Die Ankündigung von Longines im März letzten Jahres verhieß viel Gutes: man wolle den im Haus eh schon bekannten drei Buchstaben eine weiteres Leben, ein noch genaueres Leben einhauchen. Das Ganze im bekannten Gewande der Conquest, aber doch gekonnt etwas abgewandelt und die ersten Bilder, ja, die waren super.
Zeigten sie doch eine sehr gefällige, sportlich-elegante Uhr, die von sich durchaus in Anspruch nehmen wollte, eine smarte watch geben zu können, ohne eine smartwatchzu sein. Und das mit einem Werk, dessen angestrebte Genauigkeit (+/-5 Sekunden/Jahr) schon als eine gewisse Kampfansage an den bisherigen Platzhirschen – Grand Seiko Quarz mit dem 9F-Kaliber – gedeutet werden kann.
So blutig wie im Krieg ging und geht es Gott sei Dank nicht zu, zumal die Firmen untereinander sich ja in der großen Uhrenweltfamilie kennen und auch gerne zusammen ausstellen, feiern und zeigen, was man kann.
Der Titel deutet es an: die Krone verstellt, logisch, die Zeitanzeiger, aber dies eben anders als bisher gewohnt/gekannt: man kann durch langsames Drehen die Zeiger minutengenau einstellen, durch schnelles Drehen die Stunden verfliegen lassen. Dass dabei der Sekundenzeiger direkt auf Null springt ist praktisch und erspart Warterei bzw. Abpasserei.
Die Batterie soll um die vier Jahre halten und man kann sie – sollte tatsächlich dafür einmal Bedarf vorhanden sein - problemlos in den Schlafmodus versetzen: einfach Krone ziehen und nach einer Minute stehen alle Zeiger brav auf der „12“. Innerlich läuft sie weiter und ein push zurück in Stellung 1 lässt sie die Zeit anzeigen, die nach der beendeten Schlafphase aktuell ist. Sie entspricht der beim Hersteller im Fertigungswerk ursprünglich eingestellten Basiszeit zuzüglich der bis dahin dann verstrichenen Zeit (d.h.: das Gehirn der smarten Uhr arbeitet weiter).
Danach ein kleines Feintuning via Abgleich mit der Funkuhr von ein paar Sekunden, denn schließlich ist es ja eine Uhr für die ganz Genauen, und da wollen wir mit den Sekunden nicht allzu großzügig umgehen (sondern eher fuchsig sein ).
Bei einem extremen Magnetfeld gibt sie statt einer falschen Zeit lieber gar keine an und die Zeigerparkposition wird von allen eingenommen. Sobald der Magnetsturm vorbei ist, nimmt jeder Zeiger wieder seine Stellung ein.
Die Uhr selbst ist sehr gelungen: massiv und wertig, aber nicht bullig. Die eher kurzen, nach unten gebogenen Hörner (erinnern sehr an die gelungene Art einer ORIS Aquis Date) ermöglichen Menschen wie mir, die als Kind anscheinend zu wenig Spinat gegessen haben und jetzt dadurch bestraft werden, eine eingeschränkte Uhrenauswahl zu haben, das Tragen einer Uhr mit 41mm Durchmesser. Das Band ist von sehr guter Qualität in Verbindung mit einer Doppelfaltschließe ohne Fehl und Tadel, alles bündig und sich leicht verjüngend von 20mm auf 18mm. Durch das Vorhandensein von ganzen und halben Gliedern ist eine gute Anpassung gewährleistet.
Der Sekundenzeiger (mit roter Spitze) trifft alle Indexe und der Minutenzeiger bewegt sich alle zehn Sekunden minimal nach vorne.
Mein Modell ist als die mit dem schwarzen Zifferblatt geführt. Für mich kein echtes schwarz, sondern ein sehr sehr dunkles anthrazit mit einem dezenten Ringmuster, das man je Lichteinfall stärker oder schwächer wahrnimmt. Dazu eine dunkle Datumsanzeige (kein weisses Loch), passt!
Die Uhr mit 2,5 Gliedern weniger im Band als im Auslieferungszustand bringt nun 148 Gramm auf die Küchenwaage. Genug, um zu wissen: ja, da ist eine Uhr am Handgelenk; gering genug, um nicht als verkapptes Tauchgewicht durchzugehen.
Alles ist mattiert, bis auf den Lünettenring, der poliert eine kontrastierende Wirkung zeigt.
Als erstes Resume kann ich sagen: ein gelungener Uhrenstart in‘s Jahr 2018 mit einer technisch anspruchsvollen Uhr in vorzeigbarem Outfit.