Zu meinem 40. Geburtstag im Jahr 2009 kaufte ich mir meine erste Omega, eine Seamaster 300 m Chrono (Bond-Chrono) mit Wellenzifferblatt und Skelettzeigern. Es war ein Kompromiss, denn schon damals gefielen mir die Planet Ocean Modelle viel besser. Aber die waren auch deutlich teurer und damals war ich noch nicht bereit, so viel Geld für eine Uhr auszugeben. Im Endeffekt lag die Seamaster dann auch meist in der Box herum und wurde kaum getragen. Auch mit ihren 41 mm war sie mir irgendwie viel zu klein.
Leider entwickelten sich die Preise rasant, sodass ich es jahrelang bereute, damals nicht gleich das richtige Modell gekauft zu haben. Zumindest konnte ich den Bond Chrono nach gut 10 Jahren ohne Verlust verkaufen. Ende August stieß ich auf ein extrem interessantes Angebot und konnte mir endlich meinen Traum einer Seamaster Planet Ocean Chrono erfüllen.
Omega ist der letzte Buchstabe im griechischen Alphabet und steht metaphorisch für Vollendung. Und obwohl das Marketinggeschwurbel ist, trifft das im Falle der Planet Ocean auch absolut zu. Diese Uhr ist zu 100% genau mein Ding! Da passt einfach alles und es gibt kein Detail, welches ich lieber anders gehabt hätte.
Fangen wir mit der Größe an. Diese ist tatsächlich nicht massenkompatibel, die Uhr ist groß, hoch und schwer, ganze 249 g bringt sie mit gekürztem Band auf die Waage. Was für ein Brocken! Aufgrund mangelnder Hemdenkompatibilität eher weniger zum Anzug zu empfehlen. Aber zum T- oder Polo-Shirt genau richtig, sofern die Anatomie des Trägers einigermaßen zur Uhr passt.
Ich habe schon viele Taucheruhren besessen, auch große und schwere Exemplare. Aber was die Omega hier an Perfektion, Design, Verarbeitung und Haptik abliefert, ist einfach nur grandios! Ich merke gerade, was für eine Lobeshymne das zu werden droht, aber sorry, die Uhr begeistert einfach!
Das Design ist relativ clean und im positiven Sinne ein klein wenig unterkühlt. Die Proportionen von Zeigern, Zifferblatt, Indexen, Totis, Lünette, Gehäuse und Band sind so dermaßen stimmig, dass man den Schöpfern regelrecht um den Hals fallen möchte vor Entzücken. Das markanteste Designelement dürften die Zeiger darstellen. Diese haben mir mit ihren speziell hervorgehobenen Spitzen immer schon gefallen. Eine Taucheruhr braucht markante und gut ablesbare Zeiger.
Das Zifferblatt ist komplett matt gehalten, ebenso wie die Keramikeinlage der Lünette. Bis auf polierte Flanken sind auch Gehäuse und Armband satiniert. Die Zeiger, das applizierte Logo und die ebenfalls aufgesetzten Indexe wiederum sind poliert, was einen irrsinnig tollen Kontrast bildet und je nach Lichteinfall für wunderschöne Reflexionen, ja ein regelrechtes Feuer sorgt. Das bombierte Saphirglas ist innen und außen mit einer Superentspiegelung versehen, das Uhrglas findet praktisch meist nicht statt.
Die Ausführung als Bicompax verleiht der Uhr eine perfekte Symmetrie, ohne dass man Abstriche bei der Chronographenfunktion hinnehmen müsste. Ganz im Gegenteil, die ist hier besonders mustergültig gelöst. Der rechte Totalisator ist mit einem Minuten- und einem Stundenzeiger ausgestattet, es handelt sich praktisch um eine vollwertige zweite Uhr, die man sogar als Heimat- oder zweite Zeitzone nutzen kann, sofern man die Stoppfunktion entsprechend passend zu Starten beginnt.
Hardcore Fans von Taucheruhren werden möglicherweise die Nase rümpfen, weil die Planet Ocean mit einem Sichtboden ausgestattet ist. Doch ich bin froh darüber, denn das Co-Axial Manufakturkaliber 9300 mit Siliziumspirale ist nicht nur technisch interessant anzusehen.
Der Wasserdichtigkeit tut das keinen Abbruch, die Uhr widersteht Drücken bis zu 60 bar (600 m). Die Seamaster PO verfügt über ein Heliumauslassventil, die Krone ist verschraubt, während dies bei den Drückern nur angedeutet ist. Technisch spielt das aber keine Rolle, denn die Bedienung der Drücker unter Wasser ist ausdrücklich erlaubt.
Das Armband gefällt mir aufgrund des moderneren Designs sehr viel besser als bei der Seamaster 300 m Serie, was ich optisch immer irgendwie in die 90er verorte. Die Glieder sind verschraubt, wobei ich ganz ehrlich sagen muss, dass mir eine Stift-Hülsentechnik wesentlich mehr zusagt. Denn wann immer ich Probleme beim Bandkürzen hatte, waren es ausschließlich verschraubte Bandglieder, die mich manchmal in den Wahnsinn getrieben haben.
Die Omega machte hier keine Ausnahme. Obwohl ich wirklich professionelles Werkzeug habe, gelang es mir bei einer Schraube nicht, sie zu lösen. Gottlob machten die anderen Schrauben keine Probleme, wodurch ich das Armband letztlich doch an mein Handgelenk von 18 cm anpassen konnte. Die Druckfaltschließe ist identisch zu meiner ersten Omega, ebenso die massive Tauchverlängerung.
Zu kritisieren habe ich an der Uhr eigentlich gar nichts. Wobei es da durchaus eine Kleinigkeit gibt und zwar bezüglich des Manufakturkalibers und seiner Bedienung. Es gibt, man glaubt es kaum, keine Datumsschnellverstellung. Stattdessen hat es Omega ermöglicht, dass man bei laufender Uhr den Stundenzeiger verstellen kann. Was im Falle einer anderen Zeitzone oder bei der Umstellung von Sommer/Winterzeit super komfortabel ist, kann bei einer Datumseinstellung zum Geduldsspiel werden.
Auch die Umstellung des Datums erfolgt in einem Zeitfenster von mindestens einer Stunde, insofern gibt es auch hier für kurze Zeit ein schiefes Datum. Ansonsten wartet das Werk mit einer Gangreserve von 60 Stunden auf und läuft mit gut 2 Sekunden täglich im Plus. Es ist weitgehend resistent gegenüber Magnetisierung, wenngleich noch nicht auf dem Niveau der aktuellen Kaliber 9900 (Masterchrono).
Hier erkennt man recht gut, dass die Omega trotz 19 mm Bauhöhe gar nicht so übertrieben wuchtig wirkt:
Fazit: Die Omega Seamaster Planet Ocean Chrono ist eine sportliche Alltagsuhr, die meiner Meinung nach Maßstäbe setzt und für mich schon heute ein Klassiker ist. Sollte ich irgendwann doch nochmal schwach werden und eine weitere Uhr anschaffen, dann ist die Dreizeigervariante mit 43 mm eine ganz heiße Kandidatin für mich. Und diese ist dann auch wieder kompatibel zum Businessdress.
Viele Grüße
T-Freak