Liebe Foristi,
was länge währt, wird endlich gut, drum kommt nach einigen Wristshots nun auch meine Vorstellung.
Der Titel lässt es bereits erahnen: Es gab ein Leben vor der Krone. Wie das klappen konnte, ist mir zwar analog zu Loriots Mopsweisheit nicht bekannt, aber dennoch habt Ihr einen Einblick in die dunkle Vergangenheit verdient.
Alles begann - zu Beginn des Studiums noch - mit einer ersten Automatikuhr. Natürlich sollte sie schick sein, und ein Glasboden war maximales Schauspiel für mich als Einsteiger. Also informiert, gleich ETA als "Mindestmaß an Qualität" für eine erste Uhr identifiziert und zugeschlagen.
Eine Mido Baroncelli - sie macht auch heute noch eine gute Figur am schwarzen Kroko, sofern wirklich Abendgarderobe angesagt ist.
Wie es in unserer schönen kleinen Welt so ist, merkt man schnell: Eine Uhr reicht nicht. Man braucht mehr. Das war dann für mich auch der Zeitpunkt, mich in den einschlägigen Foren rumzutreiben und tiefergehend zu informieren. Eine Marke erfährt, sicherlich auch wegen des P/L-Verhältnisses, viel Aufmerksamkeit und hat eine große Fangemeinde. Um Steinhart geht's natürlich - und so trieb mich die Suche nach einem Pendant zur Dresswatch zu einem Flieger in 44mm. Bis heute hat diese Uhr die meiste Wristtime bei mir bekommen, was aber auch dem Umstand geschuldet ist, dass diese Uhr seit 5 Jahren bei mir ist.
Die Vielseitigkeit ist klasse, da gibt's nichts zu diskutieren.
Sicherlich kennen viele hier die folgende Entwicklung. Nach ein paar weiteren Einstiegsuhren, zu denen sich zügig Mido-Vintage-Modelle, BWC-Chronographen und eine Sumo zugesellten, wuchs die Sehnsucht nach einer Uhr einer "ordentlichen" Marke, sprich bekannter, angesehener und natürlich teurer.
Hier noch einige flinke Wristies der Interimslösungen:
Seiko Sumo in blau
Damasko D36 in schwarz - die Beschichtung hält, was sie verspricht und ist nicht im Entferntesten ein Vergleich zu PVD
Als erstes rannte mir dann eine Sinn 157 Ty vor die Flinte, die ich direkt aus dem Privatbesitz von Helmut Sinn kaufte und direkt revisionieren lassen musste. Das Lemania-Werk mit der Stoppminute aus der Mitte hatte es mir angetan, dazu der maximal toolige Charakter.
So sehr mich das Werk und die Historie der Uhr begeisterten, so schnell musste ich mir eingestehen, dass die assymetrische Anordnung der Totalisatoren gar nicht in mein Weltbild passt - also verkauft.
Von einem Bekannten, der vor allem Heuer-Uhren sammelt und in meiner Stammbar täglich zu Gast ist, wurde ich dann mehr und mehr von Heuer angefixt - und natürlich ausschließlich von den "Guten". Wie viel Zeit ich auf die Suche nach Autavia, Carrera, Montreal und Co. aufwandte, kann ich heute kaum noch abschätzen. Zu dieser Zeit vor rund 5 Jahren waren die Preise noch annehmbar, aber gerade kurz vor der Explosion. Ich, noch im Studium und finanziell sehr mittelmäßig ausgestattet, bewegte mich bei diesen Summen aber schon am Limit. Dennoch war ich gar nicht schüchtern, wenn es darum ging, wirklich alles in die Leidenschaft zu stecken.
Kaum Historie, aber trotzdem einer meiner persönlichen Lieblinge: Der French Chrono.
Die Symmetrie! Ich liebe sie! Dazu die Farbgebung...
... und noch eine bunte, herrliche Variante der Autavia. Mehr geht nicht aus meiner Sicht.
Keine der Heuer ist mehr in meinem Besitz. Ich habe sie einfach nicht getragen. Die Sorge war immer groß, eine Macke reinzuhauen und keine Ersatzteile mehr zu bekommen. Diese Sorge kam aus leidlicher Erfahrung: Für das Plexi der Carrera habe ich eine Unsumme hingelegt, nach über einem Jahr Suche Mein Bekannter hatte gleiches Problem mit seiner Calculator. Irgendwann zahlt man einfach jeden Preis für 10€-Parts, sofern man das Ersatzteil überhaupt bekommt, und das trübt die Freude etwas. Die GMT hätte ich übrigens besser behalten - die könnte man heute 1:1 gegen eine neue Hulk tauschen
Es ging weiter: Ich wollte eine Uhr für jeden Tag mit Manufakturkaliber, eigenständigem Design und akzeptabler Robustheit. Die Nomos Ahoi debütierte in diesem Jahr. Ich sah die Werbung und wusste, die muss es sein. Nomos bietet tolle Führungen an, bei denen man durch die komplette Produktion darf. Ein Volltreffer, dachte ich, meldete mich an, und war zudem fester Kaufabsicht an diesem Tag.
Bevor die Führung losging, durfte die Kollektion beschnuppert werden. Zielsicher legte ich die Ahoi an und stellte nach einem Sekundenbruchteil fest, dass es wohl die größte Uhr mit 40mm Durchmesser auf diesem Planeten sein muss. Die Hörner sind wahnsinnig lang, das ging gar nicht an meinem Handgelenk. Sei's drum - so haben wenigstens Paneristi eine Nomos, die ihnen passt. Für mich, schon total eingeschossen auf roten Sekundenzeiger und hellblauen Minuten-/Stundenzeiger, endete die Nomos-Geschichte vorerst an dieser Stelle.
Nun nähern wir uns dem Ziel. Wir schreiben das Jahr 2016, ich werde mich demnächst von meinem Not-30-yet-Dasein verabschieden und bin auf dem Weg zum akademischen Titel. Aufgrund letzterem habe ich sowieso kaum Zeit, Geld auszugeben, und darf bei der Auswahl des nächsten Zeitmessers etwas weiter oben ins Regal greifen
Es sollte eine Uhr werden, die alles kann, was ein Uhrenherz begehrt. Passend zu allem und zu jedem Anlass & null Abstriche bei Qualität. Das alles zu einem vernünftigen Preis. Im Grunde gibt es das gewünschte Rundumsorglospaket nur bei Rolex - denn wo sonst bekomme ich so ein robustes Manufakturwerk in so einem toll verarbeiteten Gehäuse? Und Band und Schließe - geht da überhaupt noch mehr bei den neueren Modellen? Ich wollte ohnehin eine Uhr mit aktuellem Technik- und Verarbeitungsstand, wodurch zahlreiche Modelle vor allem wegen klapprigen Bändern aus dem Raster fielen.
Kurz: Die Entscheidung fiel zugunsten einer Submariner in der Stahlausführung. Ob mit oder ohne Datum, war mir zunächst egal, da es für beides für und wider gibt. Pro 114060 ist die Symmetrie, pro 116610 eben die Praktikabilität des Datums. Der Zufall entschied, dass es eine 116610 werden sollte, und hier ist sie, direkt nach Abholung in Stuttgart:
Sie macht sich super im Alltag und wird auch im beruflichen Außeneinsatz mehr oder weniger artgerecht gehalten.
Seit rund 3 Monaten ist sie bei mir. Anfängliche Sorgen, die die Plakativität einer Rolex betreffen - man liest ja immer wieder, dass aufs Handgelenk gestarrt wird -, kann ich nicht bestätigen. Wer's erkennt, macht entweder ein Kompliment oder zettelt einen Uhrentalk an. Von all meinen Uhren hat sie auf jeden Fall den besten Tragekomfort und zudem die perfekte Größe. Sie passt zum Anzug, zum Poloshirt oder zum Sport. Ich habe sie übrigens in der ganzen Zeit einmal gestellt, ganz am Anfang. Sie liegt nach 12 Wochen 3 Sekunden im Minus Keine andere Uhr kommt mehr ans Handgelenk.
Ich bin dermaßen begeistert von der Uhr, das hätte ich von der "0815-Rolex" nicht erwartet Die nächste wird nicht lange auf sich warten lassen... Als Kontrast wird es ein helles Zifferblatt. Ob Yachtmaster 16622 oder Explorer II (2)16570 wird wieder die Angebotslage entscheiden, mit dieser Taktik bin ich schließlich auch bei der ersten Krone gut gefahren
In diesem Sinne schließe ich meinen ausführlichen Beitrag, danke Euch für die wertvollen Tipps bei der Kaufberatung und habe noch einen schneidigen Spruch für Euch:
Wer einmal eine Krone am Arm, der wird mit nichts mehr anderem warm