitung und Qualität bin ich mehr als überzeugt. Ich habe die Uhr mit und ohne Lupe ausführlich inspiziert und diese während des Fotoshootings über geschlagene 15 Stunden immer wieder durch diverse Kameraobjektive betrachtet. lch fand wirklich nichts, was ich sinnvoller Weise hätte kritisieren können, obwohl ich hin und wieder schon gern mal den Zeigefinger erhebe. Es herrscht bei mir rundum Begeisterung. Mit dieser Baumatic ist Baume & Mercier nicht nur eine wirklich hervorragende Uhr gelungen. Nein, B&M ist mit dieser auch einen ordentlichen Schritt aus dem Schatten einiger der großen Konzern-Schwestern heraus getreten, ganz nach dem Motto: Was Ihr könnt, das können wir auch (.... wenn wir dürfen). Und das freut mich für diesen sympathischen Uhrenhersteller ..... und natürlich auch für mich.
Und hier nun wieder die von mir gewohnte Zusammenfassung der technischen Details:
BAUME & MERCIER Clifton Baumatic
Hersteller: Baume & Mercier SA (Bellevue GE, Schweiz)
Referenz: MOA10467
Kaliber: Automatik - BM13-1975A (21 Steine, 120 h Reserve, A/h 28.800, COSC)
Wasserdichte: 5 ATM
Durchmesser: 40,0 mm
Gehäusehöhe: 10,3 mm
Material Gehäuse: Edelstahl poliert und satiniert
Material Glas: gewölbtes Saphir, innen entspiegelt
Material Glas Sichtboden: Saphir
Zifferblatt: Blau / Schwarz, genietete Strich-Indizes
Zeiger: rhodinierte Lancette-Zeiger
Stegbreite: 18 mm
Komplikationen: Datum auf 3 Uhr
Band und Verschluss: Alligatorleder / Edelstahl-Faltschließe
Ich hoffe, liebe Lounger, ich konnte Euch wieder eine unterhaltsame und informative Vorstellung präsentieren und die Lounge um einen Hersteller erweitern, der trotz langer Tradition und hochwertiger Zeitmesser hier faktisch keine Beachtung findet und von dessen Namen bzw. Existenz mancher Lounger möglicherweise erst eben erfuhr. Wenn Euch meine Vorstellung gefallen hat, würde mich das natürlich sehr freuen. Vielen Dank, dass Ihr hier reingeschaut und bei dem langen Text durchgehalten habt. Nachfolgend natürlich noch weitere Fotos, ohne die eine Vorstellung keine Vorstellung wäre.
Beste Grüße
Tom
Und hier noch ein Foto von heute, aus dem normalen Alltag beim Cappu-Trinken:
PS: Wer noch mal nachschlagen möchte, oder diese vielleicht noch nicht gesichtet hat. Hier mal noch eine Auflistung meiner anderen Vorstellungen aus vergangenen Tagen:
FREDERIQUE CONSTANT Classics Moonphase Manufacture
POLJOT INTERNATIONAL (Alexander Shorokhoff) Zar Peter der Große
und keine Begeisterung daher voll verstehen. 
...so könnte auch eine Betonmischmaschine heißen 
...
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