"Wie beginnen wir zu begehren, Clarice? Suchen wir uns Dinge zum Begehren aus? Strengen Sie sich mit allen Kräften an, jetzt eine Antwort darauf zu finden.“
„Nein. Wir können…"
„Nein! Wir beginnen das zu begehren, was wir jeden Tag sehen!“
Bevor sich jetzt einige fragen, was Überschrift und Filmzitat miteinander zu tun haben oder ob ich etwas eingeworfen habe, muss ich wohl ein bissel den Erklärbär spielen: Eigentlich sollte ich aktuell überhaupt keine Uhr vorstellen. Eigentlich wollte ich auch keine schwarze Uhr kaufen. Eigentlich wollte ich nie so einen Composit-Dreck. Und eigentlich ist das total egal, weil die Colt Skyracer jetzt an meinem Arm ist.
Doch wie kam es dazu. Die Uhr wurde vor ein paar Monaten vorgestellt. Ich war nicht übermäßig begeistert, aber auch nicht enttäuscht. Als Breitling-Fan habe ich die Ankündigung hingenommen, gelesen und keines Blickes mehr gewürdigt. Für mich wurden in Basel interessantere Modelle vorgestellt - oder doch nicht...?
Anfang Mai ging ich dann während eines Stadtbummels bei meinem Konzi vorbei und sah die Avenger Hurricane im Schaufenster. „Die musste du dir einfach mal ansehen!“, dachte ich mir und ging spontan in den Laden. Dass ich diese Uhr niemals kaufen würde stand nicht nur aufgrund der unfassbaren Größe, sondern auch aufgrund des Preises von Anfang an fest. Allerdings betrachtete ich sehr fasziniert das „neue“ Material. Entgegen der Produktfotos wirkte es live wesentlich hochwertiger. Außerdem war das Gewicht sensationell gering. Mit dem Entschluss in Zukunft keine Breitling aus Breitlight grundsätzlich auszuschließen verließ ich den Laden wieder. Die Skyracer war zu dem Zeitpunkt vollkommen aus meinem Bewusstsein gelöscht.
Vor rund 1 1/2 Monaten stellte dann ein gewisses Mitglied dieses Forums die Uhr vor. Viele tolle Fotos und vor allem die Kombination mit verschiedenen Natos fand ich ganz cool. Mehr aber auch nicht. In meinem Kopf klebten immernoch andere Uhren und außerdem war der Kauf einer anderen Breitling schon geplant.
Doch dann ging mit diabolischer Beharrlichkeit das Lecter’sche Martyrium los: Jeden Tag, aber auch wirklich jeden Tag (teilweise mehrmals) wurden Fotos der Uhr gepostet. Und jedes Mal bin ich beim durchblättern der Beiträge an ihnen hängen geblieben. Irgendwann dachte ich mir dann: „Wenn dein Konzi sie hat, befummelst du sie mal ausgiebig.“ Was ein Glück musste der lange Zeit auf die Uhr warten, sonst hätte sich der Schlund der Verderbnis wohl noch viel früher geöffnet. So hieß es vor rund 4 Wochen noch: „Wann wir die Basel-Neuheiten bekommen können wir Ihnen nicht sagen, wir wissen es ja selbst nicht. Manchmal töpfeln die ganz spontan ein.“
Ganz spontan, geplant war ich diesen Woche in der Stadt unterwegs und da lief ich doch ganz ungeplant, gezielt am Schaufenster vorbei, in der stillen Hoffnung, die Basel-Neuheiten würden noch ein wenig auf sich warten lassen. Und siehe da: keine neue Chronospace, keine neue Superocean 44 Special, keine Superocean Heritage, ergo keine neuen Uhr. Ähh…. Moment!… Halt!… Stopp!… Verdammt!… Die Colt war ja da. Ich dachte in dem Moment: „Ansehen kann ich sie mir ja“, aber mit schwante Übles. Also rein in den Laden. Was mir sofort beim Anlegen der Uhr auffiel, war das unfassbar geringe Gewicht. Die Hurricane war schon leicht, aber verflucht nochmal die Colt wiegt ja nichts. NIX! GAR NIX! Schon beim Quatschen mit der Verkäuferin hätte ich beinahe vergessen, dass ich die Uhr noch am Arm hatte. Selbst bei einer lockeren Einstellung am Band wackelt da nichts. Die Uhr sitzt wie angegossen. Was mich nach Seikos, Steinharts und einigen Microbrands dann mal wieder richtig geflasht hat, war die Lünette. Das Teil rastet so unfassbar gut, da gibt's kein Spiel. Klar, die Lünette der Seiko ist in dem Segment top verarbeitet. Ja, die Steinhart ist auch ok. Aber bei all den Uhren hat man einfach ein leichtes Spiel beim Drehen. Ist bei Seiko ganz nett, so bekommt man die Lünette halbwegs in eine Linie mit dem schiefen Rehaut.
Nach ausgiebigem Anschauen vereinbarte ich dann mit der netten Damen, mir die Uhr bis zum nächsten Tag zu reservieren. Ich wollte noch eine Nacht drüber schlafen. Dann verließ ich das Geschäft. Es wurde eine extrem lange Nacht, mit einem noch viel tieferen Schlaf…NICHT! Sage und schreibe 34 Minuten später stand ich wieder vor der Verkäuferin (im Geiste Kai am verfluchen)…
So nun aber Butter bei die Fische! Die technischen Daten stehen zwar schon in der anderen Vorstellung, aber doppelt gemoppelt hält länger also:
Name: Beitling Colt Skyracer
Referenz: X74320
Werk: Kaliber B74, thermokompensiertes Quarzwerk (Superquarz) mit einer Batterie die angeblich 8 Jahre hält
Gehäusematerial: Breitlight
Lünette: Breitlight, einseitig drehbar
Wasserdichtigkeit: 100m
Glas: Saphir, beidseitig entspiegelt
Krone: verschraubt, mit Kautschuk überzogen
Durchmesser: 45mm
Höhe: 13,15mm
Gewicht (ohne Band): 34,20g
Armband: Kautschuk, 21/20
Foddos!!!!!
Bei der Box hat sich Breitling diesmal dazu entschlossen, ein Camoufage-Muster aufzudrucken. Sieht ganz nett aus, vor allem, weil das Papier ein wenig Struktur aufweist. Auch das Etui, das normalerweise aus schwarzem (seit neuerem auch braunem) Leder besteht, wurde umgestaltet und ist diesmal aus einem grauen Canvas gefertigt:
Die Makros der Gehäuseteile, der Krone, des Ziffernblatts und der Schließe zeigen zum einen die Detailverliebtheit und beanstandungsfreie Ausführung, gleichzeitig allerdings auch die Grenzen des Materials (siehe Breitling-Logo):
Zum Abschluss noch ein paar gemischte Aufnahmen sowie der obligatorische Wristshot:
Wer’s bis hierhin geschafft hat: Danke fürs Anschauen!
Und an Kai: „Kauf dir bitte in der nächsten Zeit keine Breitling mehr!!!“