Probus Scafusia: Die GST Aquatimer, Referenz 3536-02, der International Watch Co.


  • Probus Scafusia: Die GST Aquatimer, Referenz 3536-02, der International Watch Co.



    Die International Watch Company:


    Firmengründung; Höhen und Tiefen


    Im Jahr 1868 gründete der amerikanische Ingenieur und Uhrmacher Florentine Ariosto Jones (1841–1916), der ehemalige Direktor von E. Howard & Co. in Boston, dem damaligen führenden Uhrenhersteller in Amerika, die International Watch Company in Schaffhausen.
    F.A. Jones wollte modernste Technologie aus den USA mit Schweizer Handwerkskunst kombinieren, um Uhren, Werke und Uhrenteile für den amerikanischen Markt herzustellen.


    Achtzehn Jahre früher baute der Schweizer Industrielle und Uhrenhersteller Johann Heinrich Moser („H. Moser & Cie“) das erste Wasserkraftwerk in Schaffhausen und legte so den Grundstein für die zukünftige Industrialisierung der kleinen Stadt am Rhein. Er traf F.A. Jones 1868 wahrscheinlich in Le Locle und zeigte großes Interesse an seinen Plänen, ein Werk zur Uhrenherstellung zu bauen und so überredete er den Amerikaner, mit an den Rhein zu kommen. Gemeinsam legten sie dann den Grundstein für den einzigen Uhrenhersteller in der Nordostschweiz: The International Watch Company in Schaffhausen wurde Realität.
    Zunächst arbeitete und produzierte F.A. Jones im Fabrikgebäude von Heinrich Moser, doch schon bald reichte der Platz dort nicht mehr aus und er pachtete weitere Räume im Oberhaus, einem der ältesten Gebäude in Schaffhausen. Doch auch im Oberhaus wurde es schnell zu eng und so entschloss sich Jones, ein eigenes passendes Gebäude zu bauen.
    Mit der Planung und dem Bau der Fabrik, die Platz für bis zu 300 Arbeitsplätze bieten sollte, wurde der Schaffhausener Architekt G. Meyer beauftragt und im Frühjahr 1875 wurden die Bauarbeiten abgeschlossen. Zunächst arbeiteten 196 Personen in der 45 Meter langen Fabrik in der Baumgartenstrasse 15.


    Aus Jones’ Vorhaben, die Uhren verstärkt in den USA abzusetzen, wurde zunächst wegen der hohen amerikanischen Einfuhrzölle nichts und auch die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft 1874 brachte die Firma nicht auf die angepeilte Erfolgsspur und so zog sich F.A. Jones 1880 wieder in die Vereinigten Staaten zurück.


    Die IWC wird 1880 durch den Schaffhausener Fabrikanten Johannes Rauschenbach übernommen und mit dem Eintritt von Urs Haenggi, der sich hauptsächlich um den Vertrieb und die damit verbundene Kundenakquise kümmerte und der Übernahme der technischen Leitung durch Johann Vogel, der auch das Nummernsystem für die IWC-Kaliber einführte, stellte sich auch endlich der gewünschte Erfolg der Marke ein.


    Schon ein Jahr nach der Übernahme stirbt Johannes Rauschenbach und sein Sohn Johannes Rauschenbach-Schenk übernimmt das Ruder, bis auch er 1905 stirbt. Die IWC wird an Ernst Homberger-Rauschenbach, den Psychoanalytiker Carl Gustav Jung und dessen Frau Emma Marie Rauschenbach-Jung vererbt und firmierte ab dann unter „International Watch Co. J. Rauschenbach's Erben“. Ernst Homberger-Rauschenbach übernimmt 1929 die Anteile von C.G. Jung und seiner Frau und führt die jetzt „International Watch Co. Uhrenfabrik von Ernst Homberger Rauschenbach“ genannte Firma bis zu seinem Tode im Jahr 1955.


    Die IWC wird erst deutsch und dann „afrikanisch“


    Hans Ernst Homberger, der Sohn von Ernst Homberger-Rauschenbach, übernimmt und führt das Unternehmen bis 1978 und verkauft dann die durch Goldpreiserhöhungen und Dollarsturz angeschlagene Firma an die deutsche VDO Adolf Schindling AG, die bereits Eigentümer der traditionsreichen Manufaktur Jaeger-LeCoultre ist. 1991 gehen beide Uhrenmarken an die Mannesmann AG.


    Hier übernimmt Günter Blümlein die Führung der IWC und führt sie zu bis dahin nicht gekanntem Erfolg.
    Blümlein gründet die „Les Manufactures Horlogeres“ (LMH)-Gruppe mit Sitz in Schaffhausen, die 100% an der IWC, 60% an Jaeger-LeCoultre und 90% an der wiederbelebten sächsischen Uhrenfabrik A. Lange & Söhne hält und insgesamt rund 1440 Mitarbeiter beschäftigt.


    Blümlein holt Anfang der 1980er Jahre Ferdinand Alexander Porsche zur IWC, beziehungsweise verpflichtet er ihn als Designer für die sehr erfolgreiche „Porsche Design by IWC“ Sportuhren-Reihe.


    Im Jahr 2000 wird Mannesmann an die britische Vodafone verkauft, die Uhrengruppe LMH geht im gleichen Jahr zu einem Preis von 2,8 Milliarden CHF an den südafrikanischen Richemont-Konzern. Trotz der Übernahme wird die Eigenständigkeit und Kontinuität der LMH-Marken als geschlossene Einheit unter dem bestehenden Management weiterhin gewährleistet und sowohl Jaeger-LeCoultre als auch A. Lange & Söhne und die IWC können ihren Erfolg fortführen.


    Die horologischen Highlights der IWC


    Echte uhrmacherische Originale sind schon bald nach der Firmengründung entstanden, beispielsweise die Pallweber-Taschenuhr mit digitaler Anzeige der Stunden und Minuten, die schon 1885 präsentiert wurde.
    Die „Portugieser“ war und ist ebenso eine Ikone im Uhrenbau wie die Fliegeruhr „Mark XI“, die von 1948 bis 1981 gebaut wurde und von 1949 bis 1981 offizielle Dienstuhr der Piloten der Royal Air Force war.
    Die 1985 vorgestellte IWC „Da Vinci“ zeigte deutlich, dass echte Uhrmacherkunst auch in der Ostschweiz, also abseits der bekannten Uhrmacherzentren, entwickelt und gebaut werden konnte. Die „Da Vinci“ war der weltweit erste mechanische Armbandchronograph mit dem ewigem Kalender nach Kurt Klaus. Der Bau hochkomplexer Uhren wurde zu einer Tradition in Schaffhausen: Es folgte die „Grande Complication“ und zum 125-jährigen Firmenjubiläum im Jahr 1993 erschien die auf 125 Stück limitierte „Il Destriero Scafusia“ („Das Schaffhausener Schlachtross“), die mit 22 integrierten hochkomplexen Funktionen seinerzeit komplizierteste Armbanduhr der Welt. Bis heute sind hochkomplexe Uhren im IWC Portfolio zu finden, aktuell dürfte die „Siderale Scafusia“ das Maß der Dinge darstellen.


    Auch für technisch anspruchsvolle Kunden fand sich immer etwas im Angebot der Schaffhausener Uhrenbauer. 1955 wurde die „Ingenieur“ präsentiert, bei der es den Entwicklern gelungen war, dem für Uhren schädlichen Magnetismus ein Schnippchen zu schlagen, indem sie das Uhrwerk in einen Weicheisenkäfig innerhalb des Uhrgehäuses packten und die „Ingenieur“ so gegen magnetische Felder bis zu einer garantierten Stärke von 80.000 A/m schützten.
    Den Weltrekord im Magnetfeldschutz stellte 1989 die vom Stardesigner Gérald Genta entworfene „Ingenieur 500 000 A/m“ auf, die, wie der Name schon andeutet, magnetischen Feldern mit einer Stärke von 500.000 Ampere pro Meter klaglos widerstehen konnte und das nur mit neuen Materialien im Uhrwerk und ganz ohne den Weicheisenkäfig.
    Mehr noch, die Ingenieure der IWC testeten die „Ingenieur 500 000 A/m“ in einem Kernspintomographen und setzten sie magnetischen Feldern mit einer Stärke von unglaublichen 3,7 Millionen A/m aus, die die Uhr schadlos überstand. Damit dürfte die „Ingenieur 500 000 A/m“ die Uhr sein, die sogar der Marvel Comics Antiheld „Magneto“ problemlos tragen könnte.


    Aber nicht nur bei den Werkstoffen im Uhrwerk gingen die Schaffhausener eigene und neue Wege, auch bei den Materialien für Bänder und Gehäuse leistete die IWC Pionierarbeit. Wie schon die amagnetische Niob-Zirkon-Legierung für die Flachspirale der „Ingenieur 500 000 A/m“ ein Novum war, so war das auch der Einsatz von Titan als Gehäuse- und Bandmaterial bei den „Porsche Design by IWC“ Uhren (ab 1981) und von Keramik bei der „Da Vinci Keramik“ (1986).






    … to be continued…

  • Die Taucheruhren der IWC:


    Im Vergleich zu den großen Schweizer Mitbewerbern startete die IWC spät in den Taucheruhrenmarkt. Während Rolex, Omega und Blancpain schon in den 1950er Jahren die für die Erkundung der Unterwasserwelt lebenswichtigen Zeitmesser anboten, lancierte die IWC ihre erste Taucheruhr erst Mitte der ‘60er Jahre des letzten Jahrhunderts: 1966 stellten die Schaffhausener ihre bis zu einer Tiefe von 200 Meter wasserdichte Referenz 1812 vor, eine Taucheruhr mit „Compressor“-Gehäuse mit innenliegendem Drehring, der über eine zweite Krone bei 4 Uhr auf den Abtauchzeitpunkt eingestellt werden konnte. Die Referenz 1812 und die rund zwei Jahre später erschienene Referenz 1816 mit kissenförmigem Gehäuse erhielten in den 1970er Jahren den wohlklingenden Namenszusatz „Aquatimer“ und blieben, zusammen mit der 1978 lancierten Referenz 1822, bis 1982 im IWC Programm.



    1982 war dann erst einmal Schluss mit der „Aquatimer“.
    Der Name verschwand für die nächsten sechzehn Jahre vom Uhrenmarkt. Sport-, Profi und Schreibtischtaucher konnten zwar immer noch für sie geeignete Uhren aus Schaffhausen beziehen, jetzt allerdings unter dem Sub-Label „Porsche Design by IWC“ – auf die Bezeichnung „Aquatimer“ mussten die Käufer allerdings verzichten, die entweder bis 50 oder 200 bar druckfesten Uhren im elegant-futuristischen Titangehäuse hörten jetzt auf den Namen „Ocean 500“ oder „Ocean 2000“.
    Die Ocean-Modelle waren die ersten IWC Taucheruhren mit außenliegendem Drehring und sie sorgten auch dafür, dass der Werkstoff Titan in der Uhrenfertigung deutlich populärer wurde.


    Das Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung war übrigens von der Qualität der Ocean 2000 derart überzeugt, dass die IWC als Ausrüster für die Dienstuhren der Kampfschwimmer und Waffen- und Minentaucher der Bundesmarine ausgewählt wurde.



    Die IWC GST Aquatimer:


    Die sportliche GST Linie, GST steht hier für die in der Reihe verwendeten Gehäusematerialien Gold, Stahl und Titan, kam 1998 auf den Markt, erhältlich waren sportliche Chronographen mit Durchmessern in 34 und knapp 40 Millimeter, ebenso sportliche Uhren mit Weckerfunktion und 39 Millimeter Durchmesser und die Taucheruhren mit 42 Millimeter Durchmesser.




    Bei den jetzt wieder „Aquatimer“ genannten druckfesten Modellen für engagierte Wassersportler verzichtete die IWC allerdings auf die Goldgehäuse, da hier der gewünschte Widerstand gegen die bis zu 200 bar Wasserdruck nicht realisierbar gewesen wäre, die Buchstabenkombination „GST“ im Modellnamen blieb den Aquatimern aber dennoch erhalten.



    In der „Aquatimer“ tickt, wie auch schon in der Vorgängerin „Ocean“, das auf dem ETA Kaliber 2892-A2 basierende und umfangreich modifizierte IWC Kaliber 37524.
    Laut zeitgenössischen Berichten seien die durch die IWC am Basiswerk vorgenommenen Änderungen so umfangreich, dass „man fast von einer Totalrevision sprechen könne“.
    Fast alle wichtigen Bestandteile, von der Hemmung bis zur Zugfeder, seien entfernt und durch entsprechende Teile aus der IWC-Manufaktur ersetzt worden, selbst die Stahlkugeln im Kugellager des Rotors durften nicht bleiben, sie wurden durch Kugeln aus künstlichem Rubin ersetzt, durch die sich unter anderem die Reibung im Lager reduziert, so steht es jedenfalls in einschlägiger Fachliteratur.


    Ob die gravierenden Änderungen am Uhrwerk tatsächlich Realität sind, kann ich dank fehlender Kenntnis nicht verifizieren und unterschiedliche und belastbare Quellen finden sich auch nicht wirklich, möglicherweise gehören die Rubinkugeln und die modifizierte Hemmung ja ins Reich der Mythen.



    Nicht dorthin gehört aber die Tatsache, dass die IWC bei der Illumination der Zifferblätter in den Jahren 1998 bis 2001 einen sehr eigenen Weg ging. Während diesem Zeitraum verwendeten die Schaffhausener zwei verschiedene Leuchtmassen: Der 12 Uhr Index, der Leuchtpunkt auf der Lunette und die Zeiger waren mit Tritium beschichtet, für die anderen Indices kam hingegen Swiss Super-LumiNova® zum Einsatz. Ab 2002 und bis zur Einstellung der GST-Reihe leuchteten die Uhren dann einheitlich mit Swiss Super-LumiNova®.
    Durch die Verwendung unterschiedlicher Leuchtmassen musste es zwangsläufig auch unterschiedliche Beschriftungen der Zifferblätter geben. Zum einen „Swiss Made“ bei den mit Swiss Super-LumiNova® beschichteten Zifferblättern und zum anderen „T Swiss Made T“ bei den mit Tritium und Swiss Super-LumiNova® beschichteten. Die Beschriftung wurde links und rechts des 6 Uhr Index aufgebracht und dazu die aufgedruckten Minutenmarkierungen etwas gekürzt, und zwar auf jeder Seite drei bei dem Tritium-Blatt und nur zwei beim Blatt mit Super-LumiNova. Es gibt aber auch Uhren, die drei verkürzte Markierungen haben, aber nur mit „Swiss Made“ signiert sind. Das ist kein Hinweis auf eine Fälschung oder ein Zifferblatt eines Drittanbieters, sondern ein seltenes Zifferblatt aus der Übergangszeit im Jahr 2002 und anscheinend nur bei Aquatimern mit Titangehäuse zu finden.


    Die Zifferblätter und Zeiger der drei Aquatimer-Referenzen unterscheiden sich übrigens auch.
    Am augenscheinlichsten ist es ganz klar bei der 3536-03, das weiße Blatt ist hier mit gelbgoldenen Indexen belegt und hat dazu passend auch gelbgoldene Zeiger. Die hier vorgestellte Referenz 3536-02 hat polierte und rhodinierte Indexe und Zeiger und die Referenz 3536-01, das ist dann die Uhr mit Titangehäuse und -band, keine Auflagen sondern ein bedrucktes Zifferblatt und weißlackierte Zeiger, die Leuchtmasse ist bei allen Referenzen gleich.



    1999 bekam die Aquatimer Verstärkung: IWC brachte die „Deep One“ parallel zur immer noch erhältlichen GST-Reihe auf den Markt. Eine massive Taucheruhr, ausschließlich im Titangehäuse erhältlich, jetzt wieder mit innenliegendem Drehring und einem integrierten mechanischem Tiefenmesser mit Schleppzeiger und Anzeigebereich bis 45 Meter.
    IWC nutzte für die Deep One das bekannte Titangehäuse der Aquatimer, die angegebene Druckfestigkeit lag allerdings nur noch bei 100 Metern, aber da hier die echte Tauchtiefe gemeint ist, darf die Deep One durchaus zu den professionellen Taucheruhren gezählt werden.
    In der Deep One tickte das IWC Kaliber 8914, welches das Jaeger-LeCoultre Kaliber 891 zur Basis hat.
    Das Design der Deep One zeigt zudem schon sehr deutlich, wohin die Reise in ein paar Jahren für die Aquatimer gehen wird…



    … die ab 2004 erhältliche Aquatimer Automatic 2000 Titan, Referenz 3538-03, ist der Deep One gewissermaßen wie aus dem Gesicht geschnitten. Die Uhr gab es auch als einfaches Stahlmodell (Ref.: 3548), als Cousteau Edition (ebenfalls Ref.: 3548), als Chronograph in Stahl und Titan (Ref.: 3719) und als Schleppzeiger-Chronograph (Ref.: 3623)



    Die IWC blieb der Tradition der radikalen Designänderungen bei der Aquatimer auch bei der folgenden Generation treu, bei der 2010 lancierten Aquatimer Automatic 2000, Referenz 3568, wanderte der Drehring wieder einmal nach außen, es gab nur noch eine Edelstahlvariante, die Uhr war wieder bis 200 bar wasserdicht und konnte mit schwarzem oder weißem Zifferblatt und mit Stahl- oder Kautschuk-Armband mit Faltschließe geordert werden.



    2014 erschien die bisher letzte Ausführung der Aquatimer auf dem Markt. Auch wenn beim letzten Modellwechsel der Drehring zur Abwechslung mal halbwegs da blieb, wo er schon beim Vorgänger war, ist das Design der aktuellen Aquatimer wieder radikal anders. Symmetrie-Fans wird die Anordnung der Lunetten-Kupplung bei 9 Uhr freuen, liegt doch die Aufzugskrone bei der 3.
    Freunde des klassischen Uhrendesigns hingegen wird das Aussehen der Referenz 3290 wohl mehr vom Kauf abhalten als der hohe Preis und das in ihr tickende, auf dem ETA 2892-A2 basierende und nur wenig modifizierte IWC Kaliber 30120…
    … der Drehring blieb übrigens nur halbwegs da, wo er schon bei der Referenz 3568 war, weil IWC hier ein neues Patent zum Einsatz brachte: den mechanischen Aussen-Innen-Drehring mit SafeDive-System. Hier wird über die außenliegende Drehlunette die innenliegende Skala verstellt.


    … to be continued…

  • Prolog (kann durchaus übersprungen werden):

    Ende Dezember 1988 endete meine vierjährige Dienstzeit als Richtfunker bei Ypsilon-Reisen („Wir buchen – Sie fluchen!“) und ich trat meinen Job im Zivilleben an. Jetzt verdiente ich „richtiges“ Geld und so leistete ich mir neben dem schon seit Ende der Grundausbildung vorhandenen BMW meine erste eigene Wohnung und die erste „teure“ Uhr, eine TAG Heuer 2000 Professional.


    Die Heuer kaufte ich meinem Freund Andreas ab, der von seiner Großmutter zu Weihnachten – oder war’s zum Geburtstag? – eine Rolex Submariner geschenkt bekam und deshalb für die Heuer keine weitere Verwendung mehr hatte. Fortan wurde meine Casio H101 Marlin, die mich während meiner Berufsausbildung und den vier Jahren Bundeswehr rund um die Uhr begleitet hat, in den wohlverdienten Ruhestand geschickt und die Heuer nahm ihren Platz ein und sorgte wohl auch dafür, das schon seit meiner ersten Armbanduhr, die ich 1971 zur Einschulung bekam, latent vorhandene Interesse an den kleinen Wundern großer Ingenieurskunst wachsen und gedeihen zu lassen.


    Einige Jahre später kam die Heuer in die Bucht, obwohl ich die Uhr sehr mochte und gern getragen habe. Das Teil nervte aber damit, ständig eine neue Batterie zu benötigen. Mein Freund Volker brachte mich dann auf die richtige Spur: Eine Uhr mit automatischem Aufzug sei der Weisheit letzter Schluss, schließlich braucht diese Art von Perpetuum Mobile keine Batterien.


    Das leuchtete ein und so erstand ich eine Tudor Prince Oysterdate mit kupferfarbenem Zifferblatt, silbernen Stabindizes, Oysterband und Saphirglas. Die Tudor sah gut aus, lief sehr exakt, wirkte an meinem dürren Arm aber doch ein wenig klein und so schaute ich mich nach etwas passenderem um. Mit Volker besuchte ich die Uhrenbörse, die seinerzeit noch in der Kölner Flora veranstaltet wurde, verliebte mich in Rolex SeaDweller, Zenith De Luca und etliche andere exklusive Taucheruhren und musste leider feststellen, dass alle mich interessierenden Modelle weit über meinem Budget lagen. Was also tun?
    Eine neue Uhr musste ja her, denn die Tudor stand zum Verkauf in der Bucht, die Casio wollte ich nicht mehr tragen und die Swatch GB 105 „Blackout“ war im Alltag zu unpraktisch – to make a long story short: Am Ende des Tages fuhr ich sehr zufrieden und ziemlich stolz mit einer Rolex Oyster Perpetual Datejust, Referenz 1601, mit Jubilé-Band, silbernem Zifferblatt, Stabindizes und Plexiglas am Handgelenk nach Hause.
    Die Liebe zu den exklusiven Taucheruhren aber blieb, auch wenn es noch ein paar Jahre dauern sollte, bis die erste solche Uhr zu mir fand.

    … to be continued…

  • Die Uhr:


    Anfang des Jahres entschied ich, mir zum nächsten Geburtstag eine (weitere) hübsche Schweizer Taucheruhr zu schenken. Es stand sogar schon unumstößlich fest, dass es ein Klassiker aus Biel werden sollte, nämlich die Omega Seamaster 300 M Chronometer „Peter Blake“, Ref.: 2254.50.00.
    Ein im Januar gestarteter Kaufberatungsfaden in einem anderen Forum eröffnete mir dann allerdings noch ein paar andere Perspektiven, auch wenn es wohl einige von mir unbemerkte tektonische Plattenverschiebungen gegeben haben musste, da statt der gewünschten Schweizer auch Deutsche und Italiener genannt wurden und natürlich auch die obligatorische Seiko-Empfehlung nicht fehlte, obwohl sehr deutlich darauf hingewiesen wurde, dass die Japaner definitiv niemals in Frage kämen – immerhin blieb ich vor Steinhart-Empfehlungen verschont.
    Letztendlich grenzte ich die Auswahl auf fünf sichere und zwei etwas wackligere Kandidaten ein und entschied mich Ende Februar endgültig für die IWC GST Aquatimer in Stahl, auch wenn der Preis für die Uhr am Ende dann doch ein gutes Stück außerhalb des ursprünglich angesetzten Budget lag.
    Die Suche nach der richtigen Uhr – ich wollte unbedingt eine nicht polierte 3536-02 in bestmöglichem Originalzustand mit allem Zipp und Zapp – gestaltete sich als nicht besonders schwierig, allerdings auch als nicht unbedingt leicht. Präferiert wurde zuerst eine Uhr aus Großbritannien, deren Anbieter aber nicht – oder besser: viel zu spät – auf meine Anfragen reagierte, dann eine aus Malta, die aber kurzfristig an einen anderen Interessenten ging. Gekauft habe ich letztendlich dann in Deutschland, in der Nähe von Jülich.
    Bei meiner Aquatimer handelt es sich um ein vollständig originales und unpoliertes Modell aus der ersten Serie. Die Uhr stammt aus erster Hand und kam im Full-Set mit allem drum und dran, sogar die winzigen Ersatzschräubchen für die Lunette sind dabei. Die Aquatimer wurde getragen und hat an Band und Gehäuse natürlich auch entsprechende Spuren – allerdings nichts Wildes, keine tiefen Schrammen, Dellen oder Kratzer, sondern nur oberflächliche Spuren. Die letzte Revision liegt ein paar Jahre zurück aber die Gangwerte sind für das alte Schätzchen hervorragend, die Weishi zeigt in allen Lagen eine Amplitude von >280°, der Abfallfehler liegt bei 0,0 Millisekunden und die tägliche Abweichung beträgt auf der Waage – 4 bis + 2 Sekunden, am Arm sind es bei meinen Tragegewohnheiten ungefähr – 1,5 Sekunden.
    Das Beste an der Uhr ist aber, dass sie immer noch ihr erstes, originales „T Swiss Made T“ Zifferblatt mit den beiden unterschiedlichen Leuchtmassen trägt.


    Gehäuse:
    Material: satiniertes und poliertes Edelstahl
    Glas: bombiertes Saphirglas, nicht entspiegelt
    Gehäuseboden: verschraubter und gravierter Gehäuseboden
    Abmessungen: Ø 42.00 mm, Höhe: 14.50 mm, Länge (über die Hörner gemessen): 49.00 mm
    Gewicht: ca. 175 g
    Wasserdichtigkeit: wasserdicht bis zu einem Druck von 200 bar (2000 m)
    Eigenschaften: außen liegende einseitig drehbare, einrastende Taucherlunette mit polierten Relief-Zahlen und 60 Klicks, gesichert gegen unbeabsichtigtes Verstellen, mit Fisch-Symbol signierte Krone bei 3 Uhr, innen verschraubt, 6,6 mm Durchmesser, 3 Dichtungen, separater Kronentubus aus Stahl


    Zifferblatt und Zeiger:
    Farbe: mattschwarzes Zifferblatt, rhodinierte und polierte Zeiger
    Stundenskala: aufgesetzte Indices, rhodiniert und poliert und mit Tritium und Swiss Super-LumiNova® belegt, aufgedruckte Minuterie
    Datumsanzeige bei 3 Uhr
    Zeiger: rhodinierte und polierte Zeiger, mit Tritium belegt


    Uhrwerk und Funktionen:
    Kaliber: vergoldetes Automatik-Kaliber 37524 (basierend auf ETA 2892-A2), 28.800 A/h, Zentralsekunde, Datumsscheibe schwarz mit weißer Schrift, 21 Lagersteine, Glucydur-Unruh, Nivarox-Spirale, stoßgesichert und antimagnetisch, perliert und mit Genfer Streifenschliff verziert, Rotor aus 21kt. Massivgold, Sekundenstopp, Handaufzugsmöglichkeit, Datumschnellschaltung
    Gangreserve: ca. 42 Stunden
    Funktion: Stunden, Minuten, Sekunden und Datum


    Armband:
    Material: satiniertes und poliertes Edelstahl
    Farbe: Silber
    Schließe: signierte Sicherheitsfaltschließe aus Edelstahl, Tastenverschluß, keine Taucherverlängerung
    Besonderheit: proprietäres IWC-Metallbandsystem mit Sicherheitstastenverschluß
    optional zusätzlich erhältliches Armband: Nylon mit Velcro-Verschluss, Bandanschlußstücke aus Stahl oder Titan


    Listenpreis (1998):
    6.300,00 DM (3.221,14 Euro)




















    Epilog:


    Mit der GST Aquatimer ist der IWC zur Jahrtausendwende ein weiterer ganz großer Wurf gelungen.
    Das Design gilt auch heute, mehr als 20 Jahre später, immer noch nicht als überholt. Während das matte Titangehäuse einen klaren und kühlen Technikcharme ausstrahlt, versprüht das Stahlmodell mit seinen satinierten und polierten Flächen an Band und Gehäuse gleichzeitig auch noch eine sportliche Eleganz.
    Qualitativ steht die Uhr ohnehin außerhalb jeden Zweifels und auch wenn das in der Aquatimer eingesetzte modifizierte ETA Uhrwerk nicht über ein gleichwertiges Image wie die bei Rolex und Co. verwendeten Manufaktur-Kaliber besitzt, so läuft die Aquatimer doch ausgesprochen exakt.
    Das IWC-Metallbandsystem mit Sicherheitstastenverschluß ist genial, durch den proprietären Bandanstoß aber, ähnlich wie bei der Oris Aquis, nichts für Bandwechsel-Fans und Nato-Strap Freaks.
    Seine Bandwechsel-Gelüste kann man bestenfalls mit dem optional erhältlichen Velcro-Strap (Ref.: IWA04925 für die Stahlausführung oder Ref.: IWA04920 für die Titanausführung) befriedigen.
    Die GST Aquatimer ist in meiner „Uhren-Karriere“ nach einer Porsche Design by IWC Sportivo 02 die zweite Uhr aus dem Hause International Watch Co. Beide Uhren konnten, bzw. können mich sowohl von den verwendeten Materialien, als auch von der Verarbeitungsqualität und der Präzision der verbauten Uhrwerke – die Sportivo mit Quarzwerk – absolut überzeugen.




    Fazit:


    Mit dem Kauf der GST Aquatimer habe ich mir einen Traum aus der Anfangszeit meines Uhrenlebens erfüllt, den ich (fast) schon beerdigt und vergessen hatte.
    Nach einigen Tagen ununterbrochenem Tragens – ja, ich habe mein Geburtstagsgeschenk schon einige Wochen vor meinem Geburtstag geöffnet und in Gebrauch genommen, darf es aber immerhin seit heute auch offiziell tragen – kann ich ehrlich sagen: Es wäre schade gewesen, wenn ich mir diesen Traum nicht erfüllt hätte.
    Die Uhr trägt sich trotz der Größe und dem nicht unerheblichen Gewicht ausgesprochen angenehm.
    Die Material- und Verarbeitungsqualität ist über jeden Zweifel erhaben, sämtliche Details sind hervorragend ausgeführt, sogar der Fisch auf der Krone ist exakt ausgerichtet und die Aquatimer ist schön, bildschön.
    Die Konstruktion des Armbands ist, wie schon erwähnt, genial, Bandglieder sind in Sekundenschnelle entnommen oder hinzugefügt, da verzeiht man es der Uhr gerne, dass sie keine Taucherverlängerung hat. Ebenso clever wurde die Lunette entwickelt, diese kann nur gedreht werden, wenn sie an zwei gegenüberliegenden Punkten heruntergedrückt wird.
    Etwas gewöhnungsbedürftig ist vielleicht die unterschiedliche Leuchtmasse auf Zeigern und Indexen, das Super-LumiNova leuchtet doch kräftiger als das Tritium, letzteres dafür aber länger und das war auch der Grund, weshalb man sich seinerzeit für diese ungewöhnliche Lösung entschied.



    Post Scriptum:
    Natürlich ist die Geschichte der IWC hier nur grob umrissen und unvollständig wiedergegeben, denn es lassen sich mehr als 150 Jahre Firmengeschichte in einem so kleinen Abriss einfach nicht vollständig darstellen und ebenso kann dabei nicht auf alle Highlights und Entwicklungen eingegangen werden, denn das würde Bücher füllen (und tut das auch!) und den Rahmen hier sprengen. Ich hoffe aber, dass ich mit meiner laienhaften Beschreibung ein kleines Stückchen der Geschichte der bis heute einzigen Uhrenmanufaktur in der Ostschweiz vermitteln konnte und ich Euch nicht zu sehr gelangweilt habe.



    Quellenhinweise:
    International Watch Co. „Die Uhren von IWC 1998/99“ und „Historical Selection – Engineering Time Since 1868“ | iwc.com | Chronos „Meilensteine: IWC“ | Wikipedia | Roger Rüegger Dive into Watches
    Bildquellen: Bild 1 bis 5 und 7 bis 10: International Watch Co. | Bild 6 und 11 bis 24: own work


    • Offizieller Beitrag

    Zitat: "Im Jahr 2000 wird Mannesmann an die britische Vodafone verkauft, die Uhrengruppe LMH geht im gleichen Jahr zu einem Preis von 2,8 Milliarden CHF an den südafrikanischen Richemont-Konzern."


    Richtig ist; der Richemont-Konzern ist NICHT südafrikanisch.
    Der Konzern hat seinen Sitz in der Schweiz.

    • Offizieller Beitrag

    Zunächst einmal herzlich willkommen in der Watchlounge :wink:


    Und dann ist das natürlich ein Superstart, sowohl was die Uhr angeht (ein absoluter Klassiker), als auch die tolle Vorstellung :gut::blume:


    Leider werden bei mir die Bilder nicht angezeigt :grb: , hier müsstest Du nochmal die Einbindung prüfen - unten rechts kannst Du auf das kleine graue Feld "Bearbeiten" klicken und nochmal schauen, wo der Fehler liegt.


    Bis dahin helfe ich nochmal mit Fotos aus ;) :




    Viel Spaß mit der 3536 in der "Männer-Version"!


    Christian

  • Ich weiß nicht wie es euch geht, aber ich finde den Beitrag klasse. :gut:



    Edit: Bilder sehe ich allerdings auch keine.

    Gruß, René



    Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehn, dass er nicht dabei zum Ungeheuer wird. Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein.

    Friedrich Nietzsche

  • Ganz herzlichen Dank für die Mühe, Christian.
    Beim nächsten Mal werde ich aufpassen, dass die Bilder richtig eingebunden sind , damit ich Dir oder einem anderen Moderator nicht wieder unnötige Arbeit aufbürden muss. ;)

  • Super Bericht, super Fotos - das Lesen lohnt sich in jeder Hinsicht!!! :verneig:


    Herzlichen Dank für die unheimliche Mühe und Recherchearbeit, die Du Dir gemacht hast. Ein sehr lohnenswerter Beitrag! Es geht doch nichts über das konsequente Hinarbeiten auf die Erfüllung eines Traums! :gut:

  • Hallo Moonbeam IV,


    sehr schöner Bericht und auch von mir ein herzliches Willkommen im IWC-Bereich der WL.


    Mit Deiner 3536 bist Du hier sicherlich sehr gut aufgehoben :G .


    ByTheWay...


    „Nach einigen Tagen ununterbrochenem Tragens – ja, ich habe mein Geburtstagsgeschenk schon einige Wochen vor meinem Geburtstag geöffnet und in Gebrauch genommen, darf es aber immerhin seit heute auch offiziell tragen – kann ich ehrlich sagen: Es wäre schade gewesen, wenn ich mir diesen Traum nicht erfüllt hätte.„


    ...Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag :blume: Alles richtig gemacht. :gut:

    Herzliche Grüße,


    Marcus


    * Ich kann nicht beeinflussen was andere über mich denken, aber ich kann entscheiden, ob es mich interessiert. *

  • Danke für das herzliche Willkommen, die Geburtstagsglückwünsche und die freundlichen Kommentare. :)




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    Die vergangenen 20½ Jahre haben natürlich ein paar Spuren an der Uhr hinterlassen, besonders am Band konnte man sehen, dass die Aquatimer gerne getragen wurde – insgesamt nichts wildes, keine tiefen Kratzer, Dellen oder Schmisse, aber die polierten Mittelglieder waren doch schon recht stumpf und die satinierten Armbandglieder hatten auch schon bessere Zeiten gesehen.



    Also wollte ich mich an einer möglichst schonenden Aufbereitung des Armbands probieren und dabei mit den 22 polierten Mittelgliedern der Uhr anfangen. Ich kann durchaus von mir behaupten, handwerklich nicht ganz unbegabt zu sein – ich arbeite seit mehr als 30 Jahren als Kundendiensttechniker im Außendienst, habe als Kind und Jugendlicher gerne und viel gebastelt und schraube gelegentlich auch an meinem mobilen Alteisen. Nur von Uhren habe ich bisher meine Finger gelassen.
    Das sich das Armband dank seiner genialen Konstruktion aber kinderleicht vollständig in seine Einzelteile zerlegen lässt und ich nicht mit irgendwelchen Maschinen arbeiten wollte, ging ich furchtlos zu Werke.



    Das Polieren:



    Bei der sich nun bietenden Gelegenheit wollte ich gleich drei Metallpolituren in Leistung und Verarbeitung miteinander vergleichen:

    • Cape Cod Poliervlies (12 Tücher in dekorativer Blechdose; 24,95 Euro)
    • Nevr Dull (5 Oz. / 142 g Polierwatte in Blechdose; 8,99 Euro)
    • Autosol Edel-Chromglanz (75 ml Tube; 5,79 Euro)


    Zuerst sollten den Mittelgliedern wieder zu ihrem ursprünglichen Hochglanz verholfen werden – jedenfalls so gut es eben geht – und dazu wurde das Band vollständig zerlegt. Ich reinige und sortiere bei der Gelegenheit gleich die Verbindungsstifte nach ihrer Größe, denn es gibt tatsächlich neun verschiedene Längen. Auch die zu polierenden Mittelglieder haben unterschiedliche Größen, was aber unproblematisch ist, da die Dinger „Technikersicher“ sind und jede Größe nur einmal passt.
    Um die Polierleistung der drei oben genannten Probanden fair vergleichen zu können, begrenze ich die Polierzeit auf 3 Minuten pro Bandglied und Politur.


    Cape Cod


    Nachdem das Band jetzt zerlegt ist, „spanne“ ich eines der Cape Cod Tücher um eine kleine Holzbox und dann wird gerubbelt.
    Das Tuch färbt sich schnell schwarz und verspricht eine ordentliche Polierleistung. Nach drei Minuten schrubben werden die Politurreste mit einem Microfasertuch abgewischt und die Oberfläche des jetzt bearbeiteten Mittelgliedes begutachtet:



    vorher



    nachher



    Nevr Dull


    Als nächstes soll das Nevr Dull zeigen, was es kann.
    Die in Oldtimer- und Motorradfahrerkreisen bekannte und beliebte Politur funktioniert auf ähnliche Weise wie die Poliertücher von Cape Cod, nur dass hier die reinigenden und polierenden Erdölderivate nicht in ein Tuch eingebracht sind, sondern in Watte.


    Mit der Watte muss natürlich anders gearbeitet werden, auf die Holzbox spannen entfällt aus nachvollziehbaren Gründen. Also zupfe ich ein wenig Watte das der Dose, klemme das Mittelglied fest zwischen Daumen und Zeigefinger der linken Hand und poliere mit rechts und festem Druck, die Watte verfärbt sich dabei kaum. Nach drei Minuten und einem kleinen Krampf ob der ungewohnten Haltung in der linken Hand sieht das polierte Bandglied dann so aus:



    vorher



    nachher



    Autosol Edel-Chromglanz


    Last but not least kommt das Autosol Edel-Chromglanz an die Reihe.
    Der Klassiker aus Solingen ist eine echte Hausnummer im Bereich Chrompolitur und -pflege und hat sicher Stoßstangen, Relinge und Zierteile von Millionen Yachten und Oldtimern auf Hochglanz gebracht. Auch wenn das Zeug Edel-Chromglanz heißt, so taugt es doch für alle unlackierten Metalle – Vater polierte mit Autosol und Sidol das Messing auf seinem Boot zu nie gekanntem Glanz und was für’s Boot und den Wagen taugt, kann für den Stahl der Uhr ja nicht verkehrt sein.


    Hier gehe ich ähnlich vor wie bei der Politur mit dem Cape Cod, ein weiches Papiertuch (Chicopee Veraclean Critical Cleaning Plus) wird mehrfach gefaltet und um die schon erwähnte Holzbox gewickelt. Auf dem Tuch wird ein kleiner Klecks Politur dünn verteilt und dann geht’s los, kreisförmig und über Kreuz. Wie schon zuvor das rosafarbene Cape Cod färbt sich auch das hellblaue Chicopee Tuch schnell schwarz und, vielleicht ist das aber auch nur Einbildung, ich fühle förmlich, wie die Oberfläche des Mittelglieds glatter wird, denn es gleitet bald leichter, flüssiger über das Tuch. Wegen der pastösen Konsistenz der Autosol Politur und weil ich verhindern möchte, dass das Zeug in die Bohrungen fließt, werden die Haltestifte während des Poliervorganges wieder in den Mittelgliedern platziert.
    Nach den drei Minuten zeigt sich dann folgendes Bild:



    vorher



    nachher



    Zwischenfazit:


    Ich habe bewusst die am übelsten aussehenden Mittelglieder für diesen Test ausgewählt, so dass die drei Polituren mal so richtig zeigen konnten, was sie wirklich drauf haben. Beide Amerikaner machten einen guten Job, die Poliertücher von Cape Cod vielleicht noch eine Tick besser als die Watte von Nevr Dull. Die beste Arbeit leistet aber der preisgünstigste der drei Kandidat, das Edel-Chromglanz von Autosol, auch wenn die Fotos die Unterschiede nicht ausreichend gut wiedergeben. Sämtliche Kratzer konnten von keiner der verwendeten Polituren entfernt werden, dafür braucht es dann wohl doch Maschinenkraft. Insgesamt konnte aber eine deutliche Verbesserung des Zustands erreicht werden und ich bin mit dem Ergebnis soweit zufrieden.
    Die Politur der restlichen Mittelglieder erfolgte dann natürlich mit dem Autosol Edel-Chromglanz.



    Das Mattieren:



    Nach den polierten Mittelgliedern sollen jetzt die satinierten Glieder des Armbands aufgearbeitet werden. Hierfür habe ich mir zwei Schleifblöcke „Garryflex“ von Garryson besorgt, einmal Medium 120 und einmal Fine 240.
    Um aus den zwei Körnungen die Passende und natürlich auch die beste Arbeitsweise herauszufinden, muss erst einmal die Schliesse meiner alten und ziemlich verschrammten Dugena Poseidon herhalten.
    Der mittelscharfe Block stellt sich schnell als zu grob heraus, der Block mit der feinen Körnung passt aber.


    Beim über an der Dugena fand ich heraus, dass beim Mattieren das Werkstück immer in eine Richtung über den Schleifblock geschoben und keinesfalls kreisförmig gearbeitet werden sollte, da sonst Hologramme entstehen können.
    Die Schleifleistung des Garryflex ist meines Erachtens nach sehr gut, es geht recht schnell, bis das gewünschte Ergebnis sichtbar ist und dass beim schleifen die Oberfläche des Gummiblocks immer glatter wird, tut der Wirkung des Schleifblocks tatsächlich keinen Abbruch.



    vorher



    nachher



    Gesamteindruck




    Fazit:


    Insgesamt bin ich mit meiner Arbeit recht zufrieden, auch wenn nicht alle Kratzer vollständig entfernt werden konnte und die Bandglieder nicht aussehen, als seien sie ladenneu. Wichtig war mir in erster Linie, dass bei der Geschichte möglichst wenig Material abgetragen wird.


    … die polierten Flanken der Uhr und die satinierten Oberseiten der Hörner könnten eine sanfte Aufbereitung ebenfalls vertragen, bei den Flanken sehe ich kein Problem, aber die Hörner zu satinieren traue ich mich tatsächlich nicht.



    PS:
    Die „Nachher“-Fotos der polierten Mittelglieder sind nicht so gut gelungen, ich bin wirklich nicht der beste Fotograf und darum bitte ich die mittelmäßige Qualität zu entschuldigen. Ich hoffe aber, dass trotz der mäßigen Bilder der Unterschied zur Ausgangslage ausreichend erkennbar ist.

  • Auch Dir vielen Dank für das Kompliment. ;)


    Ich habe mich unlängst dazu entschlossen, der Aquatimer eine Revision zu gönnen.
    Die Gangwerte deuteten zwar nicht auf einen Revisionsbedarf hin, da ich aber nicht weiß, wann das gute Stück zuletzt beim Service war, hielt ich die Beauftragung aber für eine gute Idee. Derzeit warte ich noch auf den Kostenvoranschlag, bin aber schon sehr gespannt, wie die Uhr nach dem Service zurückkommen wird.

  • Schöner Artikel, alles selbst geschrieben und fotografiert? Falls nicht, fehlen da noch Quellenangaben. ;)


    Aber auch wenn du das alles selbst recherchiert, formuliert und bebildert hast, mit deinem Schmähbeitrag an anderer Stelle in diesem Forum, hast du nicht nur dich selbst hier, sondern auch diesen Beitrag diskreditiert, sehr schade.

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    VG aus HH,
    Simon


    "Opinions are like assholes, everybody's got one!"