Es muss irgendwann zwischen 1986 und 1988 gewesen sein, als ich das erste Mal Berührung hatte mit dem Uhrenmagazin und mit der Marke Chronoswiss. Vor allem die Werbeanzeigen mit dem Abbild des Firmengründers Gerd Rüdiger Lang nebst seinem „Okular“ am Kopf, ist bis heute in meinem Gedächtnis eingebrannt.
Ich trug bis dato ausschließlich 20 DM teure Quarzuhren, die, wenn sie Ihren Dienst getan hatten auf der Müllhalde der Geschichte landeten.
Ein damaliger Freund von mir sammelte zu dieser Zeit schon (Er war damals knapp über 20) mechanische Luxusarmbanduhren und Oldtimer. Zudem war er Abonnement des Uhrenmagazins.
Zwei Welten, die mir bis dahin, auch in Ermangelung der nötigen Sponsoren, verwehrt geblieben waren.
Also irgendwann Mitte bis Ende der Achtziger zeigte er mir im Uhrenmagazin eine „Limited Edition“ der Marke Chronoswiss, die er unbedingt haben wollte. Chronoswiss stand noch relativ am Anfang, aber wohl schon in der Blütezeit der Marke. Er telefonierte alle Chronoswiss Verkaufsstellen ab und hatte Glück. In Köln (damals ca. 100 km entfernt von meinem Heimatort), lag noch eine. Er fragte mich, ob ich mitkommen wolle die Uhr abzuholen. Klar sagte ich. Also ging es an einem Samstag nach Köln und ich betrat das erste Mal in meinem Leben einen richtigen Juwelierladen. Der damalige Listenpreis der CS betrug, soweit ich mich erinnere, 999 DM.
SOVIEL GELD für eine Uhr. Wahnsinn… und eigentlich auch unverschämt...
Gesagt, getan. Die Uhr wurde gekauft und es war wohl damals die erste Uhrenmarke, die in mein Bewusstsein gelangte. Danach verlor ich die Marke und wenige Jahre später auch den damaligen Freund aus den Augen.
Nunmehr 30 Jahre weiter… Ich surfe so am Wochenende verschiedene Händler ab und mir fallen 2 Chronoswiss Uhren ins Auge. Ich habe in diesem Jahr meine 50 vollgemacht und dachte mir, es wäre vielleicht mal an der Zeit, sowas wie eine klassische goldene Uhr zu kaufen, für die feierlichen Anlässe im Leben (Bälle, Beerdigungen, seltener Hochzeiten und Taufen….).
Ich hatte schon verschiedene Goldmodelle von Panerai, die ich mich aber nie wirklich getraut habe zu tragen, da ich Angst vor jeglicher Ausprägung möglicher „Swirls“ habe und hatte, die schon gefühlt beim direkten Blickkontakt auf das Gehäuse entstehen.
Im Angebot war dann ebendiese Chronoswiss Sirius CH1021R in 18K Rosegold mit dem Handaufzugs Kaliber 111 (Basis Marvin 700 aus den 50er Jahren) UND eine Timemaster Retrograde Day CH 8143-BK/71-2. OK, ich wusste, dass Chronoswiss erstmal eine Marke ist zum Geldverbrennen. Das wollte ich aber lieber anderen überlassen und machte dem Verkäufer ein Angebot, welches ich glaubte, dass er es NICHT annehmen würde.
Nach ein wenig hin und her wurden wir uns dann einig.
Heute Morgen klingelte es und das Paket mit den zwei Spaltern kam an. Ich muss sagen, es ist sicher eine Liebe auf den zweiten Blick gewesen, da mein Mainstreamgeschmack eher anders aussieht. Die Marke und das Design ist gewöhnungsbedürftig. Insbesondere die übermächtige Zwiebelkrone bedarf der Blickgewöhnung. Was soll ich sagen. Je mehr ich mir die Uhren betrachte, sie in der Hand fühle und die vielen Details entdecke muss ich sagen, ich bin begeistert. Mal weg vom ewigen, so heiss geliebten Mainstream (Chronoswiss baut nur 3-4.000 Uhren pro Jahr!), hin zu einem Spalter, Geldverbrenner, aber eben auch zu etwas ganz besonderem.
Ich werde die Uhren SCHONUNGSLOS tragen und bin erfreut, über diese Form(en) neuerlicher Abwechslung.
Die Sirius ist im Design ja sehr klassisch. Ein Format womit man mich früher hätte jagen können. Allerdings mit zunehmendem Alter, gesetzteren Hüften und eine Menge Erfahrung über die meine Gesichtsfalten Auskunft geben, hielt ich es an der Zeit, mich den Realitäten zu beugen und auch mal eine klassische Linie als tragbar zuzulassen.
Die Timemaster ist für ein Model von Chronoswiss ja schon eher eine moderne Interpretation von Klassik. Wer Rolex und Panerai gewohnt ist, muss sich erstmal mit diesem „look“ anfreunden. Aber grade das andere ist ja so erfrischend. Man sieht sich an manchem Mainstreamdesign auch ein wenig satt. Was besonders positiv auffällt bei der Timemaster ist der Tragekomfort an einem tollen Kautschuk mit einer sehr ausgereiften, funktionalen Faltschliesse.
Da ich alle meine Uhren im Wechsel trage, sollte so schnell keine Langeweile aufkommen. Wir werden sehen. Unter Wiederverkaufsgesichtspunkten, muss ich die Uhren wohl ohnehin behalten… Vlt. werde ich jetzt ruhiger und bin dann generell nicht mehr Flippers bester Freund…
Hier nun ein paar Bilder: