Hallo Lounger!
Heute möchte ich Euch eine Uhr vorstellen, die wir alle –zumindest teilweise- bei jedem Besuch in der Watchlounge sehen. Einige werden sich nun möglicherweise verwundert die Augen reiben, weil sie das bisher bestenfalls im Unterbewusstsein wahrgenommen haben.
Bei diesem Modell wurde wirklich jedes Detail konsequent dem ursprünglichen Einsatzzweck untergeordnet. Schon bei der Planung und Entwicklung wurde der Anwender mit „ins Boot geholt“.
Warum das aber nicht der einzige Grund ist der diese Uhr zu etwas Besonderem macht, würde ich Euch heute gerne zeigen.
Im Jahr 2002 wurde eine Uhr vorgestellt bei dem die DGzRS (Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger) einen nicht unerheblichen Anteil an der Entwicklung hatte. Das sieht und spürt man auch: reduziert auf das Wesentliche, völliger Verzicht auf unnötige Spielereien, mehr als ausreichend wasserdicht, beste Ablesbarkeit und Robustheit dürften die Attribute gewesen sein, denen alles untergeordnet wurde: der Search-and-Rescue- Timer war somit geboren. Eine zweckgebundene Einsatzuhr, die die Seenotretter bis heute bei Ihren Einsätzen auf insgesamt 60 Seenotkreuzern zwischen Borkum und Usedom begleitet. Der Rescue Timer ist kein Schmuckstück im eigentlichen Sinne. Das will er auch gar nicht sein. Er ist eher ein Pragmatiker und verzichtet gänzlich auf Highlights.
Warum der Begriff „Einsatzuhr“ keine Übertreibung ist, sieht man sehr schnell: die Krone befindet sich auf der 4-Uhr- Position und verhindert einen Kontakt mit dem Handrücken. Man findet keine auf Hochglanz polierten Fasen und keine einzige scharfe Kante. Nichts zwickt oder wirkt sonst irgendwie störend. Das zurückhaltende und dennoch hochwertige Gehäuse schimmert seidig- matt, ich hoffe auf den Fotos wird dies einigermaßen gut sichtbar. Eine stoßfeste, aus Kautschuk hergestellte Lünette rundet Gesamtbild stimmig ab.
Das Ziffernblatt ist aufgeräumt, klar strukturiert und somit jederzeit sehr gut und schnell ablesbar. Auch die übergroßen 3-6-9-12- Dreiecksmarkierungen erfüllen ihren Zweck: man findet sich sehr schnell zurecht. Auch nachts sind diese hilfreich: die sehr hell und ausdauernd leuchtenden, mit Superluminova versehenen Markierungen springen den Träger förmlich an und gewährleisten somit eine problemlose Ablesbarkeit auch bei völliger Dunkelheit.
Sogar bei der möglichst praktikablen Umsetzung einer Datumslupe hat man sich Gedanken gemacht. Das Resultat lautet: sie wurde von innen in das doppelt entspiegelte und 4 mm starke Saphirglas geschliffen. Somit bleibt das Glas von außen vollkommen plan, Einschränkungen bei der Ablesbarkeit des Datums entstehen dadurch nicht. Nichtsdestoweniger ist das Datum auch hier nur dann ablesbar, wenn der Blickwinkel nicht zu groß ist.
Die dreiteiligen Mittelglieder des sehr angenehm zu tragenden Stahlbandes bestehen wie die Lünette aus Kautschuk und fügen sich damit harmonisch ins Gesamtbild ein, ohne den praktischen Nutzen dabei zu vernachlässigen. Einerseits verleihen die Mittelglieder aus Kautschuk dem Band eine gewisse Flexibilität, andererseits wird damit eine Gewichtsersparnis erreicht und ein Verrutschen am Handgelenk verhindert. Das wiederum sorgt dafür, dass die Uhr stets sehr gut ausbalanciert ist.
Die Bandglieder sind verschraubt, das ist in diesem Preissegment keine Selbstverständlichkeit. Die im Vergleich zum Rest leider etwas einfach anmutende und nicht ganz so massive Edelstahlschließe hat eine Tauchverlängerung und eine Schnellverstellung in vier Schritten. Ein Sicherheitsbügel verhindert ein versehentliches Öffnen der Schließe. Trotzdem trübt die Qualität der Schließe den Gesamteindruck etwas.
Kommen wir nun zum Herz dieser Uhr: bei dem Werk handelt es sich um das Selitta SW-200 mit der patentierten Mühle Spechthalsregulierung. Jeder kennt es, viele schätzen es. Mein Exemplar läuft seit gestern mittag mit einer Abweichung von +2 Sekunden. Das ist ein respektabler Wert, so gut läuft nicht mal meine nach COSC zertifizierte Seamaster 300. Das Datum schaltet ca. 3 Minuten nach Mitternacht. Mehr kann ich zum aktuellen Zeitpunkt nicht sagen, werde aber gerne weiter berichten.
Man muss allerdings kein Seenotretter sein um sich an dieser Uhr zu erfreuen. Ein hoher Tragekomfort, Robustheit, eine gute Ablesbarkeit und unverwechselbares Design lassen den Rescue Timer zu einer hervorragenden Alltagsuhr werden.
Hier noch ein paar technische Daten
Uhrwerk:
SW 200-1, Version Mühle, Automatik, Version Mühle mit patentierter Spechthalsregulierung, eigener Rotor, charakteristische Oberflächenveredelungen, Sekundenstopp, Datumschnellkorrektur, 38 h Gangreserve
Gehäuse:
Edelstahl, Kautschuklünette, 4 mm starkes Saphirglas mit von innen eingesetzter Lupe, Geschraubter Edelstahlboden, Verschraubte Krone, Wasserdicht bis 100 bar, Kautschuk- oder Edelstahlband mit Edelstahlfaltschließe inkl. Verlängerung, Bandstege verschraubt
Abmessungen
Ø 42,0 mm; H 13,5 mm
Ziffernblatt
Schwarz, Zeiger und Indizes mit Super-LumiNova belegt, stark nachleuchtend
Vorläufiges persönliches Fazit
Der Rescue Timer ist auf eine ganz unaufgeregte Art schön, er verzichtet auf Effekthascherei und hält sich lieber vornehm zurück. Und genau das hat mich an dieser Uhr schon immer gereizt, auch wenn ich sie seit meiner ersten persönlichen Begegnung immer wieder habe hinten anstehen lassen. Trotzdem oder genau deswegen –und das ist natürlich Ansichtssache- hat sie es geschafft, dass ich sie letztlich unbedingt haben wollte. Sie wird mich sicher regelmäßig begleiten und ganz unabhängig vom Anlass niemals deplatziert wirken.
In diese Uhr verliebt man sich nicht Hals- über- Kopf. Es sei denn man ist ebenso pragmatisch wie die Uhr selbst.
Dann schon.
Vielen Dank für Eure Aufmerksamkeit. Ich wünsche Euch allen ein frohes Pfingstfest.
Beste Grüße,
Fabian.
P.S.: hier noch ein link aus dem Watchlounge- Tragebuch, David hatte den Rescue- Timer drei Wochen lang getestet. Viel Spaß beim Lesen.