Besuch im Blancpain Métiers d‘Art Workshop

  • Im Spätsommer hatte ich das Vergnügen, zusammen mit unserem geschätzten BB007 die Manufaktur in Le Brassus zu besichtigen. Unser besonderes Augenmerk galt dort neben dem Vintage Atelier (separater Bericht hier) natürlich einem Bereich, den man nicht so häufig näher kommt - hier jetzt ein paar Eindrücke aus dem Blancpain Métiers d‘Art workshop :lupe:





    Die Verbindung von hoher Uhrmacherkunst mit der Tradition der besonderen Handwerkskunst besitzt seit vielen Jahren einen hohen Stellenwert bei Blancpain.


    Wer könnte Stücke wie den Ganesh oder La Grande Vague vergessen, nachdem man einmal einen näheren Blick darauf geworfen hat?





    Naturgemäß sind die meisten Stücke für uns alle nicht sichtbar, basieren sie doch auf ganz individuellen Wünschen einzelner Sammler und sind somit nur für jene zugänglich. Der Métiers d‘Art workshop hält aber für Besucher eine breite Auswahl an Arbeiten bereit, die einen guten Eindruck in das Spektrum und die Fähigkeiten der Künstler ermöglichen.


    Ein großer Teil der Arbeiten betreffen Zifferblätter, bevor ich mich jenen zuwende, hier erstmal die „Einstiegsdroge“ in punkto Personalisierung.


    Jeder Besitzer einer Blancpain kann sich nach eigenen Vorstellungen gefertigte Brücken oder Rotoren fertigen lassen, der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt:





    Ein zweites Feld sind Automaten, die in der Regel im Zusammenspiel mit einer Minutenrepetition gefertigt werden. Traditionell handelt es sich oft um erotische Szenen, die eine ganz besondere „Überraschung“ auf der Rückseite einer an Schlichtheit nicht zu übertreffenden Repetition Minutes bieten:





    Nun noch die Kunstgravur, die bei Blancpain auch bei den nur in den Boutiquen erhältlichen Villeret Grande Décoration umgesetzt wird:





    Jetzt aber zu den Zifferblättern. Die im Métiers d’Art workshop eingesetzten kunsthandwerklichen Techniken umfassen:
    Emaille-Miniaturmalerei, Cloisonné und Champlevé Emaille, Tauschierung, Kunstgravur, Shakudo, Marqueterie.
    Wenn man sich mit den Besonderheiten der einzelnen Techniken auseinandersetzen möchte, empfehle ich die Lektüre der Lettres du Brassus Editionen 16, 17 und 18.


    Für die Umsetzung der Techniken hat Blancpain die talentiertesten und erfahrensten Künstler als eigene Mitarbeiter nach Le Brassus geholt. Damit hat Blancpain die Möglichkeit, im Gegensatz zu nahezu allen anderen Uhrenmanufakturen, die Métiers d’Art Stücke komplett im eigenen Haus zu fertigen.


    Hier jetzt eine repräsentative Übersicht der auf Zifferblättern realisierten Techniken:






    Nähern wir uns mal den Arbeitstischen:





    Hier entstehen die Kunstwerke, teils in vielen unterschiedlichen Schritten unterschiedlicher Techniken:






    Und hier zum Abschluss noch mehr zur Grande Vague:





    Ich hoffe, dieser Bericht hat gefallen. Ich habe hier die Fotos als Collagen erstellt, wenn jemand Lust hat, die ZB und Detailaufnahmen in voller Größe zu sehen, kann man einfach nur der Empfehlung in meiner Signatur folgen ;)


    Grüsse :wink:

  • Vielen Dank für diesen Bericht!


    Der lässt mich wirklich staunen. Welch Handwerkskunst in diesen feinen Abmessungen.
    Ich bin wirklich sprachlos.

    :wink: Benny :wink:

    Die junge Generation hat auch heute noch Respekt vor dem Alter; allerdings nur noch beim Wein, beim Whisky und bei Möbeln.
    Truman Capote



  • Der Besuch war atemberaubend, und das will was heißen aus meinem sonst so nüchternen Mund bzw. Feder... Auch hier nochmals herzlichen Dank an Henrik, der den Besuch ermöglicht hat.
    Eindrucksvoll bis zu den letzten Handgriffen was und wie dort gearbeitet wird!!!
    ... Und ja, vielleicht als Anmerkung am Rande, dort in Les Brassus bei Blancpain arbeiten die Künstler in dem Atelier und nicht wie bei anderen Manufakturen in ihrem eigenen Atelier für verschiedene Auftraggeber...
    Blancpain gestaltet auch für und in ganz enger Absprache mit dem Kunden individuelle Zifferblätter (oder auch cases) so dass wirkliche Einzelstücke entstehen.

  • Ganz herzlichen Dank für den Bericht und die tollen Bilder. Mir fallen dazu nur die Worte „Kunst“ und „genial“ ein. :verneig::respekt: .


    Grüße


    Wolfgang

    nach den Gesetzen der Physik kann die Hummel nicht fliegen - aber sie kümmert sich nicht drum und fliegt einfach :wink::wink::wink:


    Breaking News: I don’t care

  • Lieber Henrik, liebe Blancpain-Freunde


    Angestachelt vom Kauf einer Blancpain Uhr diesen Frühling und dem Wunsch, einmal eine solche Werkstätte besuchen zu können, konnte ich in Eigenregie einen Ganztagesbesuch organisieren. Ich erlaube mir, den Besuch mit diesem Bericht als Ergänzung zu erweitern.


    Mein bisher erster Werksbesuch einer Uhrenmanufaktur brachte mich gleich zu Blancpain - eine Uhrenmarke, welche ich mit Begeisterung seit Jahren in Schaufenstern begutachtet habe und dieses Jahr habe ich mir erstmalig eine Bathyscaphe gegönnt (siehe auch mein Bericht in der Watchlounge - DER.WOW.FAKTOR). In Begleitung kam ein Arbeitskollege mit, welcher ein begeisterter Automobilrennsport-Fan ist und sich bald auch eine Blancpain leisten will.

    Gemeinsam gings früh los und nach 3 Stunden Autofahrt durch Regen und Stau sind wir pünktlich in Le Sentier angekommen, der Hauptproduktionsstätte von Blancpain. Wir wurden freundlich begrüsst und wir konnten die Besichtigung sofort angehen. Und ich kann es vorwegnehmen, es war ein tolles Erlebnis.


    So lebt der 1. Teil dieses Berichts nur von Schilderungen, da Fotografieren in Le Sentier leider nicht gestattet war. Angefangen im Untergeschoss, wo im Rohstofflager die Grundmaterialien wie Käselaibe fein säuberlich auf Gestellen lagen. Wir gingen durch einige mit Maschinen gesäumte Räume, die mehr einer Schlosserei denn einer wohlfeinen Uhrmacherfirma glich. Maschine an Maschine gereiht, wurden Gehäuse und Grundformen immer kleiner, immer genauer Schritt für Schritt aus dem Grundmaterial herausgearbeitet. Dies ohne viel Lärm und alles hermetisch geschlossen. Der Einsatz von Spezialölen und CNC gesteuerten Computerfräsen war enorm. Hier wird mit robuster Arbeitskleidung gearbeitet. Erstaunlich auch, dass alle Werkzeuge, die zur Herstellung der verschiedensten Gehäuse und Bestandteile benötigt werden, alle selbst hergestellt werden. Massive Metallblöcke werden maschinell solange bearbeitet, bis sie selbst als Guss- und Pressform dienen für die zu produzierenden Uhren und Bestandteile.

    Hinauf gings ins 1. Obergeschoss, wo wir als Erstes gleich unsere Kleidung mit Schuh-Parisern und Übergewand bedeckt haben. Reinlichkeit ist hier oberstes Gebot, Staub und Schmutz sind tunlichst zu vermeiden. Für dass es so viele Mitarbeiter hatte an Einzelplätzen, war es sehr ruhig. Hohe Konzentration für die filigrane Arbeit, dennoch Musik über Kopfhörer war hier angesagt. Hier wurde erstmals klar, dass da an Uhren gearbeitet wird. Lupen, Mikroskope und Bildschirme zur Visualisierung der kleinen und kleinsten Details waren überall zu sehen. Aber noch sah man hier keine kompletten Uhren. Uhrwerke nach Typ, fein säuberlich in Stapeln und Kassetten angeschrieben, warteten auf die nächsten Arbeitsschritte.


    Weiter gings hoch in den 2. Stock, wo der Schritt vom Fabrikationsbereich in die Uhrmacherei ging. Auch hier fiel sofort die Ruhe und Konzentration jedes Einzelnen auf, vertieft in die Arbeit und Musik hörend. Langsam erkannte man die diversen Uhrenmodelle, welche hier zusammengefügt wurden. Es war schön zu sehen, dass das Uhrwerk 1315 der Bathyscaphe auch hier anzutreffen war, und in den erfahrenen Händen der Uhrmacher wurden diese peinlichst auf Genauigkeit geprüft. Entdeckt habe ich auch eine sich im Zusammenbau befindliche, limitierte Barakuda. Ohne Lünette und im nackten Stahlgehäuse sah sie relativ klein und unspektakulär aus. Noch weit davon entfernt, welche das Entzücken der fertigen Barakuda entfacht.


    Für viele Fragen blieb wenig Zeit und schwupps war es Zeit für ein feines Mittagessen im Restaurant Bellevue am Lac de Joux, wo uns gehobene „Küche“ angeboten wurde. Im Gespräch konnten wir viel Interessantes hören zu Blancpain und zu Mitbewerberprodukten. Was ich nicht wusste ist, dass Blancpain viele Uhrenwerke an bekannte Luxusmarken wie Audemars Piguet, Breguet oder Jaques Droz beisteuert. Diskutiert haben wir auch über das Konzept der Markenboutiquen, über die Entwicklung der Verkaufskanäle übers Internet und das Preisgefüge. Credo ist, dass Luxusuhren wie Blancpain nach wie vor über die festen Blancpain-Partner mit Ladenlokal laufen, Abweichler und Grauhandel hat man relativ gut unter Kontrolle. Preisexzesse nach unten und oben finden so kaum statt.

    Was nützt einem ein tolles Produkt, wenn über die Verkaufskanäle ein Preiskampf tobt und am Schluss nichts übrig bleibt. Ein solides Fundament, ein progressives historisch angelehntes Uhren- und Technikkonzept für die Überführung in nächste Generationen und die stete Förderung der eigenen Mitarbeiter sind die Überlebensfaktoren.


    Flugs war auch dieser Teil vorbei und es ging zur letzten Station, zu Le Brassus Manufacture. Hier werden die Preziosen gebaut, sowie alle Werke mit Komplikationen, Von einer der aufwendigsten je gebauten Serienuhren wie die 1735, über Uhren mit Emaille-Zifferblatt, Shakudo oder dem Hartholz Binchotan aus Holzkohle, Uhrenwerke wie Tourbillon, Carrousel, Minutenrepetition, Uhren mit erotisch bewegten Motiven, Einsatz von diversen Edelmetallen und Edelsteinen. Es wird graviert, verziert, gemalt was das Herz begehrt, kein Werk verlässt hier auch nur ein nicht bearbeitetes Teil, und sei es noch so klein. Hätte man eine Lupe zur Hand und würde das Gehäuse und Uhrwerk komplett auseinandernehmen, man würde erst dann begreifen, was alles dahinter steckt und was eben den Preis einer solchen Uhrmacherkunst ausmacht.


    Auch die Innenausstattung der einzelnen Räume war aus schönem behaglichem Holz und alten Fenstern gefertigt, eine Atmosphäre, wie sie nicht schöner sein könnte um zu arbeiten. Hier durfte ich Alles fotografieren ausser den erotischen Motiven. Es war schön anzusehen, dass die Mechanik auf der Uhrenrückseite das Kopulieren der Figuren mit allen filigran herausgearbeiteten Details plastisch zeigte. Schön auch das schelmische Grinsen des Uhrmachers als er uns seine Arbeiten vorstellte.


    In Le Brassus wurde uns zu Beginn ein Blancpain-Video gezeigt und zu guter letzt auch der Showraum geöffnet, wo wir einzelne aktuelle Modelle begutachten konnten und in Vitrinen einige Ahnen aus den 50er Jahren und jüngere Highlights ausgestellt waren. Nicht zu vergessen sind die eleganten, teils mit Diamanten verzierten Damenuhr-Modelle, wobei auch hier Sportmodelle für die feineren Gelenke ausgestellt waren.

    Ein schöner Besuch neigte sich dem Ende zu, als Abschiedsgeschenk wurde uns eine umfangreiche Blancpain Dokumentation überreicht, sowie eine Käsespezialität Vacherin Mont-D’Or der örtlichen Käserei, welche erst frisch gereift den Weg zu Blancpain gefunden hat.

    Es folgte die Verabschiedung, viele neue Impressionen mussten erst innerlich verarbeitet werden. Es ergab sich auch der Wunsch, sich irgendwann eine der schönen Blancpain’s zu leisten, vielleicht mit einem schönen „Rücken“ verziert oder einem aufwendigen Werk oder oder oder.

    Es folgen einige Bilder als Ergänzung zum Geschriebenen. Hoffe es hat euch dazu animiert, euch eine (weitere) Blancpain auf den Einkaufszettel zu notieren. Mein Dank gilt hier nochmals Blancpain für dieses schöne Erlebnis!

    Merci Blancpain.


    Uhrlichst, Daniel


  • Lieber Daniel,


    herzlichen Dank für die Schilderung Deiner Erlebnisse! Man muss es wirklich live erlebt haben, um die handwerklichen Fertigkeiten in Le Brassus und die Produktionstiefe in Le Sentier zu erfassen. Dein Bericht gibt aber schon einen tollen Eindruck :gut:


    Das bringt mich auf die Idee, mal eine Watchlounge Reise ins Valleé de Joux zu organisieren ;)

  • Eine Reise ins Vallee de Joux lohnt sich immer. Nur schon der Fahrt wegen in dieses urchige Gebiet. Verbunden mit einem Besuch bei einem der renommierten Uhrenhersteller ein Ausflug, den man in steter Erinnerung behalten wird. ;)

  • Lieber Daniel,


    herzlichen Dank für die Schilderung Deiner Erlebnisse! Man muss es wirklich live erlebt haben, um die handwerklichen Fertigkeiten in Le Brassus und die Produktionstiefe in Le Sentier zu erfassen. Dein Bericht gibt aber schon einen tollen Eindruck :gut:


    Das bringt mich auf die Idee, mal eine Watchlounge Reise ins Valleé de Joux zu organisieren ;)

    Wäre ich sofort mit dabei! :wink: