Dichtheit bei sportmodellen

  • Mir ist schonmal eine 116610 nach dem Service beim Duschen abgesoffen. (Laut Konzi Dichtung verrutscht und nicht aufgefallen.) Alles zu meiner Zufriedenheit wieder geregelt. Ich habe mir aber dazu Gedanken gemacht (Und zwei Prüfgeräte angeschafft):


    Offengestanden muss differenziert werden zwischen Wasserdichtigkeit und Druckbeständigkeit.


    1. Die Dichtungssysteme an Uhren sind so konstruiert, dass sie durch den Wasserdruck weiter gepresst werden und sich selbst abdichten.
    2. Beim Kraulen z.B. ist die Belastung höher als in 50m Tiefe, da hier die Dichtung Druckschwankungen abdichten muss und in der Tiefe ist es eine gleichmässige Kraft, die die Dichtungen belastet. Also könnte eine Uhr die beim Gerätetauchen noch dicht gewesen ist bei den abendlichen Poolbahnen absaufen. (Insbesondere wenn man von der Liege aus einen Köpper ins Wasser macht)
    3. Ob eine Uhr 300m oder 600m Wasserdicht ist gibt eher die mechanische Zerstörungsgrenze an, als die Wasserdichtigkeit. Es herrschen 60 Bar Druckdifferenz zwischen dem Inneren und dem Äusseren, bzw. ca. 60Kg/Cm².
    4. Richtig dicht ist keine Uhr, es kommt auch auf das Medium an. (Daher auch das Heliumventil)
    5. Saunieren (Uhr dehnt sich aus) und ins kalte Wasser springen und anschliessend wieder in die Sauna ist eine recht grosse Strapaze für eine Uhr.


    Bei den Kronen ist mittels Unterdruck keine vernünftige Messung mit meinem ELMA Leak Controller möglich. Mit dem Begral RF (Eintachen) kann man testen wenn die Lünette entfernt wird. Bei den 6-Stelligen traue ich mich aber nicht.


    Falls mal Feuchtigkeit drin ist muss die Uhr schnellstmöglich geöffnet werden damit sie raus kann.


    Wer sich ernsthaft mit wasserdichten und Taucheruhren beschäftigen möchte der sollte sich mal mit Seiko auseinandersetzen.

  • Es werden sicher weniger als 5% der wasserdichten Uhren einen Wasserschaden bekommen. Größenordnungsmäßig vielleicht eine von zehntausend. Trotzdem, wenn man der eine ist dessen Uhr absäuft, muss man halt die Eier in der Hose haben und es mit Fassung tragen.


    Kein technisches Sytem bietet 100% Sicherheit! Selbst da wo es um Menschenleben geht, kann nur eine Sicherheit <100% erreicht werden.


    Um mal das Space Shuttle anzuführen:


    135 Starts, 2 Katastrophale Komplettausfälle mit Verlust der Besatzung - > 98,5% Zuverlässigkeit

  • Und das bei einem System das viel viel komplexer ist als eine Uhr.


    Ansonsten...5%?? Na ja, ich spiele ja auch ab und zu mal Lotto :lol:

    Unter den Blinden ist der Einäugige Pirat!


    Da sprach der alte Häuptling der Indianer:
    Wild ist der Westen, schwer ist der Beruf


    Grüsse Jan aka " Der Niveaulounger "


  • Schöner Beitrag von Andreas! :gut:


    Der Druck der auf die Uhr unter Wasser lastet bewirkt dabei nicht nur ein "Zusammenpressen" und damit "Abdichten" der Uhr, sondern auch eine geringfügige Verformung.


    Diese Verformung muss von der Uhr je nach ausgewiesener WD so kompensiert werden, dass sich die Dichtungen nur innerhalb jenes Toleranzbereiches verschieben können dass trotzdem kein Wasser eindringen kann.


    Da die Bealstung auf 100m 10kg/cm2, auf 300m aber schon 30kg/cm2 und auf 4000m 400kg/cm2 ausmacht, werden Gehäuse, Deckel und das Glas entsprechend dem Druck den die Uhr aushalten muss angepasst.



    Erst wenn also geklärt ist ob eine GMT oder EXII die gleichen Stärken an Gehäuse, Deckel und Glas wie eine Submariner aufweisen kann man Rückschlüsse darauf ziehen ob diese Modelle gleich viel Druck aushalten.


    Schwimmen kann man bedenkenlos mit jeder Rolex Oyster.

    Gruß, René



    Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehn, dass er nicht dabei zum Ungeheuer wird. Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein.

    Friedrich Nietzsche

  • Nur solange kein Montagefehler oder mechanischer Defekt an der Dichtung vorliegt.


    Vor ca. 1,5 Jahren hatten wir hier mal einen Thread von einem jungen Lounger, dem ist eine nagelneue Breitling beim Duschen abgesoffen. Breitling bzw. Der Konzi haben das kulant gelöst. Dennoch zeigt sich hier die Fehlbarkeit von teuren Uhren.


    Ich habe mich mal in einem Stahlkessel der DLRG auf 50 m Tiefe pressen lassen. Getragen habe ich eine Uhr des Felgenherstellers BBS mit 3 bar Wasserdichtigkeit. Hat die Uhr ausgehalten.
    Trotzdem hätte mir eine Deepsea Challenge auch absaufen können.

  • Wie sieht es nun mit einem sprung vom 3er, 5er oder 10er brett aus?
    Potentielle gefahr oder zu vernachlässigen?

    Wenn du vom 10er ungünstig ;) eintauchst merkst du schnell wie hart Wasser werden kann und kannst dir dann leicht vorstellen was für eine Druckspitze auf die Uhr wirkt.


    Und wie Andreas schon schrieb: Druckspitzen sind für die Uhr gefährlicher als statischer Druck.

    Gruß, René



    Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehn, dass er nicht dabei zum Ungeheuer wird. Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein.

    Friedrich Nietzsche

    • Offizieller Beitrag

    Wie sieht es nun mit einem sprung vom 3er, 5er oder 10er brett aus?
    Potentielle gefahr oder zu vernachlässigen?


    Das kann man nicht generell mit Ja oder Nein beantworten, denn es gibt Uhren, die so einen Sprung durchaus problemlos aushalten können, und andere Uhren eben nicht.
    Auch kommt es dann darauf an wie die Uhr aufs Wasser schlägt, b.z.w. ins Wasser eintaucht.

  • Wie sieht es nun mit einem sprung vom 3er, 5er oder 10er brett aus?
    Potentielle gefahr oder zu vernachlässigen?

    Entgegen der erstbesten Einschätzung völlig zu vernachlässigen. Bei jedem blitzartigen eintauchen in Wasser umgibt das Objekt zunächst... Luftblasen.


    Erst danach baut sich der Wasserdruck auf.

  • Ist denn hier niemand, der in einem Labor mit passender Ausrüstung arbeitet und für sämtliche hier gestellten Fragen die entsprechenden Meßreihen aufnehmen und - natürlich gerichtsfest - dokumentieren kann? C.S.I oder so? ;)

    Uli hat sich als Uhrmachermeister und einer von wenigen in Deutschland gerichtlich bestellten Sachverständigen dazu geäußert. ;)

  • Hier ein Link zur Rolex Seite, da sieht man auch den Test Druckbehälter der Deapsea...:


    https://www.rolex.com/watches/…g/tested-to-extremes.html


    Ich habe seit fast 30 Jahren immer wasserdichte Uhren an (100m), meine Rolex war 7 Jahre mit in der Sauna, danach kalt abduschen, Meer mit Schnorcheln, Schlägen ausgesetzt usw.


    Weder in die Rolex noch in eine andere Uhr ist jemals was rein gelaufen,,,ohne Service. Ich würde mal sagen, dass ich extremes Glück hatte. Die Hersteller garantieren, dass zum Zeitpunkt der WDPrüfung die Uhr dicht war... und somit, dass die Uhr die versprochene Eigenschaft einmal bewiesen hat. Mehr aber auch nicht, die Hintertür bleibt immer offen.


    Für mich ist die WD ein Hinweis für die Belastbarkeit einer Uhr (für mich!!!). Ich denke mir, dass 100 m das Minimum ist, was ich von einer mechan. Uhr erwarte. 300 m sind besser, 600 noch besser und 3900 zu klobig ;):G ...


    Grüße Der annere Ralf

  • Man sollte bei der Diskussion hier zwei Dinge nicht durcheinanderbringen.


    1. Die Auslegungsparameter, auf deren Basis ein technisches Gerät - und damit auch eine Taucheruhr - entwickelt wird und die gültigen Standards sowohl für Material, bestimmte technische Details und entsprechende Prüfungen als auch die Herstellervorgaben für den Betrieb
    2. Wie verhält sich das Teil in der Praxis (oder wie könnte es sich vielleicht verhalten). ;)


    Abgesehen davon gehe ich davon aus, dass kaum jemand hier seine Uhr an der Grenze ihrer Auslegungsparameter verwendet. Und damit dürfte die Diskussion hier großenteils müßig sein. Eine Seadweller dürfte z.B. für den regelmäßigen Einsatz beim Sättigungstauchen bis zum Designdruck vorgesehen sein. Unter Einhaltung der Herstellervorgaben und Wartungsintervalle.


    Ich denke, niemand würde auf die Idee kommen, sich einen Neuwagen zu kaufen und dann zu sagen: Schei.. auf die Herstellervorgaben! Intervalle für Ölwechsel, für Zahnriemenwechsel,..., who cares? Und wenn die Kiste im Winter bei -20 Grad draußen steht und ich nur zwei Minuten bis zur Autobahn brauche, dann muß der kalte Motor ab Minute 3 alles geben.
    Und die Reifen sind zwar nur für 190 km/h zugelassen. Aber bestimmt sind sie auch gut für 280.


    Und kein Hersteller würde nur zum Spass die technischen Anforderungen deutlich überschreiten, ohne das im Marketing auch kundzutun. Auch Rolex nicht. Das macht betriebswirtschaftlich wenig Sinn.


    Und was die WD angeht, beginnt die Norm für Taucheruhren bei 100m. Der wesentliche Unterschied zu "normalen" Uhren mit gleicher Druckfestigkeit dürfte der höhere Prüfaufwand sein, der natürlich von vornherein die Fehlerquote senkt.

  • Wo wären Hersteller wie Rolex, wenn sie beim Verkauf ihrer Taucheruhren darauf hinweisen würden, dass Duschen und Sonnenbaden die Wasserdichtigkeit herabsetzen? Wenn sie den Mythos der ultimativen Taucheruhr so zerschlagen würden, hätten sie massive Umsatzrückgänge zu beklagen. Nein, Rolex sagt, alles was die Hand aushält, hält auch die Rolex aus.


    Da ist es doch viel sinnvoller, die wenigen Uhren die absaufen sehr kulant, notfalls auch nach ablauf der Garantie kostenlos wieder instandzusetzen und das Image einer robusten Taucheruhr aufrecht zu erhalten.