Tissot fristet hier im Forum ja eher ein Mauerblümchen-Dasein.
Macht nichts - hier kommt ein spontanter Neuzugang, der PRC 200 Tour de France 2016 Chrono.
Durch reinen Zufall fiel mir dieses Modell beim Stöbern auf und beindruckte sowohl auf den Fotos als auch bei der realen Begutachtung.
Reviews findet man im Netz recht wenig, die meisten Artikel zitieren den Pressetext und selbst die Bilder werden zweit- und drittverwendet.
Daher hier mal etwas aus eigener Produktion.
Die PRC Modellreihe gibt es ja nun schon länger in den unterschiedlichsten Ausführungen. Anlässlich der 2016er Tour de France brachte TIssot einige Sondermodelle heraus, die allesamt in Richtung Racing Optik gehen, für meinen Geschmack mit eher mittelprächtigem Verlockungsfaktor. Die PRC200 hier ist aber m.E. eine rühmliche Ausnahme.
Das allererste was auffällt, ist die hervorragende Ablsesbarkeit und ein Blatt ohne angeschnittenen Ziffernfirlefanz, was sehr zu begrüßen ist.
Ich kann mir nicht helfen, aber aus welchem Grund auch immer assoziiere ich die Uhr mit dem Seiko Giugiaro Alien Design - ohne den blöden, angeflanschten Kasten
Vielleicht ist es nur die gelbe Farbe, aber auch die Chrono Funktion geht in die Richtung, denn oben rechts gibt´s einen 1/10s Stopper und eine lässige "Vorwärts-Flug-Rückstell Funktion inkl. Add und Split Time Funktion (darf man Flyback dazu sagen? Steht so im Eta Katalog, aber k.A. ob das die reine Lehre ist. Jedenfalls macht es Spaß).
Egal ob eingebildet oder nicht, das Teil zeigt einen durchaus ausgeprägten "Eat this!" Charakter, welcher naürlich auch durch das gestreifte Natoband kommt.
In Kombination mit der 20 Bar Spec taug(cht)t sie daher gut als Badewannenbegleiter.
Die verschraubte Krone und die Drücker sind sehr gut verarbeitet, ebenso wie das übrige Gehäuse. Da gibt es für mich absolut nichts zu meckern.
Ein wenig schade ist, daß Tissot dieses Modell nicht mit einem Automatikwerk ausstattet, im Angebot ist lediglich ein Quartzantrieb.
In den Werbetexten steht jetzt schön, daß es sich um ein hochpräzises Schweizer ETA Werk handelt - aber seien wir mal ehrlich, das G10 ist ein nicht zerlegbares Quartzwerk der unteren Kategorie, also mit Bergwertung ist da nichts. Wenn mal etwas zu reparieren sein sollte, kann man daher davon ausgehen, daß der Motor rausfliegt und komplett ersetzt wird.
Wie wahrscheinlich das ist, steht auf einem anderen Blatt. Zudem müssen wir ja auch mal das Preissegment im Auge behalten. Von der Performance an sich gibt es aber daran nichts zu kritisieren.
Den Einblick auf das Blatt ermöglicht ein flaches Glas aus Saphir, welches keinerlei Färbung aufweist, wie sie manchmal durch Antireflexschichten erzeugt werden. Tissot schweigt sich aus, ob das Glas offiziell entspiegelt ist oder nicht. Tatsache ist, daß es aus kaum einem Winkel Geisterbilder gibt und die Uhr sich unter allen Bedingungen hervorragend ablesen läßt.
Die Datumsanzeige ist nett auf 4 Uhr verschoben worden, so daß es kein Hauen und Stechen mit der 3 gibt, was so oft zu nervösen Designs, Überdeckung und schlechter Ablesbarkeit führt. Ansonsten sind die Totis genau da zu finden, wo sie hingehören ohne jedwedes Gezanke mit den übrigen Funktionen und Indizes.
Ein Tachymeter ist am äußeren Rand eingearbeitet. Was mir dort besonders gefällt ist der Winkel unter dem das Tachy erscheint. Denn die typische Handhaltung beim Stoppen von Zeit oder Weglängen ist ja oftmals der leicht nach vorne gestreckte Arm. Bei schrägem Lichteinfall leuchten die Zahlen vor allem der rechten Hälfte sehr schön hell auf und lassen sich gut erkennen, während sie bei normaler Benutzung nicht unnötig prominent wirken.
Die Luminova auf den Stundenindizes und Zeigern würde ich zwar nicht als Paradebeispiel für ein Feuerwerk der Farben bezeichnen, aber sie erfült absolut ihren Zweck. Vor allem ist es äußerst praktisch, daß Tissot die Stunden- und Minutenzeiger in der Mitte mit etwas Leuchtmasse aufgewertet hat. Dies verbessert die Ablesbarkeit eines metallischen Zeigers vor einem schwarzen Blatt ungemeint (ich sage nur Omega Seamaster)
Die ersten Eindrücke hinsichtlich des Tragecomforts sind positiv. Bei 42mm Durchmesser und moderater 12mm Gehäusehöhe wirkt das Stück einerseits prominent genug, ich würde sogar sagen, sie täuscht vor eine Nummer größer zu sein. Andererseits hat man nie den Eindruck, eine Tellermine am Arm zu bewegen.
Das Natoband kommt in vernünftiger Qualität daher und ist daher ebenfalls kein Spaßverderber. Sicher gibt es noch hochwertigeres Material, aber grundsätzlich passt das Vor allem harmoniert es sehr gut mit der Uhr wie ich finde, jedenfalls eine ganze Ecke eindrucksvoller als das normale Lederband.
Der Gehäuseboden ist verschraubt und mit dem Tour Logo verziert. Ob man das jetzt haben muss oder nicht, bleibt dem Nutzer überlassen. Sieht ganz nett aus, man hätte es auch weglassen können, sei´s drum. Der Limited Edition Tour de France Flair soll ja schließlich auch irgendwo am Sondermodel zu finden sein. Hauptsache keine nervigen Image-Logos auf dem Zifferblatt.
Fazit : Was will man mehr - außer vielleicht einem mechanischen Antrieb ? Außerdem freut sich der Kontostand, denn für mich unverständlich scheint das Modell nicht gerade zu gehen wie geschnitten Brot, so daß man hier und da noch deutlich unter dem Listenpreis zum Zuge kommt. Big Bang for the Buck.