Wasserdichtigkeit einer Uhr?

  • @c137


    Meinem Link kann man das sehr gut entnehmen. Und der von dir gepostete Link des OLG Frankfurt sieht das schon 2009 genauso.


    Dazu brauchst du dir nur den Leitsatz des Urteils und Pkt. 12 durchlesen.


    Aus dem Grund wurde von den Herstellern auch die Angabe der WD - unabhängig von der DIN, denn die meisten Uhren sind ja keine Taucheruhren - von m in bar geändert, weil sie als Hersteller mit der Angabe in bar auf der sicheren Seite sind. Auch das habe ich in meinen Posts schon hinreichend angemerkt und auch das geht aus dem von dir geposteten Urteil hervor. Wer heute noch Angaben in m macht der muss auch zu diesen Angaben stehen - unabhängig von der Belastung die ja tatsächlich deutlich höher sein kann. Auch darauf habe ich schon mehrfach hingewiesen.


    Die DIN sieht die Angabe der WD in bar vor - für Taucheruhren beträgt diese mindestens 20 bar. Man kann als Hersteller natürlich auch WD 200m verwenden, das ist ja nicht verboten, nur kann das dann eben deutlich mehr als 20 bar bedeuten. Daraus ergibt sich zwangsläufig dass die Angabe in m deutlich verbindlicher ist als die Angabe in bar.


    Bei 20bar bzw. 200m wird das nicht schlagend werden, bei 3bar bzw. 30m WD wie du an dem Steitfall und Urteil erkennen kannst sehr wohl.


    Was aus dem Urteil auch deutlich hervorgeht ist die Tatsache, dass eine Uhr die mit 30m WD ausgewiesen wird und vom Hersteller dieser Wassertiefe erfolgreich ausgesetzt wurde, tatsächlich nicht als 30m WD qualifiziert werden darf weil es sich nur um einen statischen Wasserdruck gehandelt hat. Siehe Pkt. 10 und 11.

    Gruß, René



    Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehn, dass er nicht dabei zum Ungeheuer wird. Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein.

    Friedrich Nietzsche

  • So sieht es aus, Ralf. Ich batte auch zwei komplett getrennte Stufen. Aber wenn mein Tauchpartner nicht so schnell das eine Ventil zugedreht hätte, wäre ich wohl schnell aufgetaucht. So konnten wir uns etwas Zeit lassen, mussten aber dafür über Wasser ordentlich Strecke zurück schwimmen.


    Hemmoor fordert ja leider öfter seine Opfer.

  • Alles richtig. Möchte nur was anmerken: Obwohl z.B. in 30m Tiefe eigentlich 4 bar herrschen, handelt es sich dabei um den Absolutdruck. Für die Dichtigkeit ist allerdings der relative Überdruck ausschlaggebend. Dieser beträgt in 30m Wassertiefe 3 bar, denn innerhalb der Uhr herrscht immer noch der Atmosphärendruck von 1 bar - ausser sie wurde im Weltall zusammengebaut ... :G


    D.h. in 30m Tiefe muss die Uhr, besser gesagt deren Dichtsysteme, nur 3 bar Überdruck aushalten ... plus den Druckspitzen die durch Schwimmen, Strömung usw. auftreten. Im Übrigen sollten diese Dichtsysteme bei ernsthaften Uhren so konstruiert sein, dass je höher der Aussendruck diese immer dichter werden. Das hat natürlich da seine Grenzen, wo sich die Bauteile anfangen, zu verformen ... dann ist natürlich Ende.


    Ich weiss, interessiert niemanden - wollte es nur erwähnen.

  • Alles richtig. Möchte nur was anmerken: Obwohl z.B. in 30m Tiefe eigentlich 4 bar herrschen, handelt es sich dabei um den Absolutdruck. Für die Dichtigkeit ist allerdings der relative Überdruck ausschlaggebend. Dieser beträgt in 30m Wassertiefe 3 bar, denn innerhalb der Uhr herrscht immer noch der Atmosphärendruck von 1 bar - ausser sie wurde im Weltall zusammengebaut ... :G


    D.h. in 30m Tiefe muss die Uhr, besser gesagt deren Dichtsysteme, nur 3 bar Überdruck aushalten ... plus den Druckspitzen die durch Schwimmen, Strömung usw. auftreten. Im Übrigen sollten diese Dichtsysteme bei ernsthaften Uhren so konstruiert sein, dass je höher der Aussendruck diese immer dichter werden. Das hat natürlich da seine Grenzen, wo sich die Bauteile anfangen, zu verformen ... dann ist natürlich Ende.


    Ich weiss, interessiert niemanden - wollte es nur erwähnen.

    Danke, ist natürlich richtig, war mein Denkfehler.

    Gruß, René



    Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehn, dass er nicht dabei zum Ungeheuer wird. Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein.

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  • Hallo Gemeinde,


    Die Wasserdichte ist ja ein wiederkehrendes Thema. Und immer wieder dabei das Thema Druckspitzen. Das wird ganz interessant, rational und physikalisch fundiert als Mythos im folgenden Beitrag ˋentschärft´.
    http://forums.watchuseek.com/f…busting-again-610734.html
    Viel Spaß beim Lesen


    Adam

    Alles sehr schön geschrieben, aber "from an engineering point of view" - um mit dem Autor zu reden - sind das die Erkenntnisse der Physikvorlesungen des Grundstudiums. Das theoretische Verhalten von idealen strömenden Flüssigkeiten und Gasen hat aber auch nie jemand in Frage gestellt.


    Was dabei unberücksichtigt erscheint, sind dynamische Vorgänge wie z.B. beim Sprung vom Dreier und der Fakt, dass die Prüfungen nach der Taucheruhrennorm unter genau definierten Laborbedingungen durchgeführt werden. Abgesehen davon ist gerade im militärischen Bereich auch mal mit von außen eingebrachten Druckspitzen zu rechnen.


    Btw, sehr schöne Grafiken, die der Autor da zusammengetragen hat: ;)
    Strömende Flüssigkeiten
    Mythos des Golfballs

  • Hallo Tux,


    das ist interessant. Kannst Du etwas mehr dazu erklären, wie die dynamischen Vorgänge beim Sprung vom Dreier von den ideal strömenden Flüssigkeiten abweichen?
    Aus meinem Grundstudium weiss ich nur, dass man bei 3 m Fallhöhe mit ca. 28 km/h ins Wasser taucht (beim 10er dürften das ca. 50 km/h sein).
    Dabei dürfte die Wasseroberfläche (wg. der Oberflächenspannung) durch die Finger und Hände bereits "gestört" sein. Nach der 'engineering view' dürfte das etwas mehr als 0,5 at Druckspitze bringen. Wobei hier noch das Thema der "Ecken", um die die Druckspitze herum muss, nicht berücksichtigt ist.


    Was meinst Du mit von Aussen eingebrachten Druckspitzen im militärischen Bereich?


    Danke im Voraus für die Aufklärung.


    VG, Adam

  • Ich kann zu eurer theoretischen Diskussion leider nichts beitragen, aber wer vom 10er schon mal ungünstig eingetaucht ist oder wen es beim Wasserski schon mal so richtig aufgebrezelt hat, dem kann man, wenn die Rippen tagelang so richtig schön geprellt sind, gerne was von „nur 0,5 Bar“ und „bereits gestörter Wasseroberfläche“ erzählen. :G


    Den Uhren (Rolex, Omega) hat’s nichts ausgemacht, waren aber auch alle 30atm. ;)

    Gruß, René



    Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehn, dass er nicht dabei zum Ungeheuer wird. Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein.

    Friedrich Nietzsche

  • Hallo Rene,


    ja den Schmerz vom Bauchklatcher kennt wohl jeder. Es tut aber auch nur da weh, wo man mit dem Körper nahezu parallel aufs Wasser knallt. Bauch tut weh, die Körperseite nicht mehr. Da müsste die Uhr direkt mit der Dichtung (im Kronentubus, unter dem Glas, zwischen Gehäuse und Deckel) unmittelbar aufs Wasser knallen, um eine nennenswerte Wirkung zu spüren. Aus meiner Sicht äußerst unwahrscheinlich, da ich keine Dichtung an einer Uhr kenne, die dermaßen exponiert wäre.
    Ich denke, dass wenn Wasser in die Uhr kommt, dann weil eine Dichtung nicht mehr dichtete und nicht wegen irgendwelcher Druckspitzen.


    Ob jemand deshalb oder trotzdem mit seiner 10 TEUR Uhr ob mit 6 oder 30 bar WaDi geht, muss jeder selbst entscheiden. Ein Restrisiko bleibt. Wobe es wäre mal interessant zu wissen, wie oft tatsächlich ein Wasserschaden zu beklagen ist. Ebenso interessant, wie oft beim WaDi Test, eine Undichtigkeit festgestellt wurde.
    Hat hier jemand solche Erfahrungen?


    VG, Adam

  • Hallo Adam!


    Meine Erfahrung beruht auf einem Erlebnis aus den späten 1980ern, als ich im Urlaub einen Tauchkurs absolvierte und dazu zu Beginn über einen Zeitraum von etwa 2 Stunden Übungen im Hotelpool durchgeführt wurden.


    Ich trug damals einen 2 Jahre alten Seiko Quarzer, laut ZB 30m WD. Und weil das draufstand legte ich die Uhr nicht ab, obwohl mich der Tauchlehrer aufmerksam machte dass die Uhr dafür nicht geeignet ist. Ob des 30m Versprechens hustete ich was auf seinen Rat.


    Ergebnis: Nach den Unterwasserübungen mit Uhr am Arm im 1,70m Pool war die Uhr abgesoffen.


    Damals begann ich mich ernsthaft mit dem Tauchen und ernsthaft mit dem Thema Uhr und WD zu beschäftigen.


    Natürlich kann man argumentieren dass die Uhr möglicherweise beschädigt war, doch der Tipp des Tauchlehrers beruhte wohl auch auf praktischen Erfahrungen und er lag damit schlussendlich richtig. Auch die DIN Normen sehen aus meiner Sicht die geforderte Druckresistenz nicht aus Jux und Tollerei vor.


    Bei einem Tauchgang auf den Malediven mussten wir einmal gegen eine Strömung antauchen die so stark war, dass sie die Luftdusche der 2. Stufe eindrückte und uns die Luft aus den Flaschen abließ und gegen die eine Frau gar nicht alleine anschwimmen konnte. Wir mussten sie rechts und links an den Händen nehmen damit sie dagegen antauchen konnte.


    Tux meint was den militärischen/polizeilichen Bereich betrifft eventuell Fallschirmabsprünge ins Wasser bzw. Absprünge aus dem Hubschrauber ins Wasser. Auch da ist der Druck so stark dass du unbedingt richtig eintauchen musst. Ich kann mich an einen Vorfall erinnern als sich ein Kollege beim Eintauchen ins Wasser nach dem Absprung aus dem Hubschrauber die Wirbelsäule brach. Aufgrund einer ungünstig verteilten Druckspitze.


    Ich bestreite die von dir vorgebrachte Theorie gar nicht, dazu habe ich auch zu wenig wissenschaftliches Verständnis, doch du weißt eben beim Wassersport, egal ob Tauchen, Wasserspringen, Wasserskier, etc nie wie du einschlägst/eintauchst, wo die Druckspitze zuerst entsteht und wie sich der Druck in weiterer Folge verteilt.


    Schlussendlich geht es mMn nicht darum ob man eine 10atm WD Uhr nicht doch auch zum Tauchen verwenden kann - und das vielleicht auch erfolgreich getan hat - sondern darum dass man die Gewissheit hat dass aufgrund von entsprechenden Reserven nicht passieren kann bzw tunlichst nichts passieren sollte.

    Gruß, René



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    Friedrich Nietzsche

  • Hier noch ein praktisches Beispiel Adam aus dem Nachbarforum. 100m WD, in 12m abgesoffen.


    Die Auflösung findest du auf Seite 15, Post 299.



    Hier klicken

    Gruß, René



    Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehn, dass er nicht dabei zum Ungeheuer wird. Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein.

    Friedrich Nietzsche

  • Hallo René,


    Ich sehe das genauso wie Du, am Ende ist es ein Risiko, das für alle Uhren (mehr oder weniger) zutrifft und je mehr Reserve, desto niedriger das Risiko.


    Die Story aus Deinem Link ist schon krass. Ich gehe mit meinen Exen (I & II) und allen anderen Weckern über 10 Bar WaDi schwummen, schnorcheln und vom 3er springen. Und ich lasse sie nie abdrücken außer bei einer Revi. Bisher Glück gehabt. Anderseits denke ich mir, die müssen da durch sonst passen sie nicht zu mir .


    LG, Adam

  • Sorry, war ein paar Tage nicht online. Es gibt im Leben auch noch andere Dinge als die Watchlounge. ;)


    @Adam
    Ich versuche mal, auf Deine Frage zu antworten.
    Zuerst eine Anmerkung, um Missverständnissen vorzubeugen. Die Ausführungen unter dem angegebenen Link sind natürlich grundsätzlich korrekt. Dass das Thema Taucheruhren und Druckfestigkeit in der Praxis funktioniert, soll auch nicht in Frage gestellt werden. Wenn man allerdings Betrachtungen aus dem Grundkurs Physik vorträgt, sollte man auch über den Tellerrand schauen.


    Zuerst zu Deiner zweiten Frage:
    Von außen eingebrachte Druckspitzen im militärischen Bereich sind relativ einfach erklärt. Sprengmittel sind ein probates Mittel zur Taucherabwehr. Im einfachsten Fall Handgranaten, die man von einem auf Reede liegenden Schiff in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen in den Bach schmeißt. Vor allem bei unbeweglichen Objekten kommen auch nach verschiedenen Prinzipien als Sprengfalle arbeitende Einrichtungen zum Einsatz. Abgesehen davon, dass der Zustand der Uhr beim Einsatz solcher Mittel wahrscheinlich des Tauchers kleineres Problem sein dürfte, wirken hier von außen eingebrachte Druckspitzen auf das Teil.


    Und da sind wir auch gleich beim generellen Thema Druckspitzen.
    Bei der Prüfung von Taucheruhren bei Wasserüberdruck gemäß DIN 8306 erfolgt der Druckwechsel vom Umgebungsdruck auf Prüfüberdruck innerhalb einer Minute. Im Gegensatz dazu sind Druckspitzen in der Realität häufig dynamische Vorgänge, die ihre Wirkung nicht nur durch den Überdruck, sondern auch durch die Steigung oder den Anstieg der Druckkurve entfalten. Und damit können bereits im Verhältnis zum Umgebungsdruck geringe Überdrücke erhebliche Wirkungen erzielen. Für die Zerstörung von Fensterscheiben reicht z.B. ein Überdruck von ca. 50 mbar bei entsprechender Steilheit des Druckanstiegs. Und würde der in einem von Reiseflughöhe auf Höhe Meeresspiegel sinkenden Flugzeug erfolgende Druckanstieg schlagartig erfolgen, hätte das nicht nur geplatzte Trommelfelle, sondern mit ziemlicher Sicherheit auch die Zerstörung des Flugzeugs zur Folge. Das hat jetzt zwar nichts mit dem Tauchen zu tun, ist aber mMn. recht anschaulich, um das Prinzip zu verdeutlichen.
    Das bedeutet, dass auch durch Aktionen wie z.B. Schwimmen, Sprünge ins Wasser oder den heftigen Abflug beim Wasserski Druckspitzen entstehen können, die bei Taucheruhren zwar nicht den Prüfdruck übersteigen dürften, aber durch den Druckanstieg in kurzer Zeit durchaus Wirkung haben können. Wäre dem nicht so, könnte man mit jeder bis 30m - oder heute korrekterweise 3bar - wasserdichten Uhr schwimmen gehen.
    Dass man selbst durch Bewegung durchs Wasser bei Unterwasseraktivitäten wie Tauchgängen kritische Druckspitzen erzeugt, ist natürlich wirklich sehr unwahrscheinlich.