Augen auf beim vintage Uhren Kauf

  • Wie versprochen werde ich in unregelmäßigem Abstand ein paar Geschichten und Berichte aus der Uhrmacherwerkstatt posten.
    Da ich auf vintage Rolex spezialisiert bin, sind das meistens Berichte über die Uhren aus Genf, wie bei dieser GMT Master.



    Leider stelle ich öfters fest, dass es Gebrauchtuhrenhändler gibt, die nur das Beste von einen möchten !?


    Unser schwer verdientes Geld !


    Es wird das „blaue vom Himmel“ erzählt, und getrickst bis zum Abwinken.
    Hauptsache die Uhr wird mit großem Gewinn verkauft.
    In diesem speziellen Fall geht es um eine vintage Rolex GMT Master Ref. 1675 mit dem Kaliber 1570.
    Laut Aussage des Verkäufers ist die Uhr komplett von einem Uhrmacher überholt worden und läuft tadellos.
    Von außen stimmt diese Aussage!
    D.h. Gehäuse und Metallband sind schön zurecht gemacht ! Nur der Nachgang, von mehr als 30 Sekunden pro Tag, machte den Käufer stutzig.
    Die Überprüfung der Gangwerte auf der Zeitwaage ergab katastrophale Werte. Eine Amplitude von unter 200°, einen großen Abfallfehler und das Vierlagendiagramm ergab auch noch eine nicht gerade kleine Lagendifferenz.
    Bei der Sichtkontrolle des Uhrwerks kamen mir dann auch noch haufenweise Dreckpartikel entgegen.
    In meiner Tätigkeit als Uhensachverständiger stelle ich leider oft fest, dass das hier kein Einzelfall ist !
    Mein Tipp: Augen auf beim Uhrenkauf !
    Wenn man sich nicht sicher ist, sollte man einen Fachmann kontaktieren oder die Finger davon lassen !




    Update:
    Der Käufer hat die Uhr zurück zur Verkaufsstelle gebracht und reklamiert.
    Daraufhin wurde das Uhrwerk von einen „Uhrenspezialisten“ einreguliert !!!!
    Mit dem Erfolg, dass das Uhrwerk noch mehr differierte !
    Zum guten Schluss wurde ich vom Käufer beauftragt eine Revision des Uhrwerks durchzuführen.
    Dabei wurde festgestellt, dass das Uhrwerk zwischen den Platinen total verdreckt war.
    Der Federkern war schon fast im Lager „festgebacken“ !
    Es ist eine Frechheit zu behaupten, dass das Uhrwerk von einem Uhrmacher, vor dem Verkauf, überholt worden ist.
    Man muss davon ausgehen, dass an diesem Uhrwerk schon länger als 15 Jahre keine Revision mehr durchgeführt wurde.


    Grüße aus der Uhrmacherwerkstatt


    Uli

  • Vielen Dank Uli für den Bericht.


    Ich denke das gerade im Bereich "Rolex Vintage" unheimlich viel einfach aufgehübschte Ware unterwegs ist. Und in Deinem Fall ging es ja noch nicht einmal um eine Mariage oder andere zusammengewürfelte Uhr sondern "lediglich" um einen Betrug zum technischen Zustand. Wobei letzteres ja schon vollkommen reicht. Gut das das hier mal so deutlich thematisiert wird. Richtig "lustig" wird es dann aber, wenn der Käufer später festgestellt, dass seine Rolex im Grunde drei Vornamen hat und das Beste von mehreren Uhren kreativ zusammengestellt wurde. Eine Riesensauerei.

  • Ja.... Fachmann konsultieren oder mitnehmen ist sicher der richtige Weg - aber wen soll ich mitnehmen? Das wird scho schwierig!


    Danke für den Bericht auf jeden Fall - man wundert sich ja eh nonstop, wie auf den einschlägigen Plattformen quasi ALLE alten Rolexen im "Zustand 1" stehen können. Und manche Kanten zu Halbmonden verkommen sind...


  • Genau Kurt :gut: und wenn der Verkäufer sich weigert sollte man eine Rückabwicklung ins Auge fassen - dann ist vielleicht mehr im Argen.
    "Augen auf beim Vintagekauf" und "Buy the Seller" sind die Gebote. Aber wem sage ich das :blume:
    lG Wolfgang

  • Ich bin im Moment auf der Suche nach einer vintage Rolex aus meinem Geburtsjahr und ich bin der Meinung, daß ich als Laie hier nur Geld verbrennen kann.


    Ich glaube trotz der 40 Jahre sind alle Uhren in einem beinahe "neuem" Zustand, zumindest wenn es um die Beschreibung gilt.

    Suche eine Rolex aus der Zeit 1978




    Egal wie Spiel ausgeht, Lebbe geht weiter.


    Es gibt nicht nur Sonne im Leben, man muß auch den Schatten verkraften können.

  • Dabei wurde festgestellt, dass das Uhrwerk zwischen den Platinen total verdreckt war.

    Danke für diesen Erfahrungsaustausch.


    Frage vom Laien an den Fachmann: wie geht das, wo kommt das her? Geht über die Zeit (da Vintage) die Staub- und Wasserdichtigkeit so stark verloren? Wurde die auf der Arbeit getragen und der Besitzer war Gussputzer?


    Ich käme mit Verschleiss zurecht, eh klar. Oder es hat sich was verstellt. Öl verharzt. Irgend sowas. Aber Dreck?!? War das mal eine unsachmgemässe "Revision"?

  • Die Tragespuren sieht man nicht, da die Uhr rundherum aufgearbeitet wurde. Wenn das und der Preis für Dich OK ist, solltest Du einigermaßen auf der sicheren Seite mit dieser Uhr...

  • Das größte Problem in meinen Augen sind Frankenwatches und Teilfälschungen. Ein originales Red-Sub Blatt oder ein SDDR-Blatt haben einen Wert von mehreren Tsd Euro. Da wird gerne etwas nachgeholfen. Solche Teile lassen sich als Fake-Teile im Netz kaufen mit matchenden Zeigern, in gealtert, wie man will. Bei manchen Uhren ist sicher nur das Werk original und eine alte DJ wird für eine Fake 1680, 1665... geschlachtet.


    Selbst für die Seiko Bullheads gab es bei Ebay Fake Angebote, alle Teile ausser Werk als Set. Falls euch mal ne NOS Bullhead über den Weg läuft....


    Ein verdrecktes Werk ist da eher das kleinere Übel.


    Bei der Daytona 6239 werden die Valjoux-Kaliber 72 umgebaut, bzw. nachgearbeitet. Die Uhren können auch vorgealtert bestellt werden. Hier sind dann mehrere Tsd€ fällig. Aber beim Verkauf gibt es dann fünfstellig.


    Da immer die selben Teile fehlen oder Fake sind ist es quasi nicht möglich sie als originales, zeitgenössisches Ersatzteil zu kaufen, da es mehr z.B. 5513 als alte Blätter gibt und ja alle eins suchen. Wo soll es dann herkommen?


    Wenn ich nach alten Subs sowohl Rolex als auch Tudor geschaut habe, dann sind ALLE die günstig gewesen sind Teilfakes gewesen. Da hilft nur sich sehr intensiv mit der Materie auseinander zu setzen oder bei Händlern mit einer guten Reputation zu kaufen.


    ich habe es aufgegeben und kaufe Uhren wo das Risiko geringer ist (vierstellige Datejust und fünfstellige Sportis)

    • Offizieller Beitrag

    Danke für die rasche Antwort, Du hast recht! Ist mir kurz auch aufgefallen, dachte dann aber, das sei wegen dem Lederarmband.
    Was würdest Du für eine solche Uhr bezahlen?
    Nur mal so als Rahmenvorstellung.


    So um die 2 bis 2,2k, maximal.
    Auch weil kein Edelstahlband dabei ist.