~ ~ ~ fifty shades of blue ~ ~ ~

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    Schön, wer es bis hierher geschafft hat, ohne sein Mausrad oder seinen berührungsempflindlichen Bildschirm zu verschleißen.
    Ich nutze die Uhrenvorstellung kurz und schmerzlos auch für eine Vorstellung meiner Person: Jan, 37, Informatiker, Hannover.


    Meine mechanischen Uhren bisher:


    Laco Altenburg (2013, schwarzes PVD, Miyota, mein erster Flieger-Versuch, verkauft)
    Steinhart Ocean One (2013-2015, verkauft)
    Stowa Flieger Datum (2014, noch im Besitz, wird sie auch immer bleiben)
    H2O Kalmar 2 (2015, noch im Besitz)


    Wie bin ich zur Pelagos gekommen?


    Kein lang andauernder Weg zur Pelagos, aber einer mit einem sehr wechselhaften Werdegang von Dezember 2015 bis Juni 2016:
    H2O Kalmar 1 SS (schnell verkauft)
    H2O Hydra (sofort verkauft)
    Ball Engineer II Genesis (zu verkaufen)


    Also innerhalb weniger Monate drei Uhren gekauft, die mir alle nicht gefielen, da blind bestellt, was leider bei den Modellen auch nicht anders zu realisieren war. Keine darf/durfte bleiben, schwache Ausbeute. Und es kam die Erkenntnis, dass der Liveeindruck einer Uhr einfach durch nichts zu ersetzen ist. Währenddessen ging die Suche weiter, obwohl noch nicht alle verkauft waren. Einerseits habe ich die großen Internetforen abgegrast und viele Bilder angeschaut, die aber auch weiterhin nicht den Liveeindruck ersetzen konnten. Ich liebäugelte z.B. mit Grand Seiko und hätte fast eine Reise nach Japan geplant (aber Kumpel als Reisebegleitung hat abgesagt). Und zwischenzeitlich hatte sich meine Abneigung gegen glänzende Uhren gefestigt. Frank (hier als Frank/2 unterwegs) hat eine Sub 114060 als große Liebe entdeckt und seine Überzeugung nicht verheimlicht. Aber Uhren müssen für mich auch immer ein Datum haben (Funktion vor Design), daher ist die Auswahl bei Rolex klein und die Dinger glänzen einfach wie ein Weihnachtsbaum. Die Sub geht ja noch. Also leider keine Rolex für mich. Die Wertstabilität hätte trotz des hohen Preises dafür gesprochen. Was hat mich noch beeinflusst - mal mehr, mal weniger: ein Besuch bei VDB, live am Handgelenk hatte ich ein paar Nomos, eine Seiko Turtle, eine Helson, Omega SMP 300 (nicht die Master), Crepas, ein paar Sinn. Fast hätte ich eine Halios bestellt. Oder eine H2O Marlin. Nach Bell & Ross hab ich auch geschaut. Eine gebrauchte Damasko steht immer noch auf meiner Wunschliste. Eine Oris Sixty-Five hatte auch mein Interesse geweckt. Ihr merkt es, die Auswahl ist einfach riesig. Man möchte am liebsten jede Woche eine neue Uhr im Bereich um tausend Euro kaufen. Nur mein Budget würde dem Takt nicht lange standhalten. Und dann stünde auch immer die Frage im Raum, warum man nicht anstatt einiger Flipperuhren eine richtige Uhr gekauft hätte. Eine "richtige" Uhr. Was ist das eigentlich? Was muss eine richtige Uhr haben? Ist es die Marke? Ist es das Uhrwerk? Ist es schlicht der Preis? Nach all den vielen Einflüssen hätte mich meine weitere Suche vermutlich in Richtung Tag Heuer Aquaracer gebracht. Wenn ich vorher nicht woanders abgebogen wäre. Eine Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Eine Nomos mit dem selbstentwickelten Assortiment würde mich auch reizen. Aber die Modelle sind mir zu schick und zu klein. Club würde mir noch gefallen, aber die hat noch nicht das Swing-System. Das war in etwa meine letzte Richtung bis ich durch Zufall am Schaufenster eines bekannten Uhrengeschäft vorbeiging und dort eine Tudor Pelagos in Blau zu sehen war. Hatte ich vorher noch nicht live gesehen. Mir fiel sofort auf, dass diese Uhr durch ihre Mattheit Präsenz zeigt. Sowas kann ansonsten nur eine Sinn oder Damasko. Aber hier ist ein Manufakturwerk mit 70 Stunden Gangreserve drin und der Uhrenfan weiß, Rolex hat die Hände im Spiel. Und sie ist Blau. Und sie hat ein Datum. Ich kannte das Modell auch früher schon, weiß gar nicht, warum ich die Uhr trotzdem nicht auf dem Schirm hatte. Vermutlich, weil Produktfotos fast immer eher abschrecken als anlocken. (Hersteller, lest Ihr mit?) Nicht unbedingt nur durch meine Erfahrung mit Blindbestellungen hervorgerufen. Und das kerbempfindliche Titan hat mich nie angesprochen. Aber das Titan Grade 5 der o.g. H2O Hydra hatte eine fantastische Haptik. Und Titan kann man später aufarbeiten lassen, wenn die Nutzungsspuren zu sehr ausarten. Also sprach nichts mehr gegen Titan.


    Wie sie ausschaut,


    darüber verliere ich keine Worte. Lediglich eine Anmerkung möchte ich loswerden: Man sieht auf den Fotos nur mit viel Mühe einen Unterschied zwischen dem Blau des Zifferblatts inkl. Rehaut und dem Blau der Lünette. Und das bei zwei unterschiedlichen Materialien. Ich würdige diese Leistung und das ist einer der Punkte, der eine "richtige" Uhr von einer normalen unterscheidet.


    Wie fühlt sie sich an?


    Toll. Sie sitzt super. Jetzt wo Sommer ist, zuppel ich schon gelegentlich am Armband, um sie etwas zurechtzurücken. Das Titanband ist ein wenig scharfkantig, aber da das Band auf der Haut sehr griffig ist und somit wenig rutscht, stört das nicht. Mein Armgelenkumfang beträgt lediglich 16,5 cm, aber die Pelagos wirkt trotzdem nicht zu groß. Ich mag auch die Höhe, wenngleich beim Anziehen eines Hemds man ein wenig zu kämpfen hat gegen die außen geriffelte Lünette. Über den praktischen Nutzen der Feinverstellung muss man nichts sagen, über jeden Zweifel erhaben. Das matte Gehäuse und auch die matte Lünetten hinterlassen keine Fingerabdrücke. Man muss schon ein wenig mehr auffahren, um Spuren zu hinterlassen. Man erwischt sich dabei, dass man sich nicht dabei erwischt, die Uhr ständig mit Hemd oder Pulli von Fettflecken zu befreien. Das Glas dagegen zieht gelegentlich Staub bzw. Flusen an.


    Anzumerken ist auch, dass die Pelagos sehr leise ist. Auf resonanzverstärkenden Tischplatten ist nichts zu hören. Erst wenn man das Ohr im stillen Raum direkt an die Uhr hält, hört man die Unruh. Der Rotor ist auch sehr leise, ebenfalls nur am Ohr zu hören. Die Lünette ist schwergängig und rastet pro Umdrehung 60 Mal sehr satt ein. Genau so muss das sein, alles andere hört sich daneben nach Babyrassel an.


    Das Einstellen der Uhr ist schwergängig, man muss etwas kraftvoller an der Krone drehen, um den Minutenzeiger zu drehen. Dieser ist lang übersetzt, d.h. wenig Bewegung an der Krone bewegt den Zeiger sehr weit. Das Festziehen der Krone nach dem Einstellen ist fummelig, da die Krone nicht sofort ins Gewinde greift. Und die Krone steht im festgezogenen Zustand etwas ab vom Gehäuse. Gestern hatte ich das Problem, dass ich die Uhr nicht einstellen konnte, da mit dem aufzubringenden Kraftaufwand, also gegen den bekannten Widerstand, sich der Minutenzeiger nicht bewegen ließ. Hakte irgendwie fest. Abends dann schnell zu Wempe und wie es so ist, nimmt er die Uhr und stellt sie mir ein. War auf jeden Fall keine Einbildung, werde es beobachten.


    Was macht das Werk?


    Der Datumswechsel erfolgt etwa um 0:04 Uhr. Die Pelagos ist COSC-zertifiziert. Also ist meine Erwartungshaltung hoch und bisher wurde ich nicht enttäuscht, auch wenn die Ermittlung der Gangreserve eine andere Erkenntnis brachte und ich glaube, dass hier noch nicht der letzte Tick ertönte.


    Aktuell läuft die Uhr bei meinen Tragegewohnheiten bei konstant -1 Sekunde / Tag. Wobei sie am ersten Tag stärker ins Minus laufen kann. Hier also schnell aufziehen lassen durch viel Bewegung oder mit ein paar Umdrehungen an der Krone nachhelfen.


    Letzte Woche habe ich die Gangreserve getestet und auch die sich dabei ergebende Abweichung:
    Stunde 0: -6,5 s
    Stunde 24: -4,5 s
    Stunde 48: -1,0 s
    Stunde 72: +0,5 s


    Kurz nach der letzten Messung blieb sie dann stehen, sprich Gangreserve liegt aktuell bei 72 Stunden. Das Minus von 1 Sekunde / Tag wird beim Leerlaufen mit leichtem Plus ausgeglichen. Ich bin begeistert soweit.


    Die allgemeinen Daten:


    Referenz: 25600TB (B: bleu/blau)
    Aufzug: Automatik
    Durchmesser: 42 mm
    Wasserdicht: 50 ATM / 500 Meter, Heliumentlüftungsventil
    Material Lünette: Keramik
    Glas: Saphirglas, vermutlich innen entspiegelt
    Material Gehäuse und Boden: Titan
    Material Armband: Titan
    Material Schließe: Titan, inkl. integrierter Taucherverlängerung
    Schließe: Faltschließe
    Gewicht: 140 g mit auf meinen Arm gekürztes Titanband


    Die Daten zum Werk:


    Tudor MT5612
    28.800 Halbschwingungen/Stunde (4 Hz)
    70 Stunden Gangreserve
    26 Lagersteine
    COSC-zertifiziert
    Amagnetische Siliziumfeder
    31,8 mm Durchmesser
    6,5 mm Höhe
    Große Unruh mit variabler Trägheit
    Feinregulierung durch Schraube
    Uneingeschränkte Schnellkorrektur des Datums (allerdings nur vorwärts)


    Freue mich über eure Kommentare, sei es positiv oder auch kritisch.

  • Schöne, ausführliche Vorstellung. Macht mir, mal wieder, Bock auf die Uhr :gut:

    Unter den Blinden ist der Einäugige Pirat!


    Da sprach der alte Häuptling der Indianer:
    Wild ist der Westen, schwer ist der Beruf


    Grüsse Jan aka " Der Niveaulounger "


  • Danke für die ausführliche Vorstellung, :blume: mit der Uhr machst du nichts falsch. Ich hatte lange eine Omega in Titan, die viel mitmachen musste und trotzdem keine Kerben davontrug. Also keine Sorge diesbezüglich.


    Viel Freude damit.

    Gruß, René



    Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehn, dass er nicht dabei zum Ungeheuer wird. Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein.

    Friedrich Nietzsche

  • Schöne, ausführliche Vorstellung. Macht mir, mal wieder, Bock auf die Uhr :gut:

    Danke für die ausführliche Vorstellung, :blume: mit der Uhr machst du nichts falsch. Ich hatte lange eine Omega in Titan, die viel mitmachen musste und trotzdem keine Kerben davontrug. Also keine Sorge diesbezüglich.


    Viel Freude damit.

    Gratuliere Dir zu dieser hammermässigen Pelagos :blume:

    Vielen Dank. :)
    So schnelle Rückmeldungen. Ich war noch gar nicht fertig mit dem Formatieren und Korrigieren. :lupe:


    Hier noch ein Link zum Durchklicken der Fotos in durchgehend hoher Auflösung:
    https://www.flickr.com/photos/…/albums/72157671316133076

  • :lupe: Uiuiui, da ist jemand bereits schwer infiziert mit dem Uhrenvirus.


    Bilderanzahl und Schreibstil lassen nichts Gutes erahnen.


    Es wird noch schlimmer kommen. :opa:


    ;)




    Tolle Vorstellung und willkommen beim Selbsthilfeforum für LeidensgenossInnen.


    :wink: Bernhard

    Wie... Uhrenvirus?! Was ist falsch daran, sich zur Mondphase in seine Glashütte zurückzuziehen, seine Vulcain-Lampe zu illuminoren, ein Radio mir direkt neben den Sessel zu stellen, ein gutes Bucherer zu lesen und einfach etwas zu rolexen? Andere gehen halt mit den Söhnen von Lange Oystern ernten, mit dem jungen Hans als Explorer auf die Royal Oak oder mit Paul Newman zum Daytona Beach...

  • ... seit gestern ist sie auch bei mir.
    Eine Wucht! Wegen der tollen Integration in den End Link durfte sie bei mir direkt ans Kautschuk. Für mich ist sie DER Kontrast zur Sub Keramik, da sie durch die satinierten Flächen und die Mattheit eine einmalige Ausstrahlung hat und so anders wirkt als die Diver, die einem sonst in den Sinn kommen.


    Zudem das Rundumpaket: Titangehäuse und -band, 70 Stunden Gangreserve, (matte!) Keramiklünette, eine übertrieben hochwertige Schließe mit Feinverstellung, Grobverstellung UND Federmechanismus... und die feinen Details reichen weiter: Der erste Klick der Lünette ist schwergängiger als die anderen, sodass es sich bspw. im Alltag nicht unabsichtlich verstellen kann.
    Im Vergleich zur Sub hat sie einen recht lauten Rotor; ich würde sagen ähnlich einem "normalen" ETA bei Tudor oder Damasko. Bei der Rolex hört man halt gar nichts, wenn man die Uhr leicht kreisen lässt und in Nähe des Ohrs hält, bei der Pelagos schon.


    Wer eine SeaDweller toll findet, jedoch die Ähnlichkeit zur Sub zu groß ist, der findet in der Pelagos eine in vielerlei Hinsicht sehr eigenständige und überzeugende Variante :jump:

  • Trage sie auch sehr gerne, spitzen Sommer Uhr.


    Das Kautschuk finde ich allerdings Käse. Die Endlinks sehen doof aus und das Band ist zu flach.
    Die Pelagos harmoniert wegen der tief aussen sitzenden Bohrungen auch nicht mit vielen Bändern.
    Aber was gut aussieht und vom Stil her passt, das ist ein Isofrane.