Breitling Navitimer 01 (46 mm) AB012721.BD09.442X.A20D.1

  • Seit meiner Kindheit interessiere ich mich für Uhren. So richtig entfacht wurde meine Uhrenleidenschaft (oder auch Uhrenwahn) so ca. ab 2002, als ich begann in immer kürzeren Abständen immer teurere Uhren zu kaufen. Teuer war damals allerdings noch im Bereich von einigen Hundert Euro angesiedelt.


    Irgendwann in besagtem Jahr 2002 stand ich vor der Uhrenauslage eines Juweliers und hatte mich unsterblich in eine Breitling Navitimer mit hell abgesetzten Totalisatoren und weißem Rechenschieber verliebt. Wenn ich mich richtig erinnere, kostete die irgendetwas um die 3.000 Euro. Ein damals absolut unmöglicher Betrag für mich.


    Seit diesem Zeitpunkt war ich immer irgendwie auf der Suche nach einer optisch vergleichbaren Uhr zu einem für mich bezahlbaren Preis. So fanden immer wieder Uhren mit Rechenschieber einen Platz in meiner Sammlung. Doch erst im Herbst letzten Jahres war es soweit, dass ich mir nach langem Zögern diesen Traum erfüllt habe.


    Marken- und Firmengeschichte
    Bereits im Jahr 1884 hat Léon Breitling die Firma Breitling im Schweizer Jura gegründet und es sich zum Ziel gemacht, Präzisionsinstrumente und insbesondere instrumentelle Chronographen herzustellen. 1923 entwickelt Breitling den ersten unabhängigen Chronographendrücker. 1969 erfindet Breitling das automatische Chronographenuhrwerk.


    Navitimer Modellreihe
    Erstmalig 1952 auf den Markt gebracht, gehören die bis heute weiterentwickelten Navitimer Modelle zu den absoluten Klassikern und beliebtesten Modellen auf dem Uhrenmarkt. Seit 2009 tickt im Inneren ein Manufakturkaliber und seit 2014 gibt es eine auf 46 mm Durchmesser vergrößerte Version. Die in beide Richtungen drehbare Lünette mit gezahntem Reliefrand ermöglicht eine einfache Bedienung des berühmten kreisförmigen Aviatikrechenschiebers.



    Technische Details:
    - Kaliber: Breitling 01 (Manufakturkaliber)
    - Mechanisch, Automatikaufzug
    - Gangreserve: min. 70 Stunden
    - drehbare Lünette
    - Chronograph (1/4-Sekunde, 30 Minuten, 12 Stunden)
    - Datum
    - Gehäuse: Edelstahl mit verschraubtem und transparenten Saphirboden
    - Minimal gewölbtes, beidseitig entspiegeltes Saphirglas
    - Lederarmband mit Faltschließe
    - 3 bar wasserdicht
    - Zeiger und Indexe mit Leuchtmasse
    - Durchmesser Lünette: 46 mm
    - Gehäusedicke: 14,5 mm
    - Bandanstoß: 24 mm
    - Gewicht: 130 g


    Wer sich für eine Navitimer interessiert, sollte vor dem Kauf unbedingt einmal sowohl die klassische Version mit 43 mm, als auch die vergrößerte mit 46 mm probeweise an den Arm legen. Ich selbst empfand die 43er als zu klein, was vermutlich daran liegt, dass die Navitimer mit ihrem weißen Rechenschieberrand optisch kleiner ausschaut als sie ist. Optische oder funktionale Unterschiede gibt es praktisch nicht, aber das größere Modell verfügt über einen Glasboden, welcher einen Einblick in das Manufakturkaliber bietet. Insgesamt ist Breitling das Größenwachstum sehr gut gelungen. Die Proportionen sind erhalten geblieben, was unter anderem daran liegt, dass auch Krone, Drücker und Armbandbreite proportional mitgewachsen sind.



    Normalerweise bevorzuge ich Stahlbänder. Doch die Navitimer ist ein Klassiker und an einen solchen gehört einfach ein ein Lederarmband. Zudem ist das feingliedrige und hochglanzpolierte Metallarmband nicht unbedingt sportlich und wirkt eher feminin als männlich. Meistens sieht man die Uhr mit einer Dornschließe. Ich habe mich bewusst für die etwas teurere Version mit Faltschließe entschieden. Zum einen ist es ein Sicherheitsaspekt, da die Gefahr eines Herunterfallens beim Anlegen der Uhr so stark minimiert ist. Zum anderen ist es deutlich komfortabler und dürfte auch der Haltbarkeit des Lederbandes entgegenkommen, da es nicht ständig abgeknickt wird. Und letztlich ist es natürlich auch sehr viel komfortabler zu handhaben.








    Hier kann man sehr gut die Funktionalität der Faltschließe erkennen. Das Band wird eingeführt und geklemmt. Gleichzeitig ist so eine stufenlose Schnellverstellung möglich.






    Geschlossen wirkt die Faltschließe elegant und edel. Allerdings verkratzt die polierte Schließe unheimlich schnell.



    Das Zifferblatt ist aus reinem Feinsilber gefertigt. Die Bedruckungen, Indexe und Zeiger sind auch unterm Mikroskop noch makellos in ihrer Fertigungsqualität.





    Bislang hatte ich ausschließlich mechanische Chronographen mit einem ETA 7750. Gegenüber diesem weißt das Manufakturkaliber von Breitling einige Besonderheiten auf.


    Da wäre z.B. die Gangreserve von 70 Stunden zu nennen. Wer die Uhr am Freitagnachmittag ablegt, kann sie problemlos am Montagmorgen wieder anlegen, ohne dass die Uhr stehengeblieben ist. Das Datum kann jederzeit (also auch zwischen 9 Uhr abends und 3 Uhr morgens) verstellt werden, ohne dass das Werk Schaden nimmt. Das Datum springt exakt um 0.00 Uhr um, es gibt also kein hässlich, schief hängendes Datum während der Zeitspanne zwischen 23 und 1 Uhr. Der Rotor hat keinen Leerlauf, sondern einen beidseitigen Automatikaufzug. Dadurch soll der Aufzug effizienter arbeiten. Gleichzeig gibt es keine Vibrationen durch einen in Schwingung geratenen Rotor.


    Wobei dies ein „Feature“ ist, welches ich an meinen 7750ern sehr schätze. Das Zeigerspiel ist geringer als beim 7750. Dadurch lässt sich der Minutenzeiger präziser auf die Minuterie ausrichten. Beim 7750er gelingt das nicht immer zuverlässig.





    Das Gangverhalten ist vorbildlich, selbst nach mehreren Tagen kann ich keine Abweichung feststellen. Allerdings war das erst nach einem kostenlosen Austausch der Fall. Mein erstes Exemplar lief weit außerhalb der Chronometerspezifikation und zudem auch noch unregelmäßig. Mein Konzessionär hat sich jedoch beim Hersteller dafür eingesetzt, dass ich eine Uhr im Austausch erhalte.





    Fazit:
    Die Breitling Navitimer ist für mich eine der schönsten Uhren überhaupt. Sie ist sowohl sportlich als auch elegant und im Prinzip zu jeder Garderobe zu tragen. Sie hat einen hohen Wiedererkennungswert und wirkt trotz ihres seit Jahrzehnten kaum veränderten Designs immer noch frisch und zeitlos.


    Die Ablesbarkeit ist jedoch nicht so optimal, da sich die dünnen Zeiger auf dem unruhigen und technisch wirkenden Zifferblatt nicht immer gut abheben.


    Die Wasserdichtigkeit beträgt nur 3 bar, was der Konstruktion der seidenweich und spielfrei laufenden Rechenschieberlünette geschuldet ist.


    Der Beliebtheit der Navitimer tut das jedoch keinen Abbruch. Wer sich für eines dieser Modelle entscheidet, erwirbt dieses bewusst aufgrund des einzigartigen Designs und lebt mit den kleinen Nachteilen.



    Viele Grüße
    T-Freak

  • Wieder tolle Vorstellung. So genau habe ich meine Uhr selbst noch nie gesehen... :lol:
    Danke dafür.
    Aber ich kann das mit der Faltschließe nicht bestätigen. ich habe sowohl Fast als auch Dornschließe.
    Bei der Faltschließe habe ich nach Eingen tagen eine kleine Stelle an der der Metalsteg am Handgelenk sitzt. Das wird dann unangenehm.


    Aber super gemacht und Hammer Bilder.
    :gut:

  • Ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen.


    Tolle Vorstellung eines echten Klassikers, vielen Dank dafür. :gut:


    Für mich persönlich ist der Navitimer 01 nicht nur eine der schönsten Uhren, sondern die schönste, die ich bisher gesehen habe.


    Vor ca. 4 Monaten habe ich mir auch diesen langjährigen Traum erfüllen können und erfreue mich jeden Tag an diesem Anblick (da könnte ich stundenlang drauf gucken :D ).


    Nur die Meinung zum Stahlband kann ich absolut nicht teilen.


    Das dieses Band nicht sportlich oder gar feminin aussieht, finde ich überhaupt nicht.


    Für mich kam daher der N01 auch nur mit dem Stahlband in Frage, auch wenn es sehr empfindlich/kratzeranfällig ist.

  • Nur die Meinung zum Stahlband kann ich absolut nicht teilen.

    Das ist doch völlig in Ordnung, wäre ja langweilig, wenn wir alle den gleichen Geschmack hätten. ;)


    Wenn du die gleiche Uhr hast, mal eine Frage zum Manufakturkaliber, bzw. ob das bei dir auch so ist. Ziehe ich bei stehengebliebener
    Uhr die Krone ganz heraus (Zeiteinstellmodus) und drücke sie wieder hinein, läuft die Uhr kurz, für ca. 1 Minute an. Das kenne ich so von den 7750ern nicht. Aufgefallen ist mir das eigentlich nur, weil ich für ein Foto bei stehender Uhr eine bestimmte Zeigerposition einstellen wollte.

  • Das ist doch völlig in Ordnung, wäre ja langweilig, wenn wir alle den gleichen Geschmack hätten. ;)
    Wenn du die gleiche Uhr hast, mal eine Frage zum Manufakturkaliber, bzw. ob das bei dir auch so ist. Ziehe ich bei stehengebliebener
    Uhr die Krone ganz heraus (Zeiteinstellmodus) und drücke sie wieder hinein, läuft die Uhr kurz, für ca. 1 Minute an. Das kenne ich so von den 7750ern nicht. Aufgefallen ist mir das eigentlich nur, weil ich für ein Foto bei stehender Uhr eine bestimmte Zeigerposition einstellen wollte.


    Kann ich Dir leider nicht sagen, da ich das noch nie ausprobiert habe bzw. da die Uhr eigentlich immer läuft.


    Sollte sie mal demnächst mal stehenbleiben, dann kann ich das gerne testen und dann eine Rückmeldung geben.


    Zwei Gegenfragen (evtl. auch an alle):


    Schaltet das Datum exakt um 24.00 Uhr um?


    Meines springt schon um 23.57 Uhr um.


    Und ist das eigentlich richtig, dass das Weiß der Totalisatoren und des Rechenschiebers beim N01 nicht strahlend weiß ist, sondern so eher perlmutterfarben?


    Hab letztens eine Montbrillant Olympus vom türkischen Strandkonzi in der Hand gehabt und gegen meinen N01 gehalten, da ist das eher schneeweiß bei der Montbrillant.

  • Schaltet das Datum exakt um 24.00 Uhr um?


    Meines springt schon um 23.57 Uhr um.


    Und ist das eigentlich richtig, dass das Weiß der Totalisatoren und des Rechenschiebers beim N01 nicht strahlend weiß ist, sondern so eher perlmutterfarben?

    Bei mir schaltet das Datum tatsächlich auf dem Punkt um Mitternacht. Und ja, das Weiß ist eher ein Warmweiß und das finde ich auch gut so.

  • Also ich habe den 43er NTB01 aus 2012. der Schaltet auch bei 23:57.
    Das mit dem Weiß der Totalisatoren stimmt. Ist eher cremeweiß. Rechenschieber ist richtig weiß wenn ich mich nicht irre.,

  • Herrlich zu lesen und anzuschauen :verneig: ; vielen Dank für diese außerordentliche Vorstellung :blume: !


    Was ich für mich jedoch etwas anders sehe ist dieser Punkt:


    Ich selbst empfand die 43er als zu klein, was vermutlich daran liegt, dass die Navitimer mit ihrem weißen Rechenschieberrand optisch kleiner ausschaut als sie ist.

    Gerade weil der Rand weiß und praktisch keine Lünette vorhanden ist empfinde ich den NT optisch immer eher größer als Uhren mit gleichem Durchmesser, aber breiter(er) Lünette.
    Als ich das erste Mal meinen NT (den es seinerzeit nur mit 41,7 mm Durchmesser gab; das 01er-Werk existierte noch nicht) am Arm hatte kam er mir vor wie 44 mm :G ...


    Anyway, eine tolle Uhr ist es allemal :gut: , egal mit welcher Abmessung.

  • Als ich das erste Mal meinen NT (den es seinerzeit nur mit 41,7 mm Durchmesser gab; das 01er-Werk existierte noch nicht) am Arm hatte kam er mir vor wie 44 mm

    Ich denke, hier hat ein wenig Umdenken stattgefunden, was sicher auch einem gewissen Modetrend geschuldet ist. Auch ich kann mich noch gut erinnern, wie ich vor 20 Jahren im Laden die eine oder andere Uhr anprobiert und ohne Kauf frustriert ob meiner dünnen Handgelenke wieder verlassen habe. Und das waren Ührchen mit gerade einmal 42 mm Durchmesser...


    Heute sieht man selbst an zierlichen Damenhandgelenken oft sehr große Uhren und mir gefällt das ehrlich gesagt auch sehr gut, meistens jedenfalls. Ich habe ja heute hier die Mudmaster vorgestellt und wer die je sein eigen nannte, der wird ein für allemal völlig schmerzfrei, was die Größe einer Uhr angeht.


    Natürlich muss es insgesamt noch irgendwie passen. Ich selbst bin fast 1,90 m groß und halte mich körperlich einigermaßen fit. Und obwohl ich recht zierliche Handgelenke von 18 cm habe, kommt dann ein Stück weiter oben dann doch noch ein wenig "mehr" an Arm zum Vorschein und deshalb wirken große Uhren bei mir nicht deplatziert.


    Uhren von 42 mm Größe empfinde ich mittlerweile fast als eine Art Kinderuhr. So ändern sich eben Ansichten und Geschmack.

  • Hast absolut recht.
    Vor dem NT hatte ich fast 12 Jahre durchgehend eine Uhr mit 39 mm getragen; an 2,7 mm mehr musste ich mich erst gewöhnen. Dann ging es über 44 mm bis zu 48,4 mm :zwitscher:;) ...die bei 1,89 m Körpergröße dann auch nicht so stark auffallen wie ich es vielleicht noch vor zehn Jahren gedacht hätte ;) .