goldene Bestandteile im Uhrwerk

  • Hallo erstmal an alle hier im Forum


    ich bin erst kürzlich auf das Forum gestossen und finde es sehr informativ. Ich bin interessiert an schönen Uhren jedoch kenn ich mich nicht wirklich mit den technischen Einzelheiten aus, deswegen hoffe ich darauf hier etwas neues zu lernen.


    Ich hab letzten beim Uhrenhändler bei einer Uhr mit Glasboden gesehen, dass sie einen Rotor aus Echtgold hatte. Auf meine Frage ob bei einer Rolex auch goldene Bestandteile im Uhrwerk verwendet wurde bekam ich die Antwort: Nein Rolex verwendet kein Gold im Uhrwerk.


    Ich habe mich versucht schlau zu machen und hab gelesen, dass Gold zu weich dafür ist und zu schwer und darum nicht verwendet wird. Jedoch lese ich wiederum das die Microstellaschrauben aus Gold sind. Und wenn ich mir ein Uhrwerk anschaue von Rolex ( z.B. Rolex Explorer 1 Kaliber 3132) sehe ich da jede Menge goldene Bestandteile. Sie sehen nach Gold aus aber ich kenne mich nicht mit Metallen aus.



    Mich interessiert es einfach ob da wirklich so viel Gold verwendet wurde für irgendwelche Rotoren, Ringe, Spiralen, Schrauben, Zahnräder usw, wobei ich mich auch frage ob das nicht am Gewicht und am Preis der Uhr bemerkbar macht.



    Gruss neulings

  • Werke bzw. alle Teile aus irgendeinem Metall, mit Ausnahme der Spirale, können generell aus Gold hergestellt werden. Macht für die meisten wirtschaftlich aber keinen Sinn.

  • Hallo Bernd


    1. tut mir leid da hast du völlig recht... scheint in der Euphorie völlig vergessen gegangen zu sein. Ich habe so viel in den Foren durchgestöbert das ich mich schon integriert fühle. Auch wenn ich euch kennen würde, müsstet ihr mich ja auch noch kennenlernen.


    Ich, James, anfangs 30, aus dem Grenzgebiet Baden-Württemberg, "neuling" was Uhren angeht. Kenne einige Marken und Modelle jedoch wollte ich mich ein bisschen genauer damit beschäftigen wie so eine Uhr aufgebaut ist und funktioniert. Was sich die Uhrmacher dabei gedacht haben usw...


    Für weitere Fragen stehe ich offen... und entschudlige mich nochmals für das prompte Auftreten ...


    2. momentan nur auf Rolex da ich bei zwei Fachhändler ganz klar die Antwort bekommen habe, dass da im Uhrwerk kein Gold ist, für mich jedoch all diese goldenen Bestandteile nach Gold aussehen. Und ich auch auf den Satz Microstellaschrauben aus Gold gestossen bin, frage ich mich sind diese nach Gold aussehenden Teile reines Gold, vergoldet oder sehen einfach nur so aus und sind aus anderen Metallen hergestellt?

  • Ein Werk besteht aus verschiedensten Teilen, wobei die Materialien in Abhängigkeit von ihrer Funktion gewählt werden. Beim Roter kann man das Material hingegen relativ frei wählen, da er außer zu Schwingen keine nennenswerte Funktion hat.


    Bei Zahnrädern hingegen muss berücksichtigt werden dass sich diese nicht schnell abnutzen.


    Was den Anker und die Hemmung betrifft verwendet Rolex für das 3253 zB eine spezielle Nickel-Phosphor-Legierung womit die Teile unempfindlich gegenüber Magnetfeldern sind.


    Jetzt mal direkt von der Rolex HP:


    Der Oszillator des Kalibers 3255 verfügt über eine von Rolex entwickelte und patentierte blaue Parachrom-Spirale aus einer exklusiven Niobium-Zirkonium-Legierung. Diese gegen Magnetfelder unempfindliche Spirale erweist sich bei Temperaturschwankungen als äußerst stabil und ist bei Stößen bis zu zehnmal präziser als eine herkömmliche Spirale. Sie ist mit einer optimierten Rolex Endkurve versehen, die einen besseren Iso­chro­nis­mus ihrer Schwingungen in allen Positionen gewährleistet. Die große Unruh mit variabler Trägheit verfügt über vier Microstella-Muttern in Gold zur präzisen Feinregulierung. Dank ihrer überarbeiteten geo­me­trischen Form und der hochpräzisen mechanischen Bearbeitung konnte ihr Abgleich um den Faktor drei verbessert werden. Der Oszillator ist an einer neuen Unruhwelle mit exklusiver geometrischer Form befestigt, die sich durch größere Unempfindlichkeit gegenüber Magnetfeldern aus­zeich­net. Er wird durch das hochleistungsfähige Paraflex-Antischock­system gehalten und durch eine durchgehende Brücke in seiner Position befestigt, was die Stoßfestigkeit der Armbanduhr wesentlich erhöht. Die Unruhbrücke verfügt über ein optimiertes Höheneinstellungssystem und einen neuen integrierten Unruhschutz.


    Wenn du dich dazu einlesen willst, hier ein Link der Rolex HP:


    Rolex HP







    Gruß, René



    Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehn, dass er nicht dabei zum Ungeheuer wird. Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein.

    Friedrich Nietzsche

  • Hallo René


    danke für die rasche und detailiert Antwort. Ich habe das ganze PDF durchgesehen auf der Rolex Homepage. Nur bin ich wieder nicht viel schlauer geworden.


    -Nun weiss ich das die blaue Parachrom-Spirale aus einer exklusiven Niobium-Zirkonium-Legierung besteht.
    -Und die vier kleinen Microstellaschrauben aus Gold sind.
    -Das der Anker und die Hemmung auch nicht aus Gold sind.



    Was ist jedoch mit dem Federnhaus und den zahlreichen kleinen und grossen Zahnrädchen die man auf dem Bild sieht oder was ist mit der Unruh an der die Parachrom-Spirale und die Microstellaschrauben befestigt sind, die sieht für mich auch nach Gold aus?




    Zitiere:


    "Bei Zahnrädern hingegen muss berücksichtigt werden dass sich diese nicht schnell abnutzen." kann ich darunter verstehen, dass Gold sich für diese Bauteile nicht eignet?


    gruss

  • Hallo James!


    Ich gehe davon aus dass die Zahnräder nicht aus Gold sind.


    Wie du richtig gesehen hast führt Rolex bei den vier kleinen Microstellaschrauben explizit an dass diese aus Gold sind.


    Da Rolex dies bei anderen Materialien nicht herausstreicht würde ich im Umkehrschluss davon ausgehen dass diese nicht aus Gold sind.


    Zeiger und Indizes hingegen sind zb auch bei Stahluhren von Rolex nicht aus Stahl sondern aus Weißgold. Sieht man als Laie nicht, ist aber so.

    Gruß, René



    Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehn, dass er nicht dabei zum Ungeheuer wird. Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein.

    Friedrich Nietzsche

  • Hallo zusammen,


    ich lese hier seit ein paar Tagen im Forum mit und interessiere mich vor allem für die Technik. Werde mich gleich anschließend noch vorstellen, da gibt es sicher eine eigene Kategorie? Bei den „goldenen“ Zahnrädern könnte ich mir durchaus vorstellen, dass die z.B. TiN (Titan-Nitdrid) Beschichtet sind, um den Verschleiß an der Oberfläche deutlich zu reduzieren.


    https://de.m.wikipedia.org/wiki/Titannitrid


    Würde jedenfalls Sinn machen...


    Grüße Dietmar

  • Dass die Microstellschrauben aus Gold sind macht durchaus Sinn. Hier ist eine hohe Masse sehr von Vorteil und mangelnde Härte bzw. Verschleißfest sind an dieser Stelle irrelevant.


    Auswuchtgewichte an Autofelgen sind schließlich auch aus Blei und nicht aus Aluminium oder Carbon. ;)

  • So ist es und aufgrund der hohen Dichte setzt man bei Automatikrotoren auch auf Gold, damit mehr Schwungmasse da ist. A. Lange & Söhne setzt zusätzlich am äußeren Rand noch mal Platin ein, um da noch mehr raus zu holen.
    Rolex arbeitet an der Stelle nicht mit Gold, vermutlich aus Kostengründen.


    Die Zahnräder moderner Uhrwerke sind nicht aus Gold, sondern aus Messing. Sieht ähnlich aus wie Gold, hat aber bessere Eigenschaften.

  • Servus und ein frohes Neues!


    Ein ergänzendes Quäntchen zu Goldzeigern und Indizes: meines Wissens (auch?) der Korrosions/Verfärbungsbeständigkeit geschuldet, auch z.B. bei Rolex Explorer WD - schwarz lackiertes Gold... (wobei sich bei genauerer Überlegung bei lackiertem Gold die Korrosionsgeschichte wieder spannend anhört... hm...)

    greetz


    Chris



    I want to believe..
    ----------------------------------------------
    Das glaubwürdigste Indiz außerirdischer Intelligenz ist, daß sie sich nicht bei uns melden...

  • Auch lackiertes Gold ist und bleibt Gold... Und Lack korrodiert nicht...

    Und -zack-... hat der Dirk sich wieder unbeliebt gemacht:pony:


    - Spezialist für jeden Mist -


    oder auch - Createur de Malheur -


    - um mich zu holen, säuft sich sogar der Teufel erstmal Mut an -:bgdev:


    - Ich werde hier definitiv nicht angemessen verehrt -:holly:

  • das ist ja der springende Punkt... wozu Gold, wenn lackiert...? :lupe:
    vermute mal einfach aus Gründen der Produktions Homogenität...

    greetz


    Chris



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    ----------------------------------------------
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  • Servus und ein frohes Neues!


    Ein ergänzendes Quäntchen zu Goldzeigern und Indizes: meines Wissens (auch?) der Korrosions/Verfärbungsbeständigkeit geschuldet, auch z.B. bei Rolex Explorer WD - schwarz lackiertes Gold... (wobei sich bei genauerer Überlegung bei lackiertem Gold die Korrosionsgeschichte wieder spannend anhört... hm...)

    Das ist richtig, damit wird ein Anlaufen nachhaltig verhindert.


    Rolex verwendet grundsätzlich jene Materialen, die am besten für die jeweilige Funktion geeignet sind. Beim Rotor wird Gold wohl nicht oder nicht viel mehr bringen als das derzeitige System leistet.









    Rolex ist mit ca 13 Tonnen Gold/Jahr der größte Goldverarbeiter der Schweiz, es ist daher keine Frage der Kosten wo Gold eingesetzt wird, sondern ob das Sinn macht.


    Alle Legierungen die Rolex verwendet werden auch von Rolex selbst hergestellt.








    Aber nicht nur Metalle, auch das Öl zur Schmierung stellt Rolex teilweise selbst her.



    Gruß, René



    Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehn, dass er nicht dabei zum Ungeheuer wird. Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein.

    Friedrich Nietzsche

  • Gold macht in einem Uhrwerk aus technischer Sicht nur Sinn wo ein Werkstoff mit einer hohen Dichte gefragt ist oder eine hohe Korrosionsbeständigkeit ggf. in Verbindung mit einer guten Umformbarkeit. Das wären dann die Mikrostallaregulageschrauben, der Rotor, bzw, der äussere Rand des Rotors und Zeiger, bzw. Indices und Verzierungen des Blattes. Es gibt auch Rotoren mit wolframhaltigen Legierungen.

  • Gold oder gar Platin am Rotor macht schon Sinn!
    Durch die höhere Gewichtskraft könnte der Hersteller eine größere Übersetzung für den Aufzug verbauen und das Werk effizienter aufziehen.
    Notwendig ist das nicht, denn es funktioniert ja auch so. Das Kosten/Nutzen Verhältnis würde einen Edelmetallrotor sicher auch nicht rechtfertigen. Aber rein aus technischer Sicht bietet dieses Konzept schon Vorteile! ;)

  • Gold macht in einem Uhrwerk aus technischer Sicht nur Sinn wo ein Werkstoff mit einer hohen Dichte gefragt ist oder eine hohe Korrosionsbeständigkeit ggf. in Verbindung mit einer guten Umformbarkeit. Das wären dann die Mikrostallaregulageschrauben, der Rotor, bzw, der äussere Rand des Rotors und Zeiger, bzw. Indices und Verzierungen des Blattes. Es gibt auch Rotoren mit wolframhaltigen Legierungen.

    Wobei Wolfram sehr schwer und teuer zu verarbeiten ist.