Liebe IWC-Freunde,
wie an anderer Stelle schon angekündigt, habe ich nach längerer Abstinenz einen Rückfall zu vermelden ...
Letztes Jahr stand nach längerer Planung, aber am Ende doch ziemlich überraschend, das Thema "Immobilie" auf der Agenda - und ich wurde schmerzlich an alte Versprechungen erinnert, dass ich in diesem Ernstfall die durchaus lästigen Nebenkosten zu Lasten meiner Uhrenansammlung übernehmen würde. Auch wenn es schwer fällt, als guter Gatte steht man natürlich zu seinem Wort - zumal ich mir durch dieses Versprechen über Jahre fast freie Hand beim Uhrenkauf verschafft hatte. Dass der Tag der Abrechnung dann irgendwann kommen würde, hatte ich relativ erfolgreich verdrängt...
Nun macht Uhren zu kaufen deutlich mehr Spaß als Uhren zu verkaufen, vor allem wenn man über die Jahre schon viele Dinge zusammen gesammelt hat, die einem ziemlich ans Herz gewachsen sind. Da fällt die Auswahl schwer, aber: Wat mutt, dat mutt .
Was hat überlebt? Nicht trennen konnte ich mich z.B. von meinen drei Aquatimer-Dreizeigern aus der 2004er Generation, die ich hier ja mal umfassender vorgestellt hatte:
10 Jahre IWC Aquatimer Class of 2004 – Ein Vergleich
Das sind einfach immer "meine" Aquatimer gewesen, da war eine Trennung nicht drin. Wobei es die Chronos alle erwischt hat, ebenso wie alle Vorgänger und Nachfolger ...
Nun erfreuen sich (indirekt) inzwischen Makler, Notare und Vater Staat an vielen guten Stücken, auch das wärmt das Herz, man hilft ja gerne, wo die Not groß ist. Um da nicht allzu viel negative Energie aufzubauen, habe ich mir dann eine Uhrenabstinenz auferlegt - was angesichts der Kassenlage auch nicht ganz so schwer fiel... Nur was macht man dann mit seiner Zeit? Mehr arbeiten (findet die Bank gut), Baumärkte besuchen und den Garten beackern (findet die Frau gut), bei eBay nur noch Lego-Auktionen verfolgen (finden die Kinder gut). Aber irgendwann muss man auch mal wieder an sich selbst denken - und so reifte der Plan: Wenn sich die Wogen etwas geglättet haben, alle Handwerker und Dienstleister brav bezahlt sind, dann kann der Papa sich doch zur Belohnung zum Jahresende eine Uhr kaufen - nur um das Gefühl nicht zu vergessen...
Nur welche? Es bringt ja nichts, irgendwas wieder zurückzuholen, was man nicht allzu lange vorher (zu günstig) vertickt hat - das verursacht mehr Ärger als Freude. Gleichzeitig durfte es nichts sein, was übermäßig auffällt, denn die bessere Hälfte glaubte diese Uhrensache überwunden und da sollte ein möglicher Rückfall nicht gerade ins Auge springen.
Wie so oft, half dann etwas der Zufall: Obwohl ich ein bekennender Aquatimer-Freund bin, hatte die neue Generation bisher nie den Weg zu mir gefunden - obwohl diese Uhren schon zum SIHH 2014 vorgestellt wurden. Das lag nicht daran, dass sie mir nicht gefallen haben, im Gegenteil. Das Design finde ich ziemlich gelungen und eine konsequente Weiterentwicklung der bisherigen Linie - Innenlünette, dann Außenlünette, dann Innenlünette, dann Außenlünette und nun einfach mal beides zugleich . Was mich aber tatsächlich abgeschreckt hatte, war der Preis: IWC hatte 2014 noch in alter Tradition beim Modellwechsel die Preise um gut 1000 Euro erhöht - eine liebgewonnene Gewohnheit, die erst mit den neuen Fliegern dieses Jahr beendet wurde. Für das klassische Dreizeiger-Modell wurde entsprechend am Stahlband 6.250 Euro aufgerufen - auch mit den üblichen Rabatten eine Menge Holz.
Aber: Wie die Erfahrung zeigt, irgendwann kriegt man jede IWC für den richtigen Preis - manchmal braucht es nur etwas Geduld. Nachdem eine passende Gelegenheit (eigentlich die erste überhaupt seit der Vorstellung) noch zu früh kam, konnte ich dann im zweiten Anlauf zuschlagen. Die Uhr war zwar schon ordentlich getragen, dafür kam sie aber mit beiden Bändern und zu einem sehr ordentlichen Kurs - und manchmal ist es ja sogar ein Vorteil, wenn die ersten Tragespuren schon dran sind, dann trägt man die Uhr selbst entspannter.
Nach all den Jahren merkt man schon beim Auspacken, ob eine Uhr passt oder ob es ein Fehlgriff war - hier war mir klar: passt! Die sieht schon ziemlich gut aus und lässt sich auch gut fotografieren, hier finden sich ein paar Profi-Beispiele von ablogtowatch.com:
(c) http://www.ablogtowatch.com/iw…matic-watches-2014-hands/
Wie schon beim Vorgänger-Modell 3568 gefällt mir die IWC 3290 am Kautschukband am besten - das Stahlband hat zwar weiterhin eine Top-Qualität, aber die Kautschukbänder sind in den letzten beiden Generationen deutlich besser geworden und tragen sich jetzt wirklich gut. Dazu kommt ein wiederum verändertes Schnellwechsel-System - nach dem Cartier-System bei den 3567/68/69 ist es diesmal eine Eigenentwicklung mit einem festen Bandsteg. Theoretisch könnte man jetzt also auch ein Nato-Band (oder sogar ein Clip-Band) verwenden.
Das Werk ist weiterhin ein ETA 2892A2, im Vergleich zum Vorgänger-Kaliber gab es kleinere Veränderungen (z.B. beim Minutenrohr), deshalb auch eine andere Kaliber-Nummer (Kal. 30120). Die Gangwerte sind gewohnt gut und die Höhe hält sich so trotz der Lünettenspielerei mit knapp 14mm auch noch in Grenzen. Wobei die Aquatimer nun nur noch 30 bar schaffen (statt 200 bar bei der 3568).
Das Highlight der Uhr ist aber sicherlich der neue Lünetten-Mechanismus, bei dem die innenliegende Lünette durch das Drehen des äußeren Drehreifs eingestellt wird. Anders als bei der Eterna Kontiki Sport bleibt dabei das Glas an seiner Position und wird nicht mit bewegt. Die Lünette rastet sauber und man ertappt sich da häufig beim gedankenverlorenen Herumdrehen - also auch für nicht so spannende Meetings gut geeignet
Fazit: Coole Uhr und durchaus würdig für diesen Rückfall - aber nun (endlich) ein paar Bilder:
Fehlt nur noch das richtige Licht für die Fotos ...
Gruß,
Christian