Korrektor fällt ab, geflutete Jaeger-LeCoultre - Meinungen dazu?

  • Ich lese schon geraume Zeit hier mit und bin entsetzt. Mein Mitgefühl, LeCannet, und auch meine Bewunderung dafür, dass Du bei diesem Trauerspiel nach wie vor so ruhig bleibst...


    Ich frage mich die ganze Zeit, was ich mit meiner IWC machen soll, bei der demnächst ein Service fällig wird und die über den lokalen Konzi unter Umständen ja auch bei Richemont in München landen wird. Da hofft man, dass dort gewissenhaftere und fähigere Uhrmacher unterwegs sind. Wobei, wenn die Uhrmacher (gleich welcher Marke) Angestellte von Richemont sind, überlege ich mir das ernsthaft nach dieser Geschichte hier...




    ( BSBV: Bleiben alle Uhren der Richemont- Marken für den Service konsequent in München, oder gibt es für bestimmte Uhren bestimmter Marken Ausnahmen? Gerne oer ON, um den Thread nicht zu sehr zu missbrauchen - sorry an den TS!)

  • Bernd, ich denke nicht dass JLC oder Panerai in München die schlechtesten und schlampigsten Uhrmacher und Endkontrolleure anstellen.


    Es ist zwar einfach und bequem das so zu sehen, aber aus meiner Sicht nicht richtig. Da liegt viel mehr im Argen, aber um das nachhaltig abzustellen müsste man Geld in die Hand nehmen und das scheint man nicht zu wollen.

    richtig Rene :gut: in meinen Augen sind die Fusionen früher oder später meistens der Anfang vom Ende. Es geht nur noch um größer und reicher werden und die tatsächlichen Werte dem Kunden gegenüber verlaufen sich im Sande.
    Das kann man heute diversen Branchen zuteil werden lassen (Autoindustrie, Brauereien etc.).


    Und das alles entsteht wenn man den Kessel nicht voll genug bekommt.

  • Möglicherweise liegt es nicht an den Leuten sondern daran dass der Konzern nicht genügend Leute einsetzt.


    Müsste dann lauten: Können die Manager nicht einfach ihre Arbeit machen?

    Ohne die Prozesse bei Richemont zu kennen, liegt die Vermutung nahe, dass genau da die Sichel im Brot hängt. Man hat den Service - auch JLC - ja zusammengelegt, weil das der Gewinnoptimierung dienen sollte. Nebenbei noch ein paar Leute rausgeschmissen, die die Arbeit machen und die Prozesse "optimiert". Mit Excel und Power Point sah das auch alles ganz großartig aus. Der Punkt Service ist dabei nur ein ganz kleines Segment im Tortendiagramm. Für die Big-Picture-Guys vernachlässigbar. Und Kundenreklamation kommt in der Präsentation wahrscheinlich gar nicht vor.
    Der Uhrmacher bekommt jetzt exakte (kürzere) Zeitvorgaben, die er zu halten hat und kann sich aussuchen, ob er schnell oder so sorgfältig wie früher arbeitet. Dass die Uhr von LeCannet ein Problemfall ist, darum kann er sich nicht kümmern. Mit Chance weiß er das gar nicht, weil nicht er die erste Revision gemacht hat, sondern sein Kollege. Und die QS, die sicher für den ganzen Laden arbeitet und nicht nur für JLC, winkt die Uhr durch.


    Wir müssen uns von der Vorstellung trennen, dass Uhren dieser Preislage in kleinen, aber feinen Manufakturen hergestellt werden, in denen der Chef noch persönlich Anteil am Geschehen nimmt. Das sind genau solche Wurstbuden wie die Hersteller von anderen Industrieprodukten. Das Produkt ist nur Mittel zum Zweck, nämlich Gewinn. Wenn man in Richtung Zenith, IWC oder Breitling schaut, vielleicht zwischenzeitlich auch mal zur Selbstdarstellung und -verwirklichung. ;) Und wenn man dem Management über Nacht das Werk "unter dem A...." wegzieht und eine Waschmittelfabrik reinschiebt, fällt es erstmal nicht auf, solange Performance Indikatoren keine auffälligen Werte anzeigen.


    Das sind natürlich nur meine zwei Cents. ;)

    • Offizieller Beitrag

    Renė,
    das die Richemontgruppe München keine guten Uhrmacher hat, das denke ich nicht, aber wie manch einer von denen seine Arbeit macht, da liegt schon mal das erste Problem.


    Auch das Verantwortungs - und Kontrollsystem liegt wohl im Argen. Genau hier ist es Sache der Manager das unter die Lupe zu nehmen und ggf abzuändern.

  • Bernd, das ist doch gar nicht gewollt etwas zu ändern. Umsatzmaximierung!!! .... heißt die Lösung.


    Wie @Tux so schön schreib: "Wir müssen uns von der Vorstellung trennen, dass Uhren dieser Preislage in kleinen, aber feinen Manufakturen hergestellt werden, in denen der Chef noch persönlich Anteil am Geschehen nimmt. Das sind genau solche Wurstbuden wie die Hersteller von anderen Industrieprodukten. Das Produkt ist nur Mittel zum Zweck, nämlich Gewinn. Wenn man in Richtung Zenith, IWC oder Breitling schaut, vielleicht zwischenzeitlich auch mal zur Selbstdarstellung und -verwirklichung. "


    .... recht hat er!!!

  • Ich denke nicht, dass das Problem so einfach zu erklären ist. Für mich ist der Service speziell bei den letzten beiden Uhren einfach nur mangelhaft.
    1. Warum bekomme ich beim 1. Versuch für 330 Euro Zifferblatt angeboten, welches angeblich verkratzt ist? Das Zifferblatt hatte nur eine leichte Spur am Rand, wo es gegen das Gehäuse drückt. Eines neues Zifferblatt sieht nach dem Einbau auch wieder so aus...


    2. Warum bekomme ich beim zweiten Versuch wieder ein neues Zifferblatt angeboten?
    3. Warum können die Zeiger, die ich beim ersten Versuch teuer gekauft habe, jetzt plötzlich wiederverwendet werden? Angeblich soll ja das Risiko zu groß sein, das sie sich lösen können. Hofft man, das alles für ein Jahr hält und dann ist der Kunde der Doofe, weil es keine Garantie mehr gibt. Das Ganze verpackt man dann mit schönen Fremdwörtern (Intervention der Zeiger), in der Hoffnung, dass der Kunde nicht nachfragt...
    4. Warum hält man sich nicht an die Absprachen und rudert beim versprochenen kostenlosen Service für eine Uhr meiner Wahl zurück und reduziert auf einen periodischen Service?
    5. Warum schafft man es nicht die Uhr bis zum angegeben Zeitpunkt fertig zu stellen? Ich habe ca. 6 Wochen vorher Bescheid gegeben, das ich ungefähr zum Termin in München bin.
    6. Warum lässt sich die Dame in München, mit der ich kommuniziert habe, durch ihre Angestellten mit fadenscheinigen Ausrede entschuldigen und hat nach dem Chaos nicht mal fünf Minuten Zeit? Ein Freund von mir war mit und der hat nachher nur mit dem Kopf geschüttelt, was das für ein Laden wäre.
    7. Warum schafft man es nicht, obwohl ich schon Anfang Dezember Bescheid über meinen Erwerb gegeben habe, die zweite Uhr ordnungsgemäß zu bearbeiten?
    8. Warum bekommt auch diese Uhr wieder ein neues Zifferblatt, obwohl man so nichts sehen konnte? War zwar in dem Fall nicht mein Geld, sondern von dem verkaufenden Händler. Daher war es mir egal.
    9. Warum bekomme ich, als die Uhr dann endlich fertig war, eine Rechnung über 450.- für die erste Nachbesserung eines 2215 Euro teuren Service? War auch wieder leider nur ein Versehen...
    10. Warum ist die Uhr dann so miserabel verpackt? Die Uhr war nur in einer Servicebox direkt auf dem Boden des Karton mit ein paar Luftkissen verpackt und hat somit jeden Schlag bzw. Wurf des Kartons mitbekommen. Daher würde ich noch nicht mal einen Transportschaden ausschließen...
    11. Warum wurde die Uhr gegen meinen Willen aufbereitet?


    Daher kann ich ganz klar sagen: Es liegt nicht nur an den Uhrmachern.


    Man hat mir jetzt in Aussicht gestellt, das ich die gesamten Kosten des ersten Service zurück bekomme. Bin mal gespannt, wie es im Ende ausgeht...

  • Renė,
    das die Richemontgruppe München keine guten Uhrmacher hat, das denke ich nicht, aber wie manch einer von denen seine Arbeit macht, da liegt schon mal das erste Problem.

    Veto, Bernd.
    Der Uhrmacher ist das letzte Glied in der Kette. Was nun, wenn ihm nicht die nötige Zeit gegeben wird? Wenn er eine strenge Vorgabe hat, eine Uhr in einem Zeitfenster XY zu servicieren? Ich bin da absolut bei @Tux.


    Bernd, das ist doch gar nicht gewollt etwas zu ändern. Umsatzmaximierung!!! .... heißt die Lösung.

    Nicht Umsatzmaximierung, sondern Kostenreduktion und dadurch Steigerung der Profitabilität.


    Eine Kostenreduktion ist nicht zwangsläufig schlecht. Wohl aber, wenn die Qualität darunter leidet, was hier ja ganz offensichtlich der Fall ist.


    Und dazu gibt es zig Beispiele aus den unterschiedlichsten Branchen. Wer am Markt keine höheren Preise durchsetzen kann oder will, der spart auf der anderen Seite. Siehe Kerns Breitling 2.0, um mal in der Branche zu bleiben.


    Oder in der Autoindustrie. Habt ihr Euch mal die Verarbeitungsqualität des neuen VW T-Roc im Innenraum angesehen? Hartplastik wohin das Auge schaut, egal in welcher Ausstattungsvariante. Lift für die Motorhaube? Fehlanzeige. Da kommt wieder die gute alte Stützstange zum Einsatz. Das Auto kostet in einer etwas gehobenen Ausstattung übrigens locker 35.000 Euro, und wenn man Vollausstattung bevorzugt, dann kratzt man der 50.000 Euro- Grenze.


    Oder Apples aktuelles macbook? Eine ganz billige Tastatur, Einsparung der meisten Schnittstellen wie CARD Reader, HDMI, USB 3.0 und Thunderbolt- vom cleveren magnetischen Ladeanschluss mal ganz abgesehen. Der Verkaufspreis blieb jedoch.


    Über Personaloutsourcing in Länder wie Rumänien, Bulgarien, Slowenien und Polen will ich gar nicht erst anfangen.


    Der Punkt ist nur: diese Entwicklung habe ich im Bereich von Luxusprodukten nicht erwartet.
    Habe ich wohl falsch gedacht.


    Sorry für OT.

    • Offizieller Beitrag

    Ob die Uhrmacher ein Zeitfenster haben oder nicht, das kann ich nicht sagen. Da hält sich die Richemontgruppe mit Infos bedeckt. Vorstellen kann ich es mir aber schon das es so sein könnte.


    Sei wie es sei, wir können das nicht klären. Das ist eine Angelegenheit um die sich die Richemontgruppe kümmern muss, denn auch bei anderen Herstellern gibt es Probleme.

  • Letztlich ist es so, wie bei vielen anderen Produkten.
    Im Sales , wird sich ein Bein ausgerissen, Champagner geschlürft und einem vom Pferd erzählt. :prust::prust:
    Die Probleme kommen erst im Aftersalesbereich und da trennt sich halt die Spreu vom Weizen.
    Da ist bei vielen Branchenriesen so, egal ob nun Uhren, Autos usw. usw.
    Erst wenn man Kunde ist, lernt man die "dreckige Küche" kennen.

    Chefetagenphilosophie: Ist es gut gelaufen, war ich es. Ist noch alles unklar, sind wir es.
    War alles Scheiße, waren es die Anderen!
    lg
    Bodega /Jens :wink:
    Back to the Routes... Thüringen

  • @ Alex
    Hast du deine Pam denn schon bestellt bzw. gekauft?


    Ich weiß nicht, ob man das so verallgemeinern kann. Aber vier Uhren in Folge und das über einige Jahre ist schon hart. Dann kommen noch solche Sachen dazu, das man zufällig auf einer Party jemanden mit einer PAM kennenlernt und der hat das gleiche Theater mit dem Service. Dann gibt es bzw. gab es hier einige Member im Forum die ähnlich Probleme, wie ich gehabt haben. Die haben auf ältere ETA Panerais umgestellt oder alle Uhren verkauft. Das stimmt mich langsam doch nachdenklich...

  • After Sales Shit :opa:


    Der frühere "Service" ist:
    a) nicht mehr im Kaufpreis berücksichtigt
    b) nicht Teil des Boni Packages der Sales Abteilung
    c) wird nicht nach QMS Standards gemessen


    ....denn sonst würde es so etwas nicht geben.

  • Na, was erwartest Du? Soll ich mal vorgreifen?


    „Es tut uns ausgesprochen leid.“
    „Wir möchten betonen, dass es sich um einen bedauerlichen Einzelfall handelt.“
    „Für Jaeger-LeCoultre stehen Qualität, Kundenzufriedenheit und Service an oberster Stelle.“
    „Wir entschuldigen uns in aller Form und übernehmen selbstverständlich sämtliche Kosten.“


    Alles andere als Phrasendrescherei würde mich nach dem bisherigen Verlauf wundern.

  • An JLC statt würde ich den Patienten mit der Familie für ein WE in ein gutes Hotel all inclusive einschl. Werksführung/Museumsbesichtigung in das JLC HQ einladen.
    Das wäre "Entschädigung" genug und schafft wieder Bindung zur Marke.

  • Na, was erwartest Du? Soll ich mal vorgreifen?


    „Es tut uns ausgesprochen leid.“
    „Wir möchten betonen, dass es sich einen bedauerlichen Einzelfall handelt.“
    „Für Jaeger-LeCoultre stehen Qualität, Kundenzufriedenheit und Service an oberster Stelle.“

    Eben. Laber Rhabarber.

    Na, was erwartest Du? Soll ich mal vorgreifen?
    ...


    „Wir entschuldigen uns in aller Form und übernehmen selbstverständlich sämtliche Kosten.“

    Sollte selbstverständlich sein. Würde ich aber nach dem bisherigen Verlauf nicht mehr drauf wetten. Irgendwann kommt der Stempel "schwieriger Kunde", mit dem dann firmenintern alles entschuldigt ist.
    ;)

  • Ich arbeite im Vertrieb eines Herstellers technischer Produkte für Maschinen- und Anlagenbetreiber. Das gleiche hätte bei uns auch passieren können und passiert täglich wenn man nicht darauf achtet es zu unterbinden. Die Abteilungen im Hause haben für unsere Kunden leider nur sehr wenig übrig, selbst bei der internen Kommunikation im Hause werden Reklamation meistenteils als Einzelfälle dargestellt und kann mal passieren.. und was sollen wir machen, ist zzt. das Beste was wir haben... Sind ja nur fünf Stück (Von 50 gelieferten)...


    Es liegt in meinen Augen daran, dass es den Leuten zu gut geht. Fragt sich da denn niemand ob er mit einer solchen Leistung selbst zufrieden wäre? Bei uns im Hause hat man teils eine sehr "interessante" Einstellung bzgl. dessen was Kunden erwarten dürfen und womit sie glücklich zu sein haben. (...Kaufst ja auch alle zwei Jahre ein neues Handy...)


    Die Firma hat ein langandauerndes Wachstum aufzuweisen, was ja ansich recht positiv ist, aber die Strukturen und die Denkweise sind teils immer noch wie bei den Pimpelhubers...


    Die meisten Kunden bekommen das garnicht mit, da sie sich nicht großartig drum kümmern, aber wenn sich die Fehler häufen fangen sie an zu kontrollieren und dann kommen noch viel mehr Fehler zu Tage. Die notwendigen technischen Änderungen sind grösstenteils im Hause bekannt und werden nicht umgesetzt, lieber werden karierte Maiglöckchen für noch speziellere Anwendungen entwickelt (Die basieren teils auf den fehlerbehaftetet Vorprodukten). Das hat uns auch schon den einen odere anderen Kunden gekostet, aber gehste in die nächste Firma rein, die haben auch Bedarf an unseren Produkten....


    Diese Umstände sind auch bekannt, aber man schafft keine Abhilfe dafür. In meinen Augen hat das noch nichtmal finanzielle Hintergründe (man zahlt definitiv drauf, eine Qualitätsverbesserung wäre günstiger) sondern ist eine Mischung aus Ignoranz und Unfähigkeit. Zumal die Umsätze weiter steigen und dies ja zeigt, dass alles gut läuft....


    Die 9001er Zertifizierung soll ja genau das unterbinden, aber sie wird nur gemacht, damit die Urkunde ein weiteres Jahr im Eingangsbereich hängen darf.


    Ich kann den Vorgang und den Unmut hier sehr gut nachvollziehen. Ich wünsche dem Besitzer der Uhr, dass alles nach seinem Gusto geregelt wird, auch wenn es enervierend ist. Und insbesonderen wünsche ich ihm, dass er den Spass an dem Zeiteisen nicht verliert. Alternativ, dass er einen guten Preis bekommt.