Verdammtes Düsseldorf...

  • Verdammtes Düsseldorf....


    Teil #1


    Samstag morgen bei ThomasL und seiner Gattin SandraK.

    Man schlürft noch genüsslich die Reste der Heißgetränke als er plötzlich die Stille mit einem leisen „Du, haben wir heute eigentlich etwas vor?“ durchbricht.

    „Nö, eigentlich nicht“ entgegnet sie leicht verschreckt, wohl wissend, dass seine nächste Bemerkung den Verlauf der heutigen Unternehmungen entscheidend beeinflussen wird.


    „Ich hätte Lust irgendwo hinzufahren, ein bisschen Bummeln und danach schön Essen gehen“.

    „Wir könnten nach Köln“ lautet ihr Vorschlag.

    „Hmm...gibt’s nix anderes?“ säuselt er enttäuscht, willens, seinen gestählten Astralkörper mit dem BMI eines heißen Sommertages an den Schaufenstern einer Großstadt vorbeitänzeln zu lassen.

    „Wie wäre es mit Bonn?“

    „Wouh....Bonn. Knallervorschlag“ grinst es in ihn hinein. „Wie hieß das noch gleich in den 80ern? Bonn: Bundeshauptstadt Ohne Nennenwertes Nachleben“.

    „Och, ich weiß nicht so recht“.

    „Okay, dann eben nach Düsseldorf“ rette sie die Ortssuche ehe er seinem Unmut verbal Luft machen kann. „Ich habe eh noch das Schreiben von Bucherer. Lass uns mal schauen, was es damit auf sich hat“.


    Zeitsprung. 13:45Uhr. Gerüstet mit einer 16570 und einer 116710BLNR macht sich das Paar auf den Weg nach D’dorf.


    Keine 60 Minuten später steigt man aus dem Fahrstuhl des zugegebenermaßen etwas abgelegenen 4Euro/Tag Parkhauses. Aber was soll’s, man ist ja schließlich nicht zum Geldausgeben hergekommen.


    „Espresso Perfetto“ ruft es aus ihm heraus, als man sich auf den Weg in Richtung Kö macht.

    „Da hol‘ ich mir erst mal einen leckeren Espresso“ grinst er freudestrahlend und findet sich Sekunden später vor einer Faema e61 wieder, sein Bestellsprüchlein aufsagend.


    „Für die Dame auch etwas?“ lächelt der Barista erwartungsvoll, während die Kaffeemühle bereits ihre Runden dreht.

    „Nee, danke. Ich bin Teetrinkerin“.

    Bähm, das saß.

    „Das kann ja nur noch besser werden...“ zuckt es ThomasL durch den Kopf.


    Die nächsten paar Hundert Meter verlaufen ohne nennenswerte Zwischenfälle, so dass man sich ein paar Minuten später an der Kreuzung Graf-Adolf-Strasse und Königsalle wiederfindet. Während SandraK auf die Grünphase der Fußgängerampel wartet, wirft er einen Blick in die Auslagen von Juwelier Fine Art. Aus Ermangelung an Interessantem schafft man es gemeinsam die Grünphase auszunutzen und überquert die Strasse.


    Während sich das Pärchen seinen Weg in Richtung Bucherer bahnt, beobachtet man amüsiert das Treiben der mondänen Großstädter und lässt die Blicke schweifen.


    „Das ist’ne Explorer II und dann noch mit weißem Ziffernblatt“ blitzt es durch das horologisch geschulte Kleinhirn von ThomasL. Während das Stammhirn versucht, das vegetative Nervensystem auf die bevorstehende Erhöhung des Blutdrucks vorzubereiten, senden die Sehnerven bereits das Abbild der soeben erspähten schwarzen Ziffernblattvariante an die nunmehr völlig überforderten Hirnzellen.

    „Du, der Juwelier da vorne hat die Explorer II in beiden Ziffernblattvarianten im Schaufenster liegen“ prustet es aus ThomasL hinaus, nachdem er seine Gattin eingeholt hat.

    „Ja Schnucki, wenn Du sie Dir anschauen möchtest, musst Du da jetzt rein gehen“ lächelt sie gequält mit leicht verdrehten Augen.


    Der Zutritt durch die Eingangsschleuse kommt ThomasL wie eine Ewigkeit vor.

    Aber dann, man steht vor dem freundlich lächelnden Personal, darf man, innerlich aufgewühlt, aber mit fester Stimme sein Anliegen vortragen.


    Da liegen sie nun. Weiß, schwarz. Schwarz, Weiß. Die Blicke schweifen und so schreitet man zur Anprobe.

    „Stell‘ dich doch mal gerade hin und lass den Arm hängen“ begleitet SandraK die Anprobe.

    „Da vorne ist ein Spiegel. Schau‘ doch mal ob du das so magst“ lautet die nächste Anweisung.

    In ThomasL fahren die Gefühle soeben Achterbahn. Das Herz sagt „kauf das Ding“, während der Verstand den doch etwas ambitionierten Preis für eine 6 Jahre alte Uhr in Frage stellt.

    Erschwerend kommt die freundliche, jedoch mit Nachdruck geäußerte Kaufabsicht des Juweliers beim näheren Betrachten der abgelegten Batman hinzu. Der Inzahlungnahmepreis erhöht sich alle 5 Sekunden in 500 Euro Schritten und selbst als man die 14.000er Marke erreicht hat, bleibt ThomasL standhaft.


    Nach langem hin und her verlassen ThomasL und SandraK unter den leicht enttäuscht dreinblickenden Augen des Juweliers das Geschäft und setzen ihren Weg entlang der Kö‘ fort. Die Bummel-Absicht verschwimmt Zunehmens mehr. Das Unterbewusstsein, angeregt durch das soeben Erlebte, riecht Lunte in Form einer potentiellen Kaufabsicht und lässt das Paar prüfende Blicke in jede Auslage eines Juweliers werfen.


    „Hier geh‘ ich auch mal rein, die haben die neue Pepsi dort liegen“ durchbricht ThomasL mit nun festerer Stimme das Stimmenwirrwarr der Flaniermeile.

    Fein säuberlich aufgereiht hinter Glas begutachtet das Paar die Offerten des Juweliers Menze.

    Als ob das Personal die Verwunderung von ThomasL über den hier aufgerufenen Preis von über 18.000 Euro wahrgenommen hätte, kommentiert man dies mit einem „Die Preise fallen inzwischen wieder. Die war mal teurer“.

    Nach einem kurzen small-talk mit dem freundlichen Personal denkt sich ThomasL „Verrückte Welt“ und hält Ausschau nach SandraK um ihr seine Absicht zum Verlassen des Geschäfts zu signalisieren.

    „Auweia“. Sie steht mit dem für sie typischen Grinsen sowie dem verlegenen Reiben des Daumens am hinteren Ende des Glaskastens.

    „Was hat sie denn nun entdeckt?“ fragt sich ThomasL und marschiert los.

    „Guck mal die Rolex hier“.

    „Du meinst die Yachtmaster?“ versucht ThomasL die Modelbezeichnung etwas zu konkretisieren.

    „Ja, gibt es mit hellem und dunklem Ziffernblatt“.

    Ein freundliches „Ich werde mir die nicht kaufen können. Dafür muss ich erst sparen. Aber dürfte ich mir die mal anschauen?“ wird von der Juwelierin mit einem „Aber natürlich gerne“ kommentiert, während ihr Blick eher ein „Mädchen, das haben schon ganz andere gesagt und haben das Geschäft dann mit einer Uhr mehr verlassen“ spricht.


    ThomasL ist erstaunt. Hatte er doch genau dieses Model seiner Gattin einmal gezeigt, was jedoch mehr oder weniger mit Ablehnung beantwortet wurde.

    Aber diese 16622 schien nun zu gefallen. Eine schöne Sommeruhr mit einem leichten Akzent in Form eines roten Sekundenzeigers.

    „Wie findste die denn?“ wurde ThomasL harsch aus seinen Gedanken gerissen.

    „Die ist sehr schön und steht dir außerdem auch“ beantwortete er brav ihr Gesuch nach Bestätigung. Ein „lass den Arm mal......dort ist ein Spiegel...“ verkniff er sich dabei grinsend.


    Die Antwort nach dem Preis lies SandraK wieder auf den Boden der traurigen Tatsachen zurückkehren. Andere Dinge waren halt momentan wichtiger, als dass man einem Spontankauf nachgeben könnte.


    Der Rest des Nachmittags verlief ebenso erfolglos. Die 2 Ausstellungsmodelle von TESLA waren von Interessenten umlagert und der Tresor von Bucherer mit der eigens an Kunden versandten Zufallskombination ließ sich ebenso wenig öffnen.

    Die Batman von ThomasL verlor ebenfalls immens an Wert, worauf das Angebot des asiatischen Verkäufers von Bucherer mit der Offerte von 10.000 Euro seitens seiner Kunden aus Fernost hinzudeuten schien.

    Essenstechnisch kam das Paar auch auf keinen gemeinsamen Nenner, weshalb man sich für die Rückfahrt entschied.


    Just auf der Höhe des Juweliers Menze stoppte SandraK und hielt plötzlich inne.

    „Was ist los? Geht dir die Uhr nicht aus dem Kopf?“ grinste ThomasL seine Gattin an.

    „Ach...auf der Bank gibt’s momentan keine Zinsen, die Uhr ist schön...und überhaupt“.


    ThomasL war nun gewillt ihren Zweifeln den Todesstoß zu versetzen und feuerte ein „Okay, alles über ...Euro zahle ich“ ab.

    Er kam gar nicht dazu ihren dicken Schmatzer zu genießen und sah SandraK bereits eine gefühlte Sekunde später an der Türe des Juweliers scharrend auf Einlass wartend.


    Man probierte ein zweites Mal an, begutachtete den Zustand der Uhr nun etwas genauer und informierte sich über den Lieferumfang. Alles war perfekt, so dass einem Kauf nun nichts mehr im Wege stand.


    Was für ein Nachmittag. Frau war glücklich, Mann war stolz und hatte nun weitere Flausen in Form einer weißen Explorer II im Kopf.



    Teil #2


    ThomasL sieht eine weiße Explorer II auf Ebay-Kleinanzeigen.

    Mit dem Verkäufer telefoniert und per whatsapp unterhalten.

    Verkäufer ist langjähriges Mitglied in der WL sowie auf RLX.

    Termin ausgemacht. Termin wg. Krankheit abgesagt. Neuer Termin. Hingefahren und mitgenommen.


    Das Leben kann manchmal so einfach sein....


    Trotzdem. Wer ist es schuld? Na, Düsseldorf natürlich.