Man kann es vielleicht unvernünftig nennen… Man kann es aber auch mit einem Wein oder einem Käse vergleichen, der über die Jahre reift. Ich gebe zu, ich war nie der treueste Keeper. Das Bedürfnis nach etwas „anderem“ war stets da.
Da aber Budget immer knapp war und es für alle „Wunschuhren“ parallel zu besitzen nie ausreichte, musste dann hin und wieder eine andere Uhr gehen. Ich habe so manchen „Abgang“ bereut und mir teilweise die verlassene Uhr erneut beschafft. Der Zugewinn hat dabei nie eine signifikante Rolle gespielt. In Summe habe ich bislang nichts gewonnen, außer an Erfahrung.
Heute bin ich „ruhiger“ geworden (hoffe ich). Meine Kollektion ist auf einem Stand, wo ich zufrieden sein kann.
Dennoch surfe ich immer noch durchs Netz um zu schauen, was es noch schönes geben könnte und meine Begehrlichkeit weckt.
Durch Sascha (100percentpassion) bin ich bereits vor einigen Jahren auf die Marke Parmigiani Fleurier aufmerksam geworden. Zugegeben eine Liebe auf den zweiten Blick. Mir waren die Uhren auf den ersten Blick zu „altbacken“. Aber hey.. ich bin ja auch keine zwanzig mehr!
Der zweite Blick gilt, neben den „edlen“ Materialien, der eigenen Wertschöpfung und Fertigungstiefe, verbunden mit der noch lebendigen Handwerkskunst bei Parmigiani. Die Uhren werden, bis auf Glas, Band (Hermes) und die Lagerrubine im eigenen Haus oder in Tochterfirmen produziert und mit viel Handarbeit finisiert und montiert wird.
Anders als bei anderen sogenannten „Manufakturen“, wo der größte Teil zugeliefert und eingeschalt wird. Neulich durfte ich mir eine Schweizer „Manufaktur“ anschauen und war eigentlich enttäuscht, was einem dort als Manufaktur(uhr) bzw. ich darunter verstanden habe, verkauft wird.
Vielleicht wollte ich es auch nur glauben, dass die Realität eine andere ist. Klar ist auch, dass Präzisionsteile heute auf CNC Maschinen gefertigt werden. Dennoch habe ich mir immer eingeredet, dass es noch zahlreiche Uhrmacher sind, die von Anfang bis Ende die Uhr handwerklich "beseelen".
Parmigiani hingegen ist noch eine solche Manufaktur, wo es auf Klasse, handwerkliches Können und die Liebe zum Detail ankommt. Das betrifft auch die Bereiche im Uhrwerk, die man nicht sieht, ohne das Werk auseinander zu nehmen.
Der Wert dieser Uhr bestimmt sich dabei nicht durch den Kaufpreis auf dem Sekundärmarkt, sondern eben durch durchdachte, ehrliche und detailverliebte Kunst der Zeitmessung.
Seit Monaten habe ich eine Kalpagraphe bei einem deutschen Händler beobachtet. Virtuell schlich ich also um diese Kalpagraphe herum und musste ein (für mich grosses) Opfer bringen, um die Uhr mein eigen nennen zu können. Wissend darum, dass ich etwas sehr fungibles gegen ein (unverständlicherweise) nicht fungibles Präzisionsinstrument abgeben muss. Aber genau das ist Luxus. Etwa besitzen zu wollen, wo der wirkliche Wert nicht durch den Markt, sondern durch die eigenen Wertschätzung bestimmt wird.
Also ran an die Tasten. Per Whatsapp wurde ich ich schnell mit dem Händler einig, der sicher froh war, dass ich ihn von der Last befreie und ich froh war, endlich ein Kunstwerk zu erlangen, deren Wertschätzung im inneren liegt. Ich hoffe, ich bleibe auf diesem Weg….
Die Uhr wird getragen werden. Sie wird Macken und Kratzer bekommen. Aber egal. Sie wird zum Leben erweckt… Aufgrund der mangelnden Fungibilität werde ich auch nicht in Versuchung kommen, das Schmuckstück wieder loszuwerden…
Ich freu mich einfach mal auf eine Uhr, die mich (hoffentlich) beseelt… Weitab vom Mainstream und irgendwelchen Hypes denen man folgen muss.
Hier nun die jungfräulichen Bilder meiner heute eingetroffenen Parmigiani Fleurier Kalpagraphe Chronograph aus 18k Rotgold.