Verständnisfragen Vintage

  • Ich hätte da mal ein paar Fragen bezüglich der Vintage Modelle. Vielleicht kann da ja ein Experte ein bisschen Licht ins Dunkel bringen.

    1. Die Gehäuse:

    Warum polierte Oberflächen? Blingbling ist im militärischen Einsatz ja alles andere als zweckmäßig. Auch die alten Fliegeruhren waren ja in Mattgrau gehalten und viele Soldaten im Feld haben selbst die silbernen Zargen am eisernen Kreuz mit Kerzenruß geschwärzt.

    2. Die Sekunde:

    Bekanntermaßen ist eine funktionierende Uhr die Lebensversicherung eines Tauchers. Eine Uhr mit Sekundenzeiger gibt augenblicklich Auskunft über ihren Zustand, dennoch hat man bei auffällig vielen Modellen darauf verzichtet.

    :verdacht:

    • Offizieller Beitrag

    Moin Harry,

    zuerst müssen wir Vintageuhren und extra ausgelieferte Militäruhren trennen.


    Normale Vintage-Uhren (auch diese wurden im militärischen Einsatz getragen) können und dürfen polierte Gehäuse haben.


    Dann gibt/gab es spezielle Uhren fürs Militär. Und hier muss wiederum getrennt werden, denn es gab verschiedene Einsatzgebiete.

    U-Boote, Taucher, Piloten, Flugzeugbesatzung, Marine (über Wasser), Heer.

    So unterschiedlich die Einsatzbereiche, so unterschiedlich waren die Uhren.

  • interessante Fragen. Ich vermute mal, weil man sich einen entsprechenden Markt dafür verspricht und nicht, weil man 1zu1 ein historisches Modell wieder auferstehen lassen möchte. Ich bin selber ein großer Vintage Fan. Was früher einen Nutzen und Sinn hatte, ist bei vielen Vintage Sachen und nicht nur bei Uhren heute irrelevant. Es zählt die Optik. Vintage bedeutet nicht zwangsläufig eine 100%ige Authentizität zum Original, sondern vielmehr eine Anlehnung dazu. Old School ist das gleiche und da sich Waren halt auch verkaufen lassen müssen, wird oftmals ein Spagat zwischen Retro und Moderne realisiert.

    • Offizieller Beitrag

    Du meinst also die PAMs fürs Militär ?


    Diese Uhren waren gedacht, nach meinem Wissen, für den Einsatz der Taucher, die vornehmlich in Hafenbecken zum Einsatz kamen.

    Da die Taucherzeit nicht so lange war, die Haftminen einen Zeitzünder hatten, war der Sekundenzeiger nicht zwingend nötig.


    Die Ablesbarkeit der Zeit war wichtiger.

  • Man sollte sich zu aller erst mit der zeitlichen Achse in der Entwicklung sog. Taucher Uhren beschäftigen

    In den 30er Jahren als die ‚Officine Panerai‘ den Auftrag bekam Uhren für den militärischen Einsatz zu liefern bzw zu entwickeln, gab es nichts mit den bekannten Spezifikationen auf dem Markt.

    Drehlünette, mitlaufender Sekundenzeiger, Skalierung zum Ablesen der Tauchzeit wurde später erst entwickelt bzw benötigt.

    Die immer wiederkehrende Verwirrung , Fehlinformation und schlichtes Desinteresse bis zur Faktenleugnung, um die Zusammenhänge mit Rolex und G. Panerai gehört bei dieser Analyse genau betrachtet.

    Schon 1927 hat Rolex einen ( zur damaligen Zeit) besonderen PR coup gelandet in dem das Unternehmen ein junge britische Schwimmerin (sex sells) mit einer Oyster am Arm den Ärmelkanal durchschwimmen liess.

    Was lag näher als sich dieser Patente zu bedienen ( verschraubte Krone / wasserdichtes case) und anstatt den ‚modischen‘ Art deco Blättern oder den klassischen Blättern mit römischer Bezifferung ein Blatt zu entwickeln was in dunkler Umgebung und Unterwasser leuchtet.

    Das waren die ersten Parameter welche zur Entwicklung der Rolex/Panerai 3646 führten.


    Alle anderen Entwicklungen und Spezifikationen kamen erst nach dem Krieg und besonders in den 50/60 Jahren als das ‚sport / Freizeittauchen‘ immer größere Beliebtheit fand.

  • Ich glaube ihr versteht nicht worauf ich hinaus möchte. Die Flieger damals hatten matte Gehäuse um nicht aufzufallen. Bei den Kampfschwimmern scheint man sich da gar keine Gedanken gemacht zu haben.

    Sicher Ablesbarkeit war wichtiger als Genauigkeit auf die Sekunde. Ablesbarkeit nutzt aber gar nichts wenn die Uhr nicht läuft. Da ist ein Sekundenzeiger bestes Mittel zur Funktionskontrolle.

  • Nun ja, die Uhren für Piloten waren matt, soweit so gut, aber es gab auch Uhren für die Bordbesatzung. Die mussten nicht matt sein.

    Gerne werden solche Uhren als Fliegeruhren bezeichnet, obwohl es keine Fliegeruhren waren.

    ist die Bezeichnung Fliegeruhr nicht sowieso falsch und müsste eigentlich Pilotenuhr genannt werden, so wie die entsprechenden Brillen auch? Außerdem kenne ich keine Uhr die fliegen kann und wenn, dann nur einmal :G

  • Die erste „Fliegeruhr“, die Cartier Santos, war nicht geschwärzt.


    Ich bin zwar nicht so firm auf dem Sektor Fliegeruhren, aber jene die mir aus den 20er, 30er ind 40er Jahren bekannt sind (Longines Lindbergh, 1927 oder IWC, 1936, oder auch Hanhart aus den 40ern) waren nicht geschwärzt. Da standen andere Kriterien wie eine gute Ablesbarkeit auch unter widrigen Lichtverhältnissen im Vordergrund.

    Gruß, René



    Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehn, dass er nicht dabei zum Ungeheuer wird. Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein.

    Friedrich Nietzsche

  • Ich glaube ihr versteht nicht worauf ich hinaus möchte. Die Flieger damals hatten matte Gehäuse um nicht aufzufallen. Bei den Kampfschwimmern scheint man sich da gar keine Gedanken gemacht zu haben.

    Sicher Ablesbarkeit war wichtiger als Genauigkeit auf die Sekunde. Ablesbarkeit nutzt aber gar nichts wenn die Uhr nicht läuft. Da ist ein Sekundenzeiger bestes Mittel zur Funktionskontrolle.

    IWC und Lange & Söhne hatten z. b. ( B - Uhren) Stahlgehäuse aus staybrite Stahl, die bei Auslieferung genau so glänzten wie eine satinierte Uhr heute .

    Das damals verwendete Radium muss ohnehin so pervers geleuchtet haben das dies bei einem dunklen Gehäuse noch mehr geknallt hätte.

    Die Patina nach 70 Jahren kann man nicht mit dem Auslieferungszustand vergleichen.

    Zum Werk , da hat man eben das genommen was funktioniert hat. Was bei Taschenuhren für die Eisenbahner funktionierte hat man eben auch an‘s Handgelenk gedengelt. Sicherheits Margen und back up System waren zweitrangig , da jeder Pilot oder Torpedo Steuermann insgeheim damit rechnen musste das der nächste Flug / Einsatz der letzte sein könnte.

    • Offizieller Beitrag

    Wenn ich Harry richtig verstanden habe, dann reden wir über Uhren fürs Militär, und nicht über die zivile Luftfahrt, oder Taucheruhren für Jedermann.


    Die Aktionen der sogenannten Froschmänner wurden im Vorfeld akribisch ausgearbeitet. Und klar wurde vorher geprüft ob die Uhren funktionieren.

    Deswegen war auch die Sekundenanzeige nicht sooo wichtig.

  • Zuallererst war die Wasserdichtigkeit wichtig. - Konnte damals nur Panerai (mit dem Rolex-Gehäuse)


    DANN kam die Ablesbarkeit unter Wasser - Zifferblatt speziell von Panerai entwickelt (Sandwich usw.)


    DANN erst machte man sich Gedanken über Auffälligkeit - hierbei war nicht der "Glanz" entscheidend, sondern die Menge der Leuchtmasse viel eher (California-Dials/Fuzzy Kiefer Dials etc.)


    DANN kamen Sekunden (die in den ersten Werken einfach nicht vorhanden waren) als Kriterium dazu - Es gibt eine Geschichte in der einer der deutschen Taucher seine Kameraden imponierte, indem er (zurück auf dem Boot) die genaue Explosionszeit nennen konnte als Gag - weil ER Sek hatte und die anderen nicht. Cortebert vs. Angelus-Werke


    Siehe Timeline von José (ganz unten auf seinem Blog) und unzählige Artikel dazu bei ihm. Hochinteressant sich da einzulesen. https://perezcope.com/2019/03/…-panerai-3646-at-fellows/

  • ist die Bezeichnung Fliegeruhr nicht sowieso falsch und müsste eigentlich Pilotenuhr genannt werden, so wie die entsprechenden Brillen auch? Außerdem kenne ich keine Uhr die fliegen kann und wenn, dann nur einmal :G

    Es gab ja diverse Uhren für verschiedene Einsatzzwecke.

    Eine Uhr wie die Mark X. Als Bsp diente nur dazu den Piloten die Zeit an zu zeigen ( klar, mehr konnte sie auch nicht)

    Eine B Uhr sowie die Chronographen diente zur Navigation und Zeitnahme , Berechnung von Entfernungen


    Sog ‚Bomb timer‘ ( Chronographen)waren in Bombern in Kombination mit den Abwurfmechanismen gekoppelt um punktgenaue Abwürfe zu realisieren.

  • Es gab ja diverse Uhren für verschiedene Einsatzzwecke.

    Eine Uhr wie die Mark X. Als Bsp diente nur dazu den Piloten die Zeit an zu zeigen ( klar, mehr konnte sie auch nicht)

    Eine B Uhr sowie die Chronographen diente zur Navigation und Zeitnahme , Berechnung von Entfernungen


    Sog ‚Bomb timer‘ ( Chronographen)waren in Bombern in Kombination mit den Abwurfmechanismen gekoppelt um punktgenaue Abwürfe zu realisieren.

    na, wenn du dich nicht auskennst, dann weiß ich es nicht. Krass :gut:

  • 1. Erstaunlicherweise hatte sich dazu weder Rolex noch Panerai Gedanken gemacht. Matte Gehäuse kamen erst mit der GPF 2/56 zum Einsatz.


    2. Die 2533 aus dem Rolex Katalog von 1935 hatte eine kleine Sekunde bei 9, wie aus diesem Bild ersichtlich ist. Offenbar wollte man die Zifferblätter jedoch so einfach wie möglich halten und hat die kleine Sekunde weggelassen. Das muss ein ganz bewusster Schritt gewesen sein, da die Taschenuhrwerke immer mit kleiner Sekunde ausgestattet waren. Bei diesen Werken hat man die Sekundenstifte entweder abgetrennt oder die Räder speziell dafür produziert.


    170714_rolex_2533.jpg



    Diese Uhren waren in keiner Weise die Lebensversicherung des Tauchers. Die Italiener sind mit Sauerstoff-Kreislauftauchgerät (Oxygen Rebreather) in maximal 12 Meter Tiefe getaucht. Diese Geräte hatten eine Autonomie von bis zu 5 Stunden. Die Uhr diente lediglich dem Ablesen der Zeit. Die Zeitzünder waren auf 3 bis 5 Stunden gestellt.


    Man sollte diese Art von Tauchen nicht mit Presslufttauchen verwechseln. Mit Pressluft muss man die max. Zeit in jeder Tiefe genau timen, speziell auch die Dekompressionszeiten, daher auch die Drehlünette. Bei den von den Italienern verwendeten Kreislauftauchgeräten war das nicht nötig.


    Bob Barth hat mir bei unserem Treffen immerwieder gesagt, die Uhr sei nur dazu da um die "fcuking" Zeit abzulesen. Beim Sättigungstauchen braucht es nämlich auch keine Uhr, da alles von einer Mission Control gesteuert wird. Diese Taucher bleiben jeweils bis zu 6 Stunden im Wasser und gehen danach in die Druckkammer an Bord eines Supportschiffes schlafen. Auch hier sind Uhren Schickschnack, speziell die Drehlünette. Bob meinte, die sei höchstens gut um ein Ei zu kochen. :lol:


    Er hat seine mehrmals verloren und mit Leim wieder draufgeklebt. :dance:



    LG, Jose