Liebe Uhrenfreunde,
Chronographen gehören ja zu den beliebtesten Komplikationen unter Uhrenliebhabern - nicht unbedingt, weil man ihre Funktion im Alltag so unbedingt dringlich braucht, sondern eher weil hier "viel los" ist. Und zwar meist auf der Zifferblattseite wie im Werk.
Nun gibt es Chronos ja in den verschiedensten Spielarten - Monopusher, Flyback, Rattrapante, Split Minute, 1/10- , 1/100- oder 1/1000-Sekunden etc.
Im Normalfall eines VJ 7750 muss man dabei die Zeitmessung über verschiedenen Anzeigen hinweg zusammen puzzeln. Die Sekunde aus der Mitte und dann Stunden und Minuten jeweils aus unterschiedlichen Totalisatoren. In den letzten Jahren kamen zudem verschiedene Werke auf den Markt, die einen kombinierten Compteur für Stunden und Minuten haben, z.B. von Patek, IWC oder Omega. Hier mal der Da Vinci Chrono als Beispiel:
Bei solchen Uhren lassen sich zumindest die gestoppten Sekunden und Minuten sehr intuitiv ablesen und die Zifferblätter wirken sehr schön aufgeräumt. Ein Nachteil bleibt jedoch: Gerade mit zunehmendem Alter fällt es schwer, die relativ kleinen Anzeigen wirklich ablesen zu können.
Geht es um eine wirklich schnelle und gute Ablesbarkeit der (meist überschaubar langen) Stoppzeit, sind Uhren mit einer Stoppanzeige aus dem Zentrum ungeschlagen. Über Jahrzehnte gab es hier diverse Modelle auf der Basis des Lemania 5100, gerade auch im Bereich der echten Einsatzuhren. Mit dem Auslaufen dieses Werkes wurde das Angebot sehr überschaubar, nur Breguet war hier standhaft am Markt vertreten. Und so fand vor einigen Jahren eine Type XXI den Weg zu mir:
Ohne Zweifel eine tolle Uhr, aber sie musste dann nach einiger Zeit wieder gehen, da andere Dinge finanziert werden sollten. Auch wenn im Nachhinein betrachtet der Kauf- wie der Verkaufspreis unfassbar niedrig lagen, hat sich ehrlicherweise doch nicht zu viel Wehmut angesammelt. Denn irgendwie passte die Uhr nicht ganz zu mir, vermutlich war da einfach zu viel los auf dem Zifferblatt.
Im letzten Jahr kam mir dann immer öfter wieder ein solcher Chrono in den Sinn - und sei es zur Vermeidung einer Gleitsichtbrille . Inzwischen hatte sich am Markt durchaus etwas getan - Breguet ist immer noch da, allerdings preislich jetzt weit davon gezogen. Und die deutschen Anbieter hatten plötzlich passende Angebote:
Tutima hatte sich auf die alte Lemania 5100-Tradition besonnen und mit der M2 eine moderne Interpretation gewagt https://tutima.com/de/uhren/m2/ . Bei der Uhr überkam mich allerdings wieder das Breguet-Gefühl - einfach zu viel los. Funktional alles sicher sinnvoll, aber 4 Zeiger aus der Mitte, dazu nochmal 2 dezentral und das Datum und ordentlich Farbe - nicht so meins, was auch für die Gehäuseform gilt.
Dann gibt es natürlich Sinn, die mit dem SZ01 auf VJ 7750-Basis an den Start gingen. Das Werk kam dann in einem Remake der legendären EZM 1 auf den Markt, der EZM 1.1 https://www.sinn.de/de/Modell/EZM_1_1.htm . Die gefiel mir schon deutlich besser (sowohl im Original wie in der neuen Version), da deutlich cleaner und auf die wesentlichen Funktionen reduziert. Aber auch nicht perfekt: Die Drücker links trägt sich bei mir nicht so gut, rot ist ok aber nicht mehr, und die Höhe der Uhr ist nicht ohne. Die Überlegung hatte sich dann auch schnell erledigt, da die Uhr trotz des nicht schüchternen Preises von 4.850 Euro schnell ausverkauft war.
Aber es gab noch einen dritten Anbieter, den ich bis dahin nicht wirklich ernsthaft in Betracht gezogen hatte: Damasko. Bekannt war mir die Marke eigentlich nur durch den Forenspott über das "in Kürze" verfügbare "Manufaktur-Stahlband" - ab und an hatte ich mir mal einzelne Modelle angeschaut, aber gerade bei den Chronos gefiel mir die eher unorthodoxe Datumsposition nicht wirklich. Das änderte sich jedoch mit dem DC80 Chrono, der alle Anforderungen erfüllte: Sekunde und Minute aus der Mitte, sehr cleanes Blatt, schwarze Lünette (hier in der Countdown-Version) und ein sehr technisches Design - das sicherlich Anleihen bei Sinn nimmt, aber doch noch eigenständig genug ist. Das Werk CS51-1 basiert ebenso wie bei Sinn auf dem VJ 7750, nur hat man hier auch das Datum weggelassen (zumindest im ersten Anlauf) - das ist kein Nachteil, da die Datumsposition der EZM 1.1 auch nicht ganz mein Favorit ist.
Die Uhr ist in den Ausmaßen ähnlich wie die EZM 1.1 mit einem Durchmesser von 43,3 mm (an der Lünette gemessen) und Lug-to-Lug von gut 50mm. Ein wesentlicher Unterschied ist die Höhe, wo die DC80 mit 13,9mm deutlich flacher ist (u.a. durch das plane Glas).
Inzwischen gibt es die Uhr in diversen Varianten: Schwarz, mit komplett schwarzer Lünette/schwarzen Drückern ("bicolour") oder in der schlichten Stahlversion. Dazu kommen noch mindestens 4 Farbvarianten (weiß, grün, gelb, orange - auch eine blaue habe ich schon gesehen). Und dann natürlich die Wahl zwischen Textil/Lederband und dem berühmten "Manufaktur-Stahlband" - da ist also für jeden was dabei...
Ich habe mir die Uhr über ein Jahr immer mal wieder angeschaut und habe mich am Ende für diese Variante entschieden https://www.damasko-watches.co…s-der-mitte/76/dc80-green . Das Grün ist sicher nicht für jeden, aber mir gefällt es ganz gut und ohne so einen Farbakzent fand ich die Uhr etwas zu eintönig. Denn optisch steht sie in der Tradition einer IWC 3536 TI oder Tudor Pelagos, also wirklich kompromisslos schlicht, was die optischen Effekte angeht.
Wie es bei solchen "Randgruppenuhren" so ist, hatte der Gebrauchtmark nicht viel zu bieten - eine einzige gab es mal in den Foren, aber falsche Farbe und ohne Stahlband. Deshalb musste ich tatsächlich mal wieder neu beim Konzi kaufen (passiert mir nicht mehr so oft). Der erste Eindruck: hat sich gelohnt! Die Uhr gefällt am Arm sehr, trägt sich gut und auch das Werk tut, was es soll. Der Minutenzeiger wandert bündig und die Ganwerte liegen minimal im Plus - da es ja keine laufende Sekunde gibt, lasse ich den Chrono einfach mitlaufen.
Und hier endlich ein paar erste Bilder...
Wenn man bedenkt, was für ein kleiner Laden Damasko ist, dann ist das schon eine ziemlich beeindruckende Uhr
Gruß,
Christian