Alte Omega Speedmaster Professional - noch zu retten?

  • Hallo zusammen,


    kurz zu mir: Mein Name ist Daniel, 32 Jahre und komme aus dem schönen Bremen. Man kann mich wenn es um das Thema Uhren geht getrost als Grünschnabel bezeichnen. Und genau deshalb habe ich mich hier angemeldet - denn ich brauche ein paar kompetente Meinungen über eine ziemlich ramponierte Omega Speedmaster Professional Mark II.


    Bevor ihr die schockierenden Bilder zu sehen bekommt, vielleicht kurz etwas zu der (mir bekannten) Geschichte der Uhr:


    Die Uhr befindet sich vermutlich seit den 70ern im Besitz meines Vaters. Laut seiner Aussage gehörte die Uhr einem Schrotthändler aus Bremerhaven. Da mein Vater die Uhr so schön fand und als damaliger Jungspund unbedingt eine schicke Uhr haben wollte und der Schrotthändler zufällig auch Münzensammler war, tauschte mein Vater einige seiner im Jugendalter gesammelten Münzen gegen die Uhr ein. Ein paar Macken hatte sie damals wohl schon - funktionierte jedoch tadellos.
    Da meinem Vater das Tragen von Armbanduhren anscheinend irgendwann nicht mehr so wichtig war, landete die Uhr mit der Zeit ungeschützt im Schrank - und wenn sie nicht gerade vor sich hin vegetierte und von einigen der vielen Umzüge erholte, musste sie als Spielzeug für uns Kinder herhalten. Nach Jahren der Verschollenheit habe ich die Kleine nun zufällig wiedergefunden.
    Ich persönlich verbinde ein paar schöne Erinnerungen mit der Uhr und stelle mir nun zwei Fragen:


    - Ist die Uhr echt? Es exisitieren nämlich keinerlei Papiere hierzu in unserem Besitz.
    - Die Uhr ist in einem wirklich schlechten Zustand: Wenn man sie aufzieht, dann funktioniert lediglich der kleine Sekundenzeiger links - das komplette Uhrwerk muss wohl erneuert werden. Zudem befinden sich an Gehäuse, Glas und Armband sehr viele Kratzer. Aus Angst noch mehr Kratzer zu verursachen und da ich nicht viel über richtige Uhrenpflege weiß habe ich mich noch nicht an eine Reinigung heran getraut.


    Vielleicht kann mir hier jemand mal eine Einschätzung zur Restauration (oder Revision? Denke mal bei dem Zustand wohl eher nicht möglich) bzw. zur Echtheit geben. Es geht mir in diesem Fall nicht darum die Uhr flott zu machen und zu verkaufen. Selbst wenn eine Überholung nicht günstig wird, bin ich bereit das Geld in die Hand zu nehmen - allein wegen des ideellen Wertes.


    So und nun wie versprochen, könnt ihr euch die Fotos im Anhang anschauen - unzensiert :)

  • Hallo Danyo, :wink:


    ich bin im Vintage-Bereich leider nicht sonderlich kundig und kann dir daher nicht weiterhelfen.


    Es wird sich hier aber sicher jemand finden, der zu der Uhr etwas berichten kann (Fake oder nicht).


    Sollte die Uhr echt sein, musst du diese -was du dann ja auch beabsichtigst- angesichts ihrer Geschichte aufarbeiten lassen. Wenn ich das alles lese: Bremerhaven, Schrotthändler, 70er usw... Herrlich! :verneig:


    Liebe Grüße
    Christian

  • Hey,


    vielen Dank für die schnellen Antworten.


    Da geht mir das Herz auf wenn ich sowas lese :D.


    Habt ihr denn irgendwelche Empfehlungen für mich, wo ich die Uhr hinbringen könnte bei mir in der Nähe (Bremen - Bremerhaven) oder muss die Uhr direkt zu Omega in die Schweiz? Wäre es dort z.B. möglich neue Papiere ausstellen zu lassen?


    Gruß,
    Daniel

  • Hi Daniel,


    da du im Bremer/Bremerhavener Bereich sitzt, eventuell die Chronometrie Zur Horst in Oldenburg. Google einfach mal.


    Herr zur Horst ist auch im Omega-Vintage-Bereich tätig und verfügt über eine entsprechende Werkstatt. Habe mich da persönlich immer gut aufgehoben gefühlt. :gut:



    Liebe Grüße
    Christian

  • Hallo Daniel,


    Danke für die tolle Vorstellung. Bitte unbedingt servicieren und in Ehren halten. :gut:


    Der ideelle Wert ist nicht zu ersetzen. Die Uhr hat schon jetzt eine tolle Historie, und ich bin mir sicher, dass nach erfolgter Revision / Restauration noch einige schöne Geschichten hinzukommen werden.
    Die Revision eines Chronographen kostet bei Omega 750 Euro, auch das Ausstellen von neuen Papieren ist möglich. Auch eine Restauration ist möglich, ist m.E. aber nicht unbedingt notwendig und darüber hinaus mit 2.000 Euro auch deutlich teurer.


    Ich würde die Uhr zu Omega schicken und eine Revision durchführen lassen.


    Gruß, Fabian.

  • Ich kenn mich im Vintagebereich echt nicht aus....aber es ist doch oft zu lesen das gewisse Komponenten nicht gewechselt werden sollen weil sie die Originalität mindern und somit auch den Wert.


    Ist das bei dieser Omega weniger wichtig?
    Zum Beispiel das Blatt und die Zeiger nicht zu ersetzen??

  • "da du im Bremer/Bremerhavener Bereich sitzt, eventuell die Chronometrie Zur Horst in Oldenburg. Google einfach mal.
    Herr zur Horst ist auch im Omega-Vintage-Bereich tätig und verfügt über eine entsprechende Werkstatt. Habe mich da persönlich immer gut aufgehoben gefühlt. :gut: "

    Dem kann ich mich nur anschliessen! Der kurze Weg in meine alte Heimatstadt Oldenburg wird sich auf jeden Fall lohnen! Zur Horst ist eine TOP-Adresse
    und er hat mich auch schon einmal sehr gut bezügl. Vintage-Omega beraten - netter Kontakt!


    Blatt und Zeiger würde ich auf jeden Fall so lassen, Rest (Band und Anstöße passen...) polieren und wieder hübsch machen, dem "Traktorwerk" ne Revision spendieren und dann isse wieder perfekt!


    Tolle Vorstellung übrigens auch!!! :gut:

  • Ich kenn mich im Vintagebereich echt nicht aus....aber es ist doch oft zu lesen das gewisse Komponenten nicht gewechselt werden sollen weil sie die Originalität mindern und somit auch den Wert.


    Ist das bei dieser Omega weniger wichtig?
    Zum Beispiel das Blatt und die Zeiger nicht zu ersetzen??

    Naja, Du musst ZB und Zeiger sie auch nicht wechseln lassen, wenn Du das nicht möchtest. Letztlich entscheidest Du das ganz allein.
    Inwiefern sie den Wert mindern würden, das kann ich Dir leider nicht sagen. Da müssten sich dann mal die Experten äussern.

  • Habe mich natürlich auch umgeschaut und gesehen was ein Profi aus einer alten Uhr machen kann. Teilweise sahen die Uhren hinterher aus wie neu.


    Ich habe mich jedoch schon dazu entschlossen die Uhr soweit es geht im Original zu behalten. Dass am Ende ein paar kleine Kratzer am Gehäuse und Armband übrig bleiben macht irgendwie auch den Charakter meines Stücks aus denke ich.


    Werde mich auf jedenfall einmal von einem Meister beraten lassen - vielen Dank für die Empfehlungen an dieser Stelle. Finde den Gedanken, dass die Uhr wieder an ihren "Geburtsort" zurück kehrt irgendwie cool, aber ein persönliches Gespräch beim Uhrmacher hat denke ich auch seine Vorteile. Schwierige Entscheidung...


    Meine Planung ist, dass die Kleine zu Weinachten in alter Schönheit unter dem Weihnachtsbaum auf mich wartet. Werde dann auf jeden Fall ein paar Bilder ins Forum stellen :).

  • Hallo Daniel,
    ich kenne mich zwar mit Omega und in deiner Gegend nicht aus, hatte aber vor ein paar Jahren eine ähnliche Situation mit einer alten Heuer aus Familienbebesitz, die auch lange getragen wurde und entsprechend viel Kratzer und Charakter hatte.
    Ich war seinerzeit bei classicheuer und habe mich da entschieden nur das Werk zu revisionieren, ein neues Glas und Band zu nehmen und die fehlende Leuchtmasse aufzufüllen und habe es nie bereut. Die Kratzer auszupolieren wäre zu viel Arbeit (und Kosten) gewesen und hätte der Uhr viel vom Charakter genommen. Ab und an sehen wir immer wieder auf Bildern wie lange und wobei der Schwiegervater die immer Uhr getragen hat und das darf man ihr auch ansehen. Hier 2 Bilder von Vorher und Nachher



    Du hast da genau den richtigen Ansatz. Charakter bewahren und die Uhr tragen und Freude daran haben. Ich freue mich auch immer noch wenn ich Sie anlege, auch wenn der Virus zugeschlagen hat und ich inzwischen auch den 50 Jahre jüngeren Bruder besitze. Ach ja, vor 8 Jahren habe ich für alles ca. 600€ bezahlt.


    Viel Spaß bei der Auswahl und danach mit dem guten Stück.


    Viele Grüße
    Holger

  • Ein herzliches Willkommen und herrliches Stück Uhrengeschichte - auch wenn die Marks nicht nach meinem Geschmack sind.


    Aus meiner Erfahrung mit Vintage-Speedies kann ich sagen, dass ich keine von ihnen zu Omega geschickt habe, sondern immer zum Uhrmachermeister "meines" Vertrauens gegeben - der glücklicherweise auch, aber nicht nur Speedmaster-Vintage-Sammler ist. Ich hätte geflucht, wenn etwas ersetzt worden wäre, was nicht hätte ersetzt werden sollen... :bash:


    Insofern ist der Tipp mit dem Oldenburger Fachmann sicher nicht verkehrt - die Uhr wird es Dir danken. Ich bin schon gespannt auf dem Auspack- und Bilderthread. :lupe::gut:

  • Ich hatte die Mark II von meinem Vater letztes Jahr bei Omega in Pforzheim. Ist fantastisch geworden.
    Ich habe eine komplette Revi nebst Aufarbeitung machen lassen und ein neues Armband hat sie auch bekommen. Das Glas kam neu, Zeiger auch, Zifferblatt hab ich behalten.


    Meine Ubr war auch wirklich stark getragen. Seit den 70ern ohne Aufarbeitung oder Revi und hatte wirklich starke Kampfspuren.


    Die Jungs in Pforzheim haben tolle Arbeit geleistet. Die Uhr wurde nicht totpoliert. Also die Tiefen Macken sind noch sichtbar. Selbst die sehr feine Seahorse Gravur auf dem Deckel wurde erhalten.


    Der Sonnenschliff auf der Oberseite ist natürlich fantastisch.


    Gekostet hat der Spaß ca 1400 Euro. Das Armband lag aber glaub ich schon bei über 400. Auf jeden Fall war es jeden Cent davon wert. Würde ich immer wieder so machen.